@Bev: Ich habe so meine Zweifel, ob man "Die Postmoderne" ab 1980 gelten lassen kann. Die literarische Postmoderne beginnt wohl spätestens 1933, selbst wenn man nur SF zählt, dürften mit der New Wave spätestens postmoderne Techniken im Genre angekommen sein. Ich denke aber, das dürfte früher der Fall gewesen sein (siehe Dune).
@Naut, es ist eher so, dass meines Erachtens Postmoderne/postmodern sich dadurch "auszeichnen", für alles und nichts zu stehen. So bezieht sich mein "die Postmoderne beginnt ab 1980" darauf, dass ich damals erlebt habe, wie dieses Wort in der sozialwissenschaftlichen Diskussion Einzug hielt. Ich vermeide bewusst "Begriff", denn ein Begriff zeichnet sich durch Definitionen und innere Logik aus, die dem Diskurs der Postmoderne fehlen. Selbst den Willen nur Beliebigkeit zu unterstellen, mag zu weit gehen, denn im "Willen" artikulieren sich Menschen klar und eindeutig und das ist es, was die Postmoderne tunlichst vermeidet.
Außerdem denke ich nicht, dass postmodern immer das Fehlen einer Vision oder von Bedeutung bedeutet (haha), das kann zwar so sein, ist aber keine Zwangsläufigkeit. Eher geht es doch um den Verzicht auf Kontrollideologien, seien sie nun faschistisch, kommunistisch, theokratisch oder sonstwie geprägt.
Jede Vision muss irgendwie "da sein", eine Blaupause haben und Menschen, welche die Umsetzung dieser Blaupause wollen. Das kann eine monolithische Vision sein, wo alles für lange Zeit und an jeder Stelle festgelegt ist, also zentralisierte Kontrolle. Oder es kann eine "Meta-Vision" sein, die Raum für verschiedene Projekte und unterschiedliche Gemeinwesen hat. Ich ziehe Letzteres vor, halte es von den Postmodernisten für unredlich, zu behaupten, sie hätten eine derartige Vision und sich gleichzeitig vor ihrer postiven Setzung zu drücken.
Entweder hat die Postmoderne keine Vision oder sie sie ist in Wirklichkeit ebenso repressiv wie zentralisierte Kontrollsysteme, nur hat sie die Kontrolle dezentralisiert. Es gibt dann keinen Gott mehr, dem alle huldigen müssen wie in der Theokratie, dafür werden die Sachbearbeiter im Jobcenter von ihren Opfern ... pardon "Kunden" zu "kleinen Göttern" hochstilisiert.
Eines steht auf jeden Fall fest: Ihr Amoklauf gegen klare Strukturen macht die Postmoderne als gesellschaftliche Projekt zutiefst repressiv und als literarischen Trend unlesbar (es sei denn, sie schmücken sich mit fremden Federn).
"Foundation" ist modern, denn es geht um einen "Tausendjahresplan", eine jahrtausende währende Kontrollideologie, die am Schluss auch noch aufgeht. "Dune" ist das Gegenteil, nämlich der Versuch eines solchen Plans, der letztlich an seinem eigenen, präkognitiven Messianismus kollabiert. Die wenigen Jahrzehnte, die zwische Foundation und Dune liegen, zeigen hier schon einen - ähm - Paradigmenwechsel.
Ja, ein Paradigmenwechsel vom naiven Technokratismus hin zum unter allerlei Geschwurbel verschleierten kosmosweiten Totalitarismus, der die Kontrolle nicht abbaut, sondern intensiviert. Die Vision von DUNE zeichnet sich durch Folgendes aus:
- Computer sind verboten, weil die von einfachen Menschen benutzt werden können, um ihre geistigen Fähigkeiten zu vervielfachten (was ich jetzt gerade tue), alldiweil geistige Vervollkommnung den herrschenden Eliten (Mentaten, Bene Gesserit) vorbehalten ist
- die "Gilde" hat ein Monopol auf interstellare Raumfahrt
dieses Monopol ist verknüpft mit
- dem Monopol auf das lebensverlängernde "Gewürz" auf Arrakis
- Gottkaiser Leto II herrscht 3000 Jahre und lässt Historiker, deren Werke ihm nicht passen, mitsamt ihren Büchern verbrennen
- nach seinem Ableben kehren seine zu den "Geehrten Matres" mutierte Leibwächterinnen aus der "Diaspora" wieder und machen Terror
Tut mir Leid, aber so etwas ist für mich die geistige Endlösung der Menschheitsfrage. Und Kirk hätte doch einen Drink mit Kor nehmen sollen, weil der zwar ein Arschloch, aber ehrlich war (aber das erkläre ich jetzt nicht).
Bearbeitet von Beverly, 07 Februar 2011 - 21:02.