16 Antworten in diesem Thema

[elvis]

Hallo!In Anlehnung an die Buchpreisdebatte würden mich eure Lesegewohnheiten und -Motivationen interessieren. Ich lese die meisten Bücher nur einmal, nur manche auch zweimal. Oft breche ich sie beim 2.Mal nach ca. 1/3 ab ("axo, joa, jetzt kommt das, dann das, dann stirbt der und dann isses vorbei") und lese dann lieber was neues.Wie motiviert ihr euch denn bzw. was treibt euch an, gute Bücher mehrmals zu lesen?Worauf achtet ihr beim zweiten/dritten Lesen? Auf Stilmittel des Autoren, die beimersten Mal überlesen wurden, weil man zu sehr in der Geschichte drin steckte?Oder auf die Entwicklung der Geschichte oder der Charaktere, weil man weiss, wie sie endet und ganz gezielt nach Andeutungen oder Anzeichen suchen kann?Was ist der besondere Kick beim zweiten Lesen?(Ich gehe mal davon aus, dass keiner von euch Alzheimer hat...)Viele Grüße,elvis

[Hardy Kettlitz]

Für mich gibt es drei Gründe, ein Buch zum zweiten Mal zu lesen: 1. Ich finde es so gut, dass mir egal ist, wenn ich die Handlung schon kenne. (Beispiel: "Die Mars-Chroniken" von Bradbury, 4-mal gelesen) Das sind meist Bücher oder Storys, die nicht auf eine Pointe hinauslaufen, sondern vom Stil oder einer gewissen Stimmung leben. 2. Ich habe ein Buch vor sehr langer Zeit gelesen und hab vergessen worum es ging. Oder ich bin überzeugt davon, dass ich damals das Buch nicht verstanden habe oder seinen Kontext nicht zu würdigen wusste. (Beispiel: "Demolition" von Alfred Bester. Fand ich vor ca. 15 Jahren total blöd und hab es in einer Fanzine-Rezension verrissen; völlig zu unrecht, wie ich heute weiß. Kürzlich habe ich es noch einmal gelesen und begreife nicht, wie man auch nur ein schlechtes Wort über diesen großartigen, für die damalige Zeit sehr innovativen Roman sagen kann.) 3. Ich muss manchmal ein Buch neu lesen, weil ich etwas darüber schreiben will: einen Essay, eine Rezension (wenn Neuausgabe erschienen), die Hugo-Kolumne in AC oder eine SF-PERSONALITY-Ausgabe. (Beispiel: Das Gesamtwerk von Cordwainer Smith. Ich hatte früher bereits die meisten seiner Erzählungen gelesen, aber für SFP 11 habe ich jede einzelne Zeile noch einmal neu gelesen. Und es hat sich wirklich gelohnt! (Siehe SFP 11 - Cordwainer Smith)

[Naglfar]

Für mich ist die Stimmung und der Stil einer Geschichte entscheidend, um sie erneut zu lesen. Das hat nicht immer unbedingt etwas mit der Qualität des Werkes zu tun, öfter habe ich festgestellt das ich gerade die Klassiker beim wiederholten Lesen meide. Zudem lese eigentlich fast nie Bücher mehrfach, die auf einen genialen Twist am Ende hinauslaufen, aber ansonsten nicht wirklich was zu bieten haben.

[Oliver]

Ich lese nur ganz, ganz selten ein Buch mehrmals, weil ich mir sage, dass die Lektüre eines Buches viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als z.B. einen Film zu schauen und das Leben bekanntlich endlich ist und es noch sooo viele Bücher gibt, die man lesen könnte/sollte/müßte.Aber: Den "Wüstenplaneten" habe ich 3x gelesen und nicht bereut."Fahrenheit 451" habe ich drei mal gelesen und mich an dem Stil ergötzt.Und, mehr Fantasy als SF, die "Göttliche Komödie" habe ich auch drei mal gelesen.

[Ronni]

Es gibt eine Handvoll Bücher, die habe ich zwei- oder sogar mehrmals gelesen. Bei mir liegen auch einige Bücher, bei den freue ich mich richtig darauf, diese zum x-ten mal zu lesen. Im Normalfall bleibt bei mir nur die grobe Handlung über längere Zeit haften, die Feinheiten verschwinden im Laufe der Zeit aus dem Gedächtnis. Beim erneuten Lesen ist es dann so, als ob man alte Bekannte nach langer Zeit wiedertrifft. Hinzu kommt, daß ich manchmal garnicht in der Stimmung bin, mich auf ein neues Abenteuer mit ungewissen Ausgang einzulassen, sonder lieber etwas in die Hand nehme, von dem ich weiß, daß es mir gefällt.

