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Induktivzelle + Induktionsdamm


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3 Antworten in diesem Thema

#1 Nibor

Nibor

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Geschrieben 26 Juli 2010 - 14:03

Außerhalb von Romanen wird die Induktivzelle nur einmal erwähnt, und zwar im Glossar von 2506 unter dem Stichwort Induktionsdamm. Der Induktionsdamm ist kein natürlicher Teil des Gehirns der Frequenzfolger, sondern eine "uralte" "genetische Anzüchtung", "die autonome Denkvorgänge parallel zur primären Hirntätigkeit erarbeitet." Der Induktionsdamm arbeitet wie ein "Kontracomputer", an ihm wird die Induktivzelle, ein "Mikrorechner", "bioelektronisch" angeschlossen. Durch diese "Vernetzung" werden die Denkvorgänge des Induktionsdamms "unterstützt". "Bewusst" kann ein Frequenzfolger nur über den "Umweg über seinen Induktionsdamm" die Induktivzelle nutzen, was ungern gemacht wird, weil man sich dann erst einmal "einem Schwall gegenteiliger Annahmen zu stellen" hat, was ein "eher unangenehmer Vorgang" ist. Nun zu den Romanen. In 2500 (Autor: Frank Borsch) meldet sich die Induktivzelle dauernd ungefragt zu Wort. Sie spricht nicht, sondern sie "pulst", und zwar nicht in ausführlichen Sätzen: "Sei auf der Hut!", "Hab acht!", "Zu früh!" usw. Die Terraner entdecken den Induktionsdamm im Gehirn Sinnafochs, aber in den Passagen des Romans, die aus der Sicht Sinnafochs geschildert werden, benutzt Borsch immer nur den Begriff Induktivzelle, vom Induktionsdamm ist nie die Rede. Außerdem erfahren wir in dem Roman, dass Sinnafoch eine Leere in sich verspürt, nachdem ihm die Induktivzelle erntfernt wurde. Dass nächste Mal kommt die Induktivzelle in 2503 (Andreas Eschbach) vor. Auch in diesem Roman "pulst" sie dauernd ungefragt. Ihre Sätze werden bei diesem Autor hin und wieder schon etwas ausführlicher, und es ist der letzte Roman (bisher) in dem es "pulst". Tatsächlich redet bei Eschbach aber gar nicht die Induktivzelle, sondern sie formuliert nur den Impuls seiner Hirnanhangskammer (= Induktionsdamm) aus (Seite 39, oben links). Außerdem erfahren wir in diesem Roman, dass sich nach dem Einsetzen der Induktivzelle "das Gleichgewicht zwischen Induktionsdamm und Normalhirn erst einspielen" muss (Seite 16f.). Es dauert bis Heft 2514 (Arndt Ellmer), bis die Induktivzelle wieder eine Rolle spielt. Sinnafochs körperloses Vamu landet in einem seiner Klonkörper, der zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Induktivzelle besitzt, was auch noch eine ganze Weile so bleiben wird. Das Erste, das Sinnafoch hört, ist eine Bemerkung seines Induktionsdamms. Auch nach dem Einsetzen einer Induktivzelle ist es bei Arndt Ellmer immer nur der Induktionsdamm, der spricht. Der spricht allerdings nach dem Einsetzten der Induktivzelle nur, wenn Sinnafoch diese Zelle für irgend etwas benutzen will. Laut diesem Roman erfüllt die Induktivzelle drei Aufgaben, sie erhöht die Effektivität des Induktionsdamm durch die Vernetzung mit ihm, sie "holt die bisher verschütteten Erinnerungen zurück" (Seite 33), und sie kann für irgendwelche Berechnungen benutzt werden. Drei Romane, praktisch drei unterschiedliche Darstellungen. Bei Borsch "spricht" nur die Induktionszelle, der Induktionsdamm kommt nur nach der Untersuchung von Sinnafochs Gehirn durch die Terraner zur Sprache, bei Eschbach ist die Induktivzelle das Sprachrohr für den Induktionsdamm und bei Ellmer kann der Induktionsdamm sich auch ohne Induktivzelle bemerkbar machen. Es gibt aber auch eine Gemeinsamkeit, bisher hat es nie ein direktes Gespräch zwischen Induktionszelle bzw. Induktionsdamm und Sinnafoch gegeben. Die Zelle (oder der Damm?) gibt irgendwelche Bemerkungen von sich, die Sinnafoch bei seinen Überlegungen berücksichtigt oder auch nicht. Das ändert sich mit dem ersten Sinnafoch-Doppelband (2529 + 2530) von Frank Borsch. Auf Seite 9 (2529) kommt es zum ersten richtigen Gespräch zwischen der Induktivzelle (der Induktionsdamm kommt in diesem Doppelband gar nicht vor) und Sinnafoch. Außerdem erfahren wir in 2529, dass die Induktivzelle zumindest Teile von Sinnafochs Körper benutzen kann, wenn der schläft. Auch verschiebt der Autor die Rolle, die die Induktivzelle spielt. Während das, was der Autor die Zelle in 2500 sagen lässt, auch ein Kontracomputer sagen könnte, meldet sie sich nun zu Wort, weil "Sie spürte, dass seine Gedanken einem Frequenzfolger nicht