
Die Foundation Trilogie von Isaac Asimov
#1 Gast_Dirk_*
Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:23
Falls doch eine existiert, und meine hier falsch gepostet wurde, bitte ich die Mods meinen Post zu verschieben.
Ich bespreche hier die Ausgabe des Bastei Verlags von 1983. ISBN 3-404-28108-X
Eine neue Ausgabe ist beim Heyne Verlag unter der ISBN 978-3453164178 erschienen.
Inhalt:
Der Foundation-Zyklus ist Teil des Werkes des Science-Fiction-Schriftstellers Isaac Asimov. Der wahrscheinlich bekannteste Teil daraus, die ursprüngliche Foundation-Trilogie, beschreibt den Sturz eines galaktischen Imperiums und den folgenden Neuaufbau der interstellaren Zivilisation mit Hilfe einer von dem Mathematiker Hari Seldon entwickelten fiktiven Wissenschaft, der Psychohistorik. Für den Aufbau der neuen Zivilisation wird das Tarnprojekt Foundation gegründet, dessen angeblicher Zweck die Sammlung allen Wissens in einer Encyclopaedia Galactica ist.
Später ergänzte Asimov weitere Werke, die die Trilogie mit seinen früheren Roboter- und Imperiumsromanen verbinden, um so den gesamten Foundation-Zyklus zu bilden. Nach seinem Tod wurde eine zweite Foundation-Trilogie von Gregory Benford, Greg Bear und David Brin geschrieben, die Asimovs Chronologie des Foundation-Universums ergänzt.
(Quelle: wikipedia.de)
Über den Autor:
Isaac Asimov wurde 1920 in Petrowitschi geboren und starb am 6. April 1992 in New York. Er war ein russisch-amerikanischer Biochemiker, Sachbuchautor und einer der bekanntesten und produktivsten Science-Fiction-Schriftsteller.
Im erzählerischen Teil seines Gesamtwerks lassen sich als drei Schwerpunkte
seine Robotergeschichten auf der Erde der nahen Zukunft, seine Roboterkrimis der weiteren Zukunft und seine Geschichten um das galaktische Imperium der fernen Zukunft als Eckwerke nennen.
Rezension:
Dieses Buch begleitet mich nun seit meinem 15. Lebensjahr. Nachdem ich diese alte Ausgabe, die mir nach einem zweiten Lesen abhanden gekommen war, durch Zufall wiedergefunden habe, musste ich sie natürlich umgehend noch einmal genießen. Dabei fiel mir auf, dass dieses Buch eines derjenigen ist, die sich im Laufe der Jahre immer wieder anders präsentieren.
Das Schlagwort vom "zeitlosen Klassiker" scheint also für dieses Buch erfunden worden zu sein, weswegen ich meine Rezi auch gerne in drei Teilen, einen für jeden Lebensabschnitt in dem ich es gelesen habe, aufteilen möchte.
1983
Ich war 15, als ich dieses Buch zum ersten Mal kaufte. Ich war jung und steckte mitten in der "Boing&Böller"-Phase meines Lebens. Action war mir wichtig, und die ersten Stephen Kings zierten neben den obligatorischen grün-goldenen Karl May´s, den Silberbänden der Perry Rhodan Serie und unzähligen knallbunten Comics mein Regal. Asimov war mir damals nur als Herausgeber eines Magazins bekannt, dessen Kurzgeschichten im Heyne Verlag regelmäßig als TB erschienen. Diese boten immer gute und kurzweilige Kost, also war der Kauf des Meisters selber einfach Pflicht.
Nun, Action bekam ich nicht. Aber dafür einen Spannungsbogen, der in seinen Ausmaßen derartig gewaltig angelegt war, dass ich sogar die fehlenden Figurenbeschreibungen vergaß. Asimov überließ das Aussehen seiner Protagonisten und der Raumschiffe seinen Lesern. Was mir erst sperrig erschien, trat in den Hintergrund, und ich begann in größeren Bahnen zu denken.
Das Buch hinterließ also ein Samenkorn, dessen Frucht mich bis heute beeinflusst.
Der Blick über den Tellerrand.
1995
Beim Durchwühlen meiner Bücherkiste für den Flohmarkt, fand ich diesen alten Schatz wieder. Verkaufen oder nicht, das war die Frage. Ich entschied mich dagegen, und las es zweites Mal.
Und ich zuckte zurück!
Tschernobyl lag nur neun Jahre zurück, es kamen zwar weniger Nachrichten und Warnungen, aber dennoch, meine Euphorie über unsere "strahlende Zukunft" war ins Wanken geraten. Und ausgerechnet der Altmeister der Science Fiction schwärmte hier von der allmächtigen Atomkraft?
Wie konnte ich das vergessen haben? Ich war erschüttert, aber las das Buch dennoch durch.
Geprägt durch unzählige andere Bücher, in denen Action und ausführliche Beschreibungen gang und gäbe waren, legte ich das Buch schließlich enttäuscht zur Seite.
