Keine Antworten in diesem Thema

[Jürgen]

Hi,

eine kleine Rezension mal zum Thema Game. Meine erste in diesem Bereich und ich hoffe, man kann aus dem Gestammel irgendwas an Infos für sich herauslesen..

Als Besitzer einer Wii hat man es im Dunstkreis der Gamer-Gilde nicht leicht - zumindest, was die "Ernsthaftigkeit" von Action-Spielen angeht. Mickey-Mouse Grafik und Kinderkonsole sind noch die harmlosesten Beschreibungen für das japanische Multitalent, dessen Controller-Konzept gerade von der Generation 50+ gerne angenommen wird und deshalb in immer mehr Wohnzimmern, statt in Kinderzimmern Einzug hält.
Neben den bekannten Fitness-Programmen, die, um es mal zu erwähnen, bei exessiver Spielleidenschaft tatsächlich für ein bedeutend bessere Körperempfinden (NACH dem Muskelkater) sorgen, gibt es abseits der quietschebunten Mariowelt auch noch Spiele, die für jene interessant sind, die zwar ebenfalls die 50 schon geschafft haben, aber auf Grund ihrer früheren Erfahrungen mit Konsolen- und PC-Spielen, etwas mehr von einem fesselnden Game erwarten. Und zwar im Bereich Story UND Grafik, denn auch wenn die Hardcore-Fraktion mit leuchtenden Augen gebetsmühlenartig über ihre Ghz-Prozessoren und Grafik-Shader philosophieren, besitzt die kleine, extrem stromsparende WII, Qualitäten, die man als guter Programmierer sinnvoll nutzen kann.
Genau das dachten sich vermutlich auch die Entwickler von EA und machten etwas, was sich kaum einer der XBox und PS3 User vorstellen konnten - ein Spiel auf die Wii zu portieren, dessen Grafikqualitäten weit über das hinausgeht, was man von diesem Konsolentyp erwarten konnte.

Dead Space Extraction
Das Spiel "Dead Space" gehört auf den High-Speed-Konsolen der siebten Generation zu den Games, die man grundsätzlich mal gespielt haben sollte. Die düstere Atmosphäre und der graphisch kunstvoll gestaltete Plot haben schon so manchen Gamer in seinen Bann gezogen. Kaum vorstellbar, daß man dieses Texturwunder auf etwas spielen kann, das weniger als 3 Ghz Taktfrequenz hat.
Wenn eine 1:1 Portierung wegen der technischen Eigenschaften nicht möglich ist, dann sind Ideen und Konzepte gefragt. Genau hier hat EA angesetzt und für die Wii einige Sachen so angepasst, daß sie, erstens, mit der Hardware funktioniert und zweitens, die Vorteile der Wii-Steuerung ausnutzt. Heraus kam "Dead Space: Extraction" - das "etwas andere Dead Space"

Unterschied in der Konzeption
Die Hauptunterschiede liegen in der Story und im Bewegungskonzept. Während Dead Space ein klassischer Ego-Shooter mit uneingeschränktem Bewegungsbereich ist, wird es auf der Wii als Rail-Shooter umgesetzt. Für den Spieler bedeutet es, daß die Kamera den Weg vorgibt und der Spielverlauf keine abweichenden Bewegungen zulässt. Klingt erst einmal langweilig, weil dadurch viele Elemente des klassischen Shooters wegfallen. Gerade für Shooter-Neueinsteiger wird aber dieses Manko zum Highlight, weil man sich lediglich auf die Ereignisse, die frontseitig auf einen zukommen, konzentrieren muß. Als Kompensation für die fehlende Bewegungsfreiheit wurden ausserdem zusätzliche Handlungselemente eingebaut, bei der man unter Zeitdruck Gegenstände und Ausrüstung finden muß. Durch das Rail-System besteht keine Möglichkeit, zu einem bestimmten Standort zurückzugehen. Hat man/frau etwas Wichtiges verpasst, bleibt das Objekt der Begierde außer Reichweite. Schnelligkeit spielt bei Dead Space Extraction sowieso eine zentrale Rolle und selbst im leichtesten Modus ist der Spieler gut beschäftigt. Pausen gibt es nur in den Shooter üblichen Dialogsequenzen und hier finden wir den zweiten Unterschied zum "originalen" Dead Space. Die Wii-Version spielt storymässig vor dem eigentlichen DS-Plot UND besitzt im Gegensatz zum PS3-Pedant eine richtig gute Geschichte, die tatsächlich sowohl im Bereich der Dramaturgie, als auch erzählerisch überzeugen kann. Äusserst selten für ein "Ballerspiel".

