Ja, liebe Beverly, das kann nur die SF.
Auch angesichts meines eigenen Lebens glaube ich nicht, dass die Gegenwartsliteratur es vermag, Perspektiven für ein menschenwürdiges Leben aufzuzeigen. So sehr ich da manche Autoren und Autorinnen auch schätze, so sehr ist allen gemeinsam, dass sich ihre Protagonisten letztendlich immer in einem Hamsterrad drehen oder in einer Tretmühle schwitzen. Nicht selten nehmen sie dabei ein böses Ende. Im Grunde ist alles vorgezeichnet durch die Geburt zur richtigen Zeit im richtigen Land in der passenden sozialen Schicht. Der Zufall - "Glück" - und Beziehungen zählen mehr als interessante oder für Leser unterhaltsame Leistungen.
Bezeichnenderweise erinnere ich mich an einen Gegenwartsroman mit Happy End, der so ging: Ein Pilot verliert wegen eines Augenleidens seine Arbeit und fristet sein Leben als Pförtner in einer Absteige. Da stirbt ein Gast und hinterlässt einen Koffer mit 100 000 Dollar. Der Romanheld nimmt das Geld an sich macht aus den hunderttausend Dollar noch mehr. Als sich die Eigentümer des Geldkoffers bei ihm melden, kann er ihnen daher das Geld anstandslos zurückgeben und hat trotzdem ausgesorgt. War ganz nett und entspricht auch meinen eigenen Fluchtphantasien, ist aber auch nicht viel realistischer als "Mission Stardust".
Ich denke, ich selbst könnte auch Gegenwartsliteratur schreiben, weil ich da Einblick in viele Dinge gewonnen habe. Das reizt mich aber nicht, weil es so trostlos und schal ist. Die gnadenlos durchexerzierte Bösartigkeit des Banalen halt.
Um mal das Bsp. der Romanreihe von Schroeder wieder zu bemuehen, wo er in Bd. 1 eine tolle Vorlage entwarf, aber in Bd. 2 dann konsequent in kleinlichen Intrigen versackte.
Kannst du mal mehr über diese Bücher sagen. Oder einen Link zu eine Rezension geben?
Wo ein SF Autor eine echte Lebensalternative fuer eine Menschheit im All, aber auch auf Planeten, entwarf, von der man villt. den Eindruck haben kann, dass diese Welt fuer alle Menschen, nicht nur fuer eine kleine Wissenschafts- , Astronauten-, oder sonstige Elite ein voellig neues Leben bereithaelt, ist nach meinen Lektuereerfahrungen der Kultur-Zyklus von Banks.
Ich denke mal, es reicht nicht, wenn die Menschen sich in riesigen Gefaehrten ins All begeben und dort ihr Leben fristen, ohne an den Wundern, Herausforderungen usw. beteiligt zu sein.
Wie kann ein spaciger Alltag aussehen?
Um sich als Autor eine strukturierte Handlung zu schaffen und viele Leser zu fesseln, sind dramatischen Handlungen von Vorteil. IMHO kracht es deswegen in der SF so oft - ohne Action läuft nix. Auch ein Autor, der glaubwürdig lebenswerte Welten entwirft, wird sich dabei auf Protagonisten und Zustände konzentrieren, wo es Konflikte gibt. Selbst, wenn der Protagonist also in einer lebenswerten Welt lebt, wird er oder sie vielleicht gerade sein Schicksal verfluchen oder sich in den düsteren Ecken des Kosmos herumtreiben. Siehe Banks, der sich auf die Widersprüche und Konflikte seiner "Kultur" konzentriert.
Wie kann "die Menschheit" im All ihre Erfuellung finden?
...hier ist die Autorin gefragt...
Ich habe die Vorstellung von einer Menschheit, die ein lockerer Verbund unterschiedlicher Gemeinwesen mit verschiedenen Kulturen und mannigfaltigen "sozialen Experimenten" ist. Die "Wirtschaft" sollte weder unter der alleinigen Kontrolle des Staates noch einiger Privatpersonen stehen, sondern Ort für "Projekte" sein, die auch Sinn machen.