Zu wenig Action, keine "Griffe", an denen ich mein geistiges Auge festmachen konnte, um mir die Protagonisten vor Augen zu führen und alles, was ich bis dahin über gutes Schreiben zu wissen glaubte (ich hatte selber mein altes Hobby wieder ausgraben und schrieb erste Kurzgeschichten), wurde hier von Asimov mit Füßen getreten.
Trotzdem hinterließ das Buch einen bleibenden Eindruck bei mir.
Es war einfach die Größe dieser Vision, die mich trotz aller Mängel faszinierte.
2010
Als ich auf ebay lustlos herumschnüffelte und nur ein wenig preiswerten Lesestoff suchte, fiel mir plötzlich ein Angebot ins Auge, das mir wie ein Geist aus ferner Vergangenheit zuwinkte.
Meine alte Ausgabe von Asimovs Foundation Trilogie aus dem Bastei Verlag! Das gleiche Cover, noch in D-Mark ausgezeichnet und eine ISBN, die jedem Büchersammler die Freudentränen in die Augen steigen lässt.
Klar, ich musste dieses Buch haben!
Koste es was es wolle!
Als ich es schließlich in den Händen hielt, so wunderbar erhalten, als wäre es eine Botschaft aus der Vergangenheit, blätterte ich die ersten Seiten auf, las ein wenig †¦ las ein wenig weiter †¦
Und vergaß am Ende die Zeit.
Und jetzt, beim dritten Lesen, entfaltete der Roman seinen vollen Geschmack, wie ein guter alter Wein. Ich vermute, der Genuss hängt auch ein wenig mit einer gewissen Grundeinstellung zusammen, mit der man das Buch liest.
Meine Lesart des Buches
Asimov verherrlicht in seinem Buch die Atomkraft in einer Weise, dass es heute jedem vernünftigen Menschen die Zornesröte ins Gesicht treiben würde. Aber man darf dabei nicht vergessen, dass er es in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfasste, und somit von ganz anderen technischen Möglichkeiten ausging, die uns heute (eigentlich) zur Verfügung stehen würden. Wie weit müssten wir dann bei einer vernünftigen Erforschung dieser Kraft erst in ferner Zukunft sein?
Auch die teilweise fehlenden Beschreibungen seiner Protagonisten, sehe ich inzwischen anders. Wenn ich eine Beschreibung von Land, Leuten und Kleidung haben will, lese ich einen Reisebericht oder einen Versandkatalog. Asimov entführte mich aber in ein Universum, indem es soviel zu entdecken gab, dass mich dieser Mangel heute genauso wenig störte, wie damals, als ich es zum ersten Mal gelesen habe. Im Gegenteil, ist doch dieses Fehlen von Informationen für mich die Möglichkeit gewesen, mir sein Universum mit meinen eigenen Farben zu füllen!
Der Spannungsbogen ist nicht so engmaschig gewebt, wie man es bei einem neueren Buch erwartet. Die Psychohistoriker kommt mit der gemächlichen Geschwindigkeit eines Luxusliners daher, was der Geschichte und dem Spannungsbogen besser zu Gesicht steht, als die teilweise nervös wirkende Schreibe manch moderner "Actionschreiber".
Fazit
Es fällt mir sichtlich schwer, dieses Buch anhand der Handlung zu beschreiben. Dafür ist es teilweise zu komplex in seiner Größe und Vision gewebt, bleibt dabei aber sprachlich erfreulich frei von Technobabbel, einem Manko, dass leider sehr viele neuere Science Fiction Veröffentlichungen haben. Zudem finde ich, dass ich nicht in adäquater Weise den eigentlichen Inhalt dieses Buches in wenigen Sätzen zusammenfassen könnte.
Der Sense of Wonder, der ab der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu weiten Teilen die Menschen beflügelte, ist hier auf eine wunderbare Weise eingefangen, die teilweise etwas naiv wirkt, aber somit einen großen Teil des Reizes ausmacht, dieses Buch zu lesen.
Wer sich mit dem Genre Science Fiction beschäftigen möchte, kommt an diesem Werk nach meinem Dafürhalten nicht vorbei.
Es empfiehlt sich allerdings, nicht ebenfalls auf die Jagd nach dieser alten Ausgabe zu machen, da sich hier leider einige Fehler im Satzbild eingeschlichen haben, und ich das Gefühl habe, dass sogar einige Teilsätze fehlen.
#2
Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:45
Das mit der Atomkraft muss man m.E. wirklich eingebettet in die Entstehungszeit sehen. Ich erinnere mich, dass ich in meiner frühen Jugend (Ende der 60er) z.B. ein Buch von Disney hatte, getextet von einem dt. Physiker (der Name entfällt mir gerade) in dem die Atomkraft als (Disney'scher) Djinn vorgestellt wurde, der alle unsere zukünftigen Wünsche erfüllen würde. Mich würde interessieren, wie Disney dieses Engagement heute sieht...

