Geschichte und Science Fiction
#1
Geschrieben 22 Februar 2003 - 13:17
Mir fällt immer wieder auf, daß Leute, die sich im Science-Fiction-Umfeld bewegen, sei es als Leser, Autoren, Übersetzer oder Lektoren, überdurchschnittlich häufig für Geschichtliche Themen interessieren. Das fängt bei mir an (Wasser- und Verkehrsbauten von der Antike bis heute, insbesondere der Römer). Ich kenne mehrere Leute, die mit Begeisterung an Dampflokomotiven rumschrauben und Perry Rhodan lesen. Auch bei so manchem Autor fällt mir ein großes geschichtliches Hintergrundwissen auf.
Wie sieht das bei Euch aus und habt Ihr diesen Zusammenhang auch schon beobachtet?
#2
Geschrieben 22 Februar 2003 - 17:22
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#4
Geschrieben 23 Februar 2003 - 17:39
Mit was denn dann?? Dyke - leicht verwirrtNun gut, SF hat nicht zwingend etwas mit Zukunft zu tun
#5
Geschrieben 23 Februar 2003 - 19:28
Demnach muß SF die Zukunft schildern? Dann mußt Du aber sofort anfangen, ein paar heißgeliebte Favoriten umzusortieren, weil sie nicht mehr in Deine SF-Regale gehören.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#6
Geschrieben 24 Februar 2003 - 10:41
Hm. Kann man tatsächlich nicht unkommentiert lassen. Nicht zwingend (Bsp.: Parallelweltromane, Zeitmaschine (in die Vergangenheit), ...) aber doch im überwältigendem Maße. Auf welche heißgeliebten Favoriten hast Du angespielt?Nun gut, SF hat nicht zwingend etwas mit Zukunft zu tun
(Georg Christoph Lichtenberg)
#7
Geschrieben 24 Februar 2003 - 12:36
Dann würdest Du sicherlich nicht widersprechen, wenn man Dich als Anhänger der Hard SF bezeichnet, oder? Ich kenne Leute, die nehmen SF ohne politische und soziologische Implikationen nicht ernst. Und dann gibt es noch Leute... Gut, dass in der SF ein so weites Spektrum abgedeckt wird, so dass eigentlich jeder fündig werden kann, wenn er möchte.Mit Sicherheit gehört ein geschichtliches Interesse zur SF-Lektüre. Ich würde dem aber nicht unbedingt mehr Bedeutung beimessen, als dem Interesse an Politik und Soziologie. Für mich ist der Hauptaspekt an der SF nach wie vor der naturwissenschaftliche.
- • (Buch) gerade am lesen:"Tales of the Shadowmen 1", J.-M. Lofficier (ed.)
- • (Buch) als nächstes geplant:"Tales of the Shadowmen 2", J.-M. Lofficier (ed.)
-
• (Buch) Neuerwerbung: Sherlock Holmes - Aus den Geheimakten des Weltdetektivs (Sammelband, 1973, mit 15 Heftromanen (1907/1908))
-
• (Film) gerade gesehen: "Das Testament des Dr. Mabuse" (Fritz Lang)
-
• (Film) als nächstes geplant: "Jurassic World: Dominion" (Dinos!!!!!)
-
• (Film) Neuerwerbung: "Judex" (Louis Feuillade)
#8
Geschrieben 24 Februar 2003 - 13:19
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#9
Geschrieben 24 Februar 2003 - 13:22
Stimmt, würde ich nicht! ÂDann würdest Du sicherlich nicht widersprechen, wenn man Dich als Anhänger der Hard SF bezeichnet, oder?
Schade, die verpassen eine Menge. Wobei Autoren, die naturwissenschaftlich orientiert sind, auch die gesellschaftspolitischen Aspekte nie wirklich vernachlässigen, oder geniale Schnittmengen abliefern (Bear, Egan, Baxter, Wilson).Ich kenne Leute, die nehmen SF ohne politische und soziologische Implikationen nicht ernst.
Einer der Gründe, warum wir das Genre so mögen, oder ?Gut, dass in der SF ein so weites Spektrum abgedeckt wird, so dass eigentlich jeder fündig werden kann, wenn er möchte.
