
Hat Stanislaw Lem der polnischen SF einen Todesstoß versetzt?
#1
Geschrieben 23 April 2011 - 06:26
#2 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 07:42
vielleicht, weil Lem selber nie als Autor von Science Fiction gelten wollte?
(Quelle: wikipedia. Ich hatte dieses Zitat mal irgendwo gelesen, musste jetzt aber auf wikipedia zurückgreifen, um es nicht sinnentstellt zu posten.)„Verlage, die mich in einer mit Science-fiction etikettierten Schublade eingeschlossen haben, taten dies hauptsächlich aus merkantilen und kommerziellen Gründen, denn ich war ein hausbackener und heimwerkelnder Philosoph, der die künftigen technischen Werke der menschlichen Zivilisation vorauszuerkennen versuchte, bis an die Grenzen des von mir genannten Begriffshorizontes.“
- Lem in Riskante Konzepte
Das ist nur ein Teil der Erklärung, die vielleicht auch auf viele andere polnische Autoren zutreffen mag.
Ganz krass gesagt ist Science Fiction in einem Land, dass so regiert wurde wie Polen seinerzeit, für uns eher langweilig. Es entsteht unter solchen Bedingungen eine ganz andere Sichtweise. Etwa so, wie sich Hollywood und Bollywood voneinander unterscheiden.
Bei den einen knallts und krachts an allen Enden und Ecken, bei den anderen werden Konflikte ausgetanzt

Viele Genres, die bei uns als ganz normal angesehen werden, waren damals under der Fuchtel der Sowjets verpönt, sofern sich nicht irgendwie der Visionsstempel des funktionierenden Kommunismus aufdrücken ließ. Wichtig erscheint mir aber auch, dass lange Jahre der eiserne Vorhang gerade die Science Fiction aus den osteuropäischen Ländern einfach nur blockiert hat.
Freies Schreiben, so wie wir es hier kennen, gab es dort teilweise nicht.
Vieles wurde tatsächlich nach der Planwirtschaft geplant, und teilweise wurden Romane von "Schreibarbeitern" für einige wenige Namen verfasst, die der Obrigkeit in den Kram passten.
Warum heute kaum Science Fiction rüberkommt?
Ich weiß es nicht, kann mir aber vorstellen, dass es aus dem gleichen Grund geschieht, aus dem auch viele deutsche Autoren kein Bein auf die Erde bekommen:
Nur was aus Amerika kommt, hat mit relaitv wenig Aufwand, relativ viel (finanziellen) Erfolg

Warum einen total Unbekannten, mit einer komplett anderen Sichtweise auf die Welt, die hier kaum ein Mensch richtig kennt, aufbauen?
Dazu die oben bereits erwähnten Mentalitätsunterschiede ...
Ich vermute, da spielt ein großer Teil Risikoangst und Gewinnmaximierung bei den Verlagen mit rein.
Eiin Autor wie Gluchowski hat sich einfach an amerikanischen Vorbildern orientiert, weshalb er eben auch hier erschien.
Aber er ist Russe, und fällt somit aus der eigentlichen Frage raus.
Soweit meine Sicht der Dinge, zu dieser wirklich guten Frage.
LG
Dirk

Bearbeitet von Dirk, 23 April 2011 - 07:43.
#3
Geschrieben 23 April 2011 - 07:45
Polnische SF - warum kennt man da von Stanislaw Lem abgesehen so wenig?
Ich nehme mal an, die Frage lautet eigentlich: Warum kennt man im deutschen Sprachraum keine polnische SF ausser die von Lem?
Da möchte ich doch fragen, welche polnischen Autoren ausserhalb der SF man denn in unseren Breitengraden kennt. Allzu viele sind das nicht.
Die Frage müsste dann eigentlich andersrum gestellt: Warum war ausgerechnet Lem im deutschen Sprachraum so erfolgreich? (Meines Wissens war er nämlich nirgendwo auch nur annähernd so erfolgreich wie im deutschen Markt).
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#4
Geschrieben 23 April 2011 - 07:45
#5
Geschrieben 23 April 2011 - 07:52
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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#6
Geschrieben 23 April 2011 - 08:06
Bearbeitet von T.H., 23 April 2011 - 08:07.
Phantastische Grüße,
Thomas
...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus
(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)
#7 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 08:16

