
Ist der Herr der Ringe rassistisch
#1
Geschrieben 03 Januar 2003 - 23:36
#2
Geschrieben 04 Januar 2003 - 09:20
So offensichtlich ist das gar nicht, wenn man nicht selbst einer gewissen Xenophobie erlegen ist. Man könnte beispielsweise auch die, Pikten oder die Skoten denken, und an alle anderen wilden Stämme der Britischen Inseln, die des öfteren in den Bereich eingefallen sind, der Tolkien vielleicht historisch geprägt hat. Das die Orcs dunkle Haut haben, läßt sich vielleicht doch eher auf das "Schwarz/Weiß = Böse/Gut"-Konzept anwenden, was allerdings schon etwas älter ist als der neuzeitliche Rassismus.Beim Anblick der boesen Orcs mit ihrer dunklen Haut und Gesichtsbemalung faellt es schwer, nicht an die Aborigines zu denken.
Hm, ja ... Tolkien war auch ein Gegner der Industrialisierung ... Vielleicht waren ja die Arbeiter aus den Kohlebergwerken, die ebenfalls die landwirtschaftliche Prägung der englischen Midlands bedrohten, Vorbild für die Orcs?Tolkien sah dadurch die Dorfidylle der englischen Midlands (= "Auenland"), wo er lebte, bedroht.
Dem Mann ist hoffentlich trotzdem aufgefallen, daß die meisten anderen Kulturen in HP "Dienerpositionen" bekleiden, während im Gegenzug die Hauptgestalten sogar kaukasischen Typs sind. Natürlich sind solche Gegenbetrachtungen ebenso hanebüchen wie ihr Anlaß, aber sie verdeutlichen treffend, was man sich alles zusammenspinnen kann, wenn man versucht, sich durch provokante Analysen bekannter (und vor allem ins Rampenlicht gerückter) Stoffe zu profilieren. Ich freue mich schon auf jenen fiktiven Moment, an dem zeitgemäße Verfilmungen der gesammelten Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm modern werden, und sich Jeder bemüßigt fühlt, dort Parallelen politisch-sozial brisanter Themen hineinzudeuten. Das wird'n Spaß. -------- Da ich kein Tolkien-Fan bin, habe ich eigentlich auch nicht viel Anlaß, ihn auf Teufel komm raus zu verteidigen. Ich mag es nur nicht, wenn Entwicklungen auf Zeiträume bezogen werden, in die sie nicht gehören. Rassismus ist eine Erfindung der Neuzeit, schließlich brauchte man erst einmal eine Rassenlehre, um Besser/Schlechter-Kategorien aufmachen zu können. Die Mythen, aus denen Tolkien schöpfte, sind sehr viel älter, und er hat weder mit Elben noch mit Orks neue Erscheinungsbilder geschaffen. Auch der Dualismus Hell/Dunkel ist sehr viel älter und stammt zudem aus einem Kulturkreis, dessen Angehörige witzigerweise eher dunkelhäutig waren. Auch das Tolkien die neuzeitliche Entwicklung nicht berücksichtigt hat, kann man ihm kaum zur Last legen: Sein Werk datiert sich auf die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts, die Hypersensibilisierung in punkto Rassismus erfolgte erst in der zweiten Hälfte. Mein Großvater väterlicherseits sagt auch gewohnheitsmäßig "Neger", ohne damit etwas Abwertendes oder Beschimpfendes zu meinen. Würde ich das heute sagen, hätte ich eventuell das BKA auf den Hacken.Politisch korrekt sei dagegen die Fantasy von J.K. Rowling: "Auch Rowling sehnt sich in die vormoderne Gesellschaft zurueck, aber bei ihr ist sie multikulturell."
