Zeitlose SF-Romane
#31
Geschrieben 03 Juni 2010 - 15:31
who the hell took my roof and ceiling?
#32
Geschrieben 04 Juni 2010 - 06:35
Der heißt natürlich Roger Zelazny Aber stimmt, ist ein tolles Buch."Nach dem Ende" von Friedrich Scholz (ist allerdings von 1986)
"Gestade der Zeit" und "Das Gottschalkkomplott" von John Brunner
"Das Friedhofsherz" von Robert Zelazny
"Demolition" ist ebenfalls zeitlos
@Dirk: Wenn ich "political correctness" auf mich beziehen soll, dann finde ich das fast ein bisschen beleidigend. Lies Dir meine Postings noch mal genau durch, ich fordere an keiner Stelle falsche Rücksichtnahme auf irgendwie geartete Empfindlichkeiten (denn das ist PC), sondern im Gegenteil eine möglichst realistische (sofern möglich) - verdammt, wieder so ein missverständliches Wort! - also den gesamten Verhältnissen entsprechende Ausmalung der konstruierten Welt, völlig ohne Vorzensur durch den Autor. Dass so etwas möglich ist, haben Zeitgenossen und Vorgänger Asimovs belegt: Wells, die Kuttners/C.L. Moore. Ich rede hier nicht von "feministischer" Literatur, sondern von einer Darstellung, die eben nicht so offensichtliche Blindheiten hat. Das betrifft ja nicht nur Frauen in der Literatur, das bezieht sich genauso auf andere Gebiete.
Insgesamt zeichnet sich für mich ab, dass es zwei Ansprüche an "Zeitlosigkeit" gibt:
1. Inhaltliche Zeitlosigkeit, die sich durch Universalität oder technologische (Noch-)Nicht-Überholtheit der Themen präsentiert. Bei den vorgeschlagenen Werken fällt mir auf, dass sich diese Form der Zeitlosigkeit oft nur durch Tricks erreichen lässt, wie etwa offensichtlich dem naturwissenschaftlichen Weltbild widersprechende Technikbehauptungen: PSI, Teleportation, Transzendentalismus, FTL. Und kommt mir jetzt nicht mit: "Ja, noch nicht, aber eines Tages ..." Es ist trotzdem ein Trick, eine Technik anzunehmen, die sich nicht durch Extrapolation - die Königsdisziplin der SF - ergibt, sondern durch bloßes Handgewedel.
Das Resultat ist nichtsdestotrotz interessant, denn solche Romane konzentrieren sich dann - wenn sie denn wirklich gut sind - auf die großen Fragen der Philosophie: Was ist menschlich, was ist Freiheit, etc.
"Foundation" fällt zu einem gewissen Grad in diese Kategorie, obwohl es mir eine teils sehr offensichtliche Auseinandersetzung mit damaligen In-Themen wie der ganzen Kontrollideologie kapitalistischer und auch stalinistischer Theoretiker zu sein scheint - die Foundation ist weniger Scientology, als viel mehr eine Clique heimlicher Oligarchen, subtile Versionen der Führungskader der UdSSR oder der US-Geheimdienste.
2. Formale Zeitlosigkeit, zu der ich schon ganz viel gesagt habe. Diese ist für mich vom Inhalt losgelöst, einsolcher Roman bleibt lesbar, selbst wenn uns die dargestellte Technik hoffnungslos veraltet vorkommt. Auch hier wird natürlich oft obengenannter Trick verwendet, beliebt sind Apokalypsen oder Singularitäten in der Entwicklung, wie z.B. Butlers Djihad in "Dune", der bequemerweise mal eben sämtlicher Computertechnik ausgemerzt hat, Katastrophen wie in "Die Straße" oder eine globale Ölkrise wie in "Julian Comstock".
Wichtig scheint mir hier aber eine umfassende, glaubhafte Darstellung der Gesellschaft zu sein, die in den geannten Beispielen gelingt.
#33
Geschrieben 04 Juni 2010 - 07:02
#34 Gast_Dirk_*
Geschrieben 04 Juni 2010 - 08:27
@Dirk: Wenn ich "political correctness" auf mich beziehen soll, dann finde ich das fast ein bisschen beleidigend.
Nein. Es war nicht auf dich bezogen und sollte in keiner Weise ein Angriff sein!
Es tut mir leid, wenn du meine Worte so auffasst, bzw. mein Posting so (miss)verstanden hast.
