Ich hab den Mund ziemlich voll genommen (zugegeben absichtlich) und bitte um Hilfe. Rettet mich und das Buch.Mit selbest hat nur eine Serie fasziniert und gepackt - "Raumschiff Orion". Dies allerdings in einem Alter in dem die Empfänglichkeit für bewegliche Bilder sehr hoch ist. Außerdem war zu der Zeit fernsehen noch etwas besonderes und darüberhinaus die Erlaubnis dazu, nicht zuletzt zu dieser Sendezeit, ein außergewöhnliches Ereigniss. Meine Welt war und ist immer das Buch gewesen. Mit seiner Freiheit des Geistes und der Phantasie. Zugegeben bunte Bilder oder schöne Masken können schon entzücken und gute Stunts sollte man sich nicht entgehen lassen. Aber für mich hat es noch keine Serie geschafft mich länger als 5 Folgen an den Fernseher zu fesseln. Ihr werdet sagen - geschmackssache. Serienfreunde - versucht mich zu überzeugen, verhelft mir zur Einsicht. Buchfreunde - verteidigt mit mir die Festung der SF-Literatur. Mischwesen - wie könnt ihr bestehen ohne das es euch zerfetzt? Anmerkung: Altersangabe im Beitrag würde die empirische Forschung erleichtern Einer heißen Schlacht am Board (in allen Ehren) gehe ich niemals aus dem Weg.
Gegensätze?
#1
Geschrieben 23 August 2002 - 08:22
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#2
Geschrieben 23 August 2002 - 14:26
#3
Geschrieben 23 August 2002 - 14:48
(Georg Christoph Lichtenberg)
#4
Geschrieben 23 August 2002 - 17:50
Das ist ein Punkt; TV-Serien sind jedoch meines Dafürhaltens auch vom Entspannungsfaktor her höher anzusiedeln als jeder Roman; der vom Rezipienten noch immer ein gehöriges Maß an Eigenleistung verlangt. Die von Holger angesprochene Visualisierung muß noch immer im Kopf des Leser stattfinden, was ich persönlich zwar als Vorteil ansehe, aber vom Rezipienten nicht immer gewünscht ist.Star Wars, Star Trek und Independence Day muss jedem gefallen, vom Säugling bis zum Wachkomapatienten. Greg Egan nicht!
Das Medium des Film bietet mehr Möglichkeiten, die Perspektive des Lesers zu steuern und seine Wahrnehmung auf einen räumlich/zeitlichen Ausschnitt zu reduzieren. Man sieht mit dem Auge der Kamera, der Rest ist ausgeblendet, nicht wahrnehmbar und somit nicht vorhanden. Beim Lesen eines Buches legt man seinen Blickwinkel selbst fest, auch wenn der Autor beispielsweise die Perspektive einer handelnden Figur anbietet. Niemand kann den Leser zwingen, dieser Perspektive zu folgen; er kann den Körper des Charakters verlassen und eine externe Position einnehmen. Er kann aus neutraler Position betrachten, wie der Charakter das sieht, was er sieht.
Als möchte es an einem Beispiel erklären und denke, daß sich "Alien³" dazu eignet:
Es wäre schlicht unmöglich, die irrwitzigen Kamerafahrten aus der Perspektive des Aliens in Schriftform zu präsentieren. Sicher, man könnte minutiös beschreiben wie sich Perspektive, Nähe zum Objekt und der Blickwinkel der Kamerafahrt ändern, aber niemals die vergleichbare Stimmung vermitteln. Kurz gesagt: Die Zeilen im Buch kommen nicht gegen Millionen von Zeilen ein, die in der gleichen Zeit direkt und von ihrer Information her vorsortiert auf den Sehnerv einprasseln.
- Wechseln wir einmal die Perspektive, gelingt es dem Film deutlich schlechter, die innere Welt zu fokussieren. Er kann nicht visualisieren, was im Kopf des Sträfling vorgeht, der das Alien auf sich zurasen sieht; selbst Entsetzen, Fassungslosigkeit oder Apathie im Gesicht des Opfers sind nur ein Platzhalter. Hier können jedoch die Zeilen des Buches die Zeit praktisch einfrieren und Bruchteile von Sekunden erzählter Zeit ohne Probleme auf Minuten von Erzählzeit ausdehnen.