#8
Geschrieben 23 April 2011 - 08:22
Mich interessiert, ob man für jedes nichtenglischsprachige Land, das im Bereich SF etwas auf sich hält, eine Todesstoßlegende konstruieren kann als Erklärung dafür, dass die heimische SF nicht wie gewünscht prosperiert.Manche Vergleicht hinken doch zu sehr.
Ja, das ist eine interessante Frage. Wie passt das mit dem Erfolg von Perry Rhodan zusammen?Die Frage müsste dann eigentlich andersrum gestellt: Warum war ausgerechnet Lem im deutschen Sprachraum so erfolgreich? (Meines Wissens war er nämlich nirgendwo auch nur annähernd so erfolgreich wie im deutschen Markt).
#9
Geschrieben 23 April 2011 - 08:23
Bearbeitet von T.H., 23 April 2011 - 08:25.
Phantastische Grüße,
Thomas
...meine "Phantastischen Ansichten" gibt's hier.
Auf FB zu finden unter phantasticus
(Hinweis: Derzeit keine Internetrepräsentanz meiner Bilder; schade eigentlich...)
#10
Geschrieben 23 April 2011 - 08:28
Mich interessiert, ob man für jedes nichtenglischsprachige Land, das im Bereich SF etwas auf sich hält, eine Todesstoßlegende konstruieren kann als Erklärung dafür, dass die heimische SF nicht wie gewünscht prosperiert.
Ich behaupte mal, dass wir - mit wenigen Ausnahmen - doch schlicht nicht genug über die nicht-deutschsprachigen Märkte und Szene wissen. Es ist doch mehr als fragwürdig, anhand des Erfolgs einer bestimmten "SF-Nation" im Ausland etwas über deren tatsächliche Entwicklung zu sagen.
Spontan fallen mir beispieslweise kaum spanische, italienische oder französische SF-Autoren ein. Dass heisst ja aber keineswegs, dass es in den jeweiligen Ländern keine prosperierende SF geben kann.
Ja, das ist eine interessante Frage. Wie passt das mit dem Erfolg von Perry Rhodan zusammen?
Lem wurde bereits sehr früh vom Suhrkampverlag herausgegeben und als rares Beispiel für "hoch stehende, philosophische SF" wahrgenommen. Wie es dazu kam, weiss ich allerdings nicht. Franz Rottensteiner könnte dazu sicher einiges sagen †¦ Suhrkamp hat ja längere Zeit wirklich alles, was Lem geschrieben hat, herausgebracht, selbst Bücher wie Die Philosophie des Zufalls oder Summa Technologiae, bei denen eigentlich von vornherein feststand, dass sie nur eine winzige Leserschaft haben werden.
Bearbeitet von simifilm, 23 April 2011 - 08:35.
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#11
Geschrieben 23 April 2011 - 08:34
Neue Sciencefiction: www.svenklöpping.de
Mein Verlag: www.sternwerk.pmachinery.de
#12
Geschrieben 23 April 2011 - 08:35
Ja. Interessant wird es erst, wenn Du entweder ein nicht-existentes Land oder die US of A nimmst.Mich interessiert, ob man für jedes nichtenglischsprachige Land, das im Bereich SF etwas auf sich hält, eine Todesstoßlegende konstruieren kann als Erklärung dafür, dass die heimische SF nicht wie gewünscht prosperiert.
Ist beides trivial.Ja, das ist eine interessante Frage. Wie passt das mit dem Erfolg von Perry Rhodan zusammen?
#13 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 08:39
@ Dirk: Wenn in den USA Frau Zimmer Bradley einen Schreibkurs fuer Nachwuchsautorinnen veranstaltet, kommt keiner auf die Idee, dass dies dann Schreibarbeiterinnen sind. Im Osten ist das gleich was gaaaaanz anderes... Hier wird einfach mal wieder durch die ideolog. Brille was verunglimpft, meiner Meinung nach. Na klar, gabe es im Osten staatliche und ideolog. Bevormundung, große Kacke das!
Doch solche Schreibkurse, wo gestandene Autoren den Kursteilnehmern sagen, ob das nun gut oder schlecht, was sie da schreiben, gibt es gerade in den USA, jetzt wohl verstaerkt auch bei uns.
Ja, da hast du natürlich Recht.
Da spielt sehr viel Propaganda und nachkarten mit rein.
Leider finde ich den Artikel nicht mehr, den ich über einen Link bei Montsegur angelickt hatte.
Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte ein Bericht in TAZ oder dem Buchreport gewsen sein, wo es eben genau so dargestellt wurde.
Schade drum