[Dave]

Für mich ist die Wiederlesbarkeit ein sehr wichtiges Kriterium, obwohl es, wenn ich so darüber nachdenke, nicht mehr als 10% meiner Lesetätigkeit ausmacht. Das hängt aber auch mit der schon erwähnten begrenzten Zeit zusammen. Ich habe aber daneben das Bedürfnis, bestimmte Bücher zu besitzen, sie geistern in meinem Kopf herum, und ich mag das Gefühl, dass sie greifbar sind, wenn mir danach ist.Mich würde daher schon interessieren, wie wichtig es für Euch ist, die Bücher auch zu besitzen. Nehmen wir an, ihr könntet stets alles in der Bücherei ausleihen, würde Euch das genügen?Ich kenne jemanden, der mit einem fotografischen Gedächtnis gesegnet (oder gestraft) ist. Meistens kommt es für ihn nicht in Frage, ein Buch ein zweites Mal zu lesen, es sein denn, er hat eine besondere Bindung daran. So liest er regelmäßig „Der Herr der Ringe“, obwohl er es buchstäblich auswendig kennt. Was mich betrifft, so bin ich nicht gerade ein Gedächtniskünstler, daher habe ich immer Spass daran, ein Buch erneut zu lesen. Zudem bin ich etwas tüffelig, was größere Zusammenhänge betrifft, und gebe zu, dass ich streng genommen einiges nachlesen müsste, um einem guten Roman  gerecht zu werden.Gelegentlich passiert mir folgendes: Ich schnappe mir ein Buch, von dem ich weiß, das ich es schon einmal ungefähr zur Hälfte gelesen habe. Ich bin also mehr oder weniger vertraut mit dem was ich lese, bis ich an eine Stelle komme, an der ich mir sicher bin, sie noch nicht zu kennen. Dann lese ich so vor mich hin und gerate plötzlich an einen Satz, der mir zu hundert Prozent vertraut ist.Nun, womöglich liegt es am bereits erwähnten Alzheimer, aber könnte es auch sein, dass das Gedächtnis einiges aussortiert und anderes als merkenswert behandelt?

[elvis]

Mich würde daher schon interessieren, wie wichtig es für Euch ist, die Bücher auch zu besitzen. Nehmen wir an, ihr könntet stets alles in der Bücherei ausleihen, würde Euch das genügen?

Für mich ist es auch wichtig, ein Buch oder eine CD wirklich zu besitzen (nicht nur die MP3s davon)! Zum einen finde ich, dass gute Arbeit belohnt werden sollte, zum anderen baue ich einfach eine andere "emotionale Bindung" zu "meinem" Buch auf, und ausserdem siehts gut aus im Regal. Viele Grüße, elvis

[misc]

Wie motiviert ihr euch denn bzw. was treibt euch an, gute Bücher mehrmals zu lesen?

Hallo elvis, manche Bücher mag ich so sehr, daß ich immer wieder gerne in die jeweils vom Autor geschaffene Welt "eintauche" (ein schönes, wenn auch bereits genanntes Beispiel ist der "Herr der Ringe" - keine Ahnung, wie oft ich den schon gelesen habe). Es kommt auch vor, daß mich ein Buch überhaupt nicht packt. Meistens überfliege ich es dann nur und probiere es ein paar Wochen oder Monate später noch einmal. Ist durchaus schon vorgekommen, daß ich's beim zweiten Versuch viel besser fand - vielleicht hatte ja bei der Erstlektüre nicht das Buch, sondern ich eine (Stimmungs-)Macke. Dritte Möglichkeit: ich schnappe irgendetwas über ein Buch auf, das ich vor Zeiten gelesen habe. Dann schnuppere ich (vor allem, wenn ich mir der Details nicht mehr sicher bin) noch mal rein: dieses Schnuppern kann dann bei Seite 1 anfangen und sich bis zum Ende durchziehen @Dave:

Mich würde daher schon interessieren, wie wichtig es für Euch ist, die Bücher auch zu besitzen. Nehmen wir an, ihr könntet stets alles in der Bücherei ausleihen, würde Euch das genügen?