Die mangelnde weibliche Präsenz ist lediglich das offensichtlichste Manko, dass bei Asimovs Foundation genannt wird.
Aber ich würde mich hier gerne noch einmal selber zitieren, denn die PC war nur ein Kriterium, dass ich genannt habe. Sie steht zwar direkt vor meiner Aussage, die du auf dich beziehst, ist aber in Wahrheit nur ein einzelner Punkt.
Zeitlosigkeit rein an political corectness fest zu machen, an der Anzahl der Frauen, der Perspektiven, der verwendeten Technik, ist nach meinem Gefühl zu einseitig.
Lies Dir meine Postings noch mal genau durch †¦
Sorry, aber das erbitte ich mir von dir auch für meine Postings.
Die Punkte sind einzeln voneinander getrennt, aber so vielleicht weniger verfänglich?
Zeitlosigkeit rein an political corectness fest zu machen, der Anzahl der Perspektiven, der verwendeten Technik oder an der Anzahl der Frauen ist nach meinem Gefühl zu einseitig.
Ich hoffe, jetzt ist dieser Satz weniger missverständlicher aufgebaut, und wiederhole nochmals, dass ich dir nicht auf die Füße treten wollte.
#35
Geschrieben 04 Juni 2010 - 08:41
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#36
Geschrieben 04 Juni 2010 - 08:53
Zeitlosigkeit rein an political corectness fest zu machen, der Anzahl der Perspektiven, der verwendeten Technik oder an der Anzahl der Frauen ist nach meinem Gefühl zu einseitig.
Es ist ja schonmal nicht einseitig, weil dies vier völlig unterschiedliche Aspekte sind
"Zeitlosigkeit" ist ganz klar eine sehr subjektive Empfindung, daher lässt sich trefflich darüber streiten, aber nie ein Konsens finden. Deshalb habe ich das Wort von Anfang an in Anführungszeichen gesetzt.
Ich denke, Naut kommt der Sache mit seiner Aufteilung schon ziemlich nahe: Manche Romane wirken "zeitlos", weil sie eine Welt beschreiben, die von unserer völlig unabhängig existiert, zum Beispiel indem sie mittels Apokalypse auf den Reset-Button drücken. Andere wirken "zeitlos", weil sie tatsächlich im Sinne der Futurologie Trends aufgreifen und extrapolieren, die uns heute "zeitgemäß" erscheinen. Ich denke, in diese Sparte fällt eine kleine Anzahl älterer Romane, weil die Entwicklung der Kommunikations- und Computertechnik in der Form, in der wir sie heute kennen, unvorhersagbar war.
Anders die sozialen Aspekte: Ein älterer Roman, der Krieg und menschliche Fehler zentral thematisiert, bleibt "zeitlos" - weil wir Menschen uns in dieser Hinsicht leider nicht so schnell ändern wie die Technologie.
#37 Gast_Dirk_*
Geschrieben 04 Juni 2010 - 08:59
Es ist ja schonmal nicht einseitig, weil dies vier völlig unterschiedliche Aspekte sind
Erwischt
Ich ging ja auch davon aus, dass immer nur einer der Aspekte der maßgebliche bei der jeweiligen Betrachtung ist
#38
Geschrieben 04 Juni 2010 - 10:29
#39
Geschrieben 04 Juni 2010 - 17:25
Aber solche Werke würde ich dann eher als "lediglich visionär" bezeichnen. Morgen sind sie ja schon wieder überholt ...Andere wirken "zeitlos", weil sie tatsächlich im Sinne der Futurologie Trends aufgreifen und extrapolieren, die uns heute "zeitgemäß" erscheinen.
#40
Geschrieben 04 Juni 2010 - 18:45
#41
Geschrieben 04 Juni 2010 - 22:26
Genau. Deshalb war hier im Thread ja auch schon von "relativer" Zeitlosigkeit die Rede.Aber solche Werke würde ich dann eher als "lediglich visionär" bezeichnen. Morgen sind sie ja schon wieder überholt ...
zeitlosigkeit, je nach definition, führt doch auch zu belanglosigkeit.
Kannst Du das näher ausführen, Turbinenreiter?
Denn:
somit wird 1984 und der ewige krieg niemals belanglos werden.
...und sind eben deswegen zeitlos.
