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Bios


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7 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

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Geschrieben 24 Januar 2003 - 12:30

Robert Charles Wilson
Bios
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Klappentext:
Als Wissenschaftler von der Erde erforschen, ob der nur wenige Lichtjahre entfernte Planet Isis für eine Besiedlung geeignet ist, erleben sie eine böse Überraschung: Die Biospähre dieser bizarren Welt setzt sich zur Wehr.

Mikroorganismen entwickeln sich zu gefährlichen Killern, denen ein Großteil der Expeditionsteilnehmer zum Opfer fällt. Wird dem Expansionsstreben der Menschen hier ein für alle Mal eine Grenze gesetzt - oder birgt Isis ein noch größeres Geheimnis, das unser Verständnis vom Universum völlig verändert?

Das Sonnensystem ist kolonisiert, selbst der ferne Kuipergürtel ist bewohnt. Aufgrund der Entfernung und unterschiedlichen physischen Anforderungen haben sich die unterschiedlichsten Gesellschaftsformen und "Sub-Spezies" herausgebildet.
Auf der Erde herrscht ein Kartell aus Konzernfamilien, das mit Nachdruck nach Expansion strebt.

Mit Hilfe des Higgs-Transfers ist es den Menschen möglich Distanzen im Maßstab von Lichtjahren zu überwinden. Eine Orbitalstation und mehrere terrestrische und marine Forschungsstationen auf dem Planeten Isis sind die ersten Bastionen der Menschheit, die sich mit einem verschwenderischen Überfluss an Leben konfrontiert sieht. Der einzige Haken: isische Mikroorganismen sind bestürzend pathogen und lassen irdische Säuger nur wenige Stunden nach Infektion in einem entstellenden hämorrhagischen Fieber sterben.

Zoe wird vermeintlich nach Isis geschickt, um die hiesigen Wissenschaftler bei der Feldarbeit zu unterstützen. Sie ist für diesen Auftrag genetisch prädisponiert und physiologisch optimiert. Doch der Thymostat, der ihr Gemüt regulieren soll, wird von einer subversiven Ärztin entfernt und Zoe sieht sich zum ersten Mal in ihrem Leben mit ihrer wahren Gefühlswelt konfrontiert.

Die Orbitalstation wird von Kenyon Degrandpre geleitet, ein Manager im Auftrag des irdischen Hochadels. Stets um seine Karriere und seinen Ruf besorgt, trifft Degrandpre eigenwillige und verantwortungslose Entscheidungen, als sich die Notfälle auf der Oberfläche von Isis häufen.


BIOS ist in der dt. Übersetzung mit 254 ein knappes Buch. Das ist Wilson hoch anzurechnen, denn er verliert kein Wort zu viel oder zu wenig und erzählt seine Geschichte temporeich und unterhaltsam. Dabei greift er auf ein klassisches Motiv der SF zurück, dass ich schon vermisst glaubte: die Erkundung eines fremden Planeten und die Auseinandersetzung mit einer unbekannten Biospähre.

Sicher, dieses Motiv findet seinen Höhepunkt in Lems SOLARIS, Wilsons BIOS ist aber in keiner Weise abgekupfert. Vielmehr ist es ein Revival dieser Thematik, das die Biologie, die Diversität und Komplexität des Lebens in seiner Breite in den Mittelpunkt stellt.

Wenn Wilson seine Charaktere in Sicherheitsanzügen durch die isische Wildnis stapfen lässt und die Wälder, Flüsse und Berge des Planeten beschreibt, dann appelliert er an die Sehnsucht nach einer unberüherten Natur im Leser. Dem gegenüber stellt er die für den Menschen so tödliche Mikrobiologie des Planeten - dem Paradies so nahe und doch so fern.

Erstaunlich, wie es Wilson gelingt mit nur wenigen Seiten ein so komplettes Werk zu schreiben: die Charaktere sind ausgefeilt und die Aufteilung Personen / Handlung / Hintergrund wohlproportioniert. Von Beginn an zeichnet sich ein Spannungsbogen ab, der in einem Finale gipfelt, dass auf ein umständliches Happy End verzichtet, den Leser aber trotzdem befriedigt zurücklässt.

Den Übersetzern (Hendrick P. und Marianne Linckens) ist ebenfals zu gratulieren. Keine holprigen oder gestellten Formulierungen fallen ins Auge, die biologischen und allgemeinen Fachtermini werden in Fußnoten erklärt.