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#3
Geschrieben 04 Januar 2003 - 16:22

(Georg Christoph Lichtenberg)
#4 Gast_stefan raffeiner_*
Geschrieben 24 Januar 2003 - 09:16
na dea herr dea ringe iz ned razzischtisch!!Folgendes war kürzlich zu lesen bei 20min.ch: --------------------------------------------------------------------------- Blonde, blauäugige Elben als Übermenschen auf der einen Seite, hässliche, dunkle Gestalten auf der anderen: Der britische Literaturwissenschaftler Stephen Shapiro wirft dem Epos "Der Herr der Ringe" offenen Rassismus vor. Speziell der zweite Teil, "Die zwei Türme", sei von Ängsten über Migrations-Bewegungen geprägt, so Shapiro in einem Communiqué der University of Warwick (Großbritannien). In J.R.R. Tolkiens Epos kämpft eine kleine Gruppe von Auserwählten gegen eine "ausländische Horde" - für Shapiro ein Hinweis auf alte Ängste der Anglo-Europäer, von nicht-europäischen Populationen überrannt zu werden. Dabei seien Hobbits und Elben - als die Guten - stets hellhäutig beschrieben, während die Orks - die Bösen - als Masse von dunkelhäutigen, skrupellosen Bösewichten dargestellt werden. Auch im Film werde mit deutlichen "schwarz-weißen Farbcodes" gearbeitet und die "Angst vor einem Schwarzen Planeten" verstärkt. Shapiro behauptet, dass Tolkien einer Zeit nachhängt, in der Briten Ausländer als nicht ebenbürtig empfanden. Er habe die Trilogie geschrieben, weil er glaubte, dass Englands ursprüngliche Kultur und Mythologie mit der Invasion der Normannen untergegangen war. Mit seinem Werk wollte er diese Welt wieder auferstehen lassen. Tolkien habe es in den 1930ern begonnen und in den 1950ern publiziert, damit sei es in einer Zeit geschrieben, als die Entkolonialisierung begann und erste Massenimmigrationen aus Indien und Pakistan beziehungsweise der Karibik erfolgten. --------------------------------------------------------------------------- Außerdem steht - ich weiß nicht mehr wo, habs heute morgen kopiert: --------------------------------------------------------------------------- Rassismus im "Herrn der Ringe"? Stephen Shapiro wirft dem Regisseur der "Herr der Ringe"-Trilogie Peter Jackson rassistische Tendenz vor. Bei dem englischen Literaturwissenschaftler hat offenbar die Physiognomie der Orcs eine besondere Assoziation ausgelöst. "Beim Anblick der bösen Orcs mit ihrer dunklen Haut und Gesichtsbemalung fällt es schwer, nicht an die Aborigines zu denken", erklärt er. Schon die Romanvorlage wurzele im Rassismus, erklärt der 38-jährige Wissenschaftler. Der Autor John R. R. Tolkien habe darin seine eigenen Urängste vor fremden Kulturen verarbeitet. "Als der ,Herr der Ringe' vor über einem halben Jahrhundert entstand", so Shapiro, "verlor England gerade seine Kolonien, und die ersten Einwandererschiffe aus der Karibik landeten." Dadurch sah Tolkien die weltfremde Dorfidylle der englischen Midlands, wo er damals lebte, in Gefahr: "Auenland, die Heimat der Hobbits, steht für die Midlands." Wie man dagegen einen politisch korrekten Fantasy-Roman schreibt, habe Joanne Rowling mit "Harry Potter" vorgemacht: "Auch Rowling sehnt sich in die vormoderne Gesellschaft zurück", sagt Shapiro, "aber bei ihr ist sie multikulturell." ---------------------------------------------------------------------------
#6
Geschrieben 30 Dezember 2003 - 11:35
Nachdem ich jetzt alle 3 HdR-Filme gesehen habe, und jeden auch in Anwesenheit von farbigen Verwandten/Bekannten, muss ich zugeben dass die Titelfrage dieses Threads mir schon mehrmals im Kino durch den Kopf ging, besonders bei den dumpferen militaristischen Szenen/Dialogen im 2. und 3. Teil. Auch fiel mir beim Bonusmaterial der neueren DVD zum 2. Teil auf, dass maorische Darsteller immer nur Orks o.ä. spielten...