Der Reiz des Buches ist ein intellektueller; es ist die Freiheit, die es seinem Leser gewährt; denn der Verfasser gibt nur Anhaltspunkte, die interpretierbar sind. Der Reiz des Films ist im Grunde ein voyeuristischer: Wenn man einen Film sieht, hat man die Gelegenheit, bestimmte Dinge aus den Augen derer zu sehen, die festgelegt haben, wie diese Dinge vom neutralen Auge der Kamera festgehalten werden. Und weil jeder Mensch einerseits seine Freiheit schätzt und andererseits eine voyeuristische Ader hat, haben sowohl Bücher als auch bewegte Bilder ihre Berechtigung.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#5
Geschrieben 23 August 2002 - 19:35
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#6
Geschrieben 23 August 2002 - 20:40
Das Problem sehe ich darin, daß Du im Grunde eine Suggestivfrage gestellt hast, Nekropole ... Wer sagt denn, daß man sich zwischen Büchern, Filmen und Serien entscheiden muß? Ich für meinen Teil lese nicht alles und auch der Fernseher zuckt beinahe zusammen, wenn ich ihn doch einmal einschalte. Wenn mir ein Film gefällt, dann tut er das aufgrund seiner filmischen Qualitäten, einer Ästhese aus Plot, Darstellerleistung und Visualisierung; gleiches gilt für Serien. Bei Romanen sind die Anforderungen andere, aber das Verfahren ist identisch. Der Kommerzgedanke ist auch bei vielen SF-Romanen nicht zu verleugnen und daher zur Unterscheidung ungeeignet.
Ich verstehe auch nicht ganz, worauf Du hinaus willst. Wenn Du mich beispielsweise fragst, warum ich mir "Stargate" ansehe, wo ich doch zur selben Zeit einen Roman (weiter-) lesen könnte, dann ist meine Antwort ganz einfach: Ich habe in diesem Moment einfach das Bedürfnis nach dem einen Medium, nicht nach dem anderen. Mich interessiert die Thematik und seine Umsetzung, und so lange mir am Mittwoch um 20:15 Uhr CET niemand ein Buch in die Hand drückt, das genau dem entspricht und von mir als besser empfunden wird, schalte ich den Fernseher ein. Und danach schalte ich ihn wieder aus; es sei denn, ich hänge aus einer Laune heraus noch "Andromeda" an, um mich in befriedigender Weise über die Inkompetenz in Sachen Plot, Darstellerleistung und Visualisierung auszulassen und meine Vorurteile bestätigt zu finden. Und danach lese ich bis zum Einschlafen und freue mich, wenn der Roman als solches nicht so schlecht ist wie "Andromeda" als TV-Serie.
Zusammenstellend festgehängt: Die Wahl des Mediums wird dadurch bestimmt, welches Medium mir zu einem bestimmten Zeitpunkt ein mir genehmes Thema in der von mir erwarteten Qualität der Umsetzung liefert.
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(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#7
Geschrieben 23 August 2002 - 20:52
#8
Geschrieben 25 August 2002 - 10:56
Bitte lies meinen letzten Absatz... Außerdem - ich glaube festgestellt zu haben, dass es die Trennung sehr wohl gibt. Ganz einfach aus dem Grund, dass man sich kaum mit beidem gleichzeitig wirklich beschäftigen kann. Bei mir war dies zumindest der Fall. Aus Gründen der Lebensbewältigung (außerhalb der SF) habe ich wie, ich vor kurzem feststellen mußte, den Teil "TV-Serien" teils bewußt verschlafen, teils aus Gründen meines Alters den Beginn des Booms nicht richtig mitbekommen. Nun da ich etwas mehr Zeit habe mich wieder ausführlicher damit zu beschäftigen ist mit aufgefallen (persönliche Erfahrungen), dass es diese, von dir persönlich nicht gelebte Trennung, sehr wohl gibt. Ich glaube auch festgestellt zu haben, dass Serien-Freaks eher jünger sind und mit Bücher nicht viel anfangen können oder wollen, dass je älter der Fan ist, desto gemischter die Interessen sich ausbilden, jedoch "alte" Fans (40 und älter) sich kaum für Serien erwärmen können. Ich will weder die eine noch die andere Art schlechter oder besser bewerten, nur frag ich dich, der du im Forenwesen sichtlich besser bewandert bist als ich: Stimmt meine Feststellung und hast du dies auch beobachtet oder liege ich mit meiner Einschätzung einfach falsch? Ist in diesem Forum eine solche Trennung auch zu beobachten?Ich verstehe auch nicht ganz, worauf Du hinaus willst...