Für meine Begriffe setzt BIOS neue Standards, denn Wilson zeigt, dass es die alte SF(im Sinne von schön/klassisch) noch gibt, und dass man sie sehr innovativ beleben kann. Besonders für biologisch interessierte Leser dürfte BIOS von Interesse sein. Auch dürfte dieser Titel zu den rahen Exemplaren der Gattung gehören, der neue Leser für die SF begeistert.
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Havzhiva

Havzhiva

    Mikronaut

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Geschrieben 24 Januar 2003 - 14:41

Na da hab ich wohl gerade eben das Buch für meine Abiklausur gefunden, das ich mit Vergnügen und nicht mit Druck lesen kann.  :biglaugh: Und die Klassische SF-Literatur liegt mir ja auch, da wird mein Amazonwunschzettel gleich länger...

#3 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 24 Januar 2003 - 15:45

Es macht ja immer Spaß nach den Neuerscheinungen zu grabschen und die Blicke über einige Absätze schweifen zu lassen.Wow, dies ist etwas ganz besonderes, dachte ich sofort.Ich hatte augenblicklich eine sehr hohe Erwartungshaltung und möchte vorweg nehmend sagen, dass dies wirklich fast die Quintessenz dessen ist, was ich unter guter SF verstehe. Ein Mensch tritt in eine völlig fremde Biosphäre ein, während sein Organismus selbst innerlich und äußerlich  eine Veränderung durchlebt, physisch und psychisch. Das ist so ziemlich das Maximum dessen, was an Impressionen möglich ist. Nirwana.Ich bin immer fasziniert, wenn Prozesse unterhalb der menschlichen Haut Gegenstand der Betrachtung werden, und zwar nicht nur im übertragenen Sinne. BIOS ist ein hochkomprimiertes Buch, akademisch, ohne zu zögern möchte man es einem beliebigen Kritiker zum Fraß vorwerfen, in der Gewissheit, dass es aus sich selbst heraus eine Werbung für das gesamte Genre darstellt.Dennoch ist das Buch für mich nicht zu  d e m  Spitzenreiter geworden, ganz einfach, weil es nicht bis zu meiner Magengrube vorgedrungen ist. Das liegt nicht an der Sachlichkeit, im Gegenteil, sie ist nötig, um für mich ein Buch perfekt zu machen. Im Gegensatz zu Holger bin ich aber mit der Ausarbeitung der Charaktere nicht zufrieden. Das trifft sogar auf die Hauptperson Zoe Fischer zu. Die Urängste, die auszustehen sind, wenn der Raum, in dem ich mich befinde, zur tödliche Falle wird, oder der Körper durch eine Infektion geschwächt und bedroht ist; all dies ist in dem Roman nicht zu spüren. Es ist die nüchterne Betrachtung eines Zeitungsartikels, der einem die Möglichkeit raubt, die Geschichte wirklich zu durchleben.Auch wenn der Roman dadurch trivial geworden wäre, aber ich hätte mir (ergänzende) Elemente gewünscht, die z.B. ein Michael Crichton der Geschichte gegeben hätte. Das also, was das Gefühl neben dem Intellekt noch ansprechen würde, zumal beim Umfang des Buches ja noch Luft gewesen wäre.

#4 deval

deval

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Geschrieben 01 Januar 2004 - 19:21

ich muß gestehen, das ich in letzter zeit kein buch in den händen gehalten habe, das ich so flüssig und ohne große probleme lesen konnte. das lag vielleicht daran, das es nicht besonders dick gewesen ist, aber sicherlich auch an dem schreibstil von wilson. ich muß aber auch gestehen, das mich das ende doch sehr erstaunt hat. es ist ja nicht so, das wilson hier einen furiosen abgang mit knalleffekt oder eine unglaubliche lösung des problemes dargeboten hat. nein, das buch endet einfach. man liest den letzten satz (logisch) und dann ist es aus. ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht damit.sollte man sich jemals die frage stellen: und was war jetzt der sinn des ganzen? so fällt mir keine antwort ein. alle akteure, aber wirklich alle, sterben einfach. die biosphäre des planeten wird nicht besiegt, man ist auf der ganzen linie der verlierer. dann, nach über hundert jahren findet eine neue besiedlung/erforschung des planeten statt und es wird mal eben kurz erwähnt, das jetzt alle immun sind. bumm, peng, das wars.ich würde das buch nicht mit -solaris- von lem vergleichen. eher mit dem ende des foundationzyklus von asimov. die idee von gäa oder gaia bei asimov trifft den kern des buches besser. eine universumsweite verbindung/verschmelzung aller intelligenzen zu einem "netzwerk" mit einem bewußtsein. das "solarisbewußtsein" beschränkt sich ja eher auf den gleichnamigen planeten, während wilson in seinem buch eher die "universumsumspannende" variante wählt. mit einer ausnahme: der erde.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

