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Schreibratgeber


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98 Antworten in diesem Thema

#31 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:12

Wer nur SF-Stoys liest, schreibt selbst ähnlich.
Wen das nicht stört, der kann weiter hauptsächlich SF-Storys lesen. Mir persönlich geht es nur so, dass ich fast alles, was ich an deutscher SF lese, für austauschbar und stilistisch eher schlicht halte. Kaum jemand hat eine erkennbar eigene Sprache. Viele Autoren belästigen mich mit Klischees, die mir erspart blieben, wenn diese Autoren häufiger z. B. neuere Weltliteratur läsen.

Das halte ich für ein Vorurteil, das möglicherweise auch auf Unkenntnis beruht.
Frank Hebben schreibt nicht wie Uwe Post, der nicht wie Michael Iwoleit oder Heidrum Jänchen usw. usf.
Auch weiß ich nicht, was an "neuerer Weltliteratur" so großartig sein soll, daß man sich als Autor danach richten müßte.
Ich lese vorwiegend "ältere" und denke, daß diese Werke sich positiv von anderen abheben, die aktuellen Modetrends folgen und in fünf Jahren vergessen sein werden.

Ein grundsätzliches Problem gibt es in der SF allerdings, denn viele Leser erwarten nun einmal eine geradlinige Handlung mit wissenschaftlich tragfähigem Hintergrund (eben das science in der SF) und reagieren mit Unverständnis auf poetische Bilder, Fantasy- bzw. Phantastik-Einsprengsel oder gar philosophische Bezüge, es sei denn, letztere wären so banal, daß man mit der Nasenspitze darauf stößt.
Ignoriert man diese Vorgaben, dann bleiben halt nur wenige hundert potentielle Leser übrig, die ein breiteres Spektrum akzeptieren.

Dieses Problem existiert im Mainstreambereich natürlich nicht, dafür aber ein anderes, nämlich das, daß man als Autor durch die übergroße Fülle des Angebotes gar nicht erst zum Publikum vordringt. Das ist am Ende noch etwas frustrierender, wie leider auch die Verkaufszahlen meines letzten Anthologie-Projektes "Traum vom Meer" zeigen. :cheers:

Gruß
Frank

#32 Naut

Naut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:19

Moorcocks Rat, man solle als Genre-Autor besser nichts aus dem eigenen Genre-Feld lesen, ist sicherlich auf die Spitze getrieben. Auch kann ich nicht sagen, dass ich diesen Rat für *richtig*, wohl aber, dass ich ihn für *sympathisch* halte.

Da stimme ich Dir zu. Moorcock taugt sicher hervorragend als Denkanstoß, um die eigene, festgefahrene Position immer mal wieder zu überdenken.

Im Grunde habe ich damit auf eine Einteilung angespielt, die auf Schopenhauer zurückgeht und die mir lieb und teuer ist. Drei Arten von Schriftstellern gibt es:
Die häufigste Gattung sind die Parasiten. Die schreiben Zeugs zusammen, das andere bereits geschrieben haben.
Am zweithäufigsten sind die Jäger und Sammler. Die schreiben beim Denken.
Am seltensten sind die echten Autoren, die gedacht haben, ehe sie sich ans Schreiben machen.

Ich wäre froh, als Jäger und Sammler gelten zu können, mehr strebe ich gar nicht an.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#33 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:22

Hallo Frank.

... Ein grundsätzliches Problem gibt es in der SF allerdings, denn viele Leser erwarten nun einmal eine geradlinige Handlung mit wissenschaftlich tragfähigem Hintergrund (eben das science in der SF) und reagieren mit Unverständnis auf poetische Bilder, Fantasy- bzw. Phantastik-Einsprengsel oder gar philosophische Bezüge, es sei denn, letztere wären so banal, daß man mit der Nasenspitze darauf stößt.
Ignoriert man diese Vorgaben, dann bleiben halt nur wenige hundert potentielle Leser übrig, die ein breiteres Spektrum akzeptieren.

Und genau das, den gradlinigen Handlungsverlauf, predigen die meisten (wenn auch nicht alle) Schreibratgeber.
Und ich vermute inzwischen, dass genau hier der Punkt ist, den Raps und Simifilm meinten, den ich aber fälschlicherweise als Vorwurf an den übermäßigen Gebrauch einer einfachen und klaren Sprache ansah.
Die Problematik mit den Bildern und Einsprengeseln lässt aber auch auf alle anderen Genres übertragen.

Es wäre vielleicht mal interessant (und wieder on-Topic) mal zu fragen, welche Ratgeber eben genau das, den gradlinigen Aufbau nicht predigen, sondern verstärkt zu einem verzwickten oder verzweigten Aufbau einer Geschichte raten, und auch darlegen, wie man so etwas umsetzen kann?

Gibt es solche Ratgeber?

LG

Dirk

#34 Naut

Naut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:24

Ein grundsätzliches Problem gibt es in der SF allerdings, denn viele Leser erwarten nun einmal eine geradlinige Handlung mit wissenschaftlich tragfähigem Hintergrund (eben das science in der SF) und reagieren mit Unverständnis auf poetische Bilder, Fantasy- bzw. Phantastik-Einsprengsel oder gar philosophische Bezüge, es sei denn, letztere wären so banal, daß man mit der Nasenspitze darauf stößt.
Ignoriert man diese Vorgaben, dann bleiben halt nur wenige hundert potentielle Leser übrig, die ein breiteres Spektrum akzeptieren.