/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#3
Geschrieben 01 Juni 2010 - 17:53
#4 Gast_Dirk_*
Geschrieben 01 Juni 2010 - 21:34
die wurde in einem Lesezirkel besprochen
http://www.scifinet....?showtopic=1829
Joe
UPS!
Sorry, ich habe danach gesucht, aber leider nix gefunden

Falls einer der Mods hier reinstolpert ... öh ... verschieben please?
@yiyippeeyippeeyay
Ja, DAS würde mich auch interessieren

Disney und Atomkraft? Tststs, der hat ja wohl vor gar nix halt gemacht!
(Ein Glück, das Tolkien dem einen Riegel vorgeschoben hat, sonst sähe Aragorn heute aus wie Goofy, Gollum hätte ´nen Bürzel und Saruman würde Taler zählen! Brrrr, scheußlicher Gedanke

Ich konnte die Rezi auch nicht anders verfassen, da sich mir bei jedem Lesen jedesmal ein anderes Bild bot, aber die grundsätzliche Faszination immer die gleiche blieb.
Hauptsache ist aber, dass sie lesbar geworden ist

#5
Geschrieben 02 Juni 2010 - 09:24
Ältere SF wirkt aus heutiger Sicht leicht muffig, wenn sie technische oder gesellschaftliche Entwicklungen, die in unserer Realität geschehen sind, nicht widerspiegelt: Sie lassen aus der Perspektive 2010 an Authentizität vermissen. Logischerweise. (obwohl es auch zeitlose SF-Romane gibt - eine Auflistung wäre mal einen Thread wert!)
So sitzen in "Foundation" die meiste Zeit gut gekleidete Herren mit Zigarren in Ledersesseln und diskutieren. In den meisten öffentlichen oder Firmengebäuden herrscht heutzutage jedoch komplettes Rauchverbot - und es gibt Frauen

