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H.G. Wells - Wenn der Schläfer erwacht


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25 Antworten in diesem Thema

#1 Kopernikus

Kopernikus

    Temponaut

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Geschrieben 31 Mai 2010 - 19:29

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Wenn der Schläfer erwacht
H.G. Wells

#2 James G.B.

James G.B.

    Yoginaut

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Geschrieben 01 Juni 2010 - 16:51

Ich habe bereits 11 Kapitel gelesen, bin auf Seite 110, der Zsolnay HC Ausgabe der Reihe "Die Phantastischen Romane"! Das Buch beginnt selbstredend in der Viktorianischen Epoche, in der Wells damals lebte. Ein Mann namens Graham verfällt in eine Art Depression, in der er keinen Schlaf mehr findet, bis er in der Obhut eines Fremden in eine Art von Starrschlaf fällt. Dann gibts kurz ein Kapitel, das 20 Jahre später spielt, und in dem man schon erkennen kann, das sein stetiges Vermögen, das immer mehr anwächst, noch eine Rolle spielen wird. Und endlich erwacht der Schläfer zweihundert Jahre später, und weiß zuerst noch nicht, was eigentlich los. Erst bei einem Gespräch, nach seiner Flucht vom obersten Rat, merkt er das er der Besitzer der halben Welt ist. Interessant die Zukunftsvisionen von Wells, das gibt es eine Art Bücher TV. Oder die Schwätzmaschine, das wohl Radio ist. Der Einstieg in die Lektüre ist ziemlich gelungen, dann wird es etwas sperrig, da man Leser wie Graham im Dunkel sitzt, aber das 10 Kapitel brachte wieder Schwung mit sich. Und die Ausgangslage ist jetzt doch faszinierend, bin gespannt was daraus noch wird. Ich bin jetzt nicht der große Wells Fan, am Besten gefallen mir seine Kurzgeschichten, und da gibts mit "Das Tal der Spinnen", auch eine Sammlung mit nur unheimlichen Erzählungen.

#3 hawaklar

hawaklar

    Giganaut

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Geschrieben 01 Juni 2010 - 20:29

Ich habe bereits 11 Kapitel gelesen, bin auf Seite 110, der Zsolnay HC Ausgabe der Reihe
"Die Phantastischen Romane"!

Ich habe die von Kopernikus verlinkte DTV-Taschenbuchausgabe von 2003. Das Buch liest sich sehr flüssig und verfügt im Vergleich zu anderen Uralt-Klassikern, wie z. B. "Auf zwei Planeten" von Kurt Laßwitz über eine überaus modern anmutende Sprache. Könnte es sein, dass da durch die Übersetzung der Sprachstil modernisiert wurde?. Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber ich habe, außer dem Namen der Übersetzerin, keine Angaben zur Übersetzung gefunden. Überhaüpt ist das Buch für eine Neuauflage eines Klassikers recht spartanisch ausgestattet. Da gibt es neben dem Klappentext über Inhalt und Autor nur den blanken Romantext, kein Vor- bzw. Nachwort des Herausgebers, einfach nichts.

"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)

"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)


#4 Amtranik

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Geschrieben 01 Juni 2010 - 20:59

Ich habe die von Kopernikus verlinkte DTV-Taschenbuchausgabe von 2003. Das Buch liest sich sehr flüssig und verfügt im Vergleich zu anderen Uralt-Klassikern, wie z. B. "Auf zwei Planeten" von Kurt Laßwitz über eine überaus modern anmutende Sprache. Könnte es sein, dass da durch die Übersetzung der Sprachstil modernisiert wurde?. Ich habe das Buch gerade nicht zur Hand, aber ich habe, außer dem Namen der Übersetzerin, keine Angaben zur Übersetzung gefunden. Überhaüpt ist das Buch für eine Neuauflage eines Klassikers recht spartanisch ausgestattet. Da gibt es neben dem Klappentext über Inhalt und Autor nur den blanken Romantext, kein Vor- bzw. Nachwort des Herausgebers, einfach nichts.


