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Gregory Bendord: EATER


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19 Antworten in diesem Thema

#1 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 04 November 2002 - 17:37

Willkommen zur ersten Auflage unseres "Lesezirkels". Für die Monate November/Dezember hatten wir uns auf EATER von Gregory Benford geeinigt. Die Vorraussetzung für's Mitmachen sind denkbar einfach: Buch lesen/anlesen und seine Meinung und Eindrücke posten. Auf dass es hitzige und ausführliche Diskussionen gibt ! :argue:           :biglaugh: Damit es einigermaßen gleichzeitig losgehen kann, setzen wir als Starttermin einfach mal MO, den 18.11. an. Bis dahin kann dann jeder schon einmal in das Buch reinlesen und sich einen ersten Eindruck verschaffen.Ich freue mich auf jeden Fall auf einen netten Plausch,Grüße,Holger
"Rezensionen: eine Art von Kinderkrankheit, die die neugeborenen Bücher befällt."
(Georg Christoph Lichtenberg)

#2 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 19 November 2002 - 13:43

ICH WÜNSCHE ZU KONVERSIEREN(134)Ich hoffe, es ist nicht unangebracht, wenn ich anfangs ein kleinen Gesamteindruck abgebe.Ich habe wirklich eine Schwäche für solche Romane, für wissenschaftliche SF. Für die Begegnung mit dem Fremden, dem schwer fassbaren. Haben wir  es mit einem guten Buch zu tun? Ich denke ja.Haben wir es mit einem Knüller zu tun? Ich denke nein.Gregory Benford ist ein Autor von Format, mit einem Hintergrund, der Kompetenz verspricht. Meine Erwartungshaltung ist nicht ganz erfüllt worden. Aus dem Nachwort:Während die wissenschaftlichen Konzepte in diesem Roman eher spielerisch spekulativ abgehandelt wurden...(491)Ich würde das Buch einmal mit INDEPENDENCE DAY vergleichen, wobei ich Film und Buch nicht unbedingt herabwürdigen möchte, allerdings wissen wir alle, dass bei diesem Werk ein breiteres Publikum ins Visier genommen wurde.SF-Verrückte, die wir vermutlich alle ein wenig sind, erwarten kleine Antworten. Keine Offenbarungen oder kosmische Weisheiten, aber doch bescheidene Antworten auf Fragen, die einem permanent unter den Nägeln brennen.Gregory Benford gibt in diesem Roman keine Antworten.Bei genauerem Hinsehen sind die wahrlich kosmischen Verlautbarungen eine Anhäufung von Plattitüden, nicht mehr als eine Spiegelung des irdischen Betrachters.„Faszinierend miserable Vorlesung, findet ihr nicht?“, bemerkte Kingsley. „Man fragt sich, ob sich dieser Eater mit seinem abartigen Sinn für Humor womöglich aus schierer Langeweile über uns lustig macht.“(373)

#3 Holger

Holger

    Temponaut

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Geschrieben 19 November 2002 - 20:54

Hi Dave! Dein Gesamteindruck deckt sich ziemlich genau mit meinem. Aber ich denke, wir sollten die Sache langsam angehen und uns den Titel der Reihe nach vorknöpfen  ;) Da das Buch in acht Teile gegliedert ist, bietet es sich an, diese vielleicht paarweise durchzugehen. Bestimmt haben noch nicht alle den ganzen Roman durch, und der Gesprächsstoff sollte ja zumindest noch bis einschließlich Dezember anhalten.Teil 1 und 2 Eigentlich geht es recht vielversprechend los: die Anomalie, die Spekulationen, die Einführung der Charaktere. Allerdings wird schnell deutlich, dass sich Benford für eine lineare Erzählweise entschieden hat. Ich finde das ein bisschen schade. Auf Februar folgt März, ect. und man vermisst ein bisschen den Pepp einer Geschichte mit mehreren Handlungsfäden und Schauplätzen.Ich muss auch sagen, dass mir schon nach wenigen Seiten die Wahl der Charaktere auf die Nerven ging. Warum versucht Benford sich mit Biegen und Brechen in das Gemüt einer krebskranken Mittvierzigerin zu versetzen? Bei COSM musste er ja schon den großen Frauenkenner und Versteher spielen, als er sich in eine junge Farbige Wissenschaftlerin hineinversetzte, und schon da ist das nur mäßig gut gelungen. Dieser Trend zieht sich meiner Meinung wie ein roter Faden durch das Buch: Benford versucht engagiert Charaktere zu zeichnen, diese wirken allerdings durchgängig wie das Abziehbild eines Prototypen. Aber ich denke, darauf werde ich später noch ein wenig rumhacken!Ansonsten gefällt mir recht gut, wie die Protagonisten [die "Viererbande", hm!] langsam auf den Trichter kommen, worum es sich bei dem seltsamen Objekt handelt. Da zeigen sich Benfords Stärken: Einblicke in astronomische Analytik und eine spekulative Ausweitung des heutigen Kenntnisstandes.Aber jetzt ganz ehrlich. Wenn es nicht das Lesezirkelbuch des Monats wäre, ich hätte den Titel zu Gunsten anderer Bücher nach den zwei ersten Kapiteln auf Eis legen können, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen!
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#4 Dave