Inhalt und Funktionen
Die Story spielt, wie erwähnt, vor der eigentlichen Dead Space Geschichte und erzählt, welche Ereignisse auf dem Planeten Aegis VII und dem Raumschiff Ishimura stattfanden. Hier wird auch aufgeklärt, welcher Auslöser für die todbringenden Ereignisse verantwortlich ist. Einige Figuren, die in der Original-Story eine Rolle spielen, werden erstmals vorgestellt. Dadurch verbinden sich beide Geschichten und werden letztendlich zusammengeführt
Es ist aber nicht notwendig, die Original-Story zu kennen, denn auch ohne dieses Wissen bietet Dead Space Extraction einen Informations-Unterbau, der interessant und spannend ist, dabei in seiner Gesamtheit ein hohes Maß an Logik mitbringt.
Natürlich ist die Steuerung auf die Wii-Controler zugeschnitten (Wiimote und Nanchuck), wobei hier schnell erkennbar wird, wie überlegen eine auf dem Bildschirm frei zu positionierende Zielerfassung gegenüber einem normalen Spielecontroler ist. Die Zielerfassung selbst ist eine Art Fadenkreuz, welches sich, je nach Aufgabe in einem Level, in unterschiedlichen Formen präsentiert.
Das Spiel beginnt, klassisch den Gesetzen eines Shooters folgend, mit einer Waffe, deren Leistungsfähigkeit im Kampf mit den Gegnern sehr zu wünschen übrig lässt. Weitere Waffen können eingesammelt und im Laufe des Spieles auch benutzt werden. Der Spieler muß sich entscheiden, denn nur vier von den zehn möglichen Waffentypen stehen wahlweise zur Verfügung. Hat man sich für die falsche Waffenausrüstung bei Beginn eines Levels entschieden, ist ein zweiter Durchgang unvermeidlich. Ein Tip für Änfänger: der Flammenwerfer sollte immer und überall zur Auswahl gehören.
Hat man sich durch die ersten Level im wahrsten Sinne des Wortes durchgemetzelt, tauchen natürlich irgendwann zwangsläufig die sogennanten "Boss-Gegner" auf. Hier ist echtes Taktieren bei der Reihenfolge der Waffennutzung und der Zielauswahl gefragt, denn hirnloses rumgeballere wird zu keinem Erfolg führen.
Wie bei Dead Space auch, muß man sich bei DS:Extraction ebenfalls auf die Gliedmaßen der Kreaturen beim schießen konzentrieren. Erst wenn alles an Armen, Beinen und sonstigen Greif- und Bewegungstentakeln zerschossen wurde, ist man vor dem Gegner sicher. Nicht gerade human-rights-like, aber unvermeidlich, wenn man gewinnen will.
Die eingeblendeten Tips vor manchen Spielabschnitten sollte der Gamer aufmerksam lesen, denn darin sind meist Lösungsansätze verborgen, die das Weiterkommen erheblich erleichtern.

Optionen und Aufgaben
Damit sich der Spielspaß nicht zu schnell dem Ende entgegen neigt, sind in einigen Level Abzweigungen eingebaut, für die sich der Spieler entscheiden muß. Einen "leichteren" Weg gibt es nicht, lediglich eine andere Umgebung. Das Ende des Levels endet dann wieder in einem gemeinsamen Szenario. Wird es dunkel, sorgt an einigen Stellen das schütteln der Wimote für, atmosphärisch passend, grünes Licht. An einigen Stellen müssen Aufgaben, wie das zuschweißen oder vernieten von Durchgängen oder das "verlöten" von Leiterbahnen zum öffnen der Türen gelöst werden. Das alles schon im leichtesten Level; drei weitere stehen zur Verfügung. Zusätzlich werden mit dem Erreichen einzelner Abschnitte weitere Levels und kleinere Battles freigeschaltet, die man durchaus mal antesten sollte. Am Ende gibt es, quasi zur Belohnung, einen kompletten Anime-Comic, den man sich ansehen kann.
Ein absolutes Highlight bei DS:Extraction ist der Partner-Modus. Mit einem zweiten Controller wählt sich der Mitspieler einfach in das Game ein, ein zweites Fadenkreuz erscheint, und dem gemeinsamen Kampf von Vater und Sohn bei der Rettung der Überlebenden steht nichts mehr im Wege. Kann durchaus als familienbindend durchgehen, wenn das zweite Familienmitglied keine Probleme mit derartigen Shootern hat.

Fazit
Es ist überaus beeindruckend, mit was für einer graphischen Qualität das Dead Space Sequel umgesetzt wurde. Hier wird wahrhaftig einmal die Möglichkeiten der Wii-Grafik in vollem Umfang ausgeschöpft. Abweichend von der meist heilen Mario und Fitness-Welt der Wii-Nutzer, bietet Dead Space:Extraction mehr als nur sinnloses rumgeballere - man "spielt" einen Film, der an Intensivität kaum zu toppen ist. Gerade mit der Wii-Steuerung steigt der Spaßfaktor auch für Ungeübte um ein Vielfaches an und die Tatsache, daß es sich hierbei lediglich um ein Shooter handelt, wird durch die dichte Geschichte vollkommen ausgeblendet.
Das Paket muß stimmen. Dieser Satz, gern zitierte Wahrheit aus dem Showbiz, trifft den Kern, wenn man sich die Symbiose aus Wii und Dead Space:Extraction betrachtet - es passt alles zusammen.


Weitere Rezension zum Game unter:

http://www.4players....Extraction.html