Zugpferd Hohlbein
#1
Geschrieben 17 November 2002 - 01:24
In den letzten 10 Jahren habe ich (mehr oder weniger unbeabsichtigt)
ca. 30 Hohlbein-Bücher und -Kurzgeschichten gelesen.
Einige gefallen mir sehr gut (Wyrm, Spiegelzeit, Videokill),
andere strotzen voller Klischees, abgedroschener Phrasen
und sehr, sehr ähnlichen Motiven, Charakteren und Situationen
(Flut, Dunkel, Druidentor, ... ).
Um einen der letzteren Standard-Hohlbeins zu schreiben,
kann man sich theoretisch eines Baukastens bedienen.
Wer „Flut“, „Dunkel“, „Magog“, „Wiedersacher“,
„Druidentor“, „Rückkehr der Zauberer“, ..., Â kennt, wird mir zustimmen.
Ein eher junger, unfreiwilliger Held (m/w), vorzugsweise mit einem kurzen Vornamen und
meist ohne Partner, „entkommt“ immer „mit letzter Kraft“ und in „allerletzter Sekunde“
unter „Aufwendung ungeahnter Kräfte, die er/sie niemals von sich erwartet hätte“
und rettet mit reichlich Blessuren die Welt vor dem Untergang.
Bei Amazon findet man bei der Suche nach „Hohlbein“ 351 Machwerke.
Klar, viele Hörbücher und Neuauflagen sind dabei, dennoch meine provokante These:
Ich behaupte, dass es physikalisch unmöglich ist, soviel Seiten innerhalb
so kurzer Zeit zu produzieren, wie unter dem Namen „Hohlbein“ verkauft werden.
Ich glaube, dass der Name „Hohlbein“ zieht und das deshalb mehrere
Ghostwriter unter diesem Namen veröffentlicht werden.
(Bei Konsalik ist dies ein bekanntes und akzeptiertes Phänomen.)
Abgesehen davon gibt es neben den vielen „einzeln stehenden“ Büchern
haufenweise Serien, die alle völlig unterschiedlich sind.
Ich kann mir nicht vorstellen, Â dass innerhalb kürzester Zeiträume
eine Person soviel thematisch völlig unterschiedlichen Stoff produzieren kann.
Ohne einen flame-war losbrechen zu wollen, würde mich die Meinung der Experten
zu dieser Theorie interessieren. Tue ich dem guten W.H. unrecht?
Oder gibt es noch weitere Präzedenzfälle in Sachen Ghost-writing?
elvis (aka Dominik)
#2
Geschrieben 17 November 2002 - 10:04
Rechnen wir einmal mit 351 Titeln und berücksichtigen, daß einige davon Neuauflagen oder andere Formate gleicher Titel; Koproduktionen mit anderen Autoren und im Umfang geringere Kurzgeschichten und Heftromane sind; einige Romane sind auch lediglich Zusammenfassungen früherer Heftromane. Hohlbein ist seit 20 Jahren als aktiv und Vollzeitautor, was die blanke Menge getippter Zeichen nicht unwahrscheinlich macht.
Sich wiederholende Stilelemente in den Büchern Hohlbeins widersprechen der These, sie kämen nicht aus der selben Feder. Sich wiederholende Stilelemente sind jedoch ein signifikante Merkmal einer Fließbandproduktion.
Was spricht jedoch auf der anderen Seite für die Ghostwriter-These? Mir fällt auf Anhieb nur das latente Mißtrauen gegenüber Breitenautoren ein, was allerdings kaum als sachliches Argument durchgeht.
Fazit: Über die Qualität Hohlbeins kann man sich streiten ... Am besten dann, wenn's von ihm ist.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#3
Geschrieben 17 November 2002 - 11:42
(Georg Christoph Lichtenberg)
#4
Geschrieben 17 November 2002 - 12:42
Ansichtssache: Mit einem Repertoire an "klassischen Motiven" kann auch ein weniger talentierter Autor ein "Hohlbein"-Buch schreiben. Bei den Drei-Fragezeichen z.B. wird es so gehandhabt. So ist es einfach, einen konsistenten Stil zu pflegen.Sich wiederholende Stilelemente in den Büchern Hohlbeins widersprechen der These,  sie kämen nicht aus der selben Feder. Sich wiederholende Stilelemente sind jedoch ein  signifikante Merkmal einer Fließbandproduktion.
Inkompatibel zum Rest wirken auf mich z.B. Wyrm, Geisterstunde und Spiegelzeit. Stellt sich die Frage, ob diese (positive!) Inkompatibilität auf Ghost-Writing, auf "original-Hohlbein" (also auf "nicht Ghost-writing"), auf Heike Hohlbein, auf den (sehr frühen?) Entstehungszeitpunkt oder einfach auf eine gute Schaffensperiode zurückzuführen ist. Ich bin nachwievor nicht überzeugt, das alle Hohlbein-Bücher aus derselben Feder stammen, gerade weil sie so einfach zu fälschen sind. hmmm... p.s. tschü lobi, tschü buy ("buyje" ist das Verb, "buy" das Nomen)Ein Argument für die Ghostwriter-These wären sicher Titel, die aus dem wohlbekannten Muster ausbrechen und durch neue Motive, Charakter, etc. aus der Reihe tanzen, also scheinbar "unkompatibel" wirken. Sicher kann das nur ein echter Hohlbeinkenner sagen.