Dave

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Geschrieben 19 November 2002 - 22:24

Ich konnte wieder mal nicht abwarten...(Wie haben die das beim Literarischen Quartett noch immer gemacht? Leicht den Kopf geschüttelt und mit der Zunge geschnalzt als ersten Eindruck...)Im Gegensatz zu Holger habe ich erst in der zweiten Hälfte des Buches Bedenken bekommen. Der Anfang ist ganz nach meinem Geschmack.Auch die Figur Channing hat mich nicht gestört, im Gegenteil, ich empfand sie immer als eine Bereicherung des Romans. Eine nicht durch ihren Charakter sondern durch eine Krankheit schwache Person.Übrigens hat sich B. hier bei sich selbst bedient, im ersten Roman des Contact-Zyklus (Im Meer der Nacht) gibt es eine ähnliche Problematik.Wie kann man beurteilen, ob eine Person gut oder weniger gut dargestellt ist? Ich bin nicht sicher. Der lineare Handlungsverlauf schwächt den Roman wirklich ziemlich, allerdings behält man stets den Überblick. Die Geschichte fordert aus meiner Sicht aber mehr, es sei denn, man stört sich nicht an Captain America.

#5 dyke

dyke

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Geschrieben 21 November 2002 - 16:43

Hi,auf mich müßt ihr noch bis Anfang Dezember warten. Ein Nachbar hat das Päckchen angenommen und bis vorgestern vergessen. Und jetzt bin ich schon in einem feinen Roman (Friedrich Ani: German Angst - für die Neugierigen), der mich gepackt hat und den ich erst zuende lesen will. Sind noch gute 300 Seiten und bei 60 Seiten (abgezwackte Lesezeit von 0.00 - 1.00) pro Tag dauert es noch.Wobei so richtig Mut macht ihr mir ja nicht  ;) LG Dyke

#6 Holger

Holger

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Geschrieben 21 November 2002 - 17:35

Hi dyke!Lass Dir ruhig Zeit, nicht umsonst haben wir einen Zeitraum von zwei Monaten angesetzt, damit jeder die Möglichkeit zum einlesen/lesen findet.Auch solltest Du Dich nicht von kritischen Stimmen entmutigen lassen. Im Gegenteil: was meine Kritikpunkte angeht, sind die doch vornehmlich subjektiver Art!Grüße, Holger
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#7 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 22 November 2002 - 13:45

Rezension ? ...oder doch nur Stellungnahme?Was habe ich nun gelesen ? Einen echten SF-Roman oder eine Charakterbeschreibung von vier Akteuren mit einem leichten phantastischen Touch ?Ich kann mich nicht entscheiden. Grundsätzlich war das gelesene nicht schlecht! Benford versteht es schon, eine Story aufzubauen und (Gott sei Dank) auch zu Ende zu führen. Der (allerdings dünne) Spannungsfaden reisst nicht ab und echte Langeweile kommt auch nicht auf.Die Frage ist: Reicht das ?Für mich persönlich nicht. Im Gegensatz zu Holger hätte ich zwar das Buch nicht weggelegt, wenn es nicht "unser" Lesezirkelvorschlag gewesen wäre, aber Begeisterungsstürme hat es auch nicht entfacht und etwas dazu geschrieben hätte ich wohl nie.Das liegt aber auch an dem Thema des Buches. Ausserirdisches Artefakt/Alien dringt in unser System ein und eine Welt, die sich durch nichts oder nur wenigem von unserer jetzigen unterscheidet (was die technischen und politischen Fakten betrifft) setzt sich damit auseinander.Da kommt bei mir die technische Komponente einfach zu kurz.Ich schliesse mich der Einschätzung von Dave zu 100% an, das wir hier einen durchschnittlichen Roman von einem überdurchschnittlichen Autor vorliegen haben. Überdurchschnittlicher Autor deshalb , weil Benford es geschaftt hat, durch seinen Stil und schriftstellerisches Können mich zum weiterlesen zu animieren.Wer mich (oder meine) Rezensionen kennt, weiss, das ich meistens ein Buch in den Himmel hebe oder mit Vergnügen in Fetzen reisse. Das kann ich bei "Eater" nicht.Es ist weder schlecht noch gut....es ist, und das ist meine umfassende Meinung, nur durchschnittlich..... und ob das ausreicht, um mir noch einmal einen Roman vom gleichen Autor zu kaufen, kann ich abschliessend nicht sagen.Deshalb stürze ich mich ab sofort in die "Unendlichkeit".... vielleicht wartet da ja ein etwas fesselnderes Vergnügen auf mich, mit dem ich mich auf gewohnte Weise auseinandersetzen kann. :P der Count
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#8 Dave