Frauen kommen in "Foundation" so gut wie nicht vor. Asimov hat die Emanzipation nicht vorausgesehen. Er war halt ein Technokrat; von Social Fiction war seinerzeit noch keine Rede. Er hat komplexe Politik auf galaktische Ebene projiziert, aber er hat keine belastbare Zukunftsvision entworfen - wollte er auch gar nicht.
Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren

Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de
#6 Gast_Dirk_*
Geschrieben 02 Juni 2010 - 11:38
(Habe deine Zitate etwas abgekürzt, aber nicht sinnenstellt

Man muss das Buch im Kontext seiner Zeit betrachten.
Ältere SF wirkt aus heutiger Sicht leicht muffig, wenn sie technische oder gesellschaftliche Entwicklungen, die in unserer Realität geschehen sind, nicht widerspiegelt
Ich nenne das einfach den "Sense of Wonder"

Sicher, in vielen Dingen mag das Werk naiv daherkommen, was aber irgendwie für mich wieder einen Reiz ausmachte.
In erster Linie hat mich z.B. das totale Fehlen von Technobabble (wieder mal) erfreut. Bei vielen modernen Autoren habe ich nämlich das Gefühl, dass sie fünf Seiten benötigen, um mir zu sagen, dass sie auf fünfzig Seiten nichts zu sagen haben, will sagen:
Sie vergessen die Story selber in den Vordergrund zu schieben und ergehen sich in Pseudowissenschaften bzw. in Referaten über Wissenschaften, die eigentlich nur sehr wenige Leser jucken.
Ich gehe nämlich davon aus, das die meisten Leser sich ein Buch zur Unterhaltung kaufen, und nicht wegen der wissenschaftlichen Darstellung des neutronenversilberten Fluxkondensators, der nach einer Perforierung der Nullmembran des Kraftfeldmodulators auf n-Schwingungsebene in ganz gefährliche Vibrations gerät, was den Helden zwingt, eine heroische Tat zu vollbringen.
Einfach den Stecker ziehen

Und das hat, nach meinem Gefühl, Asimov perfekt beherrscht

Sicher, es gibt sehr viele Autoren, die dieses Technobabble perfekt (unterhaltsam) beherrschen. Aber ist das dann noch pure Unterhaltung?
Aber einen Punkt der gesellschaftlichen Entwicklung, hat er damals bereits vorausgeahnt:
Direkt zu Beginn die Erwähnung, dass alles Wissen nur noch dahergebetet und auswendig gelernt aus Büchern kommt, statt aus Praxis und Erfahrung und Ausprobieren.
Eine Entwicklung, die wir zur Zeit am Markt erleben, wo Yuppies mit Hochschuldiplom am grünen Tisch Wirtschatfsvorgänge planen, ohnen einen Peil von der harten Realität zu haben

So sitzen in "Foundation" die meiste Zeit gut gekleidete Herren mit Zigarren in Ledersesseln und diskutieren. In den meisten öffentlichen oder Firmengebäuden herrscht heutzutage jedoch komplettes Rauchverbot - und es gibt Frauen
Alleine schon das nicht vorhandene Rauchverbot bei Asimovs Roman, ist es wert ihn zu lesen

Gut, das Manko sind natürlich die nicht vorhandenen Frauen. Aber jo mei, man kann eben nicht alles haben

Und ob da wirklich alle Herren in Nadelstreifen sitzen ... hm ... juckt mich ehrlich gesagt nicht, weil ich mir die eher vorstellen kann, als sich selbstentfaltende, aus dem Vakuum entzogene Nullenergie benutzende Raumanzüge, die selbst bei extremster Hitze nicht einlaufen

Wenn es gut beschrieben ist, dann lese ich sowas gerne.
Wenn es aber (wie leider sehr oft) abdriftet ins pseudowissenschaftliche ... hm, nicht so mein Ding.
Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren
Stümmt. So als Einstimmung vielleicht ein etwas zu hartes Brot weil altbacken, aber durch sehr viele Verweise und Anspielungen in anderen Werken auf die Foundation, denke ich schon, man sollte es mal gelesen haben.
Sorry, wenn ich im Post jetzt sehr viel gelacht habe und teilweise albern rüberkomme.
Das ist der Sekt schuld, mit dem ich heute Morgen anstoßen musste

