Lasse mich raten: In Berlin haben die Studenten vorlesungsfreie Zeit?
Die Ruhe vor dem Abschluß. Ist bald schluß mit lustig.
Als immer noch Kraft-Leistungs-Sportler würde ich mal sagen, dass 100 Km mit dem Rennrad erstmal überwunden werden müssen. Wie Du selber richtig sagst: Nickligkeiten.
Yes, indeed.
Warum nicht? Unschuldig als Metapher für "klar" und "rein" - völlig akzeptabel.
Auch das. Deshalb auch der hier
bei meiner Bemerkung, daß unschuldiges Wasser gar nicht ginge.
Es ist einfach so... ich find's zu...
pseudo.
Aber
selbstverständlich ist das Ansichtssache! Ich gebe ein Beispiel aus Schätzings "Limit" - der Rezensent in der FAS hat sich ziemlich darüber lustig gemacht, wie der Autor beim Versuch, literarisch zu klingen, scheitert; er führte als Beispiel eine griesgrämige russische Milliardärsgattin an, der man ansah, daß sie "von der Zitrone der Verbitterung" gekostet hatte - oder so ähnlich. In der entsprechenden Textstelle fand' ich's eigentlich ganz witzig, weil's sich der ironischen Stimmung der Beschreibung anpasste. Für sich genommen kann ich aber nachvollziehen, wie man "die Zitrone der Verbitterung" alles andere als toll finden kann. So halt.
Sich zu verlieben ist übrigens unausweichlich mit Schmerzen verbunden - soll mensch sich deshalb nicht verlieben?
Ja, aber das heißt doch nicht, daß die Liebe unausweichlich
e Schmerzen verursacht. Das extra "e" macht einen gewaltigen Unterschied. In meinem Sprachempfinden macht es halt Sinn, von Schmerzen zu sprechen, die - in einer gegebenen Situation - unausweichlich sind. Aber nicht von unausweichlichen Schmerzen.
Anderes Beispiel. Wenn ein Zusammenprall unausweichlich war - z.B. bei zwei Zügen, die sich auf demselben Gleis entgegenrasen; dann war das noch lange kein unausweichlicher Zusammenprall. (Zweifellos ein
unvermeidbarer.) Diese Formulierung ist einfach nicht "vorgesehen", sozusagen.
Finde ich. So sehr sogar, daß ich für einen Verweis auf eine entsprechende dudenartige Seite dankbar wäre, um mich vom Gegenteil zu überzeugen.
Ich weiß es nicht genau, ich kann's nicht belegen - deshalb die Bitte um eine Klärung -; aber die Wendung von "unausweichlichen Schmerzen" behagt mir nicht... eigentlich grundsätzlich von unausweichlichen Sachen... wahrscheinlich ist es wirklich nur eine Geschmacksfrage; ich präferiere dann sehr, sehr eindeutig "X ist unausweichlich" gegenüber einem "unausweichlichen X"... es gibt solche Wendungen... insofern war natürlich meine tendentiell apodiktische Formulierung der "unausweichlichen Schmerzen" im Ausgangspost ein wenig zu
parteiisch.
Ansonsten: schon einmal Menschen im Schockzustand erlebt? Die pressen nicht die Zähne aufeinander; da zwingt irgendetwas die Muskeln dazu, die Zähne aufeinander zu pressen. Passendes Bild?
Ich gebe zu, daß ich "philosophisch vorbelastet" bin. Und zwar durch "denkende Gehirne".
Zweifellos ist die Situation bei zähneknirschenden Kaumuskeln nicht ganz so dramatisch. Aber nicht unähnlich. Es ist einfach
sauberer, so. Und in der von Dir beschriebenen Situation ist es immernoch besser zu sagen, daß jemand
unwillkürlich die Zähne zusammenpreßt.
Könnte es sein, dass zwischen dem "verschwanden" und dem "zwischen" einfach nur ein "fast" fehlt? Das eingefügt - und die Formulierung wäre doch wohl okay?
Besser, ja. Mein Problem ist das "zwischen" insofern... ein Teleporter, der
teleportiert, könnte
auch zwischen den Wogen verschwinden, if you follow me.
Ich weiß, das ist schon ziemliche Korinthenkackerei. Und strenggenommen,
ganz strenggenommen, gälte das Gleiche für's Verschwinden
in den Wogen. Ich gebe mich also geschlagen.
Lasse mich raten, Du bist gerade dabei, Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts zu lesen? Ich mein, grundsätzlich hast Du ja Recht, in neudeutscher Zeitungsschreibe ist diese Formulierung aber völlig normal.
Hier hingegen muß ich
adamant bleiben.
Und kettcar zitieren: "Nur weil man sich so dran gewöhnt hat, ist es nicht normal."
Und schon gar nicht
richtig.
Was ginge wäre,
etwas regelmäßig pochen zu hören, einem Herzen nicht unähnlich.
Seit wann bitte haben entscheidende Punkte Priorität?