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Geschrieben 22 November 2002 - 20:07

Die technische Seite kommt etwas kurz, wie Count meint. Eigentlich stört es mich nicht so sehr, dass der Roman in unserer Zeit spielt, es fehlt nur leider der interessante Gegenpol. Das ist übrigens ein Kritikpunkt, dem die SF schon seit langem vorgeworfen wird, dass sie nämlich erzkonservativ und im Erzählstil altbacken ist. Das trifft hier zu. Der Autor macht sich als Prof und als gefragter Berater nützlich, er muß also kaum Kind und Kegel mit einem gefälligen, gewinnträchtigen Roman versorgen. Er könnte frei heraus das schreiben, was ihm wirklich nahe liegt. Danach würde ich ihn gerne mal fragen...Es gibt hier kaum Eckpunkte, die zur Diskussion auffordern, eher kann man sich über pauschale Dinge unterhalten. Ich hätte gerne einen Abstecher gemacht und der U-Agency über die Schulter geblickt. Natürlich gibt es ein paar Dinge, die ich ansprechen würde, aber ich bin noch nicht so in Übung und erspare mir (und Euch) vorerst die chronologischen Patzer...Ach Count, meinst Du mit „Unendlichkeit“ den Schinken von Alistair Reynolds? Good Book! Nächstes Jahr gibt es CHASM CITY, ein Grund zur Vorfreude!

#9 Jürgen

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Geschrieben 22 November 2002 - 22:19

Das ist übrigens ein Kritikpunkt, dem die SF schon seit langem vorgeworfen wird, dass sie nämlich erzkonservativ und im Erzählstil altbacken ist. Das trifft hier zu.

Ich glaube, das ist der Satz, der mir gefehlt hat..... zu konservativer Erzählstil. Genau das könnte der Umstand sein, warum mir der ganze Roman so .... "seicht" erschien...ich denke, das trifft es ! (vor dave bis auf den Poden verbeug  :P  ) Es fehlte die Frische, die ein Brin oder Collins in die SF eingebracht haben. "Eater" ist halt routiniert geschrieben.... ein Vorteil für SF-Neueinsteiger, ein Nachteil für alte SF-Fans. "Routinemässig" und "Konservativ" als treffende Eigenschaften für diesen Roman....auf diesen Nenner lass ich mich gerne ein. @Dave jo, genau diesen Schinken meine ich. Holger war zwar nicht so aus dem Häuschen bei seiner Rezension, aber ich versuch mal mein Glück  ;)
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#10 Holger

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Geschrieben 24 November 2002 - 20:54