Die wissenschaftliche Bildung der meisten Leser reicht überhaupt nicht aus, um die Tragfähigkeit eines Hintergrunds überhaupt zu beurteilen. Eher ist es so, dass viele in der Literatur eine Bestätigung ihres - wie auch immer gearteten - Weltbildes erwarten. Die wenigsten kommen mit Provokationen oder Infragestellen eben dieses Weltbildes klar, egal, ob die Abweichung naturwissenschaftlicher, gesellschaftlicher oder politischer Art ist. Dabei ist es gerade die SF, die sich hier als Plattform anbieten könnte.
Ausnahmen gibt es natürlich, auch hier on board.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#35 Naut

Naut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:27

Es wäre vielleicht mal interessant (und wieder on-Topic) mal zu fragen, welche Ratgeber eben genau das, den gradlinigen Aufbau nicht predigen, sondern verstärkt zu einem verzwickten oder verzweigten Aufbau einer Geschichte raten, und auch darlegen, wie man so etwas umsetzen kann?

Gibt es solche Ratgeber?

Nein, denn das hieße, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Die große Masse an schlechter Kunst - nicht nur Literatur - mag auch daher rühren, dass viele "Künstler" gleich die Moderne meistern wollen, bevor sie überhaupt das zugrundeliegende Handwerk gemeistert haben. Ein Schreibratgeber wäre schlecht, wenn er den Schüler die Kür ohne die Pflicht lehren würde.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#36 Iwen

Iwen

    Cybernaut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:31

Ganz allgemein bin ich ein Freund des klassischen Rates, dass Autoren viel und unterschiedlichstes lesen sollten, und mag die Ergänzung von Michael Moorcock, dass man besser nichts (oder nicht zu viel) aus dem Genre lesen sollte, mit dem man selbst arbeitet (also SF-Autoren sollten besser keine SF lesen).

Grüße
Alex / molo


Meine Erfahrung sagt, ja! dein Zitat hat in gewisser Weise Recht. Wenn du einen Roman schreibst, solltest du nicht Fernsehen und aus dem selben Genre lesen, weil dabei zu viel in dein eigenes Werk einfließen kann: "so prüfe, wer sich schreibend bindet!" Zitat Iwen!! :bighlaugh:

Meine Empfehlungen, egal wer bereits ähnliches Zitiert hat:
Sol Stein: Über das Schreiben: ein Muß, weil er in harmonischer Sprache redegewandt verdeutlicht, welche Fehler vermeidbar sind und jedem Mut macht!
Roy Peter Clark: Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben: wobei nicht alles für Romanautoren gilt, aber ein großer Teil des Buches zu verwenden ist. ;)
Der Duden oder ein sehr gutes Rechtschreibungsbuch für Deutsch
Ein Synonymwörterbuch
Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod, wenn im Deutschunterricht der Lehrer das nicht besprochen haben sollte. Hier sind jedoch nur die Essenzen benutzbar! Ansonsten ist der Sick langatmig und kommt nicht auf den Punkt! :huh: Ach ja: er erklärt eigentlich nur die deutsche Grammatik und die steht im vorderen Teil jedes Duden drinn!
Lisa Tuttle: Writing Fantasy und Science Fiction Sec. Edition: schreibt gutes Englisch, dass jeder versteht, geht auf SciFi ein und erklärt z.B. Plot :cheers:
Alte Veröffentlichungen: Federwelt Zeitschrift für Autoren, im Archiv können alte Ausgaben der Gründerzeit gekauft werden, da gibt es einige gute Ausgaben, die z.B. Plot erklären mit Anwendungen. Die Autoren der Artikel haben jedoch ihr Wissen aus englischen Writer`s Workshop, jedoch übersetzt.

Bearbeitet von Iwen, 22 Mai 2011 - 17:33.


#37 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:33

Hallo Naut. Zur Abweichung: Aber genau diese Abweichung, bzw. die Möglichkeit so eine spielerisch auszumalen, ist es doch, die nach meinem Gefühl die Sci-Fi so in die Ecke gedrängt hat, das sogar reine Science Fiction Romane, oder soclhe, die auch nur ansatzweise danach riechen, einfach nur noch als "Romane" in den allgemeinen Reihen angeboten werden. Zu den Ratgebern: Ja, da ist was dran. Also ist es doch so, wie ich es schon vorher sagte: Erst die Lehre, dann die Gesellenjahre, dann den Meisterbrief. Also befinden wir uns derzeit in der Phase zwischen Lehre und Gesellenjahren. Aus dem, was jetzt noch als Einheitsbrei heranwächst, wird (vielleicht?) in nicht allzu ferner Zeit mal wieder etwas kommen, das vollkommen neu ist? Ein echtes Meisterstück? Ich glaube ja. Denn ohne den Grundstock, kann sich keine Pflanze mit ihren Wurzeln irgendwo festhalten. Dennoch wäre es schön, wenn sich der eine oder andere Ratgeber auch mal an die richten würden, die gerne mal anderes probieren möchten.