Bitte glaube nicht, dass ich auf Grund meines Alters absichtlich vergrault wurde. Vielmehr wurde im Zuge einer Umfrage nach Altergruppen, in Unkenntnis meines Alters über meine ALtergruppe (letzter Bereich der Umfrage) in einer Art und Weise (ohne eines wie immer gearteten Widerspruches) hergezogen, dass ich das Gefühl hatte Fehl am Platz zu sein. - Schwamm drüber - Übrigens- hatt es in diesem Forum auch eine Umfrage zur Altersgruppenverteilung gegeben?Ich fände es sehr traurig...
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#9
Geschrieben 25 August 2002 - 12:23
Gerade der stürzt mich in Verwirrung. Meines Dafürhaltens gibt es Gründe wie Sand am Meer, warum man sich einmal für Dieses und einmal für Jenes entscheidet ... Das Alter ist nur einer von vielen.Bitte lies meinen letzten Absatz...
Persönliche Zeitverwaltung ist wieder ein ganz anderes Kapitel: Vor dem Studium war ich berufstätig und 7 - 10 Stunden täglich beschäftigt ... Es blieb trotzdem Gelegenheit für Freunde, Lesen, Fernsehen und tausend andere Dinge. An der Uni lernte ich Leute kennen, die Freizeit haben wie nichts Gutes und trotzdem (angeblich) nur dazu kommen, abends fernzusehen.
Das Einzige, was ich aus meiner Bobachtung heraus bestätigen könnte, ist der traurige Umstand, daß generell - altersunabhängig - weniger gelesen wird. Ich bin in der DDR aufgewachsen und hatte mit TV-Serien auch erst Kontakt, nachdem ich bereits Bücher als mein primäres Medium entdeckt hatte. Es ist den TV-Angebot nicht gelungen, daran etwas zu ändern, aber ich habe kein Problem damit, es in Anspruch zu nehmen und die raren Sendungen meines Interesses in meinen Zeitplan zu integrieren.
Betrachte ich den SF-Fandom, gibt es viele Leute im Alter von 15 bis 55, die es offenbar schaffen, in ihrer Freizeit noch ungleich mehr zu lesen und fernzusehen als ich, obwohl sie mindestens gleichermaßen oder noch mehr anderweitig eingespannt sind. Das gibt mir allerdings ebenfalls Rätsel auf, was vermutlich der Grund ist, warum ich Dir keine klare Antwort geben kann.
Was Du nicht tun solltest, ist den Fehler zu machen, aus der Altersverteilung in Foren auf die tatsächliche Situation zu schließen. Das verfälschende Element ist die Nutzung des Internets nach Altersgruppen. Weiterhin ist Jugendkultur geschlossener; und wie viele Personen über 35 schauen wohl SF-Serien im Fernsehen, bilden jedoch keine Gemeinschaften, an denen dies absehbar wäre?