In seinem Nachwort spricht Benford ja nocheinmal an, er habe sich bemüht "vor dem Hintergrund einer extremen Situation möglichst wahrheitsgetreu darzustellen, wie Wissenschaftler denken, arbeiten und sich mit dem Unbekannten auseinandersetzen".Ich denke, diese Bemühungen waren uneingeschränkt erfolgreich. So giebt das Kolloquium in Berkley, bei dem Benjamin Kingsley kennenlernt ziemlich gut die bissige und egogeschwängerte Atmosphäre solcher Veranstaltungen wieder. Die Konfrontationen mit der U-Agency und das Ringen der Wissenschaftler mit den politischen Entscheidungsträgern würde sich vermutlich auch auf ähnliche Weise abspielen.Um wieder auf die Charaktere zu sprechen zu kommen: findet ihr nicht, dass Benford aus Kingsley mehr hätte herausholen müssen? Ein betagter englischer Astronom auf Hawaii? Wieso hat der keine englischen Marotten? Wieso kann ich den später kaum von Benjamin unterscheiden, zumal beide die selbe Frau lieben. Kingsley ist alles in allem bloß ein bisschen pfiffiger, aber sonst ... ?Im dritten Teil gehts dann endlich richtig los. Der EATER fängt an, mit den Menschlein zu sprechen. Er offenbart den Menschen seine Bekanntschaften mit fremden Zivilisationen (S.182) und "macht uns mit unserer eigenen Nachbarschaft bekannt". Gemeint sind Ballonwesen die in der mittleren Wolkedecke des Jupiters schweben. Damit kommt Benford auf Carl Sagans Idee/Konzept solcher Lebewesen zurück, die theoretisch auf Jupiter existieren könnten. An diesen Stellen gefällt mir EATER sehr gut, weil es genau die Themen anspricht, die mich an der SF faszinieren. Bloß werden die Geheimnisse die der Eater preisgibt eher peripher behandelt, was ich oft schade fand. Da hätte man noch ein bißchen mehr rausholen können. Von mir aus hätte der Eater auch ganz unspektakulär ein Geschichtenerzähler bleiben können, man hätte ihn dann STORYTELLER nennen müssen, und diese ganze ID4-Sache hätte nicht sein müssen.
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#11 Dave

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Geschrieben 25 November 2002 - 19:20

Die Kolloquium-Szene ist mir auch in guter Erinnerung, besonders die persönlichen Empfindungen von Benjamin. Zu Beginn des Buches sind Benjamin und Channing noch mehr mit den wissenschaftlichen Dingen beschäftigt, später flaute es sehr ab, hatte ich den Eindruck. Es gab eine Stelle, die mir psychologisch nicht so gut gefiel, nämlich als definitiv nachgewiesen war, dass sie es mit einer fremden Intelligenz zu tun hatte. Das wurde etwa so belanglos zur Kenntnis genommen, als sei der Pizzabote eingetroffen oder ähnliches. Vielleicht verkenne ich die Situation, aber ich habe da immer eine andere Vorstellung. Das erinnert mich an Romane, in denen Menschen, die gestern noch Taxifahrer waren, urplötzlich zu Superhelden mutieren, als wäre nichts selbstverständlicher.Die Dreiecksbeziehung kam mir dann doch etwas zu konstruiert wurde, etwas peinlich der Moment, in der sich Kingsley seine Liebe eingesteht. Wie kann man auch einen Menschen nicht lieben, der dem Tod geweiht ist, dachte sich wohl der Autor.Was Kingsley angeht, gibt es im späteren Verlauf noch eine große Ungereimtheit, ich greife besser nicht vor, auch wenn es in den Fingern juckt.    Mit den Monologen des Eaters beginnt doch wohl auch die Kapitulation des Autors, finde ich. Vielleicht ist er doch zu sehr Wissenschaftler und steht mit der Phantasie nicht auf gutem Fuße (ähnlich dem aus meiner Sicht völlig überschätzten Roman †šContact`von C.Sagan, bei dem es auch nur zu einem enttäuschenden Spiegelbild des Betrachter reicht).

#12 Holger

Holger

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Geschrieben 01 Dezember 2002 - 21:30

@Dave, Count, Dyke: Ich denke die Diskussion braucht neue Impulse. Was meint ihr? Welche Stellen der Handlung sind noch eine Thematisierung wert?Es fällt mir jedenfalls schwer denkwürdige Sachverhalte aus der Handlung herauszugreifen. Vermutlich liegt das an der sehr geradlienigen Organisation des Buches, was wir ja schon festgestellt hatten. Ich glaube über Baxters RAUM könnte man vergleichsweise hunderte von Postings schreiben...Ein Thema wäre z.B. der Upload von Channing. Zunächst war ich ja wegen des Handlungsfadens mit ihrer Krankheit arg genervt, letztendlich hatte Benford aber nur bezweckt einen dankeswerten "Freiwilligen" für eine direkte Konfrontation mit dem EATER zu finden. Aber auch an dieser Stelle lässt mich die virtuelle Channing und ihre Wahrnehmug eines neuen Lebens als binärer Datencode irgendwie kalt. Kein Vergleich mit Egans DIASPORA ...
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#13 Dave

