Salut Jordan,
ich gestehe, dass ich diesen Roman nicht gelesen habe, aber ich finde - von deinen Beschreibungen her - dieses Geschehnis um Perry Rhodan viel spannender als das ewige Gutmenscheln unseres Protagonisten. Situationen, in denen sich Perry die Hände schmutzig machen muss, wo der Zweck nun mal die Mittel heiligt, sind moralisch kontroverse und durchaus diskutierenswerte Dinge. Aber im Sinne eine Figur, die auch mal unpopuläre Entscheidungen treffen muss, welche Perry Rhodan nicht "klinisch rein" und sagrotanbeträufelt zurücklassen, tragen gerade solche Geschehnisse dazu bei, die Charaktere in PR vielschichtiger und weniger langweilig und vorhersehbar zu machen.
Es ist gut, in Perrys Handeln ein Problem zu sehen - dafür sind solche Schilderungen sicherlich auch gedacht. Wäre doch schade, wenn wir als Leser nur abnickende Pappkameraden wären, nicht wahr?
lg
Ten.
Hi Ten,
vielschichtige, weniger langweilige weil vorhersehbare Charaktere, die nicht "klinisch rein" sind sondern sich auch mal die Hände schmutzig machen - gegen die hat sicher niemand etwas einzuwenden.
Ich persönlich finde es aber mindestens ebenso spannend, die Konflikte zu schildern, die passieren, wenn ein Charakter seine von vielen belächelten Werte, Moralvorstellungen, Ansichten auch und gerade dann in die Waagschale wirft, wenn's eben nicht populär ist, dies zu tun. Einen Kurs als "harter Hund" zu vertreten scheint mir einfach. Dirty Harrys hat der Rhodan-Kosmos zu genüge. Aber wenn dir der Arsch auf Grundeis geht, immer noch für gewisse Werte zu stehen und zu sagen: Hier ist die Grenze, hier geht es nicht weiter, wir müssen einen anderen Weg finden, wenn wir uns selbst treu bleiben wollen, das erfordert in meinen Augen eine ganz besondere Persönlichkeit (für die ein Perry Rhodan aufgrund seiner Entwicklung prädestiniert ist wie kein anderer). Langweilig, weißgewaschen? Nicht für mich. Utopisch, möglicherweise. Kann für eine SF-Serie so falsch nicht sein
Ich habe immer wieder und immer mehr den Eindruck, dass in der Serie sinnlos und inflationär Gewalt geschildert wird. Motana-Föten, Duale Wesen, ausgelöschte Völker, the lot. Nicht, weil es für die Geschichte immer notwendig wäre, sondern - so fühlt es sich für mich an - weil es Quote bringt, weil es cool ist, brutale Geschichten zu erzählen, weil es einfacher ist, Action zu bringen als stimmungsvolle Geschichten. Will ich Heidi-und-Geißenpeter Geschichten? Sicher nicht. Aber ein bisschen mehr Bewußtsein für das, was man da eigentlich erzählt, für das Ausmass an Gewalt, das mittlerweile (wieder) zum Grundton der Serie gehört, wäre mir schon sehr recht. Da würde ich es dann auch in Kauf nehmen, wenn ein Perry Rhodan als Gutmensch-Langweiler gesehen wird.
Ganz schwierig ist natürlich die Frage, ob sich die Figur Perry Rhodan (oder jeder andere ZA-Träger) überhaupt noch entwickeln - sich die Hände schmutzig machen - kann, jedenfalls in diesem Ausmass wie hier geschehen. Ich neige dazu, zu glauben, dass die Figur weitestgehend in Stein gemeißelt ist und Überraschungen eher selten sind. Das müssten schon einschneidende Veränderungen auf persönlicher Ebene sein, die so etwas bewirken (und irgendwie wird der drohende Untergang des Abendlands sprich der Untergang der Mächtigkeitsballung ES von mir nicht als bedrohlich empfunden, eher als nervig, wenn die neueste Temperaturmessung in Sachen Superintelligenz verkündet wird. Perry hat ja auch noch Zeit genug, munter mit den Silberkugeln durch die Gegend zu eiern). Im vorigen Zyklus hätte der Tod Roi Dantons ein derartiges Ereignis darstellen können. Aber alles darunter wäre für mich einigermaßen unglaubwürdig. Von daher will es mir auch nicht in den Kopf, dass ein Perry Rhodan auf einmal kein Problem damit hat, Millionen Wesen als Ressource (mit Gruß an die Terminale Kolonne
) einzusetzen. Da kann Perry auch noch so grimmig von den Covern diverser Jubiläumsbände gucken