#7 Gast_Dirk_*
Geschrieben 02 Juni 2010 - 11:47

Insofern stimme ich zu, dass man als hartgesottener SF-Fan die Trilogie ruhig lesen soll, weil sie halt ein toller Klassiker ist - aber wer heutzutage in die SF "einsteigt", würde ziemlich abgeschreckt werden und sollte lieber zu zeitgemäßen SF-Romane greifen. Und da gibt es ja einen ganzen Haufen - auch von deutschen Autoren
Totale Zustimmung meinerseits.
Einige der älteren Sachen von Eschbach, aktuell der Marcus Heitz ...
Ich glaube auch, dass sich hier momentan sehr viel tut!
Interessant wäre es vielleicht mal, die alten Asimovs auf Ideen und Ansätze und Abläufe abzuklopfen, die heute erneut verbraten werden?
Vielleicht ist so besser erkennbar, warum ich die Foundation Trilogie für so wichtig erachte?
Ein Beispiel fällt mir prompt ein, auch wenn sehr weit hergeholt erscheint:
Der neue Heitz "Collector"
Wie auch Asimov mit der Foundation, will Heitz in erster Linie unterhalten.
Naiver Umgang mit der Technik, die Story im Vordergrund ... ich habe die ersten Seiten jetzt gelesen und es macht mir den gleichen (kindsköpfigen) Spaß, wie die Foundation von Asimov.
Und das ist nach meinem Gefühl, ein verdammt großes Vorschußlob (bin ja erst auf Seite 10!)
Mal sehen, ob Herr Heitz sein bisheriges Versprechen halten kann.
Bearbeitet von Dirk, 02 Juni 2010 - 11:48.
#8
Geschrieben 02 Juni 2010 - 13:11
Ich nenne das einfach den "Sense of Wonder"
Was genau ist für Dich "Sense of Wonder"? Darunter verstehen wir offenbar etwas total unterschiedliches.
Für mich ist das die Konfrontation mit einem fremdartigen Geheimnis (=Wunder), das am Ende auf atemberaubende Weise aufgeklärt wird. Paradebeispiel: Eschbachs "Haarteppichknüpfer".
Auch wenn es in Foundation sowas durchaus gibt - das Fehlen von Frauen führt in mir jedenfalls nicht zu dieser Wahrnehmung

Es ist ein paar Jahre her, dass ich Foundation zuletzt gelesen habe. Ich erinnere mich dennoch deutlich an die "muffige" Atmosphäre, die dabei rüber kam. Wir leben in einer anderen Welt als zur Entstehungszeit der Trilogie. Die ist aus jener Welt extrapoliert, nicht aus unserer. Deshalb bezeichne ich den Roman als "nicht zeitlos".
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktuelles Buch: KI - KOMISCHE INTELLIGENZ (mit Uwe Hermann) ||| edition-übermorgen.de ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de
#9 Gast_Dirk_*
Geschrieben 03 Juni 2010 - 09:21



#10
Geschrieben 03 Juni 2010 - 09:32
Wenn die Geschichte mich fasziniert, werde ich unkritisch gegenüber solchen Dingen wie fehlenden Frauen, einseitigen Perspektiven etc.
Dann ist es für mich nur noch wichtig, welche Bilder da in meinem Kopfkino ablaufen, was der Verfasser da für mich ganz persönlich hinzaubert.
Hallo Dirk.
Ja, das ist genau auch meine herangehensweise an "alte SF-Romane".
Niemand hat zudem je besonders vernünftige extrapolationen der Technik der Zukunft
geliefert. Es ist also nicht besonders wichtig. Die Story zählt. Asimov zu lesen und
dabei die Rolle der Frauen im Hinterkopf zu haben halte ich für abwegig.
#11
Geschrieben 04 Juni 2010 - 19:03
Hohlbein sagt nichts durch Worte, sondern durch die (action-betonte) Handlung an sich. Ist etwas unfair, ihn im gleichen Atemzug wie Schwätzing zu nennen.Oder Hohlbein?