#38 raps

raps

    Scoobynaut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 17:50

@ Dirk: Wie simi schon geschrieben hat, ging es mir bei meiner Einlassung oben wirklich hauptsächlich darum, darauf hinzuweisen, dass die eigene Lektüre Auswirkungen auf den eigenen Schreibstil hat. Dass ich so auf der Sprache herumgeritten bin, lag einfach daran, dass ich vermutlich nach 2000 Büchern oder so mit mittlerweile 46 Jahren immer mehr auf die Wortwahl eines Autors achte, weil alle Inhalte habe ich schon mal hier und da getroffen im Laufe der Zeit. Aber das ist nur meine persönliche Situation. Ich gehöre wahrscheinlich einer Minderheit an. Wir brauchen das Thema hier, glaube ich, auch nicht weiter zu vertiefen, weil wir letztlich dann doch alles zur Geschmacksfrage erklären würden (und es geht hier im Thread eigentlich ja um Schreibratgeber - worauf uns ShockWaveRider zurecht hingewiesen hat). @ simifilm: Danke für den Beistand :cheers: . Ich habe übrigens gar keine so große Ahnung von deutscher SF. Ich habe nur letztes Jahr umständehalber 'ne Menge davon gelesen und anschließend für dieses Jahr schnell das Handtuch geschmissen. Grüße, Rainer

#39 simifilm

simifilm

    Cinematonaut

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Geschrieben 22 Mai 2011 - 22:22

Ja, sehr wahrscheinlich sehen wir da Dinge sehr unterschiedlich, Simi.

Ein Beispiel aus der Musik:

Ich liebe die Musik von Pink Floyd. Ich habe alle Alben. Die Musik ist genial, aber die Texte sind teilweise so schräg ...
Nimm nur den Text von "Echoes" aus dem Album "Meddle".
Ich möchte ihn hier nicht zitieren, damit es keinen Ärger gibt, aber das ist verkopft hoch zehn.
Die Stimmen von Waters / Gilmoure sind einfach tolle Instrumente, in ihrer Tonlage.
Aber der Text, also die Worte, sind ein Grausen.
Für mich jedenfalls, und ich bin ein absoluter Fan dieser Musik.
Das krasse Gegenteil ist "Money".
Gleiche Gruppe, geiler Song, einfacher Text ... alles passt.


Der Vergleich ist sehr schief, denn Sprache hat in einem Song nun einmal eine ganz andere Funktion als in einem literarischen Text. Ein Musikstück ohne Sprache geht problemlos, ein Text ohne Sprache wird ziemlich schwierig.

Verkopft wird es für mich also, wenn ein Autor so in seine Stimme verliebt ist, dass er darüber vergisst die verdammte Geschichte zu erzählen, wegen der ich das Buch gekauft habe. Und zwar so zu erzählen, dass ich ihn auch problemlos, also ohne Atempausen zum reflektieren, verstehe.
Die Geschichte selber sollte den Gedanken zu mir transportieren, wegen dem ich nachdenklich werde.
Nicht die Sprache.


Zum einen würde ich behaupten, dass es den Unterschied, den Du hier beschreibst, eso igentlich gar nicht gibt. Zumindest nicht in der eindeutigen Form, wie Du es darstellst. Denn was Du den "Gedanken" nennst, ist auch immer etwas Sprachliches. Und ob es Dich zum Denken bringt, hängt massgeblich davon ab, ob es in adäquater Weise formuliert ist. Zumindest auf dieser Ebene sind Form und Inhalt keineswegs so eindeutig trennbar. Ansonsten: Wenn jemand einen Text schreibt, der mich dazu bringt "über die Sprache zu reflektieren", würde ich das grundsätzlich für etwas Positives halten, denn Reflexion ist für mich keineswegs etwas, was man vermeiden sollte - im Gegenteil.

Nur um das klar zu machen: Ich plädiere keineswegs dafür, dass Sprache immer "poetisch", vertrackt, kompliziert o.ä sein muss. Wie ich bereits angedeutet habe, halte ich eine ganz einfache Sprache eigentlich für etwas vom schwierigsten. Ich habe hier im Forum schon mehrfach das Beispiel von Cormac McCarthys The Road gebracht. Vom Plot her ein uraltes und im Grunde völlig abgelutschtes SF-Szenario. Dennoch ist McCarthy meiner Meinung nach - und damit bin ich keineswegs alleine - ein hervorragendes Buch gelungen. Seine Wirkung bezieht der Roman aber zu 95% aus der Sprache. Einer Sprache, die äusserst nüchtern und knapp ist, aber ungeheuer effektvoll eingesetzt wird. Hier ist jemand am Werk, der ganz genau weiss, welche Wirkung er mit welchen sprachlichen Mitteln erreichen kann.

Und ich vermute inzwischen, dass genau hier der Punkt ist, den Raps und Simifilm meinten, den ich aber fälschlicherweise als Vorwurf an den übermäßigen Gebrauch einer einfachen und klaren Sprache ansah.


Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der grundsätzlich etwas gegen eine einfache und klare Sprache hat. Aber das ist nicht, was ich und wohl auch raps meinen. Es geht um eine ideenlose, klischierte und uninteressante Sprache, die sich darauf beschränkt, längst abgegriffene Sprachbilder zu reproduzieren. Wenn ich beim Lesen das Gefühl habe, dass ich die gleichen Formulierungen schon hundertmal gelesen habe und der Autor immer die nächstliegende Formulierung benutzt, die er selber schon dutzendfach gelesen hat, dann langweilt mich das.

Handlungsverlauf und Sprache würde ich keineswegs so gegeneinander ausspielen. Aber tatsächlich interessiert mich mittlerweile eine mittelmässig-originelle, die sprachlich auf interessante Weise erzählt wird, fast mehr als eine raffinierte Handlung, die sprachlich schlecht erzählt wird.

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#40 C. J. Knittel

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 05:41

WOW, hier hat sich ja einiges getan! Kaum ist man mal ein paar Stunden nicht online, da geht hier die Post ab!

Die Reihe um "einen verdammt guten Roman / Thriller" etc. ist typisch amerikanisch eingefärbt. Das Prinzip big, bigger the biggest wird hier teilweise wie ein Mantra dahergebetet, aber wenn man die Ratschläge in homöophatischen Dosen einnimmt und umsetzt, können sie recht hilfreich sein.


Hallo Dirk,

ich fand den amerikanischen Einschlag nicht so gravierend. Die Prinzipien waren doch recht allgemein/international. Vor allem gefielen mir die zahlreichen weitgefächerten Beispiele.

Aber ich denke auch, dass solche Ratgeber immer eher als Basis dienen. Besonders unerfahrene angehende Autoren tuen gut daran, sich hier Grundwissen anzueignen. Patentrezepte gibt es sowieso nicht. Für jedes Prinzip/Beispiel gibt es auch ein Gegenbeispiel.

Bearbeitet von C. J. Knittel, 23 Mai 2011 - 05:42.

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#41 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 05:54

Hallo Raps, hallo simi. Oh! Okay, da bin ich tatsächlich einem Irrtum aufgessesen, und habe an dir / euch vorbeigeredet. Sorry, aber manchmal brauche ich etwas länger, um das Puzzle zusammenzulegen :) Trotzdem hat mir diese Diskussion viel Gedankenfutter gegegen ;) Ja, so wie ihr beide das jetzt erläutert, kann ich es nachvollziehen. Und nochmal ja, eine Sprache, die sich nur Klischees bedient, empfinde ich als Leser auch langweilig. Das Problem scheint mir aber zu sein, dass man aufgrund der Masse der Erscheinungen (gerne auch Filme) als Kreativer irgendwann nicht mehr differenziert unterscheiden kann, was ist neu und eigen, und was ist ausgelutscht. Klar, viel und breit lesen hilft da, aber wenn man wirklich alles relevante lesen will ... wann kommt man zum Schreiben? Und daneben ist dann noch die Frage im Raum, ob man den Leser mit einem Zuviel an neuem nicht überfordert? So wie ich es oft gehört habe, sind geschickt eingesetzte Klischees und Bilder wie alte Freunde, die Leser gerne willkommen heißen, und an denen sie sich innerhalb einer fiktiven Welt orientieren können. Und das wird teilweise, da stimme ich euch beiden zu, aus Unsicherheit (?) übertrieben. Ich glaube, da kann kein Ratgeber der Welt helfen, wann, wo und in welcher Dosierung so ein Klischee ratsam ist, und wann nicht. Hallo Knittel (ich wollte jetzt keinen zweiten Post starten :) ) Ja, die Beispiel waren wirklich gut, aber der Ton ... der hatte für mich so etwas von einem Mantra. Er war ein wenig dogmatisch. "SO muss es sein, weil es soinst nix wird." Als Basics sind die Ratschläge bestimmt zu gebrauchen. Aber als solche werden sie eben nicht verkauft. LG Dirk ;)

#42 Naut

Naut

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 06:50

Zur Abweichung:

Aber genau diese Abweichung, bzw. die Möglichkeit so eine spielerisch auszumalen, ist es doch, die nach meinem Gefühl die Sci-Fi so in die Ecke gedrängt hat, das sogar reine Science Fiction Romane, oder soclhe, die auch nur ansatzweise danach riechen, einfach nur noch als "Romane" in den allgemeinen Reihen angeboten werden.

Ich glaube nicht, aber das ist gar nicht das Thema hier. Ich wollte nur sagen, dass Variation des gewohnten eine schöne Möglichkeit in der SF ist, die meiner Meinung nach zu selten genutzt wird, weil sie teils dem kommerziellen Erfolg zuwiderlaufen kann.

Zu den Ratgebern:

Ja, da ist was dran.
Also ist es doch so, wie ich es schon vorher sagte:
Erst die Lehre, dann die Gesellenjahre, dann den Meisterbrief.
Also befinden wir uns derzeit in der Phase zwischen Lehre und Gesellenjahren.