angemessen waren." (Seite 54, links). Folgerichtig geht es dann im nächsten Roman von Frank Borsch (2535) weiter. Philip, der ja keinen Induktionsdamm im Gehirn hat, bekommt eine Induktivzelle implantiert. Die Operation ist wegen des fehlenden Damms zwar schwierig, aber letztlich glückt sie, Philip und die Zelle können miteinander kommunizieren. Der Induktionsdamm ist nun nicht nur dadurch verschwunden, dass er nicht mehr erwähnt wird, sondern es gibt ihn bei Philip tatsächlich nicht mehr. Auch in diesem Roman thematisiert der Autor das Verhältnis Zelle/Damm im Zusammenhang mit Sinnafoch nicht. Das Verhältnis Sinnafochs zu seiner Induktivzelle wird in den Romanen Borschs nicht eindeutig beschrieben. In 2500 fühlt Sinnafoch nach der Entfernung der Zelle eine "Leere" in sich. In 2529 ist die Zelle für ihn ein "Gedankengefährte" (Seite 31). In 2535 ist die Induktivzelle "kein Gefährte" (Seite 22, rechts) (weshalb er so an Philip hängt), auch wenn er ohne sie angeblich nicht leben könnte. In seinem bisher letzten Roman (2553) zieht der Autor Sinnafoch auf das Niveau von Philip herunter, der ja nur die Intelligenz eines Kleinkindes besitzt, indem er Sinnafoch die Induktivzelle (genau wie es Philip tut) als "Freund" betrachten lässt (Seite 55). Wie man sieht, haben sich Andreas Eschbach und vor allem Arndt Ellmer weitgehend an die offizielle Version der Induktivzelle (Glossar Heft 2506) gehalten, nach der die Zelle eine Optimierung für den Induktionsstamm ist, während sich Frank Borsch praktisch von Anfang an um den Induktionsdamm nicht gekümmert hat. In seinen Romanen entwickelt die Induktivzelle immer mehr eine Art Eigenleben. Wird Sinnafoch von der Induktivzelle heimlich manipuliert? In 2500 untersuchen Wissenschaftler die Zelle, nachdem sie Sinnafoch operativ entfernt wurde. Sie können nicht alle ihre Funktionen entschlüsseln, sie haben aber "eindeutig" festgestellt, dass der "Rechner" kein "Fernsteuerungsmechanismus" ist. Für Rhodan ist das keine Überraschung, er hat Sinnafoch in die Augen geschaut und weiß seitdem: "Sinnafoch war kein Sklave. Was immer er tat, tat er aus freiem Willem, aus Überzeugung." (Seite 60, links oben). In 2514 ist Sinnafoch durchaus klar, dass er durch die Induktivzelle manipuliert werden könnte, ohne es zu merken. Aber weder in diesem Roman noch in einem der anderen, die bisher erschienen sind, gibt es für eine heimliche Manipulation einen Beweis. Generell wurde es bisher immer so beschrieben, dass es letztlich Sinnafoch ist, der entscheidet. Die Induktivzelle hat dann den größten Einfluss auf Sinnafoch, wenn der unsicher ist, was er tun soll, er muss aber nie so handeln, wie es die Induktivzelle will. Wenn man so will, wird Sinnafoch natürlich auch durch die Induktivzelle manipuliert, aber das geschieht offen, nicht heimlich. Wenn Sinnafoch wiedergeboren wird, erzählt ihm sein Referror dauernd, dass er etwas Besonderes ist. Nach dem Einsetzen einer Induktivzelle erzählt die ihm das auch (zumindest in den späteren Romanen von Borsch). Und wenn Sinnafoch schlafen geht, lässt er sich von seinem Armband Lieder vorspielen, in denen von der Einzigartigkeit seines Vamu die Rede ist. Gerade in Deutschland sollte man doch wissen, dass es ausreicht, Menschen lange genug etwas einzureden, damit sich etliche als arische Herrenmenschen fühlen und daraus das Recht ableiten, andere Menschen schlimmer als Dreck zu behandeln. So etwas funktioniert auch ganz gut ohne unsterbliches Vamu, heimliche Manipulation durch eine Induktivzelle (bzw. Induktionsdamm) und Wiedergeburt. Meinetwegen muss es also niemand Geheimnisvollen geben, der die Vatrox manipuliert. Mir reicht die Kombination fehlendes Wissen nach der Wiedergeburt und ständiges Berieseln mit seiner Besonderheit wegen unsterblichem Vamu völlig aus, um Sinnafochs Verrohung zu erklären. Falls aber doch noch jemand hinter den Vatrox vorgesehen ist, hoffe ich sehr, dass es nicht die Okrivar sind. Die sind ja zurzeit das größte Geheimnis der FM. Die Position ihrer "Heimatplaneten" ist ja so geheim, dass ihr Planet in Andromeda noch nicht einmal in Rhodans B+ Controller verzeichnet ist. Und wenn heimlich manipuliert wird, wodurch geschieht es? Durch die Induktivzelle? Durch den Induktionsdamm (vielleicht gehört ja Sinnafochs zweiter Klonkörper zur ersten Generation von Körpern, die mit so einem Damm ausgerüstet sind)? Oder durch die Kombination von Zelle und Damm? Sorry wegen des langen Textes.