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(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#10
Geschrieben 25 August 2002 - 15:09
(Georg Christoph Lichtenberg)
#11
Geschrieben 25 August 2002 - 15:47
Da kommen wir einer meiner Fragen schon näher: Hat dies -weniger lesen- einen Einfluss auf die Qualität des SF-Fandom  in der Form als die geschriebene SF aus dem Fandom verdrängt, zumindestens an den Rand gedrängt wird. Dies möchte ich desshalb wissen, um mir ein Bild der Entwicklung machen zu können, nachdem ich nun viele Jahre der Entwicklung verschlafen habe. Außerdem hoffe ich dem Grund des immer schwächer werdenen Angebotes von SF-Literatur näher zu kommen (Stichwort SF-Markteinbruch seit den 80-JAhren) Oder ist dies nur ein Kennzeichen des Internet-Fandom auf Grund jüngerer Fans.Das Einzige, was ich aus meiner Bobachtung heraus bestätigen könnte, ist der traurige Umstand, daß generell - altersunabhängig - weniger gelesen wird. Ich bin in der DDR aufgewachsen und hatte mit TV-Serien auch erst Kontakt, nachdem ich bereits Bücher als mein primäres Medium entdeckt hatte. Es ist den TV-Angebot nicht gelungen, daran etwas zu ändern, aber ich habe kein Problem damit, es in Anspruch zu nehmen und die raren Sendungen meines Interesses in meinen Zeitplan zu integrieren.
Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria
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#12
Geschrieben 25 August 2002 - 17:54
Ich habe den Verdacht, der SF/F-Fandom bestand schon immer aus einem konsumierenden und in einen produzierenden Teil, natürlich mit den üblichen Diffusionserscheinungen. Das überreiche TV-Angebot hat im Grunde nur die Präsenz des Fandoms zugunsten des konsumierenden Teils verschoben, denn im produzierenden Teil erlebt man immer noch recht hohe Qualität und eine (für mich) erkennbare Abnahme. Auffällig ist natürlich der Rückgang an Fanzines, den ich mir damit erkläre, daß diese ein Kommunikationsmedium zwischen den Fans sind, welches durch das Internet überholt wurde.Hat dies -weniger lesen- einen Einfluss auf die Qualität des SF-Fandom  in der Form als die geschriebene SF aus dem Fandom verdrängt, zumindestens an den Rand gedrängt wird.
Auch hier ändert sich eher die Zusammensetzung: Tatsächlich erscheint immer mehr Genre-Literatur ... Nur bleibt für den Serien-Verächter nicht mehr viel, wenn man sich alle Bücher mit einem wie auch immer gearteten â„¢-Logo wegdenkt. In jeder beliebigen Buchhandlung bleibt nach Abzug von hunderten Romanen der Sorten Star Trek, Star Wars, Shadowrun, Battletech etc. nur noch eine spärliche Auswahl von gut einem Dutzend Titeln. Was man vielleicht auch berücksichtigen sollte ist, daß klassische Phantastik, Science Fiction, Fantasy, Horror, Mystery (und welche Spielarten es noch geben mag) sich immer mehr überschneiden und man die neue SF einfach nicht mehr als solche erkennt. Ich denke, daß ist in etwa die umgekehrte Entwicklung dessen, was bereits beim schleichenden Wechsel von der Pulp-SF zur Hard-SF in den 60er Jahren für Verwirrung bei jenen sorgte, die ihn nicht fließend mitgemacht haben. Ebenfalls interessant: Gelegentlich erscheint nun SF in der Allgemeinen Reihe der Verlage und trägt kein Brandzeichen mehr, was dann wohl positiv und negativ zugleich sein dürfte.Außerdem hoffe ich dem Grund des immer schwächer werdenen Angebotes von SF-Literatur näher zu kommen (Stichwort SF-Markteinbruch seit den 80-JAhren
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(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#13
Geschrieben 25 August 2002 - 18:23
Heißt das etwa, dass SF inzwischen "salonfähig" geworden ist. während meiner "Sturm und Drang"-Periode war man als SF-Bekenner doch etwas anrüchig. So zwischen Weltverbesserer und Spinner - keinesfalls ernstzunehemen.Ebenfalls interessant: Gelegentlich erscheint nun SF in der Allgemeinen Reihe der Verlage und trägt kein Brandzeichen mehr, was dann wohl positiv und negativ zugleich sein dürfte.
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