Das entscheidende war ja der Nachsatz: entscheidend
wofür? Der Zellaktivator ist besonders und wichtig, zweifellos. Aber
entscheidend? Das erschließt sich aus der Situation, in der das Wort benutzt wird, nicht.
Könnte es nicht auch der Betonung dienen?
Wozu? Ist nicht so, daß es mehrere Linderungen gäbe...
Wenn jemand durch die Wüste schlurft und sich nach Wasser sehnt, sehnt er sich ja auch nicht nach
dem Wasser.
Andererseits kann (
muß) ich natürlich auf
das Wasser warten, das ich z.B. im Restaurant bestellt habe.
Ich wüßte nicht, daß Perry eine Linderung bestellt hätte...
Andererseits könnte man jetzt, das gebe ich zu, anführen, daß er ja ein Mittelchen injiziert bekam. Ja, das ginge, ich muß hier aber die Bezugskarte spielen. Dann soll er nämlich bitte auf die Linderung warten, die das Schmerzmittel bringt, oder etwas in der Art. Warum? Weil die Injektion des Schmerzmittels viel zu weit oben im Text steht, um noch als gegenwärtig zu gelten, und zusätzlich noch dazu kommt, daß, auf Linderung - ohne Artikel - zu warten, eine geradezu alltägliche Wendung ist.
[Nachtrag: Ich habe jetzt nochmal nachgesehen... nichtmal so geht's. Denn die Injektion kommt erst ein paar Absätze
später. Es
muß also sogar der Artikel gestrichen werden. Zur Verdeutlichung: Die Linderung könnte eintreten, wenn im Absatz darüber von beruhigenden Impulsen seines Zellaktivators die Rede gewesen wäre. Das hätte dann auch gleichzeitig noch das "Entscheidende" in ein besseres Licht gerückt. Aber da steht nur was von einem Pochen. Ein simples Pochen, daß man kaum mit "der Linderung" in Verbindung bringt. Man kann sich, ganz vorne angefangen, sogar auch erstmal fragen, warum da jetzt überhaupt von Linderung geredet wird? Was soll eigentlich gelindert werden? Der Schmerz, von weiter oben... oh, well... suboptimal halt. Das Streichen von "die" schwächt diese Suboptimalität ein bißchen ab. Man könnte sich vielleicht auf
eine Linderung einigen.
]
Denken wir so, wie ellmeranische Schriftsteller schreiben, dass wir denken - oder läuft unser Denken doch ganz anders ab? Was Du möchtest, ist - auf vor Goethe zurück. Marcs Lakonie ist da moderner.
Sicher - ich fand's auch nicht
falsch. Nur nicht schön. Wieder so ein bißchen
pseudo...
Könnte das jetzt wieder eine Nickligkeit sein?
Yessir!
Aaaaber hierbei:
Um einmal gleich mit dem schlimmsten Teil anzufangen: Dunkelheit wird niemals unterbrochen. Ich unterbreche vielleicht Deinen Argumentationsfluss; Dunkelheit, das ist ein sehr altes Bild, wird durchbrochen, so wie das Sternenlicht die Wolkendecke durchbricht - und niemals unterbricht.
Was nun das durch oder das von angeht - da frage ich mich, ob Du nicht gerade denglisch benutzt. Was mich angeht - völlig korrekte Formulierung.
muß ich ein wenig widersprechen. Insbesondere beim Denglischen. Jemand wird nicht
durch Pfeile durchbohrt, sondern
von Pfeilen. Aufgespießte Sachen werden auch nicht
durch einen Speer/Spieß aufgespießt, sondern
von einem Speer/Spieß. Stille wird nicht durch ein Geräusch durchbrochen (sondern
unterbochen), sondern von einem Geräusch (
oder unterbrochen). Dunkelheit wird nicht durchbrochen durch den Strahl einer Taschenlampe, sondern
von ebendiesem Strahl. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Oder vielleicht doch! Das ist jetzt
spekulativ. Aaaaber...
Wie schaut's mit der Substantivierung aus? Warum kann etwas
durch etwas unterbrochen werden? Naja, weil eine
Unterbrechung durch etwas verursacht werden kann! Es gibt gewissermaßen eine benennbare Wirkung, die durch eine entsprechende Ursache bewirkt wird. Selbstverständlich wird auch das Loch in der Wand
durch einen Bohrer verursacht. Das Loch in der Wand ist aber keine
Durchbohrung - wenn, dann einfach eine
Bohrung. Der Tod des Soldaten, der aufgespießt wird, wird natürlich
durch den Speer verursacht. Aber der Speer im Soldaten ist keine
Aufspießung.
Eine Durchbohrung oder eine Aufspießung... ähem...
rein syntaktisch vielleicht... aber sowas
sagt man nicht - und
schreiben tut man's erst recht nicht. Nun hat das durchbrechen die Eigenschaft, sich als Durchbrechung -
- oder Durchbruch substantivieren zu lassen. Nun ja... eine durchbrochene Dunkelheit ist bestimmt keine Dunkelheit
mit Durchbruch! Das Licht in der Dunkelheit verursacht keinen Durchbruch. Und Durchbrechung
sagt man nicht.