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Geschrieben 01 Dezember 2002 - 23:35

Ich bin sicher, dass noch das eine oder andere Stichwort fallen wird. Das Buch ist wirklich ziemlich linear, und ich überlege noch, ob dass ein Vor- oder Nachteil ist.  Ich habe Probleme, mir Zusammenhänge vor Augen zu führen und mein Erinnerungsvermögen versetzt mich nicht in helle Begeisterung. Es ist nicht so einfach, wie ich dachte.Bei einem Buch wie Baxters RAUM würde ich ganz sicher ohne Notizblock und nachblättern nicht auskommen, muss ich eingestehen.Durch seine konsequente Erzählform kam Baxter ja nicht in die Verlegenheit, die digitale Wandlung von Channing genau unter die Lupe zu nehmen. Ich hätte gerne etwas mehr erfahren, auch hätte ich mit einer richtigen Mission gerechnet.-Werbepause-  Die Antwortpostings zu „Bewusstseinskopie“ im Grenzwissenschaftsforum sind nicht weniger originell als Benfords Ansatz.-Ende-Die Verbindung mit dem Eater habe ich dann auch nicht so wirklich nachvollziehen können. Allerdings gab es wirklich schöne, fast poetische Stellen zu Channings „Phantomkörper“.Ein Beispiel:...Wenn sie an sich dachte, quoll ihre ganze Innenwelt nach oben. Die Zähne sangen in den Kieferknochen. Die Kalziumstäbe, die ihre Brust zusammenhielten, waren glatte, gleitfähige Chromrippen von metallischer Eleganz. So herrlich sauber! Violette Sturzbäche rasten durch verengte Adern und brachten Sehnen zum Schwirren. Ihre Zehen sprachen laut rasselnd mit dem Boden, den sie nie wieder betreten konnte...(361/362)Ich würde gerne noch eine andere Stelle ansprechen, nämlich Kingsley betreffend. Im späteren Verlauf kommt es zu einem versuchten Todschlag. Ich kann mich nicht entsinnen, dass dieser Tatbestand irgendwelche Folgen nach sich gezogen hat, oder habe ich da etwas überlesen?

#14 Jürgen

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Geschrieben 02 Dezember 2002 - 11:05

@Holger

Es fällt mir jedenfalls schwer denkwürdige Sachverhalte aus der Handlung herauszugreifen

Da gibt es nichts weiter zu sagen.  :( Jetzt mal ganz ehrlich...Mein Freund RR würde sagen.. "ein schönes Thema, ein guter Schriftsteller.... schauen wir doch mal, was wir sonst an Buchbesprechungen auf dem Plan haben" Der Roman gibt einfach nichts mehr her, ob es uns gefällt oder nicht. Es ist durchschnittlicher Mainstream mit SF-Elementen gewürzt, die Akteure glatt und glaubwürdig... und das "uploaden" einfach zu untechnisch beschrieben. Selbst bei aller Anstrengung werden wir daraus kein "Lord Gamma" machen können. Was ich allerdings kommen sehe, ist ein vollkommen anderes Urteil zu "Unendlichkeit". Da spaziere ich gerade durch kilometerlange Lichtschiffe, von Viren zerfressende Stadtgebilde entstehen vor meinen Augen, schräge Persönlichkeiten tauchen auf....und ich kann es kaum erwarten, wie die Story weitergeht. Ich geniesse im Augenblick jede Seite des Buches. Was ich bis jetzt gelesen habe ist genial konstruiert und spannend..... der Count
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#15 Holger

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Geschrieben 02 Dezember 2002 - 13:32

@Dave: Der Seitenhieb mit dem beworbenen Thread trifft' s auf den Punkt! :( Die zitierte Stelle ist tatsächlich ein Beleg dafür, dass Benford grundsätzlich doch schriftstellerische Qualitäten hat. Man stelle sich EATER als Kurzgeschichte oder Nouvelle vor, das wäre vermutlich eine sehr runde Sache geworden. Die Sache mit Kingsleys Judotrick (wie auch immer) hat mich auch irritiert. Da es ja um einen U-Agency internen Interessenkonflikt ging, kam es wohl zu keinem offiziellen Nachspiel. Aber auch diese Stelle zeigte: die Charaktere sind universell einsetz- und wandelbar. Als verschrobener Theoretiker konzipiert, über den feurigen Lover ("Ich liebe dich immer noch, Channingbaby..." [kein Zitat!] ), den Politberater und Machtmensch, nicht zu vergessen den Astrophysikerin-Vernascher ("Hi Amy, Du hast doch hoffentlich die richtige Unterwäsche an ..." [wieder kein Zitat!] ) hin zum Bruce Lee und finalen tragischen Helden. Nein, nein, nein, da macht es sich G.B. zu einfach! @ Count:

Selbst bei aller Anstrengung werden wir daraus kein "Lord Gamma" machen können.