Ich darf allerdings berichten dass meine MitseherInnen entweder unbetroffen oder eher unbewegt (vom Ganzen) reagierten. Ich denke sie hätten sich getraut mir zu sagen wenn z.B. sie es als rassistisch empfunden hätten. Also halte ich es +- mit MartinHoyer: Der Film ist nicht gerade politisch korrekt für unsere Zeit. Was die Darstellung von Frauen angeht, hat sich ja der Regisseur auch m.E. Mühe gemacht deren Rolle etwas zu erweitern/modernisieren.
Interessant finde ich die (irgendwo mal aufgeschnappte) Idee, dass ein Teil des "grünen" Gedankenguts ja aus HdR stamme. (Z.B. dass die Natur und deren Genießer/Nutzer Vorzug haben sollen über Anderes - übrigens ein Aspekt der m.E. in den Filmen nicht so sehr priorisiert wurde wie in den Büchern.) Bekennt sich also z.B. ein moderner nicht-rassistischer Grüner zu dieser Teilherkunft?
Mir persönlich stieß neben dem unangenehmen Gefühl des traditionellen Rassismus in den Filmen aber noch stärker deren militaristische Glorifizierung auf, wie schon bei den Büchern. Die Kumpelei unter SoldatInnen, das ewige Gerede von Ehre und dass es immer wert ist für sie zu sterben, dass man das alles ja nur wegen dem Weltfrieden tue. Die einzigen Zweifler wurden als benebelt oder egoman-verrückt dargestellt. Genau einmal äußert einer der Hauptfiguren (Faramir) Trauer darüber dass er einen Feind töten musste (und das nur in der erweiterten Fassung, glaub ich).
Meine erste Beobachtung eines HdR-Videospiels (Tolkien steh uns bei!) war auch prompt das neuere Xbox-Spiel in dem nur endlos gemetzelt wird (wobei mir auch penibel vorgeführt wurde dass man als Held immer dem auf dem Boden liegenden Ork/Uruk-hai noch einen Todesstoss versetzen müsse damit der auch liegen bleibt). Wie schön dass heuer wieder eine ganze Generation von Teenies von allen Seiten die Vorzüge einer aufregenden Laufbahn als messerschwingender aber ehrenvoller Krieger vorgespielt bekommt...
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 30 Dezember 2003 - 12:53.
/KB
Yay! KI-generiertes SF-Zitat Ende November...
"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#7
Geschrieben 30 Dezember 2003 - 16:56
#8
Geschrieben 20 Juni 2004 - 11:36

Bearbeitet von Felsi, 20 Juni 2004 - 13:19.
#9
Geschrieben 20 Juni 2004 - 12:34
Nein, es ist jemand der sich im Alltag (z.B. 15 Jahre in Afrika gelebt) mit Rassismus und seinen vielen Aspekten immer wieder auseinandersetzt (oder auseinandersetzen muss), und außerdem auch zugegebenermaßen nicht der allergrößte Fan von HdR ist, obwohl ich dessen großen Einfluss auf Fantasy der letzten 50 Jahre nicht abstreite. Mit Sicherheit aber such ich nicht gezielt nach Verwerflichem darin - der 1. Film der Jacksoniade wird lange einer meiner Lieblingsfilme der letzten Zeit bleiben. Auch fand ich das WDR-Hörspiel (30 MCs) beispielhaft gut. Beides wirkte allerdings angenehmer auf mich als die Tolkien-Trilogie an sich (jetzt ist's raus!). Ich habe versucht ehrlich/diffizil auf diesen Thread zu reagieren. Ich halte mich und die meisten Menschen, die ich kenne, für gelegentlich "rassistoid"; man muss m.E. einfach einigermaßen ehrlich aber vorsichtig an das Thema herangehen. Insbesonders als kaukasischer Europäer sollte man hinsichtlich des europäischen Wirkens der letzten ca. 100 Jahre sein Anliegen zum Thema Rassismus eher kleinlaut vorbringen...Nichts gegen yiyippeeyippeeyay, aber ich finde, wer sich diese Frage stellt, ist jemand, der auf Krampf versucht, irgendetwas Verwerfliches an diesem Epos zu finden.
/KB
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#10
Geschrieben 20 Juni 2004 - 13:17

Bearbeitet von Felsi, 20 Juni 2004 - 13:20.