www.fantasybuch.de


#5 Henrik Fisch

Henrik Fisch

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Geschrieben 03 Januar 2004 - 11:03

Ich kann Dave nur Recht geben: Die Charactere empfand ich als höchst unbefriedigend gezeichnet. Alle agieren sehr hölzern und fast beliebig austauschbar. Ich habe mich mehrfach gefragt, warum überhaupt entsprechende Handlungsfäden aufgegriffen wurden wenn absolut nichts dabei herauskam. Ich denke da zum Beispiel an die Liebesbeziehung zwischen dem Commander und Zoe oder die Anspielungen auf die einheimische Humanoiden. Die Biosphäre vernichtet einfach alles fremde Leben - stimmt zwar nicht ganz aber ich will hier nichts verraten - so dass jeder Hoffnungsschimmer des Lesers ebenfalls im Keim erstickt wird. Das empfand ich als höchst unbefriedigend. Mein Fazit: Schönes Buch mit flottem Schreibstil und einer nicht ganz neuen Idee aber daraus hätte man mehr machen können.Bis dennen,Henrik FischP.S.: Ich erinnere mich an einen Abenteuerroman von Alan Dean Foster auf einer Welt voller Kristalle. Das war für mich der Vorreiter für diesen Roman, auch wenn das Genre ein anderes ist.
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#6 Holger

Holger

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Geschrieben 03 Januar 2004 - 13:40

Huhu Henrik!Du erinnerst Dich nicht zufällig an den Titel des Foster-Romans? Würde mich mal interessieren ...Grüßle,Holger
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#7 deval

deval

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Geschrieben 03 Januar 2004 - 14:05

ich denke mal henrik meint das buch -prisma- von a. d. foster. dabei handelt es sich um einen roman aus dem homanx-zyklus. im klappentext steht folgendes:Auf prisma, einer kolonie des homanx-commonwealth, geht es nicht mit rechten dingen zu. ein expeditionsteam das die bizarre silikatwelt erforschen sollte, ist spurlos verschwunden. evan orgell, ein kaltblütiger spezialist, wird auf die verschollen angesetzt. doch kaum betritt er den boden des planeten, überfallen ihn räuberische kristallwesen und beschädigen den hochkomplizierten sicherheitsanzug. ohne schutz vor der feindlichen umwelt probt orgell das überleben auf eigen faust und lüftet das schreckliche geheimnis seiner gefährten. durch vermittlung von azur, einem blauschimmernden baggerförmigen wesen, lernt er die hochentwickelte anarchie der prismaner kennen und erfährt von ihrer tödlichen bedrohung durch die buscks, gefräßige leuchtkugeln, die den im schlaf bewegungsunfähigen einheimischen das leben aus den kristallkörpern saugen. orgell beschließt, den neuen freunden zu helfen - um den preis seiner menschlichkeit.

"Dein Wort ist meines Fusses Leuchte und ein Licht auf meinem Weg."
Psalm 119, 105

 

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#8 MST

MST

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Geschrieben 03 Januar 2004 - 15:47

;) Etwas Merkwürdiges ist mir passiert beim Lesen von "BIOS". Ich fand, beim Aufbau der irdischen Station hätte man doch auf ISIS deren aggressive Art gegen menschliche Körper vorher herausfinden müssen. Anders gesagt, der Autor WILSON hätte sich bessere Ausgangsargumente für den Aufbau der Station auf ISIS einfallen lassen müssen können dürfen wollen ... Die Geschichte ist nicht richtig glaubhaft, so scheint mir. In der Not begibt man sich doch nicht in noch größere Nöte.Aber, vielleicht haben andere Leser trifftige Gründe dagegen? Gegen meine Argumente. Lasst doch mal hören ... ich meine lesen schult den Verstand und die Ganglien werden elastischer.MST.


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