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Himmelstürmer


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6 Antworten in diesem Thema

#1 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 21 Oktober 2002 - 07:30

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In seinem Debütroman beschreibt John Barnes die Zukunft einer Menschheit, die in drei Lager gespalten ist: Die Konföderation, bestehend aus den menschlichen Stationen auf den äußeren Planeten unseres Sonnensystems bzw. deren Monden, die sich jüngst ihre Unabhängigkeit erstritten haben; den Orbitalrepubliken, künstlichen Plattformen im Erdorbit und den Bewohnern der Erde, die auf ein präindustrielles Niveau zurückgefallen sind. Die Hauptfigur ist Saul Pareto, der nach den Befreiungskriegen an einer Universität der Konföderation unterrichtet und als Agent rekrutiert wird, als ein weiterer Krieg mit den Orbitalrepubliken bevorsteht. Er soll auf der Erde dafür sorgen, daß; gegen die Republiken revoltiert wird, um deren Kampfkraft zu schwächen. Auf der Erde angekommen, macht er schnell Fortschritte, denn die verächtlich als "Dirtsider" bezeichneten Erbewohner werden von den "Skyboys" der Orbitalrepubliken bevormundet und ausgebeutet, weshalb sie auf diese ohnehin nicht gut zu sprechen sind. Allerdings macht Saul bald die Erfahrung, daß es schwer ist, Leute zu einem Krieg aufzustacheln, wenn man erst Freunde unter ihnen gefunden hat ...

John Barnes Debütroman erschien 1986, was angesichts der komplexen politischen Strukturen, die der Autor entwirft, ein wenig frustrierend für den Leser der deutschen Erstausgabe ist: Diese Ausgangslage von Barnes Modellen wurden inzwischen von der jüngsten Geschichte revidiert, womit die präsentierten Entwicklungen ebenso überholt sind wie das Vorwort von Isaac Asimov, der als Schirmherr von Barnes fungierte. In jedem Fall anerkennenswert ist die detaillierte Ausarbeitung der Konzepte und Abläufe, die allerdings dem Leser Einiges an Konzentration abverlangen. Nachdem man sich durch die interessante, aber doch recht nüchterne Statistik der ersten Seiten gekämpft hat, bekommt man eine durchaus spannende Resistance-Geschichte geboten, in der auch das Menschliche und Allzumenschliche angemessen Beachtung findet. Das Ganze mündet zum Finale hin erneut in politikwissenschaftliche Betrachtungen, deren Ausmaße den Verdacht nahelegen, daß Barnes zeigen wollte, was er während seines Studiums gelernt hat. Als Ausklang einer durch Kämpfe dominierten Handlungs ist dies zumindest gewöhnungsbedürftig, bis man sich daran erinnert, daß es die Realität nur allzu wahr widerspiegelt: Wenn die Waffen schweigen, sprechen die Politiker.

Wie bereits erwähnt, verlangt der Roman stellenweise ein erhebliches politisches Interesse und viel Geduld. Wer beides aufbringt, wird mit einem soliden SF-Roman belohnt, dem es trotz überholter Ausgangssituation nicht an Aktualität mangelt, was heutige Probleme angeht.

Jahr: 2001 / Verlag: Bastei Luebbe / Preis: € 7,90 / ISBN: 3-404-24304-8
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#2 Dave

Dave

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Geschrieben 21 Oktober 2002 - 17:22

Ich hatte diesen Roman drei oder vier Mal in den Händen, konnte mich aber nicht durchringen, ihn mir zuzulegen. Ich war mir unschlüssig, weil ich drei Romane von dem Autor habe, die mir sehr gut gefallen. Menschen und soziale Begebenheiten scheinen ihn immer sehr wichtig zu sein. Besonders gefiel mir DIE MUTTER ALLER STÜRME.(Halt, da war noch ein Roman mehr, hätte ich fast verdrängt. EINE MILLION OFFENER TORE, für mich völlig ungenießbar)Nachdem ich nun Deine Ansicht gelesen habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass dieser Roman einfach nichts für mich ist.John Barnes hat auch als Co-Autor fungiert, mir ist nur entfallen wo.