#42
Geschrieben 05 Juni 2010 - 17:17
1984, mit seiner aufteilung der welt z.b., ist meinem empfinden nach stark mit seiner entstehungszeit verbunden. auch die implizinte warnung vor dem kommunismus ist ja heute mit wegfall der sowjetunion überholt.
somit - stark verwurzelt im zeitgeist - allerdings trotzdem eine aussage treffen die sich nicht überholen lässt.
der ewige krieg, je nach version, lässt vietnamveteranen als ausbilder auftreten - ein starker bezug zum aktuellen geschehen damals, der dazu führte das die später erschienen versionen angepasst wurden. die aussage zum krieg allerdings, die lässt sich auch nicht überholen.
damit will ich sagen das zeitlosigkeit nicht unbedingt nicht erfüllt ist nur weil der aktuelle zeitgeist einspielt. imho isses gar nicht möglich eine geschichte zu schreiben ohne von der aktuellen situation beeinflusst zu werden, es sei denn man lebt 2000 meilen unter dem meer oder so.
ich hoffe die aussage bleibt trotz doppelter verneinung und ständiger wiederholung noch erkennbar
#43
Geschrieben 06 Juni 2010 - 02:46
- • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"
#44
Geschrieben 06 Juni 2010 - 11:24
#45 Gast_Dirk_*
Geschrieben 06 Juni 2010 - 13:16
@Dirk: Kein Problem, ich wollte das nur klarstellen.
No Problemo
War auch unklar ausgedrückt von mir
Sorry nochmal dafür.
Heidrun sagte sehr passend (sorry, mit Zwischenzitaten habe ich Probleme):
"An der Asimovschen Foundation hat mich nach dem fünften oder sechsten Buch gestört, daß es immer wieder der gleiche amerikanische Filmplot war, den er da abzog. Und daß nicht der leiseste Zweifel bestand, daß sich das amerikanische Geschäftsmodell über die ganze Galaxis verbreiten wird, in alle Zukunft und ohne Alternative."
*Ironie on *
Gerade das Letzte ist doch schon in Arbeit? US-amerikanische Unternehmensberatungen bzw. ihre ihre europäischen Ableger schießen aus dem Boden wie die Pilze. Bei uns in Köln wird z.B. bereits der gesamte öffentliche Verwaltungsapparat inzwischen nach deren Methoden geschult. Das schwappt allmählich zu den Firmen über und plötzlich singst du morgens die Firmenhymne, du bekommst einen Teamleier (Vorarbeiter) vor die Nase gesetzt, deine Pausen und dein Urlaub werden gekürzt und dein Kollege wird durch einen Zeitarbeiter ersetzt, weil er besser in die neue "Hire&Wire"-Mentalität passt, welche die Unternhemensberater als unabdinglich für das Überleben deiner Firma propagiert haben.
Gut, das ist noch nicht galaxisweit, aber immerhin
Jetzt noch Asimovs Atomglauben in den Teig kneten (es gibt derzeit natürlich keine anderen Alternativen *räusper* ), mit dem alten Orwell verfeinert, der überall in einer geschmacklich und gedanklich gleichgekämmten Gesellschaft Überwachungskameras sah, das Ganze abgeschmeckt mit der Fortpflanzungsmüdigkeit unserer Gesellschaft, und wir haben eine schöne neue Welt, frisch gebacken aus drei (relativ) zeitlosen Klassikern der Science Fiction.
*Ironie off *
Nicht ganz ernste Grüße
Dirk
Bearbeitet von Dirk, 06 Juni 2010 - 13:17.
#46
Geschrieben 06 Juni 2010 - 16:06
- • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"
#47 Gast_Dirk_*
Geschrieben 07 Juni 2010 - 07:36
Hallo Heidrun,
Meine "amerikanisierung" war ja auch ironisch gemeint
Aber deine Definition von relativer Zeitlosigkeit ...
... Also gibt es zwei Arten von Zeitlosigkeit:
- kann man auch in hundert Jahren noch mit Genuß lesen, auch wenn Eisenoxidbänder als Datenspeicher vorkommen
- kann man zeitlich nicht einordnen
... finde ich noch am besten gelungen.
Ja, das ist wirklich was dran, obwohl gerade der Genuß nach hundertjähriger Reifezeit ein sehr subjektiver sein dürfte.
