Bios
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Das Sonnensystem ist kolonisiert, selbst der ferne Kuipergürtel ist bewohnt. Aufgrund der Entfernung und unterschiedlichen physischen Anforderungen haben sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsformen und "Sub-Spezies" herausgebildet.Klappentext:
Als Wissenschaftler von der Erde erforschen, ob der nur wenige Lichtjahre entfernte Planet Isis für eine Besiedlung geeignet ist, erleben sie eine böse Überraschung: Die Biospähre dieser bizarren Welt setzt sich zur Wehr.
Mikroorganismen entwickeln sich zu gefährlichen Killern, denen ein Großteil der Expeditionsteilnehmer zum Opfer fällt. Wird dem Expansionsstreben der Menschen hier ein für alle Mal eine Grenze gesetzt - oder birgt Isis ein noch größeres Geheimnis, das unser Verständnis vom Universum völlig verändert?
Auf der Erde herrscht ein Kartell aus Konzernfamilien, das mit Nachdruck nach Expansion strebt.
Mit Hilfe des Higgs-Transfers ist es den Menschen möglich Distanzen im Maßstab von Lichtjahren zu überwinden. Eine Orbitalstation und mehrere terrestrische und marine Forschungsstationen auf dem Planeten Isis sind die ersten Bastionen der Menschheit, die sich mit einem verschwenderischen Überfluss an Leben konfrontiert sieht. Der einzige Haken: isische Mikroorganismen sind bestürzend pathogen und lassen irdische Säuger nur wenige Stunden nach Infektion in einem entstellenden hämorrhagischen Fieber sterben.
Zoe wird vermeintlich nach Isis geschickt, um die hiesigen Wissenschaftler bei der Feldarbeit zu unterstützen. Sie ist für diesen Auftrag genetisch prädisponiert und physiologisch optimiert. Doch der Thymostat, der ihr Gemüt regulieren soll, wird von einer subversiven Ärztin entfernt und Zoe sieht sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihrer wahren Gefühlswelt konfrontiert.
Die Orbitalstation wird von Kenyon Degrandpre geleitet, ein Manager im Auftrag des irdischen Hochadels. Stets um seine Karriere und seinen Ruf besorgt, trifft Degrandpre eigenwillige und verantwortungslose Entscheidungen, als sich die Notfälle auf der Oberfläche von Isis häufen.
BIOS ist in der dt. Übersetzung mit 254 ein knappes Buch. Das ist Wilson hoch anzurechnen, denn er verliert kein Wort zu viel oder zu wenig und erzählt seine Geschichte temporeich und unterhaltsam. Dabei greift er auf ein klassisches Motiv der SF zurück, dass ich schon vermisst glaubte: die Erkundung eines fremden Planeten und die Auseinandersetzung mit einer unbekannten Biospähre.
Sicher, dieses Motiv findet seinen Höhepunkt in Lems SOLARIS, Wilsons BIOS ist aber in keiner Weise abgekupfert. Vielmehr ist es ein Revival dieser Thematik, das die Biologie, die Diversität und Komplexität des Lebens in seiner Breite in den Mittelpunkt stellt.
Wenn Wilson seine Charaktere in Sicherheitsanzügen durch die isische Wildnis stapfen lässt und die Wälder, Flüsse und Berge des Planeten beschreibt, dann appelliert er an die Sehnsucht nach einer unberüherten Natur im Leser. Dem gegenüber stellt er die für den Menschen so tödliche Mikrobiologie des Planeten - dem Paradies so nahe und doch so fern.
Erstaunlich, wie es Wilson gelingt mit nur wenigen Seiten ein so komplettes Werk zu schreiben: die Charaktere sind ausgefeilt und die Aufteilung Personen / Handlung / Hintergrund wohlproportioniert. Von Beginn an zeichnet sich ein Spannungsbogen ab, der in einem Finale gipfelt, dass auf ein umständliches Happy End verzichtet, den Leser aber trotzdem befriedigt zurücklässt.
Den Übersetzern (Hendrick P. und Marianne Linckens) ist ebenfals zu gratulieren. Keine holprigen oder gestellten Formulierungen fallen ins Auge, die biologischen und allgemeinen Fachtermini werden in Fußnoten erklärt.
Für meine Begriffe setzt BIOS neue Standards, denn Wilson zeigt, dass es die alte SF(im Sinne von schön/klassisch) noch gibt, und dass man sie sehr innovativ beleben kann. Besonders für biologisch interessierte Leser dürfte BIOS von Interesse sein. Auch dürfte dieser Titel zu den rahen Exemplaren der Gattung gehören, der neue Leser für die SF begeistert.