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9 Antworten in diesem Thema

#1 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 09 August 2002 - 20:10

Wenn ich an die vielen Romane zurückdenke, so kommen mir Szenarien, Örtlichkeiten, ungewöhnliche Ereignisse, aber selten die eigentlichen Akteure in den Sinn.Es ist kein Geheimnis, dass die Protagonisten der SF meist ziemlich farblos bleiben, aber ist es wirklich so schlimm?Ich möchte mich darüber nicht beklagen, ganz im Gegenteil, ich bin sehr zufrieden so wie es ist. Womöglich hängt es damit zusammen, dass der SF-Fan selber...na ja, von einer etwas seltsamen psychologischen Beschaffenheit ist? Hmmm...Wenn ich Romane nennen sollte, bei denen es mir vergönnt war, etwas mehr Tuchfühlung aufzunehmen, dann gehören sie womöglich in den weiteren Bereich der Space Opera, wie zum Beispiel HYPERION/ENDYMION oder auch STARFARERS, in denen den handelnden Personen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.Womöglich muss es so sein, der Mensch steckt vor der Urgewalt des Universums zurück. Je mehr der Mensch in den Vordergrund rückt, desto mehr nähert man sich dem Mainstream, wie es bei Star Trek deutlich wird.

#2 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 09 August 2002 - 22:21

Hm, in Grundzügen stimmt es vermutlich, daß sich bei Hard SF die Umstände eher einprägen als die Figuren. Andererseits haben sich Charaktere wie David Bowman ("2001") und Louis Wu ("Ringwelt") bei mir gut eingeprägt, obwohl sie definitv nicht die Helden in Space Operas waren."Star Trek" betrachte ich dabei gesondert, weil dort eher mit Prototypen (hier teilweise ein Euphemismus für Stereotypen) gearbeitet wird, weniger mit individuellen Figuren.
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#3 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 13 August 2002 - 19:10

Ich denke, der Zuschauer mag Stereotypen, da weiß er, woran er ist. Nichts verunsichert doch mehr, als wenn jemand zum Beispiel böse werden muss, um am Ende gut sein zu können. Es sind vermutlich schon die Personen, die von Interesse sind bei Star Trek. Allerdings spielt der Forschergeist wohl eine nicht zu unterschätzende Rolle, weswegen Deep Space Nine vielleicht nicht so erfolgreich war. In den Foren steht auch zumeist die Interaktion der Protagonisten weit im Vordergrund. Bei weiblichen Fans kann man nicht selten die Aussage hören: „Ich mag ST, weil es dort keinen Sexismus und keine Ausbeutung mehr gibt...“ Ich finde das immer etwas enttäuschend, man kann also nicht die einfache Formel aufstellen: ST-Fan = SF-FanWas 2001 betrifft, kann ich schon bedingt zustimmen, denke aber, dass es eher die Hintergrundgeschichte und natürlich HAL 9000 sind, die das Buch ausmachen. Aber beeindruckt bleibt man natürlich dennoch, bin ich doch selbst derDave BowmanNa ja...fast

#4 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 14 August 2002 - 07:21

also...jetzt sind wir doch mal ganz ehrlich..Es sind doch gerade die Helden, in denen wir uns wiederfinden. Wir hätten doch auch gern ein wenig von ihnen.In der SF sind ca. 85% der Storys auf einen "Helden" aufgebaut. Auch im "fortgeschrittenen" Alter macht es mir immer noch Spass, einen Akteur dabei zu beobachten, wie er die Welt, die Menschheit oder gar das Universum rettet.Böse Zungen behaupten ja, das genau diese Tatsache die SF in den Bereich der Goschenhefte drängt, also zur Trivialliteratur neigt..... ich behaupte, Kritiker mit solch engstirnigen Meinungen fehlt einfach die Eigenschaft, sich in einen "Helden" hineinzudenken und die Geschichte "LIVE" mitzuerleben.Dabei ist es unerheblich, wie die Helden von der Struktur her aufgebaut sind (ich mag eigentlich den Loser, der so nach und nach über sich hinauswächst).... wir wollen sie einfach dabei haben.Nichts ist für mich grausamer als ein SF-Roman, der nur so von Beschreibungen strotzt, stundenlang technische (fiktive) Erklärungen abgibt oder erst einmal eine 100 Seiten starke Einführung braucht, um den Leser in diesen Roman (oder dieser beschriebenen Welt) das Verständnis für das Buch zu ermöglichen.Ein Held muss her !!!Ich persönlich habe kein Problem damit, einfach zuzugeben, das der Held in einer Story den Roman ausmacht (bei Sternenflut gibts ja zu meiner Freude jede Menge davon, deshalb bin ich wahrscheinlich mal wieder von einem SF-Roman vollauf begeistert).Aber zur eigentlichen Feststellung von dave.....Natürlich bleiben die Spielorte, Szenarien und Ereignisse am besten im Gedächnis verankert. Woran das Liegt ?Ganz einfach...der Autor des Buches hat es verstanden, seinen Hauptakteur so zu beschreiben und anzulegen, das ich den Eindruck hatte, ICH hätte das alles erlebt !!!ICH war mittendrin und deshalb erinnere ich mich an die Orte, Szenarien usw.Und wenn der Autor DAS geschafft hat, dann war es ein ausgezeichnetes Buch ! ;) der Count
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#5 Holger

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Geschrieben 14 August 2002 - 13:37

Natürlich bleiben die Spielorte, Szenarien und Ereignisse am besten im Gedächnis verankert. Woran das Liegt ? Ganz einfach...der Autor des Buches hat es verstanden, seinen Hauptakteur so zu beschreiben und anzulegen, das ich den Eindruck hatte, ICH hätte das alles erlebt !!! ICH war mittendrin und deshalb erinnere ich mich an die Orte, Szenarien usw.