Aus dem, was jetzt noch als Einheitsbrei heranwächst, wird (vielleicht?) in nicht allzu ferner Zeit mal wieder etwas kommen, das vollkommen neu ist? Ein echtes Meisterstück?
Ich glaube ja.
Denn ohne den Grundstock, kann sich keine Pflanze mit ihren Wurzeln irgendwo festhalten.

Kommt schon hin. Wobei es Autoren geben mag, die das Handwerk schon beherrschen, bevor sie je einen Ratgeber gelesen haben, andere werden es nach dem hundertsten nicht meistern.

Dennoch wäre es schön, wenn sich der eine oder andere Ratgeber auch mal an die richten würden, die gerne mal anderes probieren möchten.

Ich stelle mal infrage, ob man dazu überhaupt einen Ratgeber schreiben kann. Sobald man eine Abweichung von den Rezepten in ein Rezept gegossen hat, ist sie ja schon kanonisiert, also keine Innovation mehr. In dem Fall sollte man sich eher an Simis und Franks Rat halten und sich selbst auf die Suche nach dem Ungewöhnlichen machen, also in dem riesigen Pool an verfügbarer Literatur nach Verwertbarem suchen. Dabei ist unerheblich, ob das Buch dann 200 oder zwei Jahre alt ist. Das ist nicht so schwer, wie man glauben könnte. Material findet sich genug, eventuell gerade im Regal der geschmähten Schullektüre - wenn man ein Buch nach Jahren noch mal ohne den Deutschlehrer im Nacken lesen darf, sieht man es mit anderen Augen. Und wenn man gelernt hat, eine Geschichte geradeaus von A nach B zu erzählen, wird man schnell erkennen, wann ein Buch von diesem Schema abweicht, und wenn man dann noch darauf kommt, warum das jetzt gerade so gemacht wurde, ist schon viel gewonnen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#43 Diboo

Diboo

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 07:17

den Ehrgeiz, etwas Außergewöhnliches zu schaffen, besäßen sie aber nicht.


Das kann gut sein.
Nur.
Wozu soll dieser Ehrgeiz gut sein?

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

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#44 Angela Fleischer

Angela Fleischer

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 09:54

Nun, ich kenne nur "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" und kann daher auch nur über diesen Ratgeber urteilen. Meine Meinung: wenn man ein blutiger Anfänger ist, ist so ein Ding gar nicht so schlecht. Nicht unbedingt, um alle Tipps darin zu kopieren und auf die eigene Schreibe umzulegen, sondern um darin angeregt zu werden, sich über den Aufbau einer Geschichte überhaupt Gedanken zu machen. Wie funktioniert eine gute Spannungskurve? Wie bringe ich die Exposition am elegantesten ein? Usw. Dazu muss jeder Autor selber irgendwann Antworten finden, wenn er seinen Erzählstil entwickeln möchte. Nun kann aber natürlich passieren, dass ein sehr unsicherer Schreibjüngling die Ratschläge des Ratgebers unreflektiert kopiert, und davor möchte ich doch eher abraten. Ein Autor wird nur dann ein Werk produzieren, mit dem er zufrieden ist, wenn er sich der Wahl seiner Mittel sicher ist, und sie nicht von außen diktiert bekommt. Meine Erfahrung mit dem Ratgeber war, dass mich ein paar der Vorschläge inspiriert haben, und andere weniger. Auf das "Dialoge Aufmotzen", wie es im Buch betrieben wird, kann ich z.B. dankbar verzichten.

Bearbeitet von Angela Fleischer, 23 Mai 2011 - 09:57.

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#45 C. J. Knittel

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 15:43

Auf das "Dialoge Aufmotzen", wie es im Buch betrieben wird, kann ich z.B. dankbar verzichten.


Gutes Stichwort. Als ich versuchte meine Dialoge auf diese Weise aufzumotzen, stellte ich fest, sich die meisten nicht indirekt sagen ließen. Eine direkte Aussage erschien mir oft einfach besser.

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#46 Angela Fleischer

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 15:59

Gutes Stichwort. Als ich versuchte meine Dialoge auf diese Weise aufzumotzen, stellte ich fest, sich die meisten nicht indirekt sagen ließen. Eine direkte Aussage erschien mir oft einfach besser.


Man kann dann in die Falle geraten, dass man mit viel Worten wenig sagt. Außerdem sollen sich ja in den Dialogen die Persönlichkeiten der Figuren wiederspiegeln, und das geht vielleicht unter, wenn man einen wortkargen, direkten Typen lange um den heißen Brei schwafeln lässt. Na ja, das ist meine Meinung. Dazu gibt es natürlich auch wieder unterschiedliche Philosophien.
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#47 simifilm

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Geschrieben 23 Mai 2011 - 18:19

Lisa Tuttle: Writing Fantasy und Science Fiction Sec. Edition: schreibt gutes Englisch, dass jeder versteht, geht auf SciFi ein und erklärt z.B. Plot :P


Habe ich auch im Regal, kann mich aber ehrlich gesagt kaum daran erinnern.