Jepp, das ist wohl richtig. Aber immerhin, so als kleine Trainingseinheit für die nächste Lesezirkelrunde war der Titel doch gar nicht so verkehrt. Auf Deine UNENDLICHKEIT-Rezi bin ich gespannt. Hast recht, hat wirklich tolle Momente, der Schinken, war halt so mein Gesamteindruck, der insgesamt nicht ganz so stimmig war. Aber abwarten. Demnächst kommt ja CHASM CITY, der Nachfolger. @ Dyke: Ich schätze mal, wir haben Dir nun endlich den Rest gegeben und Du hast den Roman gleich wieder Deinem Nachbarn gebracht. Sorry! Das nächste mal wird's bestimmt besser.  ;)
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#16 dyke

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Geschrieben 05 Dezember 2002 - 11:38

Hallo liebe „Mit-Eater“,ich lasse mich doch von Euren „miesen“ Kritiken nicht verunsichern. :biglaugh: Aber um mir meinen Lesespaß nicht zu verderben, habe ich sie bisher nur überflogen.Gestern habe ich es endlich geschafft und angefangen und den ersten Teil (70 Seiten) durch.  ;) Der erste Eindruck ist aber nicht ganz berauschend. Für mich viel zu viel Fachchinesisch. Die astronomischen Grundgedanken kann ich zwar nachvollziehen, aber muß es wie ein Artikel aus „science“ wirken?? Wobei sich Benford bemüht, Analogien herzustellen, damit man nicht permanent nachschlagen muß (Burst = galaktischer Rülpser)Die „tragenden“ Charaktere scheinen normale „soap opera“-Klischees. Amy Major - die engagierte Wissenschaftlerin, die als Frau immer etwas mehr tun muß, um in der Männerdomäne anerkannt zu werden.Dr. Benjamin Knowlton - der Wissenschaftler, der nach seinen Erfolgen jetzt etwas durchhängtKingsley Dart - sein Konkurrent, der brillanter, aber auch skrupelloser scheint und grundsätzlich dagegen ist.Channing Knowlton - Ex-Astronautin, krebskrank, die den entscheidenden Input für die „Fachidioten“ gibt.Also political correctness.: Frauen sind die Cleveren und trotz Krankheit kannst du deinen Teil für die Gesellschaft leisten und Wissenschaft ist auch nichts anderes wie Politik/Ökonomie.Interessieren würde mich, wer Benford  bei der Szene beraten hat, als sich Channing Kleidung zum Ausgehen heraussucht, um abgerissene Eleganz zu demonstrieren. Scheint in USA eine Art Textbaustein für Autoren zu sein, so oft habe ich ähnliches in letzter Zeit gesehen/gelesen.Wahrscheinliches weiteres Szenario:Channing wird die Heldin des Romans sein.Es wird eine Beziehung zwischen Kingsley und Channing entstehen, die die Kluft zwischen Benjamin und Kingsley vertieft.Kingsley Dart wird die Rolle der eingleisigen Militärköpfe übernehmen.Es wird eine ganze Menge wissenschaftlicher Abhandlungen geben, so daß der Leser sich am Ende als interessierter Astrophysik-Laie sehen kann (ob er nun alles verstanden hat oder nicht).. Psychologisches tritt stark in den Hintergrund, bzw. wird wahrscheinlich zieml.ich platt abgehandelt. Nach den ersten Seiten und ein bisschen querblättern, hätte ich mir von alleine diesen Roman wahrscheinlich nicht einmal als Remittend gekauft., wenn ich ehrlich bin. Meine Erwartungen sind also ziemlich am unteren Ende der Skala und ich kann im günstigsten Fall nur noch angenehm überrascht werden. Ist schließlich mein erster SF-Roman in dieser Richtung seit langem.Ich werde aber weiterlesen. und in einer Art „Lesetagebuch“ weiter berichten, ob sich meine ersten Eindrücke bestätigen. LG Dyke

