Salut counterinsurgery,
naja, ein wenig ergänzen sollte man deine Möglichkeiten schon:
Meines Erachtens gibt es drei Möglichkeiten, warum die Zeh so reagierte: 1. entweder hat sie einen eindeutigen SF-Roman geschrieben und behauptet jetzt aus einer schwer nachvollziehbarn persönlichen Sicht auf ihr Produkt, das sei keine SF. Was ziemlich verschroben wäre .
Vielleicht hat sie einen Roman geschrieben, den die Leser und Preiskomitees als SF-Roman lesen, die Autorin aber nicht in dem Bewusstein geschrieben hat, ihn einem bestimmte bzw. diesem bestimmten Genre zuzuordnen. Das sind zwei Sichten (Produzent und Rezipient), die aufeinanderprallen und was durchaus häufig vorkommen kann. Verschroben ist daran nichts.
2. Sie hält SF für gaga, und hätte somit mit ihrer Entscheidung (wissentlich, oder unswissentlich) das SF-Genre beschädigt und den Laßwitz Preis beschädigt.
Ich möchte der Repuation des KL-Preises und des SF-Genres keinen Pfifferling wertschätzen, wenn sie sich so leicht beschädigen ließe. Und Julie Zeh ist eine doch recht intelligente Person und Autorin, der ich den Gedanken von Herabsetzung eines bestimmten Genres als "gaga" wahrlich nicht zusprechen würde. Eine solche Vermutung ist Unsinn!
3. Ihr Verleger hat ihr geraten, einen Rückzieher zu machen, weil es den Verkauf ihres Buches beeinträchtigen könnte, wenn es unter dem Label SF firmiert...
Das Buch gibt es schon länger und die Hochzeit des (Erst)Verkaufs ist nun bei weitem schon vorbei. Und hier wollen wir mal die Kirche im Dorf lassen: Soooo bekannt ist der KL-Preis außerhalb der SF nun auch nicht, als dass durch ihn Seller-Listen beeinflusst werden könnten. Was aber nicht bedeutet, dass Bücher, die mit dem KL-Preis ausgezeichnet wurden/würden unwichtig oder von schlechter Qualität seien. Verleger sind normalerweise sehr glücklich über Auszeichnungen.
Des weiteren debütierte dieses Buch bereits 2007 als Theaterstück auf der Ruhrtrienale.
Eine eindeutige Begründung dieses Schrittes könnte wohl nur sie selbst liefern. Einfach zu sagen, dass ist gar keine SF, was ich da fabriziert habe, ist ein wenig...na, ich sag mal, lau...Schmieren-Journalismus ist es nicht, wenn man die Motive einer solchen, doch recht dunklen, Autoren-Entscheidung zu hinterfragen versucht...
I
Natürlich kann man die Motive hinter einer solchen Entscheidung hinterfragen und auch kritisieren. Nur weil Julie Zeh eine qualitativ recht gute Autorin ist, bedeutet das nicht, dass man jedes ihrer Statement nur abzunicken hat. Die Hysterie, die sich hier ein wenig arg hochschauckelt, weil eine Autorin nicht wünscht für einen bestimmten Genre-Preis nominiert zu sein, kann ich aber nicht verstehen. Ist sie denn jetzt eine "Netsbeschmutzerin" oder "herablassende Hochliteratin, die sich zu fein ist für einen SF-Preis"? Was regt daran so auf, dass eine Autorin nicht für einen bestimmten Preis nominiert werden möchte? Ist es das ungute Gefühl als "SFler" *abgelehnt* zu werden? Dazu kann man dann auch mal sagen: Leute, es ist *nur* Julie Zeh!
lg
Ten.
Bearbeitet von Tennessee, 10 Mai 2010 - 12:08.
"Mit meiner Frau in 'Romeo und Julia'. Das schlechteste Stück, das ich je gesehen habe, und dazu schauderhaft gespielt. Habe beschlossen, nie wieder in eine Premiere zu gehen, weil die Schauspieler dauernd ihren Text vergessen." (Samuel Pepys, 23.02.1633)