#11
Geschrieben 20 Juni 2004 - 15:00
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
#12
Geschrieben 20 Juni 2004 - 15:38
Auf jeden Fall war er nicht auf dich gemünzt, sorry, sondern auf alle "k." Europäer, mich also eingeschlossen. Falls du Belege suchst... Ich bin kein Historiker, aber hier ein paar Beispiele, die mir einfallen:wie genau ist dein letzter Satz gemeint?
[*]Europa, 1. Quartal des 20. Jhdt. - Es herrscht noch im Großen und Ganzen Kolonialstimmung; zwar ist Sklaverei (dessen Profite zum großen Teil die industrielle Revolution mitfinanzierten) einigermaßen passé aber Ausbeutung im großen Stil läuft nach wie vor mit klarer gesellschaftlicher Akzeptanz (teilweise bis heute - man beachte z.B. aktuelle europäische Zollverhandlungen mit Afrika), vor dem 2. Weltkrieg ist allerorts noch die Rede vom "weißen Übermenschen" und Kolonien werden u.a. von Frankreich herangezogen im 1. Weltkrieg farbige Infanteristen zu stellen, woraufhin es z.B. im dt. Nachkriegs-NRW Wellen von "schützt unsere Frauen vor den Schwarzen"-Propaganda gibt. Gegen Anfang des Jahrhunderts hatte übrigens der Franzose Broca "bewiesen", dass Afrikaner und andere Nicht-Europäer kleinere Hirne als Kaukasier haben!
[*]Deutschland, späte Dreißiger, frühe Vierziger - Anhand ihrem Aussehen werden Menschen auf ihre "Deutschheit" untersucht - die Rede vom "deutschen Blut" ist wieder "in", angeblich "arische" Körpermerkmale (blond, blau-äugig) gelten als besonders "rein". Folgen u.a. dieser Sichtweise sind bekannt.
[*]Südafrika, 1949 - "Buren"-Minderheit verankert "Rassentrennung" in der Verfassung; nicht all zu lange danach lautet die offizielle Bezeichnung der 2 Kategorien "Europeans" und "Non-Europeans".
[*]England, 1971 - Ein neues Einwanderungsgesetz schließt bestimmte seit ca. 20 Jahren berechtigte Mitglieder des britischen Commonwealth davon wieder aus weiterhin einzuwandern; dies betrifft hauptsächlich Menschen aus der Karibik, Indien und Pakistan, obwohl ein 6 Jahre älteres "race relations"-Gesetz die öffentliche (!) Benachteiligung Farbiger verbietet.
[*]BRD, 90er - Die (besonders engl.-sprachige) Welt sieht mit gemischten Gefühlen auf ein wiedervereinigtes Deutschland und just in dieser Phase werden Asylheime verbrannt, z.B. mit mehreren Toten in Lübeck in '96.
[*]Frankreich, 1998 - In einer Umfrage des franz. Nationalrats für Menschenrechte geben ein Drittel aller Befragten zu, rassentrennendes Vorgehen im Alltag zu bevorzugen.
[/list]Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Das 3. Beispiel ist mit drin um anzudeuten, dass europäisch-"wissenschaftlicher" Rassismus (der im 19. Jahrhdt. seinen Höhepunkt erlebte) auch im 20. Jahrhdt. in andere Kontinente exportiert wurde, gerne von "kaukasischen Typen" vor Ort. (Den ein oder anderen Punkt habe ich übrigens aus der engl. Wikipedia; der dt. "Rassismus"-Artikel ist auch lesenswert.)
@Jueps:
Hi, J., ich bin nicht sauer. Wir "streiten" uns hier doch recht sachlich. Rassismus ist eh ein schwieriges Thema - eine plakative Aussage über HdR lag mir also eh nicht im Sinn. An Felsi: Willkommen, und mach ruhig weiter so!sei nich bös mit der guten felsi. ist ne ganz nette.

@molosovsky: Ja, die Jupiter-Aliens von Sagan fand ich auch klasse. Von einem seiner Bücher (Broca's Brain) ist auch der Hinweis oben mit den angeblich "kleinen" Hirnen der Nicht-Europäer...