Ich lese ebenfalls die DTV-Ausagabe und finde das Buch ebenfalls unheimlich leicht zu lesen.
Bisher bin ich noch nicht allzuweit in die ururalten Stoffe vorgedrungen, daher bin/war ich doch
überrascht. Sehr interessant und doch klar erkennbar wieso, sind Herrn Wells Extrapolationen
der Technik in der Zukunft. Markant hierbei ist, das er sich mit 203 Jahren doch arg verrechnet hat. Alle von ihm ersonnen Dinge sind bereits weit früher in weit ausgeklügelterer Form Wirklichkeit geworden. Was wieder mal beweist das es gut möglich ist das selbst die kühnsten Erwartungen SF - Interessierter oder gar SF- Autoren von der Wirklichkeit um längen übertroffen werden.

Viel interessanter allerdings, stellen sich mir Wells Extrapolationen der sozialen und wirtschaftlichen Verhälnisse dar. Hier beweist er teilweise prophetische Fähigkeiten.
Verblüffend das der SF Autor Wells schlechter darin ist die Science zu extrapolieren als
die soziologischen Effekte, jedenfalls stellt es sich mir bislang ( Stand Kapitel 20 ) so
dar und das finde ich erstaunlich.

Bearbeitet von Amtranik, 01 Juni 2010 - 21:01.


#5 lapismont

lapismont

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 07:49

Ja, ich bin auch überrscht, wie modern das Buch wirkt. An Autos hat Wells nicht gedacht, oder tauchen die noch auf? Bin erst auf Seite 54.

Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.

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#6 James G.B.

James G.B.

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 08:32

Autos werden ja nicht benötigt, da es ja bewegte Straßen gibt. Ich nehme an, die Übersetzung der dtv Ausgabe dürfte auch die von Ida Koch-Loepringen sein. Da heißt es im Zsolnay Klappentext, das dies eine völlig neu bearbeitete Übersetzung ist(1977), die doch moderner sein dürfte, als die deutsche Erstausgabe von 1906. Aber ein Vergleich dieser zwei Übersetzungen wäre wohl sehr interessant.

#7 Armin

Armin

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 09:00

als die deutsche Erstausgabe von 1906.

Aufpassen: Wells hat für eine Neuauflage 1910 einige Dinge grundlegend überarbeitet, da er mit der ersten Fassung des Romans sehr unzufrieden war. Details sind im Vorwort zur Neuauflage nachzulesen - oder man lauscht mal dem Audiobook, das bei Librivox online ist. Da kann man sich auch das Vorwort gesondert runterladen, wenn einen nur das interessieren sollte. Das Hörbuch selbst ist leider nicht so prickelnd: Man merkt halt, dass das Laiensprecher sind.

#8 James G.B.

James G.B.

    Yoginaut

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 15:58

Ich bin fertig. Meine Ausgabe hat ein Nachwort, das wohl vom Herausgeber der Reihe "Die Phantastischen Romane" stammt, nämlich Franz Rottensteiner. Es wird auf die überarbeitete Version von 1910 hingewiesen, aber nicht viel dazu erklärt. Mehr schreibe ich morgen dazu, bin kurz angebunden da ein Kinobesuch lockt.

#9 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 02 Juni 2010 - 22:08

Viel interessanter allerdings, stellen sich mir Wells Extrapolationen der sozialen und wirtschaftlichen Verhälnisse dar. Hier beweist er teilweise prophetische Fähigkeiten.
Verblüffend das der SF Autor Wells schlechter darin ist die Science zu extrapolieren als die soziologischen Effekte, jedenfalls stellt es sich mir bislang ( Stand Kapitel 20 ) so dar und das finde ich erstaunlich.

So erstaunlich ist das gar nicht.
In den frühen Jahren der SF gab es neben der Science Extrapolation eine starke Strömung, die sich mit der soziologischen und genetischen Entwicklung des Menschen befasste. Ein Beispiel dafür sind etwa Heinleins Lazarus Long-Romane, speziell der hier, in dem die Soziologie soweit entwickelt ist, daß präzise Vorhersagen über das Verhalten von Menschenmassen getroffen werden konnte. Oder man denke an die Foundation-Romane.
Das Interesse daran hörte allerdings schnell auf, als diese Visionen begannen, Realität zu werden ...
:lol:

Bearbeitet von a3kHH, 02 Juni 2010 - 22:09.