Weitere genrespezifische Ratgeber:

- Bova, Ben: The Craft of Writing Science Fiction That Sells. - Ist auch online erhältlich.
- Stableford, Brian M.: The Way to Write Science Fiction. London 1989. - Habe ich ebenfalls mal gelesen, kann mich aber spontan auch kaum an den Inhalt erinnern.
- Silverberg, Robert: Science Fiction: 101. Robert Silverberg's Worlds of Wonder. New York 2001. - Eine interessante Mischung: Eine Sammlung klassischer SF-Kurzgeschichten, die von Silverberg kommentiert wird.

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#48 derbenutzer

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Geschrieben 20 November 2012 - 12:10

Da es so schön zum Thema passt:

Mir sind einige Schreibratgeber englischsprachiger Autoren aufgefallen. Die Autoren sind – wie man unschwer erkennt --durchwegs bekannte Vertreter der SF bzw. der phantastischen Literatur. Der Umfang der Werke schwankt zwischen der Länge eines Essays und der eines Sachbuches.

Write it Right ist bei gutenberg.org verfügbar, Notes On Writing Weird Fiction über diese Seite:

Kennt jemand von Euch eventuell eines oder mehrere dieser Werke und kann etwas dazu sagen?


H.P. Lovecraft, Notes On Writing Weird Fiction

Ambroce Pierce, Write it Right: A little Blacklist of Literary Faults

David Gerrold, Worlds of Wonder - How to Write Science Fiction and Fantasy

Dean R. Koontz, Writing Popular Fiction

Ben Bova, The Craft of Writing Science Fiction that Sells

Stephen King, On Writing

Ray Bradbury, Zen in the Art Of Writing

Roger Zelazny, Constructing a Science Fiction Novel


LG

Jakob

(Edit:) gerade gesehen, Simifilm nennt auch einige englischsprachige Autoren ...

Bearbeitet von derbenutzer, 20 November 2012 - 12:21.

Austriae Est Imperare Orbi Universo


#49 Heidrun

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Geschrieben 27 November 2012 - 12:56

Wenn's um Bratwurst geht, muss ich auch meinen Senf dazu geben. So blöd es ist, Schreiben kann man meiner Meinung nach nicht aus Büchern lernen. Jedenfalls nicht nach der Methode "Ratgeber gelesen - Bestseller geschrieben". Geht nicht. Das ist genau wie mit Kochen: Nach Kochbuch kriegt man mit wenig Übung ein einigermaßen passables Essen zustande, aber Kochen kann man noch lange nicht. Dazu muss man viel nach Kochbüchern kochen, experimentieren und bei jedem Essen, dass einem interessant vorkommt, fragen, wie es gemacht ist. Ich habe selbst vor allem aus belletristischen Büchern gelernt. Mit Joe Haldemans "The Coming" kann man z. B. alles lernen, was man über Figurenperspektive wissen muss. Und bei "Mindbridge" kann man sehen, wie man mit den seltsamsten Textsorten (bis hin zum Diagramm) eine Story erzählen kann. Kann ich beide vorbehaltlos empfehlen. Es kann durchaus nichts schaden, neben SF auch die Edda oder Homer zu lesen oder Kafka, Böll, Brecht, Hermann Kant (was der mit Sprache anstellt, habe ich immer bewundert). Es schadet auch nichts, andere zu kopieren. Man lernt dabei, wie sie ihre Storys bauen und Effekte erzeugen. Das ist gut. Vorsichtig sollte man nur werden, wenn man zu oft den gleichen Autor kopiert. Wenig bis nichts halte ich dagegen von Hinweisen wie dem, dass man Adjektive und Adverbien unbedingt vermeiden sollte. Ich habe schon genug Storys von Leuten gesehen, die versuchen, nach Kochbuch zu schreiben. Es ist höllenschwer, sie im Sinne der Story zum Brechen der Regeln zu überreden. Jede Wortart ist mit gutem Grund erschaffen worden, und was tausend Jahre überlebt hat, kann nicht schlecht an die Realität angepasst sein. Wer wirklich gut ist, scheißt auf die Regeln, wenn es gut für seinen Text ist. Bis dahin gilt, was für alles im Leben gilt: Es gibt keine Abkürzungen. Schreiben lernt man durch Schreiben, auch wenn es anfangs 95 % Müll ist. Der Müll ist die zwingende Voraussetzung für Literatur. (auch wenn manche nie aus der Müll-Phase herausfinden oder alles hinwerfen, wenn sie merken, dass es anstrengt.) Ein guter Lektor, der einem an der richtigen Stelle in den Hintern tritt, hilft allerdings auch, weil man für die eigenen Fehler in der Regel blind ist. Das schafft leider kein Buch.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#50 Armin

Armin

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Geschrieben 27 November 2012 - 13:13

Wenn's um Bratwurst geht, muss ich auch meinen Senf dazu geben.

Ich dachte, du stehst auf Linsensuppe.

#51 simifilm

simifilm

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Geschrieben 27 November 2012 - 13:19

Wenn's um Bratwurst geht, muss ich auch meinen Senf dazu geben.
So blöd es ist, Schreiben kann man meiner Meinung nach nicht aus Büchern lernen. Jedenfalls nicht nach der Methode "Ratgeber gelesen - Bestseller geschrieben". Geht nicht. Das ist genau wie mit Kochen: Nach Kochbuch kriegt man mit wenig Übung ein einigermaßen passables Essen zustande, aber Kochen kann man noch lange nicht. Dazu muss man viel nach Kochbüchern kochen, experimentieren und bei jedem Essen, dass einem interessant vorkommt, fragen, wie es gemacht ist.