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 20 Juni 2004 - 16:18.
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"In the sprawling city forums of the galaxy, where chaos reigns and time flows differently, true power is found not in dominance, but in moderation. The wise use their influence to temper ambition with reason, and chaos with order."
(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#13 Gast_Jorge_*
Geschrieben 20 Juni 2004 - 18:49
Nicht unbedingt: Im Fantasyfilm "Der Tag des Falken" sind die Bösen in strahlendes Weiß gekleidet, der Held in Schwarz, der Oberbösewicht ist gar ein Bischof... Dann noch die Sturmtruppen in "Star Wars": Strahlendweiße Kampfanzüge Und dann noch japanische Animationsfilme, in denen monströse Gesichtzüge nicht sofort Böse oder überirdische Schönheit Gut sein muß... Bei japanischen Werken fällt zudem auf, das die übliche Schwarz/Weiß Malerei entfällt: Nicht jede Figur ist völlig gut oder böse, besitzt zumindest gute oder böse Eigenschaften( z.b. der "Bösewicht" als liebender/e Vater/Mutter; der "Held", der der Familie dann einen Angehörigen tötet).Tolkien hat seine Geschichte nun mal so aufgebaut, dass es um den Kampf Gut gegen Böse geht. Würden da die Orks in strahlendem weiß oder orange durch die Gegend hüpfen, würde das doch nur verwirren.
#14
Geschrieben 20 Juni 2004 - 19:04
Du hast schon recht damit, ich kenne ja selber unzählige Beispiele, und wo du schon die japanischen Animes ansprichst: Da wären z.B. Angel Sanctuary oder Weiß Kreuz, in denen die aus erzählerischer Sicht "Bösen" weiß angezogen sind, und die "Guten" eben schwarz (Ist das bei AS überhaupt so?) Jedenfalls wollte ich nicht sagen, dass im Allgemeinen Gut=Weiß und Schwarz=Böse gelten muss, ich habe es hier nur auf HdR bezogen - Und eine solche "umgedrehte" Farbgebung (weiße Orks usw.) würde meiner Meinung nach einfach nicht zu Toliens Geschichte passen. FelsiNicht unbedingt: Im Fantasyfilm "Der Tag des Falken" sind die Bösen in strahlendes Weiß gekleidet, der Held in Schwarz, der Oberbösewicht ist gar ein Bischof... Dann noch die Sturmtruppen in "Star Wars": Strahlendweiße Kampfanzüge Und dann noch japanische Animationsfilme, in denen monströse Gesichtzüge nicht sofort Böse oder überirdische Schönheit Gut sein muß... Bei japanischen Werken fällt zudem auf, das die übliche Schwarz/Weiß Malerei entfällt: Nicht jede Figur ist völlig gut oder böse, besitzt zumindest gute oder böse Eigenschaften( z.b. der "Bösewicht" als liebender/e Vater/Mutter; der "Held", der der Familie dann einen Angehörigen tötet).
#15 Gast_Jorge_*
Geschrieben 23 Juni 2004 - 14:57
Klar und deutlich. Zum Beispiel haben mir von den Jekyll & Hyde Verfilmungen diejenigen am besten gefallen, in denen Jekyll sich nach Einnahme des Serums nicht in ein buckliges Monstrum verwandelt, sondern sich von einem schüchternen Brillenträger zu einem Gentleman(so geschehen in einer Verfilmung der Hammer Studios sowie einer Arbeit für das amerikanische TV) wandelt, der trotzdem abgrundtief böse ist wie in der Vorlage. Böse, die äußerlich vollkommen wirken, aber innerlich vollkommen schlecht sind, erscheinen mir wirkungsvoller als das alte Klischee vom schwarzgekleideten,buckligen, narbenbedeckten, einäugigen, stotternden Monstrum mit der Hakenhand und Reißzähnen(wenn ich mal gerade ein paar der üblichen Kennzeichen, an denen man im phantastischen Film das Böse erkennen soll, zusammenaddieren darf).ich persönlich finde es filmtechnisch fast ansprechender, wenn die "bösen" weiß angezogen sind - oder zumindest hell. denn so werden alteingesessene aufbaustrukturen bei filmen umgeworfen und sowohl widersprüchliche als auch ansprechende bilder erzeugt. kann man meinem gebrabbl folgen?