#10 Naut

Naut

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 06:23

In den frühen Jahren der SF gab es neben der Science Extrapolation eine starke Strömung, die sich mit der soziologischen und genetischen Entwicklung des Menschen befasste. Ein Beispiel dafür sind etwa Heinleins Lazarus Long-Romane, speziell der hier, in dem die Soziologie soweit entwickelt ist, daß präzise Vorhersagen über das Verhalten von Menschenmassen getroffen werden konnte. Oder man denke an die Foundation-Romane.
Das Interesse daran hörte allerdings schnell auf, als diese Visionen begannen, Realität zu werden ...
:lol:

Möglicherweise erkannten auch einfach manche Leute, dass die kapitalistischen :D Steuerungsfantasien der 40er Jahre sich langsam als illusorisch erwiesen ...
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#11 lapismont

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 07:23

Ich finde es sehr spannend, wie sich Wells eine zukünftige Gesellschaftsstruktur vorstellt. Seine Überlegungen dürften in erster Linie auf die Pariser Kommune zurückgehen. Auch in England gab es ja eine verarmte Unterschicht, die zwar noch nicht revolutionär auftrat, aber begann, sich durch Gewerkschaften zu artikulieren. Wells markiert seine Massen durch Farben. Es gibt Individualisierungen, die als Beispiele gelten, aber insgesamt sieht man immer Massen herumrennen. Ich hab da automatisch Bilder von Metropolis im Auge. Bisher, nach der Hälfte des Buches, finde ich die Lektüre sehr erfrischend. Die Handlung wird schnell vorangetrieben, es fehlen Szenen, wie etwa die Ansprache auf dem Balkon nach dem Sieg, die letztlich wirklich nichts hinzugefügt hätten. Mich interessiert jetzt wirklich, wie der Duktus des Originals ist. Hat sich Wells auch um "moderne" Sprache bemüht, oder ist es der Übersetzung geschuldet?

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#12 James G.B.

James G.B.

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 07:51

Mir gefiel am Besten wie Wells die Strukturen der Gesellschaft der Zukunft geschildert hat, ansonsten hat mich das Buch von der Handlung her, nicht sonderlich beeindruckt. Ich hab da schon Besseres von Wells gelesen!

#13 Lucardus

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 08:00

Mich interessiert jetzt wirklich, wie der Duktus des Originals ist. Hat sich Wells auch um "moderne" Sprache bemüht, oder ist es der Übersetzung geschuldet?


http://www.gutenberg...a...78&pageno=3
Goodreads: Ich lese gerade" (sorry, nur für "Mitglieder" sichtbar)
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#14 Amtranik

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 09:18

Ich finde es sehr spannend, wie sich Wells eine zukünftige Gesellschaftsstruktur vorstellt.


Das ging mir genauso.

Der Plot und die Science waren jetzt eigentlich nicht so der bringer sondern eher "lala".

Er beschreibt bereits sehr treffend die auswirkungen des Kapitalismus. Irre Entwicklung
und Innovationen, allerdings ist das nur erschwinglich für den der es bezahlen kann.

Mit der Euthanasie der alten ist er dann mal etwas weiter vorgeprescht, wenn ich mir allerdings
überlege das in Großbritannien ab 70 J bestimmte Operationen und medizinische Leistungen
bereits heute nicht mehr bezahlt werden dann ist dies der erste Schritt in diese Richtung.

#15 Rusch

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Geschrieben 03 Juni 2010 - 10:04

Ich bin jetzt auf Seite 40. Das Buch ist recht flott, ja fast modern geschrieben. Ohne lange Umschweife kommt Wells zur Sache. Auch das finde ich gut. Ein moderner Autor würde wohl bis zum Aufwachen 200 Seiten brauchen. Na, ich bin gespannt, wie es weitergeht.

#16 lapismont

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Geschrieben 04 Juni 2010 - 08:55

Putzig fand ich Wells Visionen von der zukünftigen Rolle der Frau.

Es gibt heute einen Mädchentyp, [...] mit einem wahren Heißhunger nach höherer Bildung und ernsten Studien - wenn sie nicht zu schwierig sind. In diesem Augenblick hören sie [...] eine Literatursendung "Der Einfluss Platos und Swifts auf das Liebesleben Shelleys, Hazlitts und Burns". Dann schreiben sie Essays über diese Vorträge [...]


Wells war weit entfernt davon Frauen oder Schwarze als gleichberechtigt zu weißen Männern anzusehen. Mit Shelley wird Wells auch nicht Mary, sondern ihren Mann Percy gemeint haben.

