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Ich-Form und Dritte-Person


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5 Antworten in diesem Thema

#1 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 19 Juli 2002 - 17:15

Ich würde schätzen, dass vielleicht zehn, maximal zwanzig Prozent der Romane in der Ich-Form geschrieben wurden. Ist das ein Zeichen für die Unbeliebtheit? Kann ich mir schwer vorstellen, denn warum sollte ein Autor sich zu einer wenig ansprechenden Form hinreißen lassen? Vielleicht, wenn er so davon überzeugt ist, dass es das beste für seinen Roman ist. Ich persönlich mag die Ich-Form nicht besonders, obwohl ich ein Buch nicht gleich verschmähen würde, solange der Inhalt stimmt. Irgendwie ist Perspektive eingeschränkt, und nur ein wirklich starker Charakter kann mich über mehrere hundert Seiten wach halten.Ich habe einmal einen Roman gelesen, in dem der Icherzähler am Schluss seine eigene Ermordung schilderte. Das war witzig, meinte man doch, der Held kann nicht sterben, und am Ende schlug der Autor einem ein Schnippchen.

#2 Lt Lisa Marineris

Lt Lisa Marineris

    Giganaut

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Geschrieben 19 Juli 2002 - 19:15

Ich mag eigentlich Romane in Ich-Form - vielleicht gerade, weil sie so selten sind! Es ist halt schwieriger, aus der Ego-Perspektive zu schreiben. Aber sicher gibt es Stories, die sich so besser darstellen lassen als aus der ewigen Beobachterposition.Wir könnten ja mal eine Liste von "guten" Romane, die in der 1. Person geschrieben wurden, hier zusammentragen. Mir fällt zum Beispiel keiner auf Anhieb ein *schäm*

#3 Markus

Markus

    Shiningonaut

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Geschrieben 19 Juli 2002 - 19:27

Ich hab schon einige Romane gelesen (vorallem bei PR) bei denen mir die ich- Form sehr gefiel. Oft geht das aber in die Hose und die Romane sind zusehr auf diese eine Person fixiert. Es fehlt das "drumherum".
Ad Astra !
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#4 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 19 Juli 2002 - 22:08

Mir fällt da ein Roman ein, der, glaube ich, nicht so bekannt ist. Er heißt DIE DUNKELHEIT JENSEITS DER STERNE von Frank M. Robinson.Der Held befindet sich auf einem Generationenschiff. Er hat sein Erinnerungsvermögen verloren und steht genauso unwissend da wie der Leser. Nach und nach lüften sich die Geheimnisse, das z.B. das Raumschiff durch eine Holografie optisch aufgemöbelt wird u.s.w. Man hat nie ein Wissensvorteil als Leser und ist begierig darauf, hinter die Geheimnisse zu kommen. Ich glaube von den Icherzählungen ist das mein Lieblingsbuch.Eine Kuriosität ist vielleicht das ganz hervorragende Buch von Nicola Griffith UNTIEFEN.Es spielt in drei Zeitebenen, eine in Ich-Form, eine in Dritter-Person Gegenwart und dann noch eine in Dritter-Person Vergangenheit. Kennt ihr auch Bücher, die man einfach jedem empfehlen möchte? Dies gehört dazu.Die Gegenwartsform ist glaube ich noch seltener als die Icherzählungen.

#5 MartinHoyer

MartinHoyer

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Geschrieben 20 Juli 2002 - 08:16

Ich muß sagen, daß ich mich an Bücher in der 1. Person Singular noch eher gewöhnen kann als an jene, die im Präsens geschrieben wurden. Hier wie dort muß der Autor dann schon eine wahre Meisterleistung in Sachen atmosphärischer Beschreibung und innerem Monolog vollbringen. - Übrigens war die Verbindung von Präsens und Ich-Perspektive in den Romanen des ehemaligen Ostblocks durchaus üblich. Hier lag die Sache meiner Ansicht nach noch etwas anders, da gerade SF sehr stark personen- und weniger ereignisbezogen war. Ich möchte hier keine Doktorarbeit daraus machen; wer sich für die Hintergründe interessiert, sollte unter "Sozialistischem Realismus" nachschlagen.
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#6 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 20 Juli 2002 - 16:10

Ich kann mich gar nicht entsinnen, einmal einen Roman gelesen zu haben, der gänzlich im Präsens geschrieben war. Hier erkenne ich auch die handwerklichen Schwierigkeiten nicht. Ich glaube in der 1.Person ist es die eingeschränkte Perspektive. Womöglich liegt es daran, dass wir bei einer Unterhaltung auch nie im Präsens sprechen, da wir uns meistens mit Erfahungen und Erinnerungen beschäftigen. Vielleicht zieht man das vor, was einem am geläufigsten ist.Ich sollte wirklich mal nachschlagen...


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