Wenn ich mir die verschiedenen Infektionswege hier ansehe, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Nachts fernsehen. Zu meiner Zeit war spätestens um 24:00 Uhr Aus, Ende, Finito, Sendeschluß. Den Jüngeren hier empfehle ich zu googeln, so etwas können die sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen.
Aber man hatte mehr Zeit zu lesen, also habe ich gelesen. Erst meine eigenen Schneider-Bücher, dann das, was meine Eltern im Regal stehen hatten.
Tecumseh von Steuben, Karl May, Hans Dominik, Simmel, die griechische Sagenwelt,
Die Barrings : Querbeet und genre-ignorant las ich alles, was da war. Meine Leidenschaft zu dieser Zeit waren Soundtracks und die entsprechenden Filmbücher, etwa die von
Rin-tin-tin. Zu dieser Zeit vor 40 Jahren habe ich auch SF gelesen, ohne daß sie mich neben den anderen Genres besonders beeindruckt hat. Hans Dominik habe ich in den Karl-May-ähnlichen Ausgaben geschenkt bekommen, mein Vater hatte noch ein paar alte PR-Taschenbücher. Unter anderem eines der besten, das jemals geschrieben wurde :
Die Macht der Träumer von Willi Voltz.

Aber ich tobte mich erst einmal im Western aus, kannte alle Romane von G.F. Unger und alle deutschen Übersetzungen von Louis L'Amour. Und las alle Abenteuer-Geschichten, die in den 5 Bibliotheken, für die ich Ausweise hatte, vorrätig waren. Im Sommer war ich oft bei meiner Großmutter in Bremerhaven, da habe ich dann, wenn mir der eigene Lesestoff ausging, Liebesromane (Mami, Dr.Stefan Frank, Adels-, Berg- und Arzt-Roman) und den Opernführer gelesen. Und auf unserem Campingplatz, zu dem wir jedes Wochenende fuhren, habe ich mich mit meinen Schmökern entspannt in den Wald verzogen und in Ruhe gelesen. Horror hatte damals mein Hauptinteresse,
Dr. Satanas Killer-Computer ist mir da noch am stärksten in Erinnerung.
Aber eines Tages gab es auf eben diesem Campingplatz nix zu lesen, nada, niente, nitschewo. Alles von zuhause hatte ich durch, der Kiosk hatte nur Altbekanntes. Also auf zur Leihbibliothek im Dorf. Und da fiel mir ein PR in die Hände,
Stimmen der Qual von Ernst Vlcek.

Das war die Initialzündung. In den folgenden Jahren sammelte ich
Perry Rhodan, 1., 3. und 4. Auflage. Und
Terra Astra. Und andere Heftromane, allerdings nicht in dem Ausmaß wie PR. Ende der 70er gings nach Hamburg zum Studium. Und da stiess ich auf Taschenbücher :

Gut, ich hatte vorher schon ein paar, aber jetzt wurde Perry mir langsam etwas zu seicht, ich suchte nach neuerer Literatur. Und nachdem ich den obigen Jahresband verschlungen hatte, machte ich mich auf, Taschenbücher zu kaufen. Damals, dreißig Jahre ist das jetzt her, gab es noch eine funktionierende Flohmarkt-Kultur. In Bremen war zweimal im Jahr ein Riesenflohmarkt in der ganzen Innenstadt, in Hamburg dann jedes Wochenende einer in einem anderem Stadtteil. Und damals waren professionelle Klamotten-Händler nicht vorhanden, Privatleute domierten den Markt mit dem Kladderadatsch, den sie eben loswerden wollten. Und so kam ich jeden Sonntag mit einer vollen Plastiktüte mit SF-Romanen nach Hause. Heyne hauptsächlich, aber auchGoldmann, Bastei und Pabel-Moewig. Zusätzlich dazu gab es noch mehrere Antiquariate, in denen man wirklich seltene TaBus für 50 Pfennig finden konnte.
PR habe ich noch bis Band 1000 gesammelt, dann aufgehört. Meine PR-Sammlung ist bei einem Umzug vor 20 Jahren verlorengegangen, sie ist jetzt durch die Blaubände ersetzt. Aber die TaBus wurden mehr und mehr, bis irgendwann in den 90ern. Da kam nichts für mich interessantes heraus. Laut meinen Karteikarten (

) hatte ich zu dieser Zeit etwa 1.500 Romane, Heftromane nicht mitgezählt. Auch die Flohmärkte hatten sich zu ihrem Nachteil verändert, die Antiquariate zugemacht. In dieser Zeit kamen nur sporadisch neue Romane in meine Sammlung.
Das änderte sich mit dem Internet-Zugang. Nicht sofort, zunächst hatte ich anderes im Kopf. Doch irgendwann wollte ich, genau wie bei meinen Briefmarken, eine Fehlliste erstellen. Also eine Aufstellung aller SF-Romane eines Verlages, bei denen ich die gekennzeichnet hatte, die in meinem Regal standen. Und da gab es ja einige Listen im Internet. Ja, und dann ärgerten mich die Lücken. Ich hatte zwar viele Taschenbücher, aber nicht alle. Teilweise gelesen und aus Platzmangel wieder verkauft. Andere interessierten mich früher von den Autoren her nicht so. Aber jetzt fehlten mir die irgendwie. Und so ging ich bei eBay auf Raubzug. Kaufte größere Posten und ganze Sammlungen. Und weil das gerade so nett war, schlug ich auch bei Heftromanen wieder heftig zu.
Terra Astra habe ich jetzt praktisch komplett,
Terra Nova definitiv komplett, PR 1001 - 2399,
Galaxis etc. pp.. Und auch von Heyne fehlt mir nicht mehr so viel, jedenfalls von den relevanten Drei- und Viertausender-Ausgaben. Bastei ist (noch) nicht so gut sortiert. [An dieser Stelle ein Genörgel an Bastei : Diese Sammelbände von Romanen, die früher einzeln herausgegeben wurden, machen sich sehr unschön in meiner Excel-Liste.] Anfang 2008 fand ich das SF-Netzwerk und begann, neue deutsche Autoren zu sammeln - und da bin ich noch bei.