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#17 raps

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Geschrieben 04 Juni 2010 - 11:15

Ich bin jetzt in meiner Ausgabe (Ullstein-TB aus den 80ern mit der Paul-Zsolnay-Verlag-Übersetzung aus den 70ern) auf Seite 128 (von 251), und bisher finde ich das Buch einigermaßen interessant. Genauer gesagt interessiert mich die Revolution, die gerade abläuft. Ich bin Revolutionen gegenüber sehr skeptisch, weil mir scheint, dass sich auch da immer die 'Dynamischsten', 'Machtbewusstesten' in den Vordergrund drängen, sodass man sich nachher meist fragen muss, ob man wirklich mit seinem Einsatz viel erreicht hat. Bis jetzt scheint der Revolutions-"Führer" ja eine ähnliche Figur zu sein, auf jeden Fall kein Heiliger/Messias mit Gloriole.
Ohne die Revolution würde ich mich bisher wahrscheinlich sehr langweilen. Mir ging's anfangs mit dem Buch ähnlich wie mit mehreren anderen Wells-Werken: Ich fand einfach keinen Zugang, verlor sehr bald das Interesse (Ausnahme natürlich: The Time Machine), vielleicht wegen der trockenen, sehr distanzierten Erzählweise?

Grüße, Rainer

#18 Rusch

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 15:04

Man muss sich beim Lesen dieses Buchs immer wieder vor Augen halten, dass es über 110 Jahre alt ist. Gegen Ende hin beschäftigt sich Wells sehr viel mit der Unterdrückung der Massen und ist nun wieder brandaktuell. Die Passage wirkt, als habe er ein wenig von Marx abgeschrieben, aber wenn, dann war es wohl eher umgekehrt. Amüsant fand ich die Flugzeuge mit 200 m Spannweite, die nur bei wenig Wind fliegen können, aber die Strecke London - New York in zwei Stunden schaffen. Wie so eine sensible Konstruktion Mach 5 aushalten soll ist mir allerdings ein Rätsel. Interessant fand ich auch die Erwähnung eines Fernseher artigen Gerätes mit dem auch Medien angesehen werden können. Da lag er ziemlich gut.

#19 simifilm

simifilm

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 17:51

Man muss sich beim Lesen dieses Buchs immer wieder vor Augen halten, dass es über 110 Jahre alt ist. Gegen Ende hin beschäftigt sich Wells sehr viel mit der Unterdrückung der Massen und ist nun wieder brandaktuell. Die Passage wirkt, als habe er ein wenig von Marx abgeschrieben, aber wenn, dann war es wohl eher umgekehrt.


Da Marx bei Erscheinen von Wells' Roman schon etwas mehr als ein Vierteljahrhundert tot war, dürfte ihm das schwer gefallen sein †¦

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#20 lapismont

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 21:04

Und das Buch ist ja eher eine Widerede als eine literarische Umsetzung von Marx. Wells will zwar bessere Lebensverhältnisse für die Arbeiter, aber nicht durch Revolution. Vielmehr glaubt er, dass der innere Adel bestimmter Inidividuen die Gesellschaft in eine richtige Richtung lenken kann. So les ich das zumindest.

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#21 Rusch

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 22:09

Da Marx bei Erscheinen von Wells' Roman schon etwas mehr als ein Vierteljahrhundert tot war, dürfte ihm das schwer gefallen sein †¦


DAS HABE ICH JA AUCH GEMEINT.
Kann man denn keine ironischen Kommentare mehr schreiben. Bitte trau mir zu, das ich weiß, wann Wells und wann Marx gelebt hat, denn sonst fühlt ich mich ein bißchen beleidigt.

Lapis: Ich bin noch nicht ganz durch. Wahrscheinlich hast Du recht und Wells entpuppt sich trotz allem als Royalist. Ich finde aber, genau das macht das Buch interessant und der Idee, dass einem Menschen die halbe Erde gehört. Wells hat das obendrein noch durchaus schlüssig erzählt.

Bearbeitet von Rusch, 06 Juni 2010 - 22:11.


#22 simifilm

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 22:12

DAS HABE ICH JA AUCH GESCHRIEBEN.
Kann man denn keine ironischen Kommentare mehr schreiben, ohne, dass Du Oberlehrerhaft daher reden musst.


Tut mir Leid, Ironie konnte ich da nicht erkennen. Vielleicht wären Smileys ja nicht verkehrt gewesen.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

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#23 lapismont

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Geschrieben 06 Juni 2010 - 22:31

Lapis: Ich bin noch nicht ganz durch. Wahrscheinlich hast Du recht und Wells entpuppt sich trotz allem als Royalist.