#16
Geschrieben 24 Juni 2004 - 17:39
R. Scott Bakker
"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama
Verlag das Beben
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#17
Geschrieben 27 Juni 2004 - 08:39
Im Taoismus ist Weiß das männliche Prinzip, das Rationale, "das aus Bewußtsein heraus handelnde". Schwarz ist das weibliche Prinzip, das Emotionale, "das aus Gefühl heraus Handelnde". Über die Geschlechterzuordnung mag man streiten, aber das soll nicht unser Thema sein. Viel wichtiger ist, daß es keine Zuordnung der Farben in die kategorien Gut/Böse gibt: Man kann schließlich sowohl aus Berechnung als auch aus Gefühl heraus "falsch/böse" handeln.
Auf traditionellen chinesischen Hochzeiten tragen das Paar und die Gäste Schwarz als Symbol erhabener Freude. Auf Totenfeiern tragen die Trauernden Weiß.
Aus diesen historisch gewachsenen Betrachtungsweisen allein für die Farbe (!) ergibt sich eine völlige andere Umsetzung in Medien - selbst dort, wo man sich einer eher westlichen Machart bedient. Ich halte jede Wette, daß "Gandalf der Graue" von vielen Zuschauern in Asien rein gefühlsmäßig als ausgeglichene Gestalt interpretiert wurde; als er zu "Gandalf dem Weißen" wurde, veränderte sich seine Rolle. Der Witz ist, daß es hier paßt, denn immerhin erlebt Gandalf eine Wiederauferstehung von den Toten und ist eine trauernde Figur, weil er weiß, welches schlimme Schicksal bestimmten anderen Figuren bevorsteht, ohne daß er etwas dagegen tun kann/darf.
Übrigens trägt der opportunistische Saruman auch Weiß - kein Problem, schließlich ist er "moralisch tot". Die Orks sind unbeherrscht emotionale Wesen und ziehen begeistert in die Schlacht, also ist Schwarz auch in dieser gänzlich anderen Betrachtungsweise kein Problem.
-------------
Zum Thema Rassismus ... Natürlich steckt in Tolkiens Werk der typische Alltagsrassimus seiner Zeit. Das fällt heute stärker auf, weil unser Alltagsrassimus ein Anderer ist. Ich rede dabei nicht von einzelnen Vertretern, die dunkelhäutige Mitbürger angreifen oder Asylantenheime anzünden, sondern von der allgemeinen Tendenz jener breiten Bevölkerung, die man eigentlich als neutral oder sogar weltoffen sieht.
Ist es etwa nicht rassistisch, wenn heute so ziemlich jeder denkt, daß die Völkerstämme Afrikas unbedingt unsere (!) Hilfe brauchen, um ihre Probleme zu lösen? Wir begründen unser Handeln damit, daß wir den Grausamkeiten dortiger Konflikte Einhalt gebieten wollen, und implizieren damit, daß die Menschen dort ihre Konflikte gefälligst beilegen sollen, wenn wir es ihnen sagen. Außerdem sollen sie die Konflikte auf unsere Weise und aus unseren Gründen beilegen. Wir sind politisch korrekt und achten nicht der Hautfarbe oder halten sie für etwas Schlechteres. Aber wir halten uns für überlegen, da wir überzeugt sind, diesen Menschen etwas geben zu können, ohne daß sie niemals auskommen würden.
Das ist der heutige Rassismus, aber wer betrachtet ihn als solchen?
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#18
Geschrieben 27 Juni 2004 - 10:28
Hm, das ist alles etwas off-topic, aber...Ist es etwa nicht rassistisch, wenn heute so ziemlich jeder denkt, daß die Völkerstämme Afrikas unbedingt unsere (!) Hilfe brauchen, um ihre Probleme zu lösen?
