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Geschichte und Science Fiction


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37 Antworten in diesem Thema

#31 Impala

Impala

    Giganaut

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Geschrieben 06 Februar 2004 - 00:40

Dietrich Schwanitz schreibt in DIE GESCHICHTE EUROPAS:

18. Jh.
Zentral ist ein neues Erleben der Zeit:..... man entdeckt (jetzt) die "Geschichte". Bis jetzt gab es nur Geschichten im Plural, stories. Sie waren im Prinzip wiederholbar und illustrierten die Beständigkeit der moralischen Grundsätze: etwa "Hochmut kommt vor dem Fall". Deshalb konnte man aus der Geschichte lernen. Erst jetzt entsteht der Kollektiv-Singular "Geschichte" im Sinne von Weltgeschichte, die fortschreitet und in der sich nichts wiederholt; denn alles verändert sich ja. Das hat eine weitreichende Konsequenz:
Die Geschichte wird zur neuen Leitvorstellung. Wird sie als Fortschritt gedacht, werden ihr alle die Hoffnungen angehängt, die bisher mit der Religion verbunden waren. Sie erhält ein Ziel: Erlösung des Menschen in der Utopie. (Zitat)

Jetzt muß ich gestehen, daß ich dieses Buch lese und auch fast damit durch bin. Ich habe mich sehr gewundert, als ich plötzlich mit einem gierigen Haps dieses Buch gekauft habe, denn ich gehöre zu den Leuten, die wesentlich mehr an der Zukunft, als an Geschichte interessiert sind. Und seit der fünften Klasse habe ich von den zweiten punischen Kriegen nichts mehr gehört. Mir war nach einem Readers Digest, um mal schnell wieder einen, jetzt durch andere Augen gesehenen, Überblick zu gewinnen. Wem's eben so geht, dem kann ich das Buch nur empfehlen. Ich überlege, ob ich mir auch noch BILDUNG zulegen soll.

Zu meiner Überraschung also macht jetzt die Verknüpfung mit Geschichte zu Utopie einen Sinn im vorherrschenden linearen Weltbild und hat sich zudem als gute Investition und Brücke zwischen CANTICLE FOR LEIBOWITZ und SPERLING erwiesen.

So kanns gehen.

Bearbeitet von Impala, 06 Februar 2004 - 01:55.

Julius Gaius Baltar!

#32 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 08 April 2004 - 22:08

...Mir fällt immer wieder auf, daß Leute, die sich im Science-Fiction-Umfeld bewegen, sei es als Leser, Autoren, Übersetzer oder Lektoren, überdurchschnittlich häufig für Geschichtliche Themen interessieren. ...Wie sieht das bei Euch aus und habt Ihr diesen Zusammenhang auch schon beobachtet?

Ich bin eigentlich über die Vermengung von Phantasie und History zur Science Fiction und zur Archäologie gekommen. Im Grunde bin ich nämlich durch Däniken auf beides gestoßen. Ich habe mit Begeisterung so ziemlich alles frühe von ihm gelesen. Dadurch wurde ich mit Archäologie konfrontiert und habe mich davon nicht mehr lösen können. Dabei sind meine Interessen stark gestreut. Ägypten, Mesopotanien, Kelten, Römer, Mayas, Inkas, speziell aber auch Unterwasserarchäologie. Durch die Beschäftigung mit Archäologie hat bei mir dann aber die Erkenntnis eingesetzt, dass Däniken Fiction und Archäologie zusammenführt. Ich habe dann wieder eine Trennung vorgenommen. Das Interesse an Aliens und Weltall war geweckt. Also wurde die Science Fiction meine zweite Bücher-Heimat. Ähnliches habe ich auch scho bei anderen SF-Fans gehört.

Thomas Sebesta/Neunkirchen/Austria

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#33 Holger

Holger

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Geschrieben 08 April 2004 - 22:23

Hallo Nekropole.Dazu fällt mir ein, dass man die Darstellungen von zukünftigen Gesellschaften und Gesellschaftsformen (mit all ihren Errungenschaften und Einbussen) durchaus auch als eine "umgekehrte Archäologie" (nur im Sinne des Wortes) begreifen könnte, oder?Grüße,Holger
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(Georg Christoph Lichtenberg)

#34 Thomas Sebesta

Thomas Sebesta

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Geschrieben 08 April 2004 - 22:48

Dem kann man durchaus etwas abgewinnender Archäöloge (manche mit viel Phantasie) versucht aus wenigem Gefundenem eine Gesellchaft zu rekonstruieren, der SF-Autor (manche mit viel Phantasie) konstruiert aus unserem wenigen Wissen eine Gesellschaft.Der SF-Autor als Archäologe der ZukunftBesonders gefallen mir übrigens SF-Geschichten, die einen archäologischen Background haben.GrußThomas

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#35 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 08 April 2004 - 23:21

.. der SF-Autor (manche mit viel Phantasie) konstruiert aus unserem wenigen Wissen eine Gesellschaft.

Der SF-Autor als Archäologe der Zukunft

Besonders gefallen mir übrigens SF-Geschichten, die einen archäologischen Background haben.

Dann würde dir bestimmt Always coming home (dt. Das Wunschtal?) von Ursula Le Guin gefallen. Ich versuche das seit einigen Monaten zu Ende zu lesen. Jedenfalls eine ganz neue Lese-Erfahrung; damit hat sie sich die Bezeichnung "beste Mögliche-Welt-Anthropologin" endgültig verdient! Erinnert mich an Indianerromane die ich in meiner Jugend gelesen habe, bei denen man bei jedem 2. sicherlich auch davon ausgehen kann dass es ein Fantasieroman war...