Nicht Royalist, nee, ich mein tatsächlich die Werte, für die der britische Adel auch stand. Vielleicht am Besten verdeutlicht in Vernes "Kinder des Kapitän Grant", wo der komplett selbstlose Lord es als Ehrensache versteht, den Waisen zu helfen. Diese Idee, dass "blaues Blut" eine feinere Ethik und hehres Verantwortungsbewusstsein beinhaltet, bestimmte in England ja zu einem Teil das Kastensystem. Ich vermute, dass Wells immer noch davon ausging, dass jeder besser wüsste, was der Arbeiter braucht, als der Arbeiter selbst. Marx tat so, als ob er das nun tatsächlich wissenschaftlich herausgefunden hätte, also Tatsachen postulierte, aber selbst er war nur der "Oberlehrer" der seine Theorie beweisen wollte.
Daran scheitert auch immer die Vorhersage von Reaktionen, die die Masse in bestimmten Situationen zeigt. Marx hatte keine Ahnung von der Chaostheorie, denk ich. Er suchte ökonomische Gründe, Statistik nahm er als Werkzeug durchaus wahr, aber nie mathematisch.

Bei Wells liegt der "Revolution" ein Plan zu Grunde, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass unorganisierte Aufstände zu einer überlebensfähigen Organisation führen könnte. 1789 und 1871 lieferten ihm schlagende Beweise. Der spontane Mob zerstört und wird früher oder später durch restaurative Kräfte ersetzt.

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#24 Rusch

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 08:02

Tut mir Leid, Ironie konnte ich da nicht erkennen. Vielleicht wären Smileys ja nicht verkehrt gewesen.


Na, nichts für ungut. Ich hatte meine Antwort dann noch abgeschwächt, aber Du warst schneller mit dem Lesen gewesen. Ein Smiley wäre wohl in der Tat besser gewesen.

Ich habe das Buch jetzt durch. Es kam wie erwartet zum Bruch mit Ostrog, der tatsächlich nur geputscht hatte und der in den Massen nur das dumme Volk sah, das für ihn Mittel zum Zweck war. In dieser Hinsicht gleichen sich die Aussagen mit 1984, denn Orwell war ja der festen Meinung, dass ein System der Unterdrückung nur durch ein anderes System der Unterdrückung abgelöst wird und die Menschen bestenfalls in der Illusion leben, ein demokratisches System zu haben. Eines fällt mir in den Dystopien immer wieder auf: Die Autoren vertreten die Meinung, dass man die Menschen dumm halten muss, um sie lenken zu können. Dies zeigt die Grenzen auf, denn das Arbeiten in einer modernen Gesellschaft wie der unseren erfordert mehr und mehr Intelligenz. Die durchschnittlichen Anforderungen an einen Arbeitnehmer sind heute deutlich höher als vor 30 Jahren noch. Selbst ein Lagerist muss heute mit einem modernen EDV System umgehen und verschiedenste elektrische Geräte bedienen können.

Sehr interessant fand ich die Schwallmaschinen. Wells hat Weitblick bewiesen, als er die Möglichkeiten dieses Mediums erkannte, doch die Möglichkeit der Beieinflussung der Massen hatte er noch nicht wirklich in Erwägung gezogen.

#25 raps

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 11:31

Ich bin auch durch, und besonders gefallen hat mir, wie Wells schon vor hundert Jahren das Wohlstandsgefälle zwischen Arm und Reich beschrieb und die Verdoofung der Massen durch die Kreise, die die Medien kontrollieren. Meine Ullstein-Ausgabe bewirbt den "Schläfer" mit der Aussage, dies sei das Buch, das Orwell zu "1984" inspirierte. Das kann ich mir gut vorstellen, die Ähnlichkeiten sind ja offensichtlich. Nur dass "1984" ein wichtiger Roman ist und der "Schläfer" doch eher nur ein paar interessante Ideen verbreitet. Grüße, Rainer

#26 Rusch

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Geschrieben 07 Juni 2010 - 12:55

Der Schläfer ist schon alleine deswegen nicht so literarisch wichtig, weil das Buch eben eine Projektion der Lebensumstände von Ende des 19. Jahrhunderts darstellt. Orwell ist da schon aktueller und man kann 1984 lesen, ohne sich ständig die Lebensumstände zur Zeit der Veröffentlichung des Buch vor Augen führen zu müssen.


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