Seit 1960 läuft das SF-Programm des Heyne Verlags, mit etwa 3000 Titeln die größte europäische SF-Reihe. Herausgeber und Lektor dieses Programms ist seit dem Ausscheiden von Wolfgang Jeschke im Januar 2002 Sascha Mamczak (geb. 1970) - was ist seine Lieblingsdefinition für Science Fiction?
"Science Fiction ist nicht nur Laserschwertgerassel"
Mamczak dazu pragmatisch: "Science Fiction ist das, wo Science Fiction draufsteht. Literaturwissenschaftlich ambitionierter ist allerdings wohl die Definition von Christopher Priest: Science Fiction ist die Literatur des visionären Realismus - was übrigens nicht nur eine Definition ist, sondern auch eine programmatische Erklärung." Und warum sollte man SF lesen? "Weil man dort Themen und literarische Herangehensweisen entdecken kann, von denen sich die gutbürgerliche Literatur längst verabschiedet hat: der Einfluss der Naturwissenschaften auf die Gesellschaft, die Ökologie, der Blick auf - räumlich wie zeitlich - größere Zusammenhänge, die Art und Weise, wie wir auf dieser Welt eigentlich zusammenleben wollen."
Gesellschaft und Ökologie - das sind nun nicht unbedingt die zentralen Themen der kommerziell erfolgreichsten SF-Produkte der letzten Jahrzehnte, von "Star Trek" und "Star Wars". Wo finden sich diese Motive also - wo findet sich diese spannendere SF? "Neben den Klassikern (zu denen man inzwischen ja schon William Gibson und Iain M. Banks zählen muss) würde ich derzeit ganz besonders Ken MacLeod, Connie Willis und Robert Charles Wilson empfehlen. Und wer Philip K. Dick nicht gelesen hat, hat etwas versäumt. Science Fiction ist eben nicht nur Laserschwertgerassel." Das Heyne-Programm widmet sich überwiegend der englischsprachigen SF-Literatur, aber auch deutsche Autoren sind zunehmend von Interesse - besonders populär ist derzeit Andreas Eschbach. Mamczak über seine Pläne bei Heyne: "Wir wollen neben den Serientiteln weiterhin ganz gezielt herausragende junge Autoren aufbauen und fördern und gleichzeitig die klassischen SF-Meister pflegen. Neu ist dabei vielleicht die Art der Präsentation - so nämlich, dass auch jemand zugreifen kann, der gegenüber Texten, in denen womöglich Raumschiffe vorkommen könnten, eine grundsätzliche Skepsis pflegt."
...
Hartmut Kasper, Kontakt: autor@unicum.de
Sascha Mamczak
#1
Geschrieben 06 Oktober 2002 - 17:36
#2
Geschrieben 07 Oktober 2002 - 18:26
#3
Geschrieben 08 Oktober 2002 - 18:26
Diese Aussage möchte ich doch stark in Zweifel stellen. Bis jetzt ist nichts davon zu spüren, dass man bemüht ist junge Autoren zu fördern. Es sei denn, man geht von den Superstars der anglo-amerikanischen SF aus :conf:Wir wollen neben den Serientiteln weiterhin ganz gezielt herausragende junge Autoren aufbauen und fördern ...
Dieses Bemühen ist mir bereits positiv ins Auge gestochen. Ein lohnenswerter Versuch, der vielleicht sogar die Verkaufszahlen ein wenig anleiern könnte. @Dave: Wo hast Du das Interview gefunden?Neu ist dabei vielleicht die Art der Präsentation - so nämlich, dass auch jemand zugreifen kann, der gegenüber Texten, in denen womöglich Raumschiffe vorkommen könnten, eine grundsätzliche Skepsis pflegt.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#4
Geschrieben 08 Oktober 2002 - 21:06
#5
Geschrieben 09 Oktober 2002 - 10:56
(Georg Christoph Lichtenberg)
#6
Geschrieben 09 Oktober 2002 - 12:29
Bezüglich des Preisarguments: Je kleiner der Verlag und/oder die Auflage, desto knapper muss das Einnahme-/Ausgabe-Verhältnis kalkuliert werden. Ich veröffentliche Mitte/Ende dieses Monats ein Buch im Selbstverlag, das bei 120 Seiten ca. 12 Euro kosten wird (im günstigen Fall etwas darunter). Das mag horrend erscheinen, aber berücksichtige Posten wie
†¢ Lektorat
†¢ Korrektorat
†¢ Recherche über Agentur (oder Juristen), ob der Buchtitel ("Das ganzheitliche System") noch nicht reserviert ist
†¢ Reservierung des Buchtitels über Anzeigen in der Fachpresse
†¢ Erwerb einer ISDN-Nummer
†¢ Eintragung beim "Verzeichnis lieferbarer Bücher"
†¢ Druckvorstufe (Satz etc., die ich als Layouter gottlob selbst übernehmen konnte)
†¢ Proof (farbverbindlicher Probe-Andruck des Titels)
†¢ Druck, Bindung etc.