(Georg Christoph Lichtenberg)
#10
Geschrieben 24 Februar 2003 - 21:44
#11
Geschrieben 24 Februar 2003 - 22:21
Da New York derzeit keine Strafkolonie ist, die Umsetzung aber durchaus im gesellschaftlich/technisch plausiblen Rahmen liegt, würde ich es als SF bezeichnen. Ich bin ohnehin gegen das Ausschlußverfahren bei Kategorisierungen; dann könnte man beispielsweise auch überlegen, ob "Vaterland" Alternate-History-SF oder schlicht und ergreifend ein Krimi ist. Oder ob "Neuromancer" ein Thriller ist. Oder "1984" ein Polit-Thriller. Oder so. "Alice im Wunderland" ist für SF bereits etwas zu abgehoben. Alice findet keine wie auch immer funktionierende Gesellschaft vor und verändert sie auch nicht. Über etwaige  naturwissenschaftliche Bezüge grübele ich besser gar nicht erst nach ... Phantastik? - Auf jeden Fall.sehr gutes beispiel im film - die klapperschlange ??????????????????????? - SF oder einfach nur ein action film
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#12
Geschrieben 24 Februar 2003 - 22:26
#13
Geschrieben 25 Februar 2003 - 00:20
Danke, jetzt habe ich†™s kapiert. Bin stundenlang von links nach rechts, vorn nach hinten gehüpft. Stand aber immer noch auf der Leitung. HARDYDie Zukunft ist schneller Geschichte, als man meinen möchte. "1984" und "2001 -Odyssee im Weltraum", um nur zwei offensichtliche Beispiele zu nennen.
Darf ich bei diesem Manifest mitunterschreiben?? Bitte!! Aber zum Thema Geschichte und SF - für mich verknüpfen sie sich ganz einfach. Meistens verfolgen wir auch nicht Geschichte von heute rückwärts. Sondern suchen einen interessanten Punkt in der Vergangenheit und gehen von dort in dessen Zukunft. Mein Geschichtsinteresse war sogar noch früher da, als meines für SF (hat aber möglicherweise etwas mit der Zeit zu tun). Dabei hat es mir die Zeit vor den Griechen angetan. So nebenbei verfolge ich seit einiger Zeit die Diskussion um den Göttinnen-Kult. Zudem hat auch Geschichte etwas mit Fabulieren zu tun, wie SF. Vielleicht macht mir deswegen auch die Geschichte ab 1700 nicht mehr so viel Spaß - zu viele harte Fakten. Und wenn ich an die Perry Rhodan-Zeit um Band 1.000 denke, als alte Mythen wieder lebendig wurden, da habe ich angefangen mich für Mythologie zu begeistern (wieder keine harte Fakten). Auch haben ja auch die großen Handlungs-Abläufe vieler (nicht aller) SF-Autoren Entsprechungen in der Geschichte, bzw. sie benutzen Elemente der menschlichen Geschichte. Und ist SF doch eigentlich nichts anderes, als die Beschreibung einer von vielen möglichen Zukünften, also vorausschauende Geschichte, die allerdings für uns möglicherweise nie Realität und Vergangenheit wird. DykeWas mir wichtig ist, ist die Innovation
#14
Geschrieben 25 Februar 2003 - 12:20
#15
Geschrieben 25 Februar 2003 - 12:48
#16
Geschrieben 25 Februar 2003 - 13:49
(Georg Christoph Lichtenberg)
#17
Geschrieben 25 Februar 2003 - 14:06
Ich habe mich eingehender damit befaßt, aber leider gibt es nicht allzu viele Titel, die ich persönlich empfehlen könnte. "Der große Süden" gehört sicher dazu; weiterhin zu erwähnen wären "Vaterland" von Robert Harris und "Die Zeitmachine Karls des Großen" von Oliver Henkel, wobei ich diesen Titel noch nicht selbst gelesen, aber auf Empfehlung hin sehr weit oben auf meine Leseliste gesetzt habe. Eine ausführliche Liste aller erdenklichen Publikationen zu dem Thema findet sich übrigens auf www.uchronia.net.. Nun ja, und dann gibt es dort noch eine Reihe von Kurzromanen, die ein einige Bekannte und ich aus Spaß an der Freud' auf die Beine gestellt haben. Unter dem Obertitel "Civitas Terrena" sind derzeit fünf Bände verfügbar, die einen Ausschnitt einer Alternate History unserer Welt schildern. Siehe www.webprojekt.org/ct/.Hat sich jemand von euch mal eingehender mit Parallelweltromanen beschäftigt? Ich hab nur zwei oder drei gelesen, finde das Thema aber sehr interessant.
