Tja, hm ...
... was soll ich sagen?
Ich habe ihn jetzt zwei mal gesehen. Zufrieden bin ich mit dem Film nicht. Genau wie ich in diesem Thread bereits vermutete, hat der Film im Gegensatz zum Vorgänger nichts Neues zu bieten. Wenn man es genau nimmt, ist es sogar - bis auf marginale Schlenker in der Geschichte - sogar fast genau das Selbe wie beim ersten Film. Nur das beim Erstling das Ganze alles recht logisch war und nicht auf merkwürdige metaphysische Blabla-Erklärungen zurück gegriffen werden musste, um irgend wie so etwas wie eine dramatische Wendung in der Handlung hin zu bekommen.
Ich persönlich (emp)finde die Optik des Films durchaus als Hingucker, die mich auch bis zum Schluss fasziniert hat. Was ich wieder einmal sehr schade finde - und da ziehen so gut wie alle neuen Action-Filme gleich - ist die hektische Kamera-Bewegung, durch die man dann doch eigentlich nicht so richtig erfasst, was da gerade passiert. Das war besonders deutlich zu spüren bei Sams Einstiegs-Kampf und bei dem Lichtrad-Rennen. Beides kommt im Vorgänger sehr sehr gut zur Geltung und ich fiebere auch heute noch im Erstling-Tron deutlich mehr mit, als in der Fortsetzung. Vermutlich hat das was mit der MTV-Generation zu tun ... oder sich werde einfach zu alt.
Wo wir gerade dabei sind: »Tron: Legacy« ist jetzt der zweite 3D-Film - der erste war »Avatar« - und bei beiden Filmen hatte ich zwischendurch mal das Gefühl, dass ich diese 3D-Optik eigentlich gar nicht haben will. Ich glaube, ich kann sowohl »Legacy« als auch »Avatar« sogar besser in der 2D-Version genießen. Zweites Problem: Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl in eine kleine Schachtel zu sehen, in der sich dann wie bei einem Scheerenschnitt die Figuren hin und her bewegen. Oder durch einen Briefschlitz. Dieses Gefühl von »Weite« und »Tiefe«, wie ich es bei 2D-Filmen wie »Star Wars«, »Titanic«, »Spiel mir das Lied vom Tod« (jaja, der alte Western-Klassiker) und auch beim ersten »Tron« empfinde, ist hier komplett weg. Ich habe immer diesen Micker-Schuhschachtel-Effekt. Ich bin mir Sicher, das hat etwas mit dem bei der 3D-Technik überdeutlich spürbaren Rändern des Bildes zu tun.
Für mich war der absolute »Star« des Films der verjüngte Jeff Bridges! Heiderzach ... meine Fresse! Hut ab, vor der Arbeit, um das hin zu bekommen! Man hat an seiner Mimik natürlich noch gesehen, dass da so einiges nicht stimmt. Teilweise hatte ich das Gefühl, der Mann hat zu viel Botox gespritzt bekommen, so wenig Mimik war da vorhanden. Aber ansonsten: Absolut geil! Noch mal zehn Jahre weiter, und man merkt da nix mehr!
Leider hat der originale Jeff Bridges erschreckend wenig zu tun gehabt. Der schönste Moment im Film war für mich auf dem Lichtsegler, als sich Sam Flynn und Quorra unterhalten und sein Vater sieht, dass sich die beiden offenbar gut verstehen. Das leicht angedeutete Lächeln war wirklich richtig schön.
Die für mich spannenden Momente des Films - und wo es dann tatsächlich auch mal richtig SF wurde - waren die »Isos« und deren Entstehen. Da wurde allerdings mal eben so drüber weg gegangen. Vermutlich haben die Produzenten eingesehen, dass 99,95 % der angepeilten Zielgruppe aussteigen würden, wenn man das vertiefen würde.
Sehr schön fand ich die Anspielungen auf den ersten Teil: Zum Beispiel Sams Spruch »Wirklich eine Mords Tür!« als er bei Encom einbricht. Das hat sein Vater im ersten Tron ganz genau so gesagt. Oder die alte Automatenhalle von Kevin Flynn, die sieht im ersten Teil genau so aus. In dem geheimen Büro sieht man für einen Moment sogar das uralte Handheld-Spiel eingestraubt in einer Ecke liegen, das er im ersten Teil spielt, als ihn Alan Bradley und Lora in seiner Spielhalle besuchen kommen.
Dann die Authentizität der gezeigten Technik: Die Unix-Kommandos, die Sam im geheimen Büro seines Vaters eintippt oder das, was der junge Dillinger da während der Konferenz bei Encom tippt, um das Hunde-Video abzuschalten, das ist kein Blödsinn. Nebenbei bemerkt: Im geheimen Büro steht in einem der Fenster etwas von »i386«, dem damaligen Intel-Mikroprozessor aus der Zeit, als Flynn verschwunden ist. Hihi!
Diese beiden Riesen-Computer im geheimen Büro sind - wenn ich mich nicht täusche - sogar Sun-Workstations aus der Zeit. Allerdings hatten diese garantiert keine Steckplätze, um dort ein modernes Nokia-Handy anschließen zu können.
Womit wir bei den Logik-Löchern wären. Mit denen fange ich bewusst nicht an, weil ich dann nicht mehr zum Ende komme. Sagen wir mal: Man darf wirklich keine Sekunde über die Logik des dort gezeigten Universums nachdenken ... sonst rennt man schreiend aus dem Kino.
Insgesamt hat der Film für die zur Verfügung stehende Technik erschreckend wenig zu bieten. Das ist kein Film, den man unbedingt mehrfach sehen muss. Nicht wegen der dünnen Handlung und - leider - auch nicht wegen der Athmosphäre, die der Film aufbaut. Beim Erstlings »Tron« bekomme ich zum Beispiel heute immer noch Gänsehaut, wenn Flynn das erste mal mit dem Lichträdern fährt. Bei »Legacy« lassen mich die Aktionen um Sam ziemlich kalt.
Und trotzdem - ihr werdet mich Hassen und es ist mir so was von Wumpe: Alles in allem gefällt mir der Film. Er ist nicht grandios - nee, wahrlich nicht - ich könnte nicht einmal behaupten, dass er so etwas wie »gut« wäre. Aber man kann ihn ansehen. Und als Computer- oder Videospiele-Freak hat man einmal für kurze Zeit seinen Spaß.
Und natürlich kommen »Daft Punk«-Fans auf ihre Kosten!
Bis dennen,
Henrik
Bearbeitet von Henrik Fisch, 04 Februar 2011 - 01:32.