#12
Geschrieben 04 Juni 2010 - 20:28
"Bazinga!"
#13 Gast_Dirk_*
Geschrieben 05 Juni 2010 - 07:55
Hohlbein sagt nichts durch Worte, sondern durch die (action-betonte) Handlung an sich. Ist etwas unfair, ihn im gleichen Atemzug wie Schwätzing zu nennen.

Okay, das war wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen.
Ich habe (ernsthaft!) größten Respekt vor beiden, da sie ihre Leser erreichen und sich selbst treu bleiben.
Da ich persönlich aber mit beiden nicht so viel anfangen kann ... ein Lapsus, der mir bitte verziehen sei

An beide Schriftsteller gehen viele (mich eingeschlossen) heute teilweise mit Stirnrunzeln ran.
Aber vielleicht macht gerade das action-betonte Schreiben von Hohlbein ihn einst zum Karl May zum ausgehenden 20. und dem Beginn des 21. Jahrhunderts?
Vielleicht ist es gerade Schätzings ausufernde und manchmal belehrende Art zu schreiben, die ihm nicht nur seinen Spitznamen gegeben hat, sondern die ihn auch für spätere Generationen zu einem Klassiker macht?
Wie ich bei meiner Rezi zu Foundation ja schrieb, war zuerst Faszination, dann Muff und jetzt wieder Faszination da.
Weil ich das "Erlesen" dieses Romans selber so ambivalent erlebt habe, habe ich ja die Rezi so aufgebaut.
Wer weiß, vielleicht finde ich in 10 oder 20 Jahren die Foundation auch wieder "müffelig"?

Wie Uwe Post es im Nachbarthread schon sagte, "relative Zeitlosigkeit".
Ja, an diesem kleinen Adjektiv ist was dran.
Trotzdem, die Idee und der Zeitbogen sind schon klasse, und vermitteln mir eben dieses visionäre und (Abwandlung


Selbst wenn der Schreibstil trotz rosaroter Nostalgikerbrille teilweise zäher ist, als alte Schuhsohle in Senfsoße