Meiner Meinung ist das Wichtigste beim Kochen, dass man selber wert auf gutes Essen legt. Wenn man keinen Sinn für gutes Essen hat, wird man auch kein guter Koch. Ich habe kochen gelernt, weil ich, auch nachdem ich zu Hause ausgezogen war, weiterhin gut essen wollte. Letztlich ist dasbeim Schreiben nicht so anders. Wenn man kein Gefühl für Sprache hat und selber nur schlecht Geschriebenes liest, werden einem Ratgeber nicht viel bringen.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
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#52 Naut

Naut

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Geschrieben 27 November 2012 - 15:01

[...]
Wenig bis nichts halte ich dagegen von Hinweisen wie dem, dass man Adjektive und Adverbien unbedingt vermeiden sollte. Ich habe schon genug Storys von Leuten gesehen, die versuchen, nach Kochbuch zu schreiben. Es ist höllenschwer, sie im Sinne der Story zum Brechen der Regeln zu überreden. Jede Wortart ist mit gutem Grund erschaffen worden, und was tausend Jahre überlebt hat, kann nicht schlecht an die Realität angepasst sein. Wer wirklich gut ist, scheißt auf die Regeln, wenn es gut für seinen Text ist.
[...]

Diese Regel stammt aus dem Englischen Sprachraum, wo sie auch sinnvoll ist, denn im Englischen gibt es zu jeder Kombination Adjektiv/Substantiv mindestens ein Substantiv, das dasselbe aussagt und viel hübscher ist, ebenso kann man jede Kombi Adverb/Verb durch ein passendes Verb ersetzen. Im Deutschen gilt das nicht. Daran sieht man, wie schädlich es sein kann, Schreibratgeber zu übersetzen.

Von ähnlichen Dimensionen sind eigentlich nur noch die Missverständnisse, die sich um die Regel "Show, don't Tell" ranken. Das geht bis zu texten, in denen die Autoren krampfhaft versuchen, eine Action-Szene an die nächste zu reihen, um bloß nichts "zu erzählen" :D

Hey, Schreibratgeber können nützlich sein, aber man muss die Regeln darin in Interaktion mit seinen Storys und mit anderen Schreibern und Lesern erproben. Sonst ist das vergeblich.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#53 Guido Seifert

Guido Seifert

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Geschrieben 27 November 2012 - 19:01

Diese Regel stammt aus dem Englischen Sprachraum, wo sie auch sinnvoll ist, denn im Englischen gibt es zu jeder Kombination Adjektiv/Substantiv mindestens ein Substantiv, das dasselbe aussagt und viel hübscher ist, ebenso kann man jede Kombi Adverb/Verb durch ein passendes Verb ersetzen. Im Deutschen gilt das nicht.

Interessant. Kannst Du Deine Aussage ein wenig untermauern? Der Umfang des deutschen Wortschatzes liegt (laut Wikipedia zumindest) nur knapp unter dem Umfang des englischen. Wir sprechen hier von ein Größenordnung von etwa 500.000 Wörtern.

#54 Naut

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Geschrieben 27 November 2012 - 19:37

Interessant. Kannst Du Deine Aussage ein wenig untermauern? Der Umfang des deutschen Wortschatzes liegt (laut Wikipedia zumindest) nur knapp unter dem Umfang des englischen. Wir sprechen hier von ein Größenordnung von etwa 500.000 Wörtern.

Schwierig. Ich habe das vor Ewigkeiten in einem (englischen?) Schreibratgeber-Blog gelesen und fand es plausibel, dass sich diese Regel nicht 1-1 auf deutsch umsetzen ließe.

Als sponanes Beispiel nur: Leo.org führt für das deutsche Verb "eilen" etwa 15 brauchbare Übersetzungen, für das englische "to hurry" aber nur genau eine - nämlich "eilen". Das könnte daran liegen, dass all diese englischen Wörter im deutschen verschieden qualifiziert werden müssen, nämlich durch ein Adverb.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#55 Guido Seifert

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Geschrieben 27 November 2012 - 21:54

Als sponanes Beispiel nur: Leo.org führt für das deutsche Verb "eilen" etwa 15 brauchbare Übersetzungen, für das englische "to hurry" aber nur genau eine - nämlich "eilen". Das könnte daran liegen, dass all diese englischen Wörter im deutschen verschieden qualifiziert werden müssen, nämlich durch ein Adverb.

