Wie anstrengend ist das Schreiben des ersten Romans? Und wird es danach leichter?
Für mich eindeutig: härter. Mehr Arbeit, weniger Rausch, weniger Unbefangenheit. Das gilt im Vergleich zu meinem allerersten "Jugendwerk" wie im Vergleich zu meinem ersten veröffentlichten Roman. Allerdings nicht grundsätzlich.
Manches wird leichter und routinierter; manches hängt vom jeweiligen Roman ab. Aber nichts trägt so wie die Euphorie des ersten Mals.
Da fällt mir spontan auch ein anschaulicher Vergleich ein: Motorradfahren. Mein erstes Motorrad habe ich mir im Grunde gekauft, weil ich das Gefühl hatte, es ist zu groß für mich. Ich habe mich draufgesetzt und hatte Angst. Ich hatte Zweifel, ob ich mit den Füßen überhaupt auf den Boden komme oder einfach umkippe, wenn ich mal stehen bleibe. Die erste Überführungsfahrt über die Autobahn war ein Adrenalinflash pur. Nichts, was ich später mit der Maschine gemacht habe, kam da dran.
Es dauerte nur ein paar Wochen, dann war eigentlich alles Routine. Es war nicht so, dass ich am Anfang irgendwas besser hätte machen können, oder besser zurechtkam - im Gegenteil. Alles, was mir am Anfang Herzrasen verursachte, war bald Routine. Ich habe danach sicher auch mehr mit der Maschine gemacht, deutlich bessere Touren als diese erste. Und mit Sicherheit war am Anfang alles, was ich mit dem Motorrad gemacht habe, objektiv betrachtet mühsamer und anstrengender (vermutlich habe ich danach auch deutlich gefährlichere Fahrten gehabt - man weiß ja, dass das Risiko genau dann steigt, wenn die erste Unsicherheit überwunden ist und man
glaubt, dass man alles im Griff hat). Nur, das war eigentlich egal. Der pure Rausch am Rande der Panik hat bei der ersten Autobahnfahrt ohnehin alles andere überlagert, und genau diesen Flash, der nichts anderes spüren lässt (und der nicht zuletzt wohl damit zusammenhängt, dass man nicht weiß, ob man es überhaupt schafft), den habe ich danach nie wieder erreicht.
Und wenn ich jetzt an meine "beiden ersten" Romane zurückdenke, muss ich sagen, dass der Unterschied von damals zu später eigentlich mit der Entwicklung beim Motorradfahren vergleichbar ist. Fairerweise muss man also sagen, es wird wohl leichter, aber man fühlt danach eher, was genau man tut
Bearbeitet von Lomax, 18 Oktober 2010 - 20:11.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)