Ich halte dieses Verhalten für eher elitär, also aus Sicht der Reichen, als rassistisch. Es gibt ein rassistisches Element in dem Europäer immer auch Dummheit der Einheimischen mit dem Zustand Afrikas verbinden, und das ja klar durch ihr anderes Aussehen "signalisiert" wird. Dabei beweisen wir damit wie einseitig (also dümmlich) wir informiert sind über Afrika, und wie vergesslich wir sind angesichts der letzten 500 Jahre unserer krieg-exportierenden Geschichte.
Denn Afrika ist nun mal kein "Land", das man in einem Atemzug in Relation mit z.B. Deutschland bringen kann, trotz aller ökonomischen Daten. Es ist ein Kontinent einerseits (D.R.Congo alleine ist so groß/komplex wie ganz West-/Süd-Europa), und andererseits ist das Leben in Deutschland um Größenordnungen besser als in vielen anderen Gegenden der Erde, auch Afrika. Und zwar noch immer zum Teil wegen der Ausbeutung dieser Gegenden, und der Einflussnahme darauf dass diese Ausbeutung anhält.
Auf das "bessere Leben" sind wir aber (wie andere Europäer ihrerseits) stolz und "helfen" dann unseren ärmeren Nachbarn, mittel- oder langfristig auf dem Weg zu ähnlichem Wohlstand.
Es geht also m.E. eher um Verdrängung der Reichen ggü. der Armut, die sie mit verursach(t hab)en.
/KB
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(auf Bing.de generierter Monolog von der Copilot-S/W - die ich hiermit NICHT bewerbe! - nach Aufforderung nach einem "s.f. quote" mit einem bestimmten Wort darin; ich ersetzte nur das 4. Wort mit "city forums")
#19
Geschrieben 28 Juni 2004 - 07:50
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(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#20
Geschrieben 28 Juni 2004 - 19:26
Hallo, Martin, bis vor wenigen Minuten hatte ich eine Antwort gepostet, die nach einem lockeren Riposte auf deinen ersten Absatz so weiterging: "Allerdings finde ich deinen letzten Satz schmerzhaft unangemessen..." ... aber jetzt hab ich's gestrichen. Ich will mich aus einer immer allgemeiner werdenden Betrachtungsweise doch vorerst ohne Groll heraushalten. Sonst kriege ich diverse bigotte Verstrickungen nie wieder entheddert. Zumindest hat mir diese Diskussion mal wieder gezeigt, dass es mir sehr schwer fällt bei diesem Thema unemotional zu bleiben, und wie schwammig der Begriff "Rassismus" ist. Aber es gibt ja genug Konkretes zu tun. (Gerade schlägt die Muse zu: Das Wasser fließt zu träge unter der Brücke hindurch, ich seh noch zu viel Verfärbung darin, und außerdem hab ich die Brücke noch gar nicht fertig... :lookaround:)Â Â Â Â : Das ist ebenso rassistisch, als wenn ich generell tierlieb bin, aber trotzdem lieber einen verletzten Sperling als eine verletzte Ratte aufpäppele.
Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 28 Juni 2004 - 20:08.
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#21
Geschrieben 10 Juli 2004 - 15:20
Dass Du die Riposte gestrichen, aber zumindest auf den letzten Satz noch einmal eingegangen bist, zeigt mir, daß er gewirkt hat, wie er wirken sollte - ich habe aber auch lange genug daran gearbeitet, ein gestaffeltes Halbparadoxon von epimenidesischem Ausmaß in einem Satz unterzubringen. Das streichelt mein Ego, weshalb es mir leicht fällt, dem Antrag auf Diskussionsende zu entsprechen. Es hat Spaß gemacht, auch wenn wir zu keinem Ergebnis kamen.Hallo, Martin, bis vor wenigen Minuten hatte ich eine Antwort gepostet, die nach einem lockeren Riposte auf deinen ersten Absatz so weiterging: "Allerdings finde ich deinen letzten Satz schmerzhaft unangemessen..."

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#22
Geschrieben 18 Juli 2004 - 19:02
MOLOSOVSKY IST DERZEIT IN DIESEM FORUM NICHT AKTIV: STAND 13. JANUAR 2013.
Ich weiß es im Moment schlicht nicht besser.
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