#3 Holger

Holger

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Geschrieben 21 Oktober 2002 - 19:28

Ich kenne von Barnes ORBITALE RESONANZ und DAS KALEIDOSKOPISCHE JAHRTAUSEND. Zwei wirklich gewaltige und knackige SF-Romane feinster Machart. Seine letzten Veröffentlichungen mit Buzz Aldrin ("der zweite ...") BEGEGNUNG MIT TIBER gefiel mir auch recht gut. Nachdem man sich durch 120 Seiten Raketentechnik und Shuttle-Versionen durchgekämpft hat. Das Buch ließ aber die radikalen Züge der oben genannten Titel vermissen, weshalb ich die Fortsetzung DIE RÜCKKEHR dann auch im Laden ließ ...Himmelsstürmer hatte auch ich mehrere Male in der Hand. Ich kann mich nur Dave anschließen und bin froh über Martins Rezension. Ich finde nämlich nichts frustrierender als SF von gestern zu lesen: Perspektiven oder Spekulationen, die längst überholt sind. Für Barnes-Fans mag das Buch aber trotzdem ein Schmakerl sein.Wie findet ihr übrigens das Cover? Ist doch ein Verbrechen an diesem Genre, oder?
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(Georg Christoph Lichtenberg)

#4 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 25 Oktober 2002 - 12:17

Ich halte das Cover inhaltlich für gar nicht so falsch, da "Himmelsstürmer" doch eher erdgebundene SF ist; auch vom Stil her gefäällt es mir recht gut. Es hat allerdings einen Schönheitsfehler: Es stammt eigentlich von Isaac Asimovs "Die Stahlhöhlen". Dieser Band erschien irgendwann in der "Bibliothek der SF-Literatur" bei Heyne, dort paßt daß Bild 100%ig und wahrscheinlich wurde es direkt dafür erstellt.Was mich wirklich stört, sind diese gerenderten Bilder, mit denen Bastei seit einiger Zeit und neuerdings auch Blanvalet einige Buchumschläge verschandelt. Nichts gegen Computergrafik, aber dort paßt so etwas einfach nicht.
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#5 Dave

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Geschrieben 25 Oktober 2002 - 17:19

Wie findest Du die Aufmachung von LORD GAMMA, Martin?Ich find's erstaunlich gut gelungen für Bastei. Ansonsten finde ich das obige Cover vielleicht etwas genreuntypisch, aber ich habe schon schlimmeres gesehen...

#6 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 25 Oktober 2002 - 21:15

Wie findest Du die Aufmachung von LORD GAMMA, Martin? Ich find's erstaunlich gut gelungen für Bastei.

Jepp, das liegt vermutlich daran, daß Bastei das Cover genutzt hat, das auch schon bei der Originalausgabe beim Shayol Verlag verwendet wurde. :help: Aber für Hintergründe ist 3D-Rendering gar nicht verkehrt, nur Lebewesen wirken immer sehr steril.

Ansonsten finde ich das obige Cover vielleicht etwas genreuntypisch, aber ich habe schon schlimmeres gesehen...

Definiere "genreuntypisch". :P
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#7 Dave

Dave

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Geschrieben 27 Oktober 2002 - 17:47

Jetzt wird mir einiges klar, Michael Marrak hat ja das Cover für sein neues Buch auch selber entworfen.Das obere Umschlagbild lässt mich auf ein Agentenbuch, etwas actionmäßiges, aber weniger an einen SF-Titel denken. Ich finde Computergrafik schon ganz interessant.Oder auch die Animationen in dem Film „Final Fantasy“. Das kühl detaillierte, mechanische auf der einen Seite, und das organisch lebendige auf der anderen.


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