Ein sehr interessante Betrachtungsweise. Und auch recht schlüssig. Ich wundere mich nämlich immer daüber, dass ich spätestens nach einer Woche die Namen der Protagonisten vergesse (Ausnahmen bestätigen die Regel!), aber noch nach Jahren bestimmte Eindrücke und Handlungsorte vor Augen habe. Um Counts Argument weiter zu unterstützen: wirklich unangenehm stößt es mir auf, wenn ein Protagonist/Held so konzipiert ist, dass ich ihn unsymphatisch finde (Reynolds, UNENDLICHKEIT), oder ich mich kein Stück mit ihm identifizieren kann.
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#6 Dave

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Geschrieben 14 August 2002 - 18:56

Bestimmt ist etwas dran, dass man den Helden eher unbewusst wahr nimmt, wie es Count schildert. So habe ich es noch gar nicht betrachtet.Mich ärgert es auch, dass die SF als Trivialliteratur dargestellt wird. Es soll die Erzählform sein, die total veraltet ist. Wenn es etwas nach Spannung riecht, ist es wohl schon anrüchig. In der „richtigen Literatur“ nimmt es dann schon kuriose Formen an, um dies zu vermeiden. Ich habe einmal ein Buch gelesen, in dem ein Arbeitstag geschildert wird, wie die Schnürsenkel verschlissen sind und die Qualen, die bei der Entscheidung entstehen, welche Anforderungen die neuen bestehen müssen.Manchmal ist es auch zuviel und der Held steigt zur Messiasfigur auf, wie beim Wüstenplaneten.

#7 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 21 August 2002 - 21:13

Ganz einfach...der Autor des Buches hat es verstanden, seinen Hauptakteur so zu beschreiben und anzulegen, das ich den Eindruck hatte, ICH hätte das alles erlebt !!! ICH war mittendrin und deshalb erinnere ich mich an die Orte, Szenarien usw. Und wenn der Autor DAS geschafft hat, dann war es ein ausgezeichnetes Buch

Hier möchte ich CountZero widerstprechen! Nicht der Held - oder seine Inszenesetzung macht's - sondern der Aufbau und die Bewältigung der zugrundeliegenden Krise - an deren Bewältigung der Held "arbeitet". Der Held kann noch so sympathisch und "tief" sein - wenn die Krise nicht konsequent und Plot-logisch gelingt, bleibt der Held ein "armer Held". Und nur das Zusammenspiel beider Komponenten, sowie der Beweis der angestrebten Prämisse, läßt das "runde Gefühl", das beschriebene "Ich-Gefühl", entstehen.

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#8 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 21 August 2002 - 22:26

Noch ein Punkt, den man berüchsichtigen sollte: Nicht selten gibt es in der SF gleich mehrere, gleichberechtigte Charaktere. Eine einzelne Person, auf die man sich als Leser fixieren kann, prägt sich anzunehmenderweise besser ein.
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#9 Holger

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Geschrieben 22 August 2002 - 15:19

@nekropole: Literaturstudent, wie?  ;)

Der Held kann noch so sympathisch und "tief" sein - wenn die Krise nicht konsequent und Plot-logisch gelingt, bleibt der Held ein "armer Held". Und nur das Zusammenspiel beider Komponenten, sowie der Beweis der angestrebten Prämisse, läßt das "runde Gefühl", das beschriebene "Ich-Gefühl", entstehen.

Dem zufolge könnte sich aber kein Leser mit den "tragischen" Helden der (Welt-)Literatur identifizieren, und gerade die sind es doch, die Bücher oft so hoffnungslos romantisch machen. Es muss in der Literatur doch Helden geben, die an einer Krise scheitern, vielleicht sogar zugrunde gehen. Mir macht das immer Mut.  ;)
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#10 Thomas Sebesta

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Geschrieben 22 August 2002 - 16:06

Dem zufolge könnte sich aber kein Leser mit den "tragischen" Helden der (Welt-)Literatur identifizieren, und gerade die sind es doch, die Bücher oft so hoffnungslos romantisch machen. Es muss in der Literatur doch Helden geben, die an einer Krise scheitern, vielleicht sogar zugrunde gehen. Mir macht das immer Mut.

Bitte nicht falsch verstehen! Die Stimmigkeit des Plot und die "Beweisführung" der Prämisse hat nichts mit der Anlage des Helden zu tun. Natürlich ist auch der tragische Held unverzichtbar in der SF. Ich möchte nur zum Ausdruck beringen, dass nicht allein die Anlage und Umsetzung der Person des Helden dieses Gefühl der Indentifikation bringt, sondern nur das stimmige Gesamtbild Held-Konfliktlösung-Prämissenbeweis. Dann fühlt man sich "heimelig" oder "gebannt".

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