#5
Geschrieben 17 November 2002 - 16:09
#6
Geschrieben 17 November 2002 - 16:21
#7
Geschrieben 17 November 2002 - 19:39
#8
Geschrieben 17 November 2002 - 19:55
(Georg Christoph Lichtenberg)
#9
Geschrieben 17 November 2002 - 20:14
#10
Geschrieben 18 November 2002 - 01:35
#11
Geschrieben 18 November 2002 - 20:23
#12
Geschrieben 18 November 2002 - 20:32
#13
Geschrieben 18 November 2002 - 22:27
#14
Geschrieben 18 November 2002 - 23:09
Aber vielleicht ist das Plagiat sogar besser als das Original! Wer weiss, mit wie vielen Ghostwritern Du inzwischen schon eine magische Beziehung eingegangen bist? Man kann ja nie wissen, wer welchen Text verfasst hat. Hohlbein z.B. hat auch unter Pseudonym Barbie-Bücher geschrieben. Vielleicht heisst ein Jack McDevitt oder ein William Gibson in Wirklichkeit Noah Gordon, Umberto Eco oder Ken Follett?Es gibt dann diese magische Autoren-Leser Beziehung, die ich schätze. Der Gedanke, mit einem Buch nach Hause zu gehen, dass nur ein Plagiat ist, missfällt mir außerordentlich.
Ob er welche hat, weiss ich natürlich nicht. Auch das fast allwissende deja.com strotzt voller Legenden. Aber vorstellbar ist es auf jedenfall.Das sogar Stephen King Ghostwriter hat, finde ich wirklich ernüchternd. Allerdings ist sein Werk nicht unüberschaubar, es wäre also viel mehr drin. Da doch das alleinige Motiv Geld sein muß, macht mich das etwas stutzig.
Schau Dir den Link in meinem letzen Posting an. Dort wird genau dieser Sachverhalt erläutert. W.H. und F.R. haben ein paar Sachen zusammen geschrieben. Gruß, elvisAuf der Stargate-Con in Ludwigshafen sollte Hohlbein auch kommen. Ebenso ein Frank Rehfeld. Als Hohlbein absagte, kam dieser Frank Rehfeld auch nicht. Ob das einer seiner Ghostwriter ist? Im Programm wurde er zwar als eigenständiger Autor angekündigt, die Converanstalter sprachen aber dauernd nur von "dem Hohlbein sein Assistent"....
#15
Geschrieben 19 November 2002 - 08:13
#16
Geschrieben 19 November 2002 - 13:33
Es hat wohl jeder seinen speziellen Standpunkt. Vielleicht ist es auch eine Frage, wie man überhaupt zu der Leserei steht. Womöglich ist es nur ein schlichter Zeitvertreib. Das Buch hat seine Schuldigkeit getan, es kann verschenkt oder in die Mülltonne entsorgt werden. Die eigentliche Bewandtnis spielt keine große Rolle. Ich habe eine etwas andere Sichtweise. Einige Bücher, respektive Autoren sprechen mich an, und zwar nicht oberflächlich. Es freut mich, wenn ich irgendwo Statements, Interviews oder Berichte ergattern kann. Oder ich besuche Homepages. Ist der Autor dick oder dünn, jung oder alt, was ist sein Hintergrund. Es ist ganz selbstredend, dass ich nicht daran interessiert bin, dass diese Personen beliebig austauschbar sind. Und ich bin nicht einmal ein spezieller Fan, sondern ein Anhänger des Genres allgemein. Ich bin ziemlich sicher, dass sich Fans ziemlich genau damit auseinander setzen, was genau abläuft. Zudem wäre es mir als Autor extrem zuwider, von Menschen für etwas bewundert zu werden, an dem ich gar keinen Anteil habe.Aber vielleicht ist das Plagiat sogar besser als das Original! Wer weiss, mit wie vielen Ghostwritern Du inzwischen schon eine magische Beziehung eingegangen bist? Â Man kann ja nie wissen, wer welchen Text verfasst hat. Hohlbein z.B. hat auch unter Pseudonym Barbie-Bücher geschrieben. Vielleicht heisst ein Jack McDevitt oder ein William Gibson in Wirklichkeit Noah Gordon, Umberto Eco oder Ken Follett?
#17
Geschrieben 19 November 2002 - 13:53
Ich natürlich auch nicht. Trotzdem muss man der kommerziellen Realität ins Auge sehen. Mir ist schon klar, dass Gibson seine Bücher selber schreibt (obwohl der Name mit 10Mio verkauften Exemplaren natürlich so langsam zur Vermarktung ansteht; ich werds dem Verlag mal vorschlagen ), mir gefiel lediglich die schockierende Vorstellung. (wobei ich nicht weiss, für wen der Eco/Gibson-Vergleich das grössere Problem darstellt...) elvisEs ist ganz selbstredend, dass ich nicht daran interessiert bin, dass diese Personen beliebig austauschbar sind.
#18
Geschrieben 19 November 2002 - 18:35
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