LG
Dirk
#48
Geschrieben 08 Juni 2010 - 10:12
#49
Geschrieben 08 Juni 2010 - 16:05
#50
Geschrieben 08 Juni 2010 - 16:14
#51
Geschrieben 08 Juni 2010 - 19:50
#52
Geschrieben 13 Juni 2010 - 08:49
- • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"
#53
Geschrieben 13 Juni 2010 - 08:53
Dem Laptop hat's aber auch nicht geholfen, der regelmäßige Kontakt mit Schraubenziehern sei förderlich für die geistige Gesundheit. Weswegen ich meinen eigenen Kreuzschlitz nach China mitgenommen habe. Mein letzter Strohhalm ...
Neu: Armin Rößler - Die Nadir-Variante
Armin Rößler - Entheete (Neuauflage) +++ Armin Rößler - Cantals Tränen +++ Hebben/Skora/Rößler (Hrsg.) - Elvis hat das Gebäude verlassen
Das Argona-Universum
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#54
Geschrieben 13 Juni 2010 - 11:12
Pozi oder Phillips? Aber ich denke, es reicht auch ein Lötkolben oder, für mich zumindest, ab und zu ein paar hundert Zeilen C++.Nadine Boos meinte im Zuge eines Lektorats, sie glaube, der regelmäßige Kontakt mit Schraubenziehern sei förderlich für die geistige Gesundheit. Weswegen ich meinen eigenen Kreuzschlitz nach China mitgenommen habe. Mein letzter Strohhalm ...
#55
Geschrieben 13 Juni 2010 - 13:44
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
#56 Gast_Dirk_*
Geschrieben 14 Juni 2010 - 15:37
PS@Dirk: die Ironie hatte ich schon verstanden, aber ich muß immer drauf rumreiten, daß wir eine eigene Kultur, auch Unternehmenskultur, haben, die ziemlich resistent ist gegen amerikanische Epidemien. Meist wird nur das Management befallen, während die Ingenieure den Kopf schütteln und weiterschrauben. Nadine Boos meinte im Zuge eines Lektorats, sie glaube, der regelmäßige Kontakt mit Schraubenziehern sei förderlich für die geistige Gesundheit. Weswegen ich meinen eigenen Kreuzschlitz nach China mitgenommen habe. Mein letzter Strohhalm ...
Ich komme wegen arger Netzprobleme leider erst jetzt dazu, deinen Post zu lesen, Heidrun
Ja, da könnte was dran sein. Ich denke immer wieder gerne an eine gewisse Zeit in meiner Firma zurück, zu der wir von den neuen Häuptlingen made aus ... öh ... in Amerika, die neuesten Entwicklungen und Pläne zur Firmenzukunft zu hören bekamen. Irgendwer verteilte vor solchen Versammlungen so kleine Zettel, mit der Aufschrift "Bullshit-Bingo", auf denen so herrliche Begriffe Schlüssel-Zugangs-Verwalter, Die totale Qualität oder Weltenspieler im Kontext zu den Mitbewerbern standen.
(Nein, ich war es nicht! Ehrenwort )
Verspielte Grüße
Dirk
#57
Geschrieben 14 Juni 2010 - 16:12
Ich weiß nicht, dieser Schreck hätte dich einen Herzanfall gekostet.(wer's kann, darf in den nächsten 5 Minuten mal neben meinen Schreibtisch jaunten :-)
Ad astra
"Die Raumfahrt hat uns alle wieder zu Kindern gemacht."
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#58
Geschrieben 18 Juni 2010 - 06:53
#59
Geschrieben 17 Juli 2010 - 00:15
Lem's Bücher sind definitiv zeitlos.
Aber insbesondere Lem finde ich persönlich viel zu bezogen auf seine persönliche Situation (und die der damaligen Soviet-Union), daher habe ich ca. 1978 aufgehört, Lem zu lesen.
Meine "zeitlosen" Favoriten sind Simmons mit "Hyperion" und Vinge mit "Eine Tiefe am Himmel".
Simmons wurde schon erwähnt, diese Präferenz muss ich sicher nicht begründen, Hyperion ist einmalig und völlig losgelöst von heutigen gesellschaftlichen oder technischen Entwicklungen.
Vinge hat einen verflixt guten Kunstgriff verwendet. Man glaubt zunächst, schlechte Drehbücher zu alten Filmen zu lesen, aber es stellt sich ganz schnell heraus, dass sämtliche Projektionen genau das sind: Projektionen. Da schwingt ein Teil "Gödel, Escher, Bach" mit. Entkoppele dich aus deinem dir bekannten Gedankensystem, damit du weißt, wo du dich befindest.
Bearbeitet von shoogar, 17 Juli 2010 - 00:16.
#60
Geschrieben 27 Juli 2011 - 15:54
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