#14
Geschrieben 05 Juni 2010 - 14:37
Mich z. B. haben, neben den unzähligen Roboterkurzgeschichten, seine beiden Frühwerke "Die Stahlhöhlen" und "Die nackte Sonne", vor allem wegen der Rolle des Roboters Daniel R. Olivar in Verbindung mit dem Roboterhasser Eliah Baley, schon immer mehr fasziniert, als seine klassische Foundation-Trilogie. Mit diesen Geschichten habe ich manche Nacht verbracht - erst lesender- dann träumenderweise. Natürlich habe ich auch alles, was zu Foundation gehört, gelesen und war regelrecht perplex, dass Daniel R. dort am Ende noch die herausragende Rolle spielte.
Irgendwie geht es mir mit Asimov, wie mit Sheckley: Der Stoff, den die beiden in einer Kurzgeschichte von gerade mal 15 Seiten abhandelten, würde von heutigen Autoren zu einem 500-Seiten-Wälzer aufgeblasen. Aus einer, zugegeben, etwas längeren Kurzgeschichte (Der Zweihundertjährige) wurde ein abendfüllender Spielfilm. Da wurde die Individualität/das Mensch-sein eines Roboters schon Jahrzehnte früher als bei ST TNG (Data) behandelt und bis in die letzte Konsequenz (Tod) durchdacht Alleine die Tatsache, dass diese KG in einer Gesellschaft angesiedelt ist, in der von der Legislative derartige Entscheidungen getroffen werden, regt doch zum Nachdenken über diese Gesellschaft an, ohne dass der Autor diese in irgend einer Form beschreiben musste.
Ich kann mich vor allem Amtranik anschließen:
Alles lesbar, aber da fehlt mir dieses Gefühl, dass es den Autoren auch ernst mit dem ist, was sie mir da präsentieren. Bei deren Werken fehlt mir das Gefühl im Hintergrund, das der Autor auch wirklich das empfindet, was er mir da zeigt, dass er mit dem fröhlichen Kichern eines Kindes sein Werk präsentiert und sich schon beim Schreiben selber daran erfreut hat.
oder. mein Eindruck: Asimov steckte voller Geschichten und hatte einen unbändigen Spaß daran,sie zu erzählen. Und das merke ich als Leser, damals beim ersten Lesen und auch heute noch
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#15
Geschrieben 20 Juni 2010 - 16:02
#16
Geschrieben 20 Juni 2010 - 17:50
Das war für mich als ich die erste Foundation-Trilogie gelesen habe, ein Schwachpunkt des psychohistorischen Ansatzes. Mir war glasklar, dass sowas nicht über Jahrhunderte funktionieren kann. Trotzdem machte es Spaß, sich vorzustellen, so ein wissenschaftliches Konstrukt könnte funktionieren und ich habe die Story gemocht.Ein Foundation-Thread! Großartig!
Ich habe Foundation vor vielen Jahren gelesen und vor knapp zwei Jahren in einem Lese-Zirkel wiedergelesen. Wirklich ein faszinierender Zyklus.
Vor allem hat mich die Frage der Psychohistorik fasziniert (ich bin von Beruf Statistikerin). Interessant fand ich aber weniger die Frage, ob sowas möglich ist, sondern was es für Auswirkungen hat, wenn Charaktere glauben, dass sowas möglich ist. Dass die Geschichte nach einem Plan ablaufen kann oder sollte. Das berührt ja die Frage der Schicksalsgläubigkeit. Wie reagieren sie darauf - fügen sie sich in ihr Schicksal und lassen sie die Dinge laufen, versuchen sie den Plan durch Aktivität oder bewusste Inaktivität zu stützen, oder dagegen anzugehen? Oder was passiert, wenn jemand das alles für Blödsinn hält?
...
Als Asimov dann später die zweite Foundation mit den Geisteswissenschaftlern einführte, die sozusagen als Korrektiv dafür sorgten, dass die Seldonschen "Prophezeiungen" auch eintraten, fand ich den Denkansatz Psychohistorik repariert und gelungen. Da hätte es die Verquickung mit Daneel R. Olivar gar nicht gebraucht.
Bearbeitet von hawaklar, 20 Juni 2010 - 17:51.
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#17
Geschrieben 20 Juni 2010 - 18:04
Ich bin mir absolut nicht sicher, dass dieses In-Frage-Stellen der Psychohistorik von Asimov nicht beabsichtigt war.Das war für mich als ich die erste Foundation-Trilogie gelesen habe, ein Schwachpunkt des psychohistorischen Ansatzes. Mir war glasklar, dass sowas nicht über Jahrhunderte funktionieren kann. Trotzdem machte es Spaß, sich vorzustellen, so ein wissenschaftliches Konstrukt könnte funktionieren und ich habe die Story gemocht.
Die Theorien nichtlinearer Systeme incl. Chaos-Theorie mitsamt den Implikationen der "Schmetterlingseffekte" wurde zwar erst später ausgearbeitet und weithin populär gemacht. Die Grundidee stammt jedoch aus dem 19. Jahrhundert von Poincare. Da Asimov Naturwissenschaftler war, dürfte ihm die bekannt gewesen sein. Die von mir genannten Widersprüche können ihm kaum entgangen sein.
Meine Interpretation ist deshalb, dass Asimov sich hier über Schicksalsgläubigkeit mokiert.
Ich sehe sie gestützt durch andere Elemente, die meiner Meinung nach klar satirische Züge haben: Wisssenschaftler, die den Zweck der Wissenschaft darin sehen, möglichst alles komplett zu katalogisieren (die Spezies kenne ich nur zu gut), Technologie, die zur Religion erhoben wird, sogar mit Priestern und mit einem Buch des "Galaktischen Geistes", später wird auf ähnliche Weise die Ökonomie zur Religion erhoben (bezeichnenderweise ist Gold in der Lage, alles Sündige "reinzuwaschen").
Foundation als Gesellschaftssatire, zumindest im ersten Band, das ist zumindest meine Lesart. Ich halte die "Widersprüche" der Psychohistorik durchaus für beabsichtigt.
Bearbeitet von nevermore, 20 Juni 2010 - 18:05.
#18
Geschrieben 20 Juni 2010 - 21:02
#19
Geschrieben 21 Juni 2010 - 08:09
#20
Geschrieben 21 Juni 2010 - 09:11
#21
Geschrieben 21 Juli 2010 - 16:52
http://www.zompist.com/psihist.html
... brought to you by the Weeping Elf
#22
Geschrieben 21 Juli 2010 - 18:00
Die Foundation-Trilogie ist, wie andere hier schon gesagt haben, ein Kind ihrer Zeit, und vieles ist total überholt (Atomkraft, Rolle der Frauen, Rauchen etc.). Auch glaube ich nicht, dass Psychohistorik so funktioniert, wie sie Asimov beschreibt; immerhin bringt Hari Seldon seine eigene Prognose mit seinem eigenen Plan zu Fall. Hierzu gibt es was Lesenswertes von Mark Rosenfelder:
http://www.zompist.com/psihist.html
Ich glaube nicht, dass Asimov so dumm war, nicht zu merken, wie sehr Seldons und Hardins Verhalten in den ersten drei Teilen von Foundation I den Prämissen der Psychohistorik widerspricht.
#23
Geschrieben 22 Juli 2010 - 16:32
Ich glaube nicht, dass Asimov so dumm war, nicht zu merken, wie sehr Seldons und Hardins Verhalten in den ersten drei Teilen von Foundation I den Prämissen der Psychohistorik widerspricht.
Eigentlich sollte er es bemerkt haben. Asimov war ganz bestimmt kein Dummkopf! Offenbar gilt die Theorie der Psychohistorik nur so lange, wie kein Psychohistoriker eingreift