Bearbeitet von Nibor, 26 Juli 2010 - 23:44.


#2 Gen. Bully

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Geschrieben 26 Juli 2010 - 21:07

Sorry wegen des langen Textes.


Warum? Tolle Arbeit Nibor! An Spekus will ich mich aber nicht beteiligen, da ich eben erst mit #2545 fertig wurde.

Bearbeitet von Gen. Bully, 26 Juli 2010 - 21:09.

"Es gibt 5 Arten der Lüge: die gewöhnliche Lüge, den Wetterbericht, die Statistik, die diplomatische Note und das amtliche Kommuniqué" George Bernhard Shaw
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#3 Puh

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Geschrieben 27 Juli 2010 - 13:31

Sorry wegen des langen Textes.

Danke erstmal für die ausführliche Analyse, die uns dann wieder einmal lehrt, dass es wohl immer noch Abstimmungsprobleme zwischen den Autoren zu geben scheint. Schade eigentlich aber auch nicht wirklich überraschend.

(vielleicht gehört ja Sinnafochs zweiter Klonkörper zur ersten Generation von Körpern, die mit so einem Damm ausgerüstet sind)?

Erscheint mir schlüssig. Ich beziehe mich da einmal auf die Zylonen in Battlestar Galactica, die ja auch über ein ähnliches Prinzip verfügen und dabei dann die Erfahrung machen müssen, dass eine Wiedergeburt nur bedingt angenehm ist - zumindest solange nicht, wie man sich an das vorherige Sterben erinnern kann. Eine ziemlich traumatische Erfahrung schätze ich mal.
Vor diesem Hintergrund ergibt sich schon beinahe zwangsläufig die Notwendigkeit, die Widergeborenen ein wenig zu optimieren, um ihnen das Trauma zu nehmen. Die Einführung diverser Hilfsmittel passte also von daher.