Le Guin ist nicht die Einzige. Auch alle People-Geschichten von Zenna Henderson (mit anderen Worten, fast alles was von ihr veröffentlicht wurde) haben eine starke anthropologische Kante.

P.S.: Da in diesem Thread erneut die Diskussion "was ist S.F.?" aufflammte, möchte ich hier dazu eine kleine Wette anstoßen. Das neue Buch von Palahniuk (Autor von Fight Club), in dt. und im Original Lullaby, scheint eine absolut SF-mäßige Prämisse zu haben: Ein Mann entdeckt einen Reim der alle tötet die ihn hören (ob der Autor geheimes Mitglied von Monty Python war?). Das Buch handelt davon wie er damit umgeht. Wetten dass dieses Buch im normalen Buchhandel nicht im SF-Regal, und bei SF-Spezialisten eher selten, zu finden sein wird?

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 08 April 2004 - 23:34.

/KB

Yay! SF-Dialog Ende März...
Senator: Und dies ist nun die Epoche der Laser?

Farmer: [..] Die Anzahl der Menschen auf der Erde, die voller Hass/Frustration/Gewalt sind, ist zuletzt furchterregend schnell gewachsen. Dazu kommt die riesige Gefahr, dass das hier in die Hände nur einer Gruppierung oder Nation fällt... (Schulterzucken.) Das hier ist zuviel Macht für eine Person oder Gruppe, in der Hoffnung dass sie vernünftig damit umgehen. Ich durfte nicht warten. Darum hab ich es jetzt in die Welt verstreut und kündige es so breit wie möglich an.

Senator: (erblasst, stockt) Wir werden das nicht überleben.

Farmer: Ich hoffe Sie irren sich, Senator! Ich hatte eben nur eine Sache sicher kapiert - dass wir weniger Chancen dazu morgen haben würden als heute.

(Leiter eines US-Congress-Kommittees vs. Erfinder des effektivsten Handlasers, den es je gab, grob übersetzt aus der 1. KG aus Best of Frank Herbert 1965-1970, im Sphere-Verlag, Sn. 38 & 39, by Herbert sr.)


#36 Gast_stockhauven_*

Gast_stockhauven_*
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Geschrieben 19 April 2004 - 19:51

Hat sich jemand von euch mal eingehender mit Parallelweltromanen beschäftigt? ...
...  wußte ich nicht so genau, worauf der Autor in vielen Details anspielt. Mir hat es einfach als Roman gefallen.

Habt ihr Lesetipps zur »Alternate History«?

einfach als Roman gefallen wird sicherlich - in Ergänzung zu Edgar Güttges Literaturliste - "Geschichte machen" von Stephen Fry.

Und falls jemand bei Däniken hängen geblieben ist, wie es nekropole offenbar nicht passiert ist, gleich noch "Das Nilpferd" vom gleichen Autor als Mittel gegen Leichtgläubigkeit hinterher.

(Man merkt ich bin kein Phantastikphreak...)
mit besten empfehlungen (sic!)
stockhauven

#37 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 28 April 2004 - 11:47

Hat sich jemand von euch mal eingehender mit Parallelweltromanen beschäftigt? ...
...  wußte ich nicht so genau, worauf der Autor in vielen Details anspielt. Mir hat es einfach als Roman gefallen.

Habt ihr Lesetipps zur »Alternate History«?

Als nächstes (nach der Arche) werde ich wohl als "persönlichen Klassiker" erst einmal von Neil Smith Der Durchbruch , der erste Roman aus dem Gallatin-Universum vornehmen (dazu nochmal ein Dank an Ronni... der ist wie ein Rechner... man fragt ihn nach einem Roman, von dem man grad mal so ein paar fragmentierte Details noch weiss, und er gibt als Antwort in hochleistungscomputergeschwindigkeit gleich den Titel und Autor heraus).

Ich erinnere mich schwach, dass es eines der besten Parallel-Welt Romane war, den ich je gelesen habe.
Weiterhin war es auch eine kleine Lehrstunde zum Thema Geschichte.... was wäre passiert, wenn eine andere politische und gesellschaftliche Richtung den Kurs der USA verändert hätte.

Jedenfalls wird das "Wiederlesen" bestimmt interessant. <_<

bis denne
Jürgen

Bearbeitet von Jürgen, 28 April 2004 - 13:57.

Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#38 Edgar Güttge

Edgar Güttge

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Geschrieben 21 Juni 2004 - 16:32

Hallo allerseits,zum Thema alternative Geschichte bzw. zur Frage "was wäre wenn" befindet sich ein hervorragender Artikel in Nova 5:Hermann Ritter: Kontrafaktische Geschichte, S. 147-178.Der Autor definiert den Begriff und behandelt drei Fragen:1. nach dem Gegenentwurf zur Faktengeschichte;2. nach den Gesetzmäßigkeiten für das historische Denken;3. nach den Möglichkeiten des spielerischen Umgangs mit der Geschichte.Dann werden anhand einer Fülle von Beispielen einige historische Ereignisse herausgegriffen, u.a. die Wiedervereinigung uind der zweite Weltkrieg, und weitere Knotenpunkte der Geschichte chronologisch abwärts - jeweils mit interessanten Literaturhinweisen - aufgezählt.Und zum Schluss eine wahre Fundgrube:Eine sechsseitige Literaturliste mit Sekundärliteratur, Romanen und Kurzgeschichten zum Thema.Fazit: sehr empfehlenswert.Viele GrüßeEdgar


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