... brought to you by the Weeping Elf
#24
Geschrieben 22 Juli 2010 - 16:48
Deswegen glaube ich eben, dass das bewusst so angelegt wurde. Schon dass Protagonist Salvor Hardin der einzige mit einer rudimentären psychologischen Kenntnis ist und dann so maßgeblich daran beteiligt ist, dass der Plan eintritt, deutet mir darauf hin. Als er in Kapitel 3 aktiv versucht, den Plan zu durchschauen und auf sein Eintreten hinzuwirken ist mir eine zu offensichtliche Sache, als dass das von Asimov einfach übersehen wurde.Eigentlich sollte er es bemerkt haben. Asimov war ganz bestimmt kein Dummkopf! Offenbar gilt die Theorie der Psychohistorik nur so lange, wie kein Psychohistoriker eingreift
So richtig schlau geworden bin ich aus diesem Problem aber auch nicht (mal abgesehen davon, dass ich eine solche Art der Prognostik ohnehin für Quacksalberei halte - der Fundamentalsatz der Futurologie lautet immer noch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt").
Die unterschiedlichen Reaktionen der einzelnen Gruppen (Kaiserliche, Enzyklopädisten, Hardin etc.) auf den "Schicksalsplan" sind mir einfach zu deutlich als unterschiedlich gezeichnet, als dass ich an ein "Versehen" glauben könnte.
#25
Geschrieben 21 Dezember 2011 - 20:09
#26
Geschrieben 21 Dezember 2011 - 21:00
#27
Geschrieben 21 Dezember 2011 - 23:05
#28
Geschrieben 22 Dezember 2011 - 01:04

#29
Geschrieben 22 Dezember 2011 - 06:57
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