Meinetwegen muss es also niemand Geheimnisvollen geben, der die Vatrox manipuliert. Mir reicht die Kombination fehlendes Wissen nach der Wiedergeburt und ständiges Berieseln mit seiner Besonderheit wegen unsterblichem Vamu völlig aus, um Sinnafochs Verrohung zu erklären.

Geht mir ebenso und ich würde es sehr begrüßen, wenn eine solche Entwicklung mit sparsamen Strichen im weiteren Verlauf geschildert werden würde; hingegen würde ich es sehr ärgerlich finden, wenn wir jetzt hinder jedem Bösewicht einen weiteren finden und zu guter Letzt bei Anti-Es landen würden. Müsste ich nicht haben.
Puh :devil:

#4 Nibor

Nibor

    Temponaut

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Geschrieben 30 Juli 2010 - 13:50

...

Vor diesem Hintergrund ergibt sich schon beinahe zwangsläufig die Notwendigkeit, die Widergeborenen ein wenig zu optimieren, um ihnen das Trauma zu nehmen. Die Einführung diverser Hilfsmittel passte also von daher.

...

Das wäre durchaus logisch. Aber in der Serie habe ich bisher nichts von so einem Trauma gelesen. In der Serie wird der Verlust der Erinnerungen als das große Problem beschrieben. Zu Beginn des Zyklus wurde in irgend einem Roman mal gesagt, dass durch jeden Tod mehr Erinnerungen verloren gehen würden. Der Glossareintrag von 2506 liest sich für mich so, als hätten nur Frequenzfolger so einen Induktionsdamm. Von anderen Vatrox ist nicht die Rede. Die FF kämpfen ja an vorderster Front und sterben deshalb auch öfter als die "normalen" Vatrox, weshalb sie auch viel mehr vergessen haben als ihre Artgenossen. Laut Glossar soll der Damm die Reaktionsschnelligkeit der FF erhöhen, wenn sich eine Situation plötzlich ändert, weil der als Kontracomputer ja schon Überlegungen angestellt hat, die zu der geänderte Situation passen. Laut 2514 soll die Induktivzelle u.a. die verschütteten Erinnerungen hervor holen. Wie das geschieht, wird nicht genau gesagt. Vielleicht ist es ja so, dass in der Zelle Infos aus den verschiedenen Leben des Trägers gespeichert sind. Wenn der sich plötzlich verschwommen auf natürliche Weise an etwas erinnert, kann er bei der Zelle weitergehende Infos zu dieser Erinnerung abfragen. Das würde auch zu der Darstellung von Borsch passen, nach der ja die Induktivzelle von Philip dessen Gedanken bzw. Erlebnisse speichert, die dann auf andere Datenträger überspielt werden können. Wie schon geschrieben, dass das Sterben selbst für die Vatrox traumatisch ist, wurde in den Romanen bisher nicht gesagt. Kann natürlich noch kommen.


...

Geht mir ebenso und ich würde es sehr begrüßen, wenn eine solche Entwicklung mit sparsamen Strichen im weiteren Verlauf geschildert werden würde;

...


In 2514 wird ja neben Deliachlan auch noch Menxedeere (Sinnafochs ehemalige Lebensgefährtin) namentlich erwähnt. Vielleicht nimmt Borsch dieses Thema ja auch noch auf. Bei dieser Gelegenheit könnten wir dann endlich auch mal etwas über die Gesellschaft, über das Alltagsleben der Vatrox erfahren. In diesem Zusammenhang könnte man auf der von dir empfohlenen Weise dieses Thema gut beleuchten (finde ich).


... Anti-Es ...

Bloß das nicht! Ich hoffe sehr, dass das eine falsche Spur ist, die man dem Leser legt. So wie das Gerede über die MdI in der ersten Zyklushälfte.

Bearbeitet von Nibor, 30 Juli 2010 - 14:17.



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