So halt... spekulativ, ich sag's ja...
Also... was hältst Du davon?
Was nun die
unterbrochene Dunkelheit angeht. Ich gebe zu, ich habe hier Dunkelheit und Schwärze synonym gesetzt. So nach dem Motto: dunkel/schwarz-rot-dunkel/schwarz-rot... unterbrochen halt, you know?
Ein zweites "an" - könnte das eine stilistische Todsünde sein? Was den ersten Teil angeht, könnte das wiederum eine Nickligkeit sein? Wo ist der große Unterschied zwischen "hielt ihn in seinem Griff" und "hielt in im Griff"? Grammatikalisch korrekt ist beides.
Zum zweiten "an" - gerade
nicht! Die stilistische Todsünde ist hier das
Weglassen! "Er dachte an Blumen, blühende Wiesen, grüne Wälder..." Nein. "Er dachte an Blumen, an blühende Wiesen, an grüne Wälder..." So ist's recht. Altmodisch, na und?
Das mit dem Griff ist selbstverständlich Nickligkeit, da gibt's keine Diskussion.
Noch einmal: Du treibst keinen Sport? Denn tätest Du 's, würdest Du diesen Gedanken kennen.
Uuups... da schein ich tatsächlich ein bißchen
anti-charitable draufgewesen zu sein.
Ich wollte schon zu einer umfassenden Antwort ausholen, warum man hier zwar "er wünschte" aber keinesfalls "er fragte sich" schreiben könnte - bis ich die Textstelle noch mal las und sah... da
steht ja auch gar nicht,
daß er fragt, sondern
nur die Frage - was, da hast Du völlig recht,
okay ist. Na, wahrscheinlich wollte ich einfach mein "Duh!" unterbringen, es hat sooo schön gepaßt.
Marc, ich kann da nicht meckern, lieferte saubere Arbeit. Sollte man, denke ich, irgendwie auch berücksichtigen.
Kann ich noch gar nicht beurteilen, weil ich bis jetzt nur das erste Kapitel gelesen habe.
Aber natürlich, wie im Eröffnungspost erwähnt - er macht kaum syntaktische Fehler, was nach den Klopsen aus den Vorgängern durchaus guttut. Davon ab - grundsätzlich will ich hier wirklich den Autoren den geringsten Vorwurf machen. Das Lektorat ist dafür da, ihnen gleichsam den Rücken freizuhalten; genau solche Sachen, die ich hier ankreide, möglichst chirurgisch sauber zu korrigieren.
Ist ja nicht so, daß ich Uschi für beschränkt halte, daß sie, im Eifer des Gefechts, ihren Charakter so etwas sagen läßt wie: "Ich erwarte von euch zu überleben." (Mein Gott, was ich schon alles in meinen Postings
verbrochen habe...
)
Ich halte natürlich die Lektoren
auch nicht für beschränkt. Aber deren Aufgabe ist es doch nun einmal, genau solche Unachtsamkeiten auszubügeln. Dafür kommen mir einfach zu viele durch - oder gar
dazu...
Was man tatsächlich den Autoren anlasten kann, das wären so Sachen wie sich verzahnende, fliessende Gedanken... schattenwerfende Himmel... das Staturen-Ding oder die Sache mit dem "destruktiv" aus Marcs Roman. Das sind
bewußt von den Autoren so geschriebene Sachen, meine ich. Und sie sind
mindestens unglücklich. Da kann man dann mal sagen: "So bitte nicht." Aber auch hier geht's mir nicht darum, zu meckern oder bloßzustellen oder sonstwas...
Ein anderes Beispiel aus Marcs Roman hingegen - Fenster darstellende Holos. Das ist nicht ganz korrekt, und er hat's auch bestimmt so gemeint, wie alle es ohnehin verstehen. Sowas passiert halt mal. Da macht man ja
dem Autor keinen Vorwurf, wenn das im fertigen Roman landet. Allerdings ist es,
wenn es im fertigen Roman landet, halt
genauso ärgerlich wie Buchstabendreher oder Rechtschreibfehler. Und
dafür gibt's Lektoren, oder?
Hm.
Die von Dir nicht zitierten Punkte sind als valide akzeptiert, schließe ich mal?
Ich werde mal versuchen, bei zukünftigem Genörgel, rein kosmetische Sachen ganz wegzulassen und Geschmacksfragen, die zwar Geschmacksfragen sind, zu denen ich aber eine ziemlich starke und eindeutige Meinung habe, vielleicht in eine kleinere Schriftgröße zu setzen. Kurz gesagt werde ich in Zukunft weglassen, was geändert werden
könnte, kleiner schreiben, was geändert werden
sollte, und unverändert lassen, was geändert werden
muß.
Bearbeitet von Echophage, 07 Februar 2011 - 02:43.