Na, das überzeugt mich nicht recht. Bei den 15 Übersetzungen für "eilen" dürfte es sich beim kleineren Teil der Ergebnisse um perfekte Entsprechungen (synonym untereinander) und beim größeren um kontextabhängige Gegenstücke mit semantischen Abschattierungen handeln. Ich möchte doch eher annehmen, dass in dieser Weise auch das englische Verb "to hurry" ins Deutsche übertragen werden könnte/müsste. Oder anders gesagt und gefragt: Welche der nachstehenden deutschen Verben könnte man mit "to hurry (up, away, over ...)" übersetzen?:

dahinjagen
dahinstürmen
drängen
düsen
eilen
fegen
fliegen
flitzen
gasen
hasten
hetzen
hinmachen
hinsausen
jagen
laufen
losmachen
pesen
preschen
pressieren
ranhalten
rasen
rennen
sausen
schesen
schießen
sich abhetzen
sich beeilen
sich sputen
sich tummeln
sich überstürzen
springen
sprinten
spritzen
spurten
stieben
stürmen
tothetzen
voranmachen
wetzen
wieseln

#56 Naut

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Geschrieben 27 November 2012 - 22:06

War ja auch nur ein Schnelltest. :) Frag einen Germanisten, der sollte doch etwas über Synonymhäufungen wissen. - Hey, bist Du nicht sogar Germanist? Wichtiger ist ja, was man daraus lernen kann: Wenn in einem Schreibratgeber eine solche Regel genannt wird, dann ist es wichtig zu verstehen, warum diese Regel existiert. Dann kann man nämlich - statt sie blind zu befolgen - im Einzelfall hinterfragen, wann sie sinnvoll anzuwenden sei. Und das gilt dann universell in allen Sprachen. So kann zum Beispiel die Adverb/Adjektiv-Regel auch im Deuschen so angewendet werden, dass sie dabei hilft, überflüssige Wörter zu erkennen und zu reduzieren.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#57 Guido Seifert

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Geschrieben 27 November 2012 - 22:44

Wichtiger ist ja, was man daraus lernen kann: Wenn in einem Schreibratgeber eine solche Regel genannt wird, dann ist es wichtig zu verstehen, warum diese Regel existiert. Dann kann man nämlich - statt sie blind zu befolgen - im Einzelfall hinterfragen, wann sie sinnvoll anzuwenden sei.

Ja, sicher, dieses "Warum" der Empfehlung interessiert ja auch mich. Somit muss mich dann Deine Aussage interessieren, dass im Englischen die meisten Kombis Adjektiv/Substantiv und Adverb/Verb auch durch einfache Substantive bzw. Verben ausgedrückt werden können, was in der deutschen Sprache nicht - oder doch nur sehr eingeschränkt - gegeben sein soll. Vielleicht rechne ich ja falsch - aber wenn ich annehme, dass die allermeisten deutschen Substantive und Verben eine Entsprechung im Englischen haben, dann müssten doch die zusätzlichen attributiv bereicherten Substantive und Verben den englischen Wortschatz gegenüber dem deutschen deutlich anwachsen lassen. Und eben dies scheint nicht der Fall zu sein.

#58 Naut

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Geschrieben 28 November 2012 - 00:22

Ja, sicher, dieses "Warum" der Empfehlung interessiert ja auch mich. Somit muss mich dann Deine Aussage interessieren, dass im Englischen die meisten Kombis Adjektiv/Substantiv und Adverb/Verb auch durch einfache Substantive bzw. Verben ausgedrückt werden können, was in der deutschen Sprache nicht - oder doch nur sehr eingeschränkt - gegeben sein soll. Vielleicht rechne ich ja falsch - aber wenn ich annehme, dass die allermeisten deutschen Substantive und Verben eine Entsprechung im Englischen haben, dann müssten doch die zusätzlichen attributiv bereicherten Substantive und Verben den englischen Wortschatz gegenüber dem deutschen deutlich anwachsen lassen. Und eben dies scheint nicht der Fall zu sein.

Joa, "meine" Aussage ist es ja nicht, wie gesagt, ich habe das nur irgendwo gelesen. Vielleicht habe ich mich auch nur verlesen. Ich habe das mal kurz durchgerechnet, und danach muss ich Dir zustimmen, dass man, wenn man die Aussage im Extrem glauben würde, tatsächlich viel weniger Worte bräuchte.
Bleibt mir nur festzustellen, dass deutsche Texte gewöhnlich länger sind als englische. Dieser Unterschied muss ja auch irgendwo herkommen, denn durch unsere Komposita sparen wir ja eigentlich jede Menge Leerzeichen.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#59 Valerie J. Long

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Geschrieben 28 November 2012 - 11:37

Wenn man (...) selber nur schlecht Geschriebenes liest, werden einem Ratgeber nicht viel bringen.

Das ist der Grund, warum ich manchmal ein PR-Heft einfach in die Ecke schleudern möchte. Nicht alle, aber man merkt eben, dass das Lektorat unter dem wöchentlichen Zeitdruck steht.
Früher ist mir das nicht so aufgefallen. Als Täter bin ich anspruchsvoller geworden.

#60 Valerie J. Long

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Geschrieben 28 November 2012 - 11:40

(...) wenn man die Aussage im Extrem glauben würde, tatsächlich viel weniger Worte bräuchte.

Nur allgemein zur Diskussion:
Von Antoine de Saint-Exupéry wird das Zitat überliefert "Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann."
Ich meine, wenn man nichts mehr weglassen kann, dann ist das Ergebnis kein Roman, sondern ein Bericht.


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