Nein. Es gibt Bücher, die ich einfach "haben" will. Ad Astra, misc

[Joe Chip]

hi all!ein gutes thema.ich möchte heute ein buch besitzen wenn ich es lese, obwohl ich in meiner jugend ein leidenschaftlicher bibliothekgeher warlese jedes buch nur einmal - doch gibts in meinem kopf eine liste der bücher, welche in meinem leben nochmal drankommen - es handelt sich dabei um für mich stilistisch wertvolle oder mit herausragenden inhalt (im SF bereich zB: "clockwork orange", "fahrenheit 451" oder "1984")man kann es ja auch nur einmal lesen - denn man will sofort was neues und ich habe angst dass mein leben nicht ausreicht um all das zu lesen was ich noch lesen möchtebeim lesen behandle ich ein buch mit größter vorsicht (es sieht eigentlich auch danach noch ungelesen aus) - und ordene es fein säuberlich ins regal einich besitze sehr viele bücher, welche ich noch nicht gelesen habe - will sie einfach da haben wenn ich bereit dafür bin (das gilt eher für dicke klassische schinken)auch wenn mir ein buch nicht gefallen hat würde ich es nicht hergebenPS: vor büchern und denen die es geschrieben haben habe ich den größten respektjoe chip  

[Ronni]

Mich würde daher schon interessieren, wie wichtig es für Euch ist, die Bücher auch zu besitzen. Nehmen wir an, ihr könntet stets alles in der Bücherei ausleihen, würde Euch das genügen?

Niemals! Jederzeit nur bis zum Regal gehen zu müssen, um ein Buch, auf das ich gerade Lust habe, in die Hand zu nehmen, steht für mich ganz oben auf der Liste der Dinge, die mein Leben lebenswert machen.

[Holger]

Ich lese nur ganz, ganz selten ein Buch mehrmals, weil ich mir sage, dass die Lektüre eines Buches viel mehr Zeit in Anspruch nimmt, als z.B. einen Film zu schauen und das Leben bekanntlich endlich ist und es noch sooo viele Bücher gibt, die man lesen könnte/sollte/müßte.

Ganz genau!

man kann es ja auch nur einmal lesen - denn man will sofort was neues und ich habe angst dass mein leben nicht ausreicht um all das zu lesen was ich noch lesen möchte

Ganz genau!

Jederzeit nur bis zum Regal gehen zu müssen, um ein Buch, auf das ich gerade Lust habe, in die Hand zu nehmen, steht für mich ganz oben auf der Liste der Dinge, die mein Leben lebenswert machen.

Ganz genau!

[MartinHoyer]

Und dann gibt es noch die All-Time-Favorites, die man immer wieder dazwischen schiebt, und/oder für stundenlange Zugfahrten, Flüge etc. hervorkramt ...

[Oliver]

Hi Dave,

Mich würde daher schon interessieren, wie wichtig es für Euch ist, die Bücher auch zu besitzen. Nehmen wir an, ihr könntet stets alles in der Bücherei ausleihen, würde Euch das genügen?

Niemals, nie und nimmer, nein, auf keinen Fall, ums verrecken nicht. Und um Deinen ersten Satz zu beantworten: EXTREM wichtig. Ich bin genau so leidenschaftlicher Sammler wie Leser. Aus Platz- und Geldgründen nicht immer so oder meist nicht in dem Umfang wie ich möchte, aber immerhin. Es ist ein Glücksgefühl, wenn der Zyklus dann endlich komplett im Schrank steht. Vorfreude ist die schönste Freude und wenn dann endlich Woche X da ist, in welcher Roman Y eines meiner Lieblingsautoren Z erscheint, wunderbar. Einfach wunderbar. Fernerhin macht es einfach Spaß, vor dem Regal zu stehen, etwas rauszuziehen, mal darin kurz zu schmökern, sich das Cover zu betrachten.... *seufz* Reicht das als Antwort? Alles Gute, --Oliver

[Ronni]

Kleine Anekdote am Rande: Vor rund drei Monate standen meine Freundin und meine Wenigkeit in unserem etwas Chaotisch organisierten Wohnzimmer und haben überlegt, wie wir das etwas mehr Ordnung reinbekommen. Da die Regale unter der Last der Bücher zusammenzubrechen drohen haben wir abgemacht, daß jeder 10 seiner Bücher dem Altpapier überantwortet. Nachdem wir dann nach gut 20 Minuten zwei Bücher ausgewählt haben (ein über 20 Jahre altes Wörterbuch Serbo-Kroatisch und ein Grammatik-Buch, von dem wir eine neuere Auflage haben) wurde der Plan zu den Akten gelegt.

[Dave]

Hoi Oliver,

Reicht das als Antwort?

Absolut, ich finde Dein Statement, sowie einige weitere sehr beruhigend, da komme ich mir doch nicht so allein vor...

[Oliver]

Absolut, ich finde Dein Statement, sowie einige weitere sehr beruhigend, da komme ich mir doch nicht so allein vor...

LOL! *Hand reich*  

[heino]

ich lese Bücher auch selten mehrmals, denn es gibt einfach zu viel, das ich noch nicht kenne. Ein Buch muß schon außergewöhnlich gut sein, um mich ein zweites Mal zu fesseln