#17 Holger

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Geschrieben 05 Dezember 2002 - 13:53

Hallo Dyke.Hut ab. Du bist ein zäher Leser. Deine Charakterisierung der Protagonisten trifft es (nach erst 70 Seiten) doch recht präzise. Die Formulierung "Die „tragenden“ Charaktere scheinen normale „soap opera“-Klischees." gefällt mir dabei am besten; Benford arbeitet tatsächlich zu viel mit abgedroschenen Klischees, wenn es darum geht seinen Charakteren Leben einzuhauchen.Möglicherweise arbeitet er eng mit der amerikanischen TV/Filmindustrie zusammen und benutzt die selbe Software zur Generierung von Charakteren ;) Nein, entschuldigung, Spaß beiseite, ich habe schon genug genörgelt. Jetzt bist Du dran.
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#18 dyke

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Geschrieben 06 Dezember 2002 - 14:33

Teil 2 gelesen. Das ist bisher das Angenehmste an den Buch: Die Teile sind gerade so lang, das ich sie problemlos in meiner, dem Alltag abgezwackten Lesezeit, bewältigen kann.Sonst habe ich Channing sehr bedauert. Bei ihrem körperlichen Zustand an einem Tennisplatz-großem Schreibtisch arbeiten zu müssen. Das ist nicht gentleman-like, Herr Benford bzw. Frau Holicki.Die Firma BOSS unbedingt anschrieben, damit sie Herrn Benford eine Herrenbekleidungskatalog zuschickt, wegen Product-Placement.Warum wundert sich die amerikanische Regierung eigentlich, dass die Welt ihr nicht so richtig traut? Sie sollte nur die Bücher amerikanischer Autoren lesen, dann wüsste sie warum. Und diese Autoren sollten doch wissen, über was sie schreiben. Kingsley entwickelt sich zum Mann am Spielkreuz. Nur an welchem hängt er??Und dann noch dieser Absatz (S. 73)Dies kahlen Höhen wurden von Intelligenz und Technik beherrscht. Hier oben hatte der schwache Mensch den rohen Kräften des Vulkanismus, die diese Insel geformt hatten, zum Trotz der reinen Wissenschaft und der Erweiterung seines Horizonte eine kunstvolle Zitadelle errichte.Zum Zehennägelaufrollen.Aber ICH WÜNSCHE ZU KONVERSIEREN.Jetzt geht es wohl richtig los. Bin richtig gespannt, wie einiges erklärt wird. Mein klitzekleines Wissen über Schwarze Löcher stammt schließlich noch aus den Zeiten von Isaac Asimovs „Die schwarzen Löcher“ und Perry Rhodan (entdeckte er da nicht die Galaxis der Händler oder ähnlich??)Demnächst mehr vonDykeund keine Panik, sind nur noch 6 Teile  :biglaugh:

#19 Dave

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Geschrieben 06 Dezember 2002 - 20:14

Also mir gefällt das Zitat gar nicht so schlecht, ebenso der Schauplatz Hawaii. Allerdings kommt diese Stimmung wirklich nur sehr marginal auf (siehe vielleicht K.A. Goonan†™s „Die Gebeine der Zeit“). Ich mag es, wenn der Stil gelegentlich ins Poetische abdriftet, es belebt ein wenig den Lesetrott. Die Kleiderordnung mutet vielleicht etwas seltsam an, aber zumindest bei Channing hat es damit eine Bewandnis. Sie spiegelt ein wenig den gesundheitlichen Zustand wieder bzw irgendwann kommt der Punkt, an den Kleider wirklich keine Leute mehr machen.

#20 Holger

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Geschrieben 26 Dezember 2002 - 22:27

Hab da noch etwas Interessantes anzufügen. Aus einem Nachruf auf Sir Fred Hoyle (1915-2001), erschienen in ALIEN CONTACT, #42 [Dank an Ronni!]:

[...] Sein SF-Werk umfasst 13 Romane und einen Erzählungsband, von denen der Debütroman THE BLACK CLOUD (1957, DIE SCHWARZE WOLKE) als sein bekanntester gelten kann. Eine schwarze Wolke driftet im All auf die Erde zu und verursacht Naturkatastrophen - doch dann erweist sie sich als einzigartige außerirdische Lebensform. [...]

:conf:
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