†¢ Werbemittel (z.B. Postkarten)
†¢ Pflichtexemplare an Bibliotheken, Rezensionsexemplare an Magazine (wiegen schwer bei einer Auflage von 350 Stück)
†¢ Versand (wird in der Regel vom Verlag getragen)
†¢ Marge (Buchhändler verlangen i.d.R. 40% Nachlass vom Verkaufspreis, Grossisten wie Libri, KNO, Amazon 50%! Wegen der gesetzlichen Buchpreisbindung ist es nicht gestattet, Direktbestellern einen Nachlass zu gewähren - was schnell deutlich macht, wer von dieser Regelung in erster Linie profitiert, die Grossisten nämlich, die auch am lautesten nach dieser Novellierung geschrien haben!)
Nicht zu reden von der Zeit, die man allein in die Produktionsvorbereitung steckt. (Und Fremdautoren wollen, was wenig überraschend kommt, ein Honorar.)
Ich will kein Gejammer anstimmen - die Verlegerarbeit, gerade am eigenen Buch, macht auch Spaß, aber die Kosten sind ein nicht enden wollender Rattenschwanz. Übrigens bin ich trotz der Preise dankbar für Verlage wie Argument, Edition Phantasia etc. - sonst gäbe es womöglich eines Tages nur noch Terry Pratchett-Romane auf dem Markt.
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
#7
Geschrieben 09 Oktober 2002 - 13:59
(Georg Christoph Lichtenberg)
#8
Geschrieben 09 Oktober 2002 - 19:59
#9
Geschrieben 11 Oktober 2002 - 17:40
die von dir erwähnte Methode des Drucks auf Bestellung funktioniert nur beim Digitaldruck, wie ihn z.B. Verlag Nummer 1 und Bejot nutzen. Die Qualität von Umschlagfotos halte ich bei diesem Verfahren aber für ungenügend. Beim klassischen Offset- oder Foliendruck hingegen ist die Druckvorbereitung so teuer, dass eine Mindestanzahl von Büchern gedruckt werden muss, um den Einzelpreis moderat gestalten zu können. Mit dem Verhältnis von Neuerscheinungen und absetzbarer Auflagenzahl hast du natürlich insofern Recht, als eine Überschussproduktion, nur um den Einzelpreis niedrig zu halten, unsinnig ist. Aus diesem Grund halte ich meine Auflage bei 350 statt 1.000 Stück oder mehr. Siehe auch die Praxis der Edition Phantasia.
Die 12 Euro in meinem Falle sind, wie erwähnt, noch nicht endgültig. Hier sind auch die Leser gefragt - wenn man mit genügend Direktbestellungen kalkulieren kann und nicht auf den Buchhandel angewiesen ist, braucht eine Marge für die Händler nicht berücksichtigt werden, was sich in einem günstigeren VK niederschlägt.
"Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass die Verlage nicht schlecht an der Eitelkeit der Nachwuchsautoren profitieren, bzw ganz bewusst dort den Hebel ansetzen."
Diesen Satz verstehe ich nicht ganz - beziehst du dich auf die so genannten "Druckkostenzuschuss-Verlage"?
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
#10
Geschrieben 11 Oktober 2002 - 20:22
#11
Geschrieben 12 Oktober 2002 - 10:32
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#12
Geschrieben 12 Oktober 2002 - 16:45
#13
Geschrieben 12 Oktober 2002 - 17:48
Auf jeden Fall. Sonst können wir dieses Forum dicht machen ... Aber vielleicht bezog sich 08/15 ja auf die Tatsache, daß oben genannte Autoren mittlerweile zur Stammbelegschaft gehören und nur wenig neue (deutsche) Autoren nachkommen ?Ich hoffe, wir können uns darauf einigen, dass Autoren wie Gregory Benford, Stephen Baxter, Greg Egan etc nicht zu der 08/15-SF zu zählen sind.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#14
Geschrieben 12 Oktober 2002 - 18:07
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#15
Geschrieben 14 Oktober 2002 - 20:03
#16
Geschrieben 27 Oktober 2002 - 14:46
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#17
Geschrieben 14 November 2002 - 13:56
Das deckt sich mit den Eindrücken, die ich bisher aus Book On Demand-Erfahrungen sammeln musste. Viele Schreiber sind mit zu viel Mut und zu wenig Talent beseelt. Andererseits würde es mich doch schon sehr wundern, in den nächsten Monaten ein Heyne-SF-Titel von einem deutschen Newcomer in der Hand zu halten. Damit niedmand beleidigt ist: das Interview mit allen Frames liegt auf http://www.phantastik.de... was zur Zeit so an unser Lektorat geschickt wird, ist in der übergroßen Mehrzahl leider nicht zu veröffentlichen, von keinem seriösen Verlag.
(Georg Christoph Lichtenberg)
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