Naut, on 31.03.2010, 07:35, said:
Ich weiß, dass das hier slightly offtopic ist, kann mich aber als Mathematiker nicht zurückhalten:
Nein, im Gegenteil war damit gezeigt, dass es genau das ist, nämlich ein Axiom! Ein Axiom ist etwas, das geglaubt werden kann/muss, gerade weil es nicht aus anderen Axiomen hergeleitet werden kann. In der Mathematik ist es völlig egal, ob es dazu "reale" Entsprechungen oder Anwendungen gibt. Das Beispiel der Abseitsregel ist hierfür wirklich toll: Axiome sind die Spielregeln, nach denen gewisse Spiele innerhalb der Mathematik gespielt werden. Heißt das Spiel "euklidische Geometrie", dann ist das Parallelelnaxiom eine der Regeln.
Die Mathematik dient den Naturwissenschaftlern und Technikern dazu, unsere Welt mitsamt ihren berechnbaren Abläufen zu beschreiben. Das sind die so genannten "Naturgesetze", das sind auch Dinge wie Berechnungen in der Statik von Bauwerken. Die für uns reale Welt der "Anschauung" und der Empirie ist aber nur eine von - unendlich? - vielen Welten, die sich mit Hilfe der Mathematik beschreiben lassen. Der euklidische Raum ist nur einer von vielen Räumen in der Mathematik und ich gehe davon aus, dass man solche mathematischen Räume beliebig basteln kann, solange die für sie geltenden Regeln logisch nachvollziehbar sind.
Naut, on 31.03.2010, 07:35, said:
Also haltet uns Mathematiker bitte aus dieser Realitätskiste heraus! 
Tut mir Leid, Naut, wenn ich euch auf den Boden der harten, didaktischen Realitäten zurück hole.
Weil vielen von uns in der Schule von Kleingeistern die Mathematik eingebleut wurde, ohne uns ihre Grundlagen zu vermitteln, halten die meisten Menschen sie für etwas "Trockenes" und 90 Prozent gehen mit der Auffassung von der Schule, dass Mathematik Scheiße ist. Vom Dorfschulpauker, der vielleicht selbst nicht viel kapiert hat, bis zum Hochschuldozenten, der es eigentlich besser wissen müsste, schottet sich die Zunft der Mathemariker aber vor dem gemeinen Volk ab und pflegt wissentlich oder ungewollt den Habitus einer Geheimwissenschaft.
Nach der Schule wird man dann in Studium resp. Ausbildung und Beruf mit dem für den jeweiligen Berufszweig notwendigen Bereich der Mathematik "beglückt". Den betrachten viele dann als notwendiges Übel, wenn nicht gar als Qual, weil dann die schlechten Erfahrungen aus der Schulzeit wieder aufgewärmt werden. Etwa bei bräsigen Sprüchen von einem Prof. von mir, der die Studenten für dumm erklärte, den Unterschied zwischen Bruttoinlandsprodukt und Bruttosozialprodukt zu erkennen, weil das eine das Andere zu Faktorkosten sei.
So züchtet man Dummies, Frustrierte und phantasielose Klotzköpfe. Nur eine Frage: waren wir als Schüler wirklich zu dumm, um die Zahlbereichserweiterung von den natürlichen zu den imaginären Zahlen zu begreifen? Das ergibt sich doch aus simplen Rechenoperationen fast von selbst und mit der Wurzel aus -1 = i ist man recht schnell bei den imaginären Zahlen angelangt. Für mich erheblich leichter als die Abseitsregel im Fußball und IMHO geeignet, die Grundlagen der Mathematik auch Menschen zu vermitteln, die nicht in ihre Verästelungen vordringen wollen.
Das führt dann z. B. dazu, dass viele Menschen nicht von ihrem Mathelehrer, sondern aus "Perry Rhodan" erfahren, was Dimensionen sind.
Naut, on 31.03.2010, 07:35, said:
Abgesehen davon, wissen wir tatsächlich nicht, ob die Physik, die wir lokal beobachten, tatsächlich überall im Universum gilt, ebensowenig, wie wir dies vom Inneren der Sonne, der Oberfläche des Pluto oder dem Kühlschrank unseres Nachbarn wissen - es gibt aber absolut keinen Anlass daran zu zweifeln, weil es keine Beobachtungen gibt, die dem Widersprechen würden, bzw. die evtuelle Beobachtungen durch Annahme einer alternativen Physik erklären könnten.
Ich gehe davon aus, dass für das von uns beobachtete Universum die gleichen Naturgesetze gelten wie auf der Erde. Das ist aber IMHO auch ein Zirkelschluss, weil wir das Universum nur mit Vorrichtungen beobachten können, die diesen Naturgesetzen unterworfen sind. So empfangen wir Informationen aus dem Universum höchstens mit Lichtgeschwindigkeit und schließen daraus, dass Informationen auch nur mit Lichtgeschwindigkeit übertragen werden können. So können wir Informationen von Zivilisationen, die die Lichtgeschwindkeit als "Grenze" ad acta hinter sich gelassen haben, nicht empfangen, weil wir dafür keine geeigenten Vorrichtungen haben.