Aber mir kommt gerade ein anderer Gedanke, der durch diesen Thread, deine Aussage über Popaganda und den über die "Todesstosslegende eines Perry Rhodan" gefüttert wird:
Wie dominant ist eigentlich die amerikanische Kultur, und die amerikanische Sicht der Dinge was gut und was schlecht ist, eigentlich geworden?
Gluchowsky habe ich ja schon erwähnt.
Der hält sich relativ nah an amerikanischen Plotvorbildern und wird prompt übersetzt.
Lem steht über den Dingen (warum auch immer)
Aber sonst?
Russische Sci-Fi?
Polnische Action?
Liegt da nicht vielleicht der Hase im Pfeffer, dass deutsche Autoren im eigenen Land nichts gelten, und (Roman)Übersetzer der slawischen Sprachen nahezu arbeitslos sind?
Folgen wir nicht einfach nur dem großen Leithammel, statt uns auf unsere eigenen Stärken, und die unserer nächsten Nachbarn zu besinnen?
Oder ist es eine typisch deutsche Sache, alles immer schwermütig und negativ zu sehen?
Fragend
Dirk

Bearbeitet von Dirk, 23 April 2011 - 08:40.
#14
Geschrieben 23 April 2011 - 08:49
Ups. Das war das, was ich (fälschlich) als SF-Magazin bezeichnete. (Ich hatte denen die Adressen besorgt.)Ich hatte vor ein paar Wochen ein polnisches Buch bekommen, weil man ein Bild von mir dort verwendet hat.
My.
#15
Geschrieben 23 April 2011 - 08:56
Wie dominant ist eigentlich die amerikanische Kultur, und die amerikanische Sicht der Dinge was gut und was schlecht ist, eigentlich geworden?
Die amerikanische Kultur oder eher Hollywood? Oder ist beides das gleiche?
#16 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 09:12


Bearbeitet von Dirk, 23 April 2011 - 09:16.
#17 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 09:34
#18
Geschrieben 23 April 2011 - 10:08
Amerikanische oder angloamerikanische Kultur ? Was immer das in Zeiten der Globalisierung bedeuten mag.Wie dominant ist eigentlich die amerikanische Kultur, und die amerikanische Sicht der Dinge was gut und was schlecht ist, eigentlich geworden?
Wie dominant der angloamerikanische Sprachraum ist sieht man ja an Lukianenko oder Glukhovsky. Und Hohlbein, Heitz, Hennen ...
#19 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 10:16

#20
Geschrieben 23 April 2011 - 11:33
Ich habe jetzt nochmal darüber nachgedacht, woran es liegen mag, dass wir so wenig polnische Science Fiction kennen, was ja auch für andere Länder zutrifft.
Michael hat es in einem anderen Thread treffend ausgedrückt:
Lassen wir uns vielleicht vorschreiben, was gut und wichtig ist?
Wer ist "wir", und wer schreibt "uns" was vor? - Grundsätzlich entwickelt ja niemand seinen Geschmack und seine Vorlieben in einem Vakuum. Jeder ist durch alle möglichen Faktoren beeinflusst, sowohl als Individiuum als auch als Teil einer grösseren Gruppe.
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#21 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 12:25




Bearbeitet von Dirk, 23 April 2011 - 12:28.
#22
Geschrieben 23 April 2011 - 12:28
Daher meine Meinung, das ein Individuum in der Gruppe schon einem gewissen Zwang unterworfen ist, wenn es dazu gehören möchte.
Und die Gruppe mag eben das, was die meisten mögen, was das wiederum das ist, was am stärksten angeboten und beworben wird.
Und am stärksten angeboten, beworben, für gut und richtig wird das erachtet, was die größte Gruppe am meisten nachfragt.
Sich von einer Gruppe abzugrenzen, ist ebenso eine Form von Beeinflussung.
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#23 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 12:30