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#18
Geschrieben 25 Februar 2003 - 16:31
#19
Geschrieben 25 Februar 2003 - 16:49
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#20
Geschrieben 25 Februar 2003 - 16:54
#21
Geschrieben 25 Februar 2003 - 17:03
#22
Geschrieben 25 Februar 2003 - 18:40
Ja ja, bitte! Würde mich sehr interessieren.Da kann ich jetzt ja eine Besprechung schreiben
(Georg Christoph Lichtenberg)
#23
Geschrieben 25 Februar 2003 - 20:14
#24
Geschrieben 25 Februar 2003 - 20:37
Philip José Farmer, Die Flusswelt der Zeit
Ein total abgedrehte Parallelwelt findet man im Bannsänger-Zyklus von Alan Dean Foster. Geht aber stark richtig Fantasy, ist dafür aber sehr lustig.
#26
Geschrieben 26 Februar 2003 - 13:34
#27
Geschrieben 26 Februar 2003 - 13:55
Wie schon geschrieben: "nur mit viel gutem Willen eine Parallelwelt". Die Nachfolgebände lassen m.E. stark nach. Aber um mal zum Thema des Treads zurückzukommen: Gerade die Schilderungen geschichtlich wichtiger Personen, die aber meist eher in der zweiten Reihe standen, hat mich bei Flußwelt sehr gefesselt.
Dann ist mir noch eine Parallelwelt eingefallen: der Gallatin-Zyklus von L. Neil Smith. Geschildert wird eine funktionierende Anarchie. Der Zyklus hat bei mir aber einen extrem zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Die Schilderung des Anarchismus ist gut gelungen, für mich problematisch ist aber, das dieser nicht aus der Toleranz gegenüber anderen entstanden ist, sondern aus dem "Jeder ist sich selbst der Nächste"-Gedanken, den gerade die Waffennarren in US-Land anhängen.
#28
Geschrieben 02 Februar 2004 - 16:45
#29
Geschrieben 02 Februar 2004 - 17:06
vielen, vielen Dank, das ist ja wirklich mal eine interessante Liste und viele Bücher darauf kenne ich noch garnicht. Da werde ich jetzt mal einkaufen gehen Gruß Ronniich hatte da irgendwann mal eine kurze Liste zusammengestellt, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
#30
Geschrieben 05 Februar 2004 - 21:36
Nachdem ich das alles gesagt habe, muss ich zugeben, dass ich mich in den letzten 10 Jahren immer stärker für (besonders europäische und chinesische/japanische) Geschichte interessiere. Autodidaktisch. Ich denke aber das hat wenig mit meinem wesentlich älteren Interesse für SF zu tun (in der Schule hab ich Geschichte nicht besonders wahrgenommen).
Vor kurzem hat mich Colleen McCullough's 6-teilige Romanserie Masters of Rome gefesselt. Ich hab selten eine so detaillierte, anscheinend akribisch recherchierte Serie zu Augen bekommen. Sie animiert auf jeden Fall zu mehr, und ist m.E. Welten besser als ihr früherer Opus (z.B. Dornenvögel).
Zugegebenermaßen sind es also oft Geschichts-Romane die dazu motivieren mehr über das was wirklich bekannt ist über die Zeit in der sie spielen nachzulesen. Wogegen es bei SF aber meistens die "neue Idee" ist, oder das Abenteuer, d. mich mitreißt. Wissenschaftliche Recherche kommt SF-Romanen zu Gute aber ist m.E. nicht das Wichtigste - wohl eher Originalität, oder gute Extrapolation einer "fremden" Ausgangslage, oder wie gut das soziale Gefüge zusammenpasst...
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
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