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Patrick Ness, New World/Chaos Walking


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4 Antworten in diesem Thema

#1 Jakob

Jakob

    Temponaut

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Geschrieben 20 Mai 2011 - 11:21

Kennt jemand die SF-Jugendbuch-Trilogie Chaos Walking (zu deutsch: New World) von Patrick Ness? Ich habe gerade Band 1, "The Knife of Never Letting Go" (dt. "Die Flucht") gelesen und bin hin- und hergerissen: eine spannende SF-Prämisse über eine abgelegene Koloniewelt, auf der alle Frauen von einer außerirdischen Seuche getötet und alle Männer zu sendenden/empfangenden Telepathen gemacht wurden; Psychologisch interessanter und sehr harter Entwicklungsromanstoff, bei dem es um den Zusammenhang von hegemonialer Männlichkeit und der Bereitschaft zu töten geht; Konsequent erzählt aus der Perspektive eines 13jährigen; Jedes Kapitel ein Cliffhanger, extrem rasant also. Aber auch: Sehr klar als Bösewichter positionjerte, klischeegemäß christlich-fundamentalistische Hassfiguren und eben diese Cliffhanger-Struktur, durch die man sich als leser doch ein bisschen manipuliert fühlt. Ich habe mich übrigens entschieden, diese Reihe zu lesen, weil "The Hunger Games" mir von der Prämisse her ziemlich ausgelutscht erschien, ich dann aber doch Lust auf ein möglichst originelles, spannendes und "hartes" SF-Jugendbuch hatte. Das schien mir nach den Rezensionen, die ich gelesen hatte, durch Ness' Reihe besser erfüllt zu werden.
"If the ideology you read is invisible to you, it usually means that it’s your ideology, by and large."

R. Scott Bakker

"We have failed to uphold Brannigan's Law. However I did make it with a hot alien babe. And in the end, is that not what man has dreamt of since first he looked up at the stars?" - Zapp Brannigan in Futurama

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#2 raps

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Geschrieben 20 Mai 2011 - 11:48

Hallo, Jakob, ich habe den ersten Band vor etwa einem halben Jahr gelesen, da große Teile der britischen Rezensentenriege das Buch teils in höchsten Tönen bejubelt hatten. Mir hat der Roman gut gefallen, aber ... ich könnte jedem einzelnen Kritikpunkt zustimmen, den Abigail Nussbaum in ihrem Blog anführt. Natürlich scheint die Trilogie im Grunde ein einziger, seeeehr langer Roman zu sein - weshalb etwa die Szene, in der der Junge den Eingeborenen ermordet, wahrscheinlich moralisch irgendwann doch noch kritisiert wird, aber diese Szene hat mir in dem Buch am meisten missfallen. Es war nicht zu erkennen, dass Ness sich von seinem Protagonisten distanzierte. Das glaube ich jedenfalls. Wie gesagt, die Lektüre ist schon so lange her, dass mir sogar die Namen entfallen sind. Jedenfalls dachte ich mir mehrmals: 'Aha, jetzt kommt mal wieder ein Auftritt eines Freddy-Krueger-Klons.' Hauptsächlich habe ich Band 1wahrscheinlich gelesen, weil der Autor der Strange-Horizons-Rezi ihn mit den Worten "The effing best sf novel I have read all year" (na ja, zumindest sinngemäß so) beschrieb. Ganz so viel Begeisterung habe ich dann nicht aufgebracht. Vor zwei Wochen habe ich Band 2 in die Hand genommen und nach 50 Seiten erst mal wieder beiseite gelegt. Ness gebraucht doch sehr viele Wörter, um eher wenig Handlung zu beschreiben, und immer ist sein Protagonist kurz vor hysterisch. Trotzdem: Ich nörgele hier wieder nur, aber natürlich finde ich auch, dass das Buch klar überdurchschnittlich ist. Vielleicht sollten all die Hunger-Games-Fans wirklich mal einen Blick riskieren. Grüße, Rainer

#3 Jakob

Jakob

    Temponaut

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Geschrieben 20 Mai 2011 - 11:58

Abigail Nussbaums Rezension hat bei mir lustigerweise den Ausschlag gegeben, das Buch zu lesen ... ich sehe ein paar Punkte etwas weniger kritisch. Zwar steht am Ende von Band 1 schon eine sehr starke "positive" Moral, die vermuten lässt, dass sie rückwirkend das Handeln der Hauptfigur irgendwie sinnstiftend entschuldigt. Andererseits bleibt das buch ja in Todds Perspektive, deshalb hat man als Leser immer noch die Möglichkeit, einen Schritt zurückzutreten und die Ereignisse anders zu bewerten.

der leicht hysterische Ton nervt allerdings manchmal, das stimmt, z.B. wenn Todd sich selbst ins Gesicht schlägt oder eben wenn er den Alien attackiert. Das ist überdreht und in meinen Augen auch gekünstelt.

Interessanterweise rezensiert Nussbaum auch Monsters of Men, den letzten Band, und kommt da zu einem sehr viel wohlmeinenderem Fazit:

As it stands, the gender division leaves an unpleasant aftertaste to what is, in all other respects, an enormously satisfying and important work of science fiction, one that deserves more attention and discussion within our community, not just the YA field.
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#4 raps

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    Scoobynaut

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Geschrieben 20 Mai 2011 - 15:48

" ... not just the YA field" Früher oder später werde ich die Trilogie sicher zu Ende lesen. Aber noch eine Bemerkung zum "Jugendbuch": Ich habe den Roman einfach als ein Buch mit zwei jungen Hauptfiguren gelesen. Angesichts all der Gewalt habe ich mich außerdem gefragt, seit wann es überhaupt möglich ist, solche Inhalt im Jugendbuchbereich zu veröffentlichen. Vor einigen Monaten habe ich von Carrie Ryan den Zombie-Roman "Der Wald der tausend Augen" gelesen. Da wurde ähnlich häufig gestorben, und auch das war offiziell ein Jugendbuch. Hm, Moment, um mal kurz auf eins meiner 'guilty pleasures' zu kommen: Schon vor 10 Jahren lief "Buffy" im Nachmittagsprogramm ... Trotzdem: Als ich noch zur offiziellen Hauptzielgruppe für Jugendbücher zählte (also vor über 30 Jahren), hätte es all das nicht gegeben. Was sagt mir das? Gruß, Rainer

#5 raps

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Geschrieben 21 Mai 2011 - 11:35

Ich werfe nur noch kurz eine Textpassage hinterher für Außenstehende, die vielleicht einen kurzen Eindruck von der atemlosen Präsens-Prosa des Romans zu schätzen wissen. Um dem Zufall eine Chance zu geben, habe ich Seite 100 gewählt. Todd und "das Mädchen" (Viola) sind die Hauptfiguren der Trilogie: Gruß, Rainer [Er hat versucht micht zu töten, er wollte das Mädchen töten, er ist verantwortlich für den Auf-]ruhr in der Stadt. Nur er kann den Bürgermeister auf die Farm geschickt haben, und deshalb ist er schuld an dem, was mit Ben und Cilian geschehen ist. Er verdient es zu sterben. Er verdient es. Aber ich schaffe es nicht, zuzustechen und die Sache ein für alle Mal zu erledigen. Wer bin ich? Ich bin Todd Hewitt. Ich bin der größte, nutzloseste Scheißkerl, den die Menschheit kennt. Ich schaffe es nicht. Verdammt noch mal, denke ich wieder. "Komm mit", sage ich dann zu ihr. "Wir müssen weg von hier."


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