#24
Geschrieben 23 April 2011 - 12:37
Zwingt dich jemand dazu, oder kommt das Gefühl aus dir selber heraus?
Wer beeinflusst dich denn, wenn du gegen den Strom schwimmen willst?
Klar, die Gruppe, wäre der erste Gedanke. Du willst dich abgrenzen.
Aber Abgrenzen macht oft teuflisch einsam, weshalb das die wenigsten gerne machen
Ich glaube, dass "Zwang" hier einfach der falsche Begriff ist. Im Normalfall wird niemand gezwungen, aber es ist in meinen Augen eine grosse Illusion ist zu glauben, man könne in derartigen Fragen vollkommen unbeeinflusst sein. Wir sind nun mal soziale Wesen, die im Austausch mit anderen sozialen Wesen stehen, und gerade ästhetische Vorlieben sind im hohen Masse kulturell und gesellschaftlich geprägt.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#25 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 12:38
Sorry, da haben sich unsere Posts überschnitten!
Ich mache meinen letzten Post mal an einem fiktiven Beispiel fest:
Die eine Gruppe findet nur hohe Literatur ist lesenswert. Und die kann nur schreiben, wer mindestens vier Doktortitel hat, und sich möglichst verschwurbelt ausdrücken kann

Die andere Gruppe ist der Meinung, dass hohe Literatur für den Lokus ist, und nur "Events" die wahre Kunst sind. Sie stimmt aber der ersten Gruppe zu, dass nur wer studiert hat, auch schreiben kann.
Und dann kommt ein Nobody, kein Abi, kein Studium und schreibt.
Erst E-Literatur.
Die Gruppe rümpft die Nase, beim Anblick seiner Vita.
Dann schreibt er U-Literatur.
Die andere Gruppe rümpft ebenfalls die Nase. Ein Fußpfleger aus Wanne-Eickel und ein Thriller?
Neverever!
Was macht also der Nobody?
Er passt sich entweder an und frisiert seine Vita, (also gibt er dem Gruppenzwang nach) oder er gibt das Schreiben auf und hört fortan nur noch Ballermannmucke

Nur der Unbeugsame wird weitermachen, Absagen sammeln, wie andere Münzen oder Briefmarken oder Bierdosen.
Er wird nie ein Bein auf die Erde bekommen, und immer außen vor stehen, weil ihm andere vorschreiben, was gut und richtig ist.
Bearbeitet von Dirk, 23 April 2011 - 12:40.
#26
Geschrieben 23 April 2011 - 12:44
Nachtrag:
Sorry, da haben sich unsere Posts überschnitten!
Ich mache meinen letzten Post mal an einem fiktiven Beispiel fest:
Die eine Gruppe findet nur hohe Literatur ist lesenswert. Und die kann nur schreiben, wer mindestens vier Doktortitel hat, und sich möglichst verschwurbelt ausdrücken kann
Die andere Gruppe ist der Meinung, dass hohe Literatur für den Lokus ist, und nur "Events" die wahre Kunst sind. Sie stimmt aber der ersten Gruppe zu, dass nur wer studiert hat, auch schreiben kann.
Und dann kommt ein Nobody, kein Abi, kein Studium und schreibt.
Erst E-Literatur.
Die Gruppe rümpft die Nase, beim Anblick seiner Vita.
Dann schreibt er U-Literatur.
Die andere Gruppe rümpft ebenfalls die Nase. Ein Fußpfleger aus Wanne-Eickel und ein Thriller?
Neverever!
Was macht also der Nobody?
Er passt sich entweder an und frisiert seine Vita, (also gibt er dem Gruppenzwang nach) oder er gibt das Schreiben auf und hört fortan nur noch Ballermannmucke(Was auch eine Anpassung an vorherrschende Meinungen ist)
Nur der Unbeugsame wird weitermachen, Absagen sammeln, wie andere Münzen oder Briefmarken oder Bierdosen.
Er wird nie ein Bein auf die Erde bekommen, und immer außen vor stehen, weil ihm andere vorschreiben, was gut und richtig ist.
Was genau willst Du mit diesem "Beispiel" sagen? Spiegelt es in Deinen Augen die Realität?
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#27 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 13:01


#28
Geschrieben 23 April 2011 - 13:06
Ja, das tut es (leider)
Ohne Mentor (Mäzen) bekommt ein Nobody heute keine Chance auf Mehr.
Ich bin zwar nicht der Ansicht, dass Deine Beschreibung stimmt, aber mich würde Wunder nehmen, wann es denn Deiner Ansicht nach anders. Vor 20, 50 oder 100 Jahren haben die genau gleichen Mechanismen gespielt. Die Kräfte waren zweifellos anders verteilt, aber weder hat sich an der grundsätzlichen Ökonomie des Buchmarkts, noch an der Art und Weise, wie "Geschmack" zustande kommt, etwas grundlegend geändert.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#29
Geschrieben 23 April 2011 - 13:16
Und besonders in der Krimiecke mit den amerikanischen Skandinaviern (Mankell, Larsson) , den amerikanischen Italiener (Leon, Camilleri) und den britischen Franzosen (Vargas, Simenon).Ich habe jetzt nochmal darüber nachgedacht, woran es liegen mag, dass wir so wenig polnische Science Fiction kennen, was ja auch für andere Länder zutrifft.
Michael hat es in einem anderen Thread treffend ausgedrückt:
Lassen wir uns vielleicht vorschreiben, was gut und wichtig ist?
Sind unsere Kompaßnadeln vielleicht nicht mehr frei drehbar, sondern fix nach Norden (in dem Falle nach Amerika) ausgerichtet?
Vladimir Sorokin? Der schreibt SF und wird in Deutsch veröffentlicht, seit längerem schon. Ist allerdings in Russland sicher bekannter als hier. Das liegt aber wohl eher daran, dass seine Werke auch wenn er Deutscher oder Amerikaner wären kaum ein größeren Publikum finden würden, weil er doch sehr speziell ist. Das Publikum für SF ist hier klein, anderswo wahrscheinlich auch nicht viel größer. Welcher Verlag würde also - abgesehen von wirklichen Bestsellern -, auf die Idee kommen einen litauischen Marrak oder einen serbischen Eschbach zu veröffentlichen, weil sie gute SF schreiben? Welcher deutsche Verleger kennt sich da aus, sprachlich, kulturell? Wer übersetzt so was adequat. Kann man das überhaupt? Ein amerikanischer Bestseller über Baseball geht hierzulande höchstwahrscheinlich gar nicht.
Das ist wieder die ewig gleiche Leier von der amerikanischen Dominanz, die hier aufgebrüht wird. Ich lese, was mir gefällt, und es ist mir völlig egal, ob es aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, USA, GB oder Italien kommt. Wenn es mich interessiert lese ich es. Vorteil englischer Literatur: Ich kann sie mittlerweile auch relativ flüssig im Original lesen, sofern sie nicht allzu abgehoben literarisch oder kulturzentriert (Baseball, American Football) ist. Vorteil für Verlage: es gibt jede Menge Leute, die Englisch übersetzen können, sich in der dortigen Kultur auskennen und wissen "was da läuft".
Seid doch mal ehrlich: Würdet ihr in einer polnischen Fernsehserie die Gags verstehen, die sich auf landesinterne Dinge beziehen? Das ist schon bei amerikanischen und britischen Serien oft nicht einfach für die Synchro. Genauso wenig würde sich ein Pole oder Russe über viele landeskulturelle Bezüge bei z. B. "Mord mit Aussicht" wundern und die Witze nicht kapieren. Es gibt Kulturen, die weiter auseinander liegen als andere. Dass die amerikanische Kultur uns näher ist als die russische oder die irgendeine asiatische, hat natürlich auch geschichtliche Gründe.
Um zum Thema zurückzukommen: Ich weiß nicht, ob Lem der polnischen SF den Todesstoß versetzt hat. Ich kenne mich da nicht aus. Wie sollten wir hier so ein Thema diskutieren? Gibt es hier Kenner der polnischen SF-Literatur, die sich dazu kompetent und fundiert äußern können?
Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/
#30 Gast_Dirk_*
Geschrieben 23 April 2011 - 13:18




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