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The Fantasy Film


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10 Antworten in diesem Thema

#1 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 Juni 2011 - 08:45

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Fowkes, Katherine A.: The Fantasy Film. Wiley-Blackwell: Chichester/Malden 2010.
ISBN-13: 978-1405168793

Kurzbeschreibung
The Fantasy Film provides a clear and compelling overview of this revitalized and explosively popular film genre.
  • Includes analyses of a wide range of films, from early classics such as The Wizard of Oz and Harvey to Spiderman and Shrek, and blockbuster series such as The Lord of the Rings trilogy and The Harry Potter films
  • Provides in-depth historical and critical overviews of the genre
  • Fully illustrated with screen shots from key films
Buchrückseite
The Fantasy Film provides a clear and compelling overview of this revitalized and explosively popular film genre. Often overlooked by scholars who feel it unworthy of serious consideration, the fantasy genre is also troubled by the difficulty of classifying films that often bear little resemblance to one another and that straddle related genres like horror and science fiction. The recent success of Hollywood blockbuster and independent films alike has sparked critical interest in the fantasy film and re-invigorated discussions of its unique generic qualities.

Providing in-depth historical and critical overviews, The Fantasy Film explores the boundaries of fantasy throughout history and the expansion of this important genre in contemporary film. Covering early classics such as The Wizard of Oz and Harvey, recent entries like Spider-Man and Shrek, and blockbuster series such as The Lord of the Rings and Harry Potter, this clear and definitive introduction is the ideal companion for film students and scholars alike.

Über den Autor
Katherine A. Fowkes is Professor of Media and Popular Culture Studies in the Nido R. Qubein School of Communication at High Point University. She is the author of Giving up the Ghost: Spirits, Ghosts, and Angels in Mainstream Comedy Films (1998).

--

Zum Fantasyfilm gibt's insgesamt ja bedeutend weniger Literatur als zum SF-Film. Ist zwar nicht unbedingt mein Spezialgebiet, aber eine brauchbare Einführung/Übersicht wäre sicher nicht schlecht. Ich habe mal ein Rezensionsexemplar angefordert.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

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#2 simifilm

simifilm

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Geschrieben 15 August 2011 - 17:24

Eine Rezension zu dem Buch wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift für Fantastikforschung erscheinen.

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#3 simifilm

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    Cinematonaut

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Geschrieben 26 Januar 2012 - 17:37

Die Rezension ist mittlerweile online.

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#4 Anubizz

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 12:43

Danke für den Link zur Rezension, hab sie gerade mit Interesse gelesen. Eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem phantastischen bzw. Fantasy-Film fände ich ja auch deshalb lohnenswert, weil im Film – sage ich jetzt mal grob verkürzt – die Trennung zwischen einer „französischen“ Definition von Phantastik und einer „angelsächsischen“ Definition von High Fantasy/Mythopoeia m.E. schwieriger aufrecht zu erhalten ist: Es gibt einfach jede Menge Filme, in denen phantastische Elemente nicht gerade einen Riss in der Wirklichkeit o.ä. konstituieren (sondern eher als selbstverständlich erscheinen), die andererseits aber auch nicht in einer Sekundärwelt oder in einem möglichst kohärent ausgearbeiteten mythologischen Rahmen spielen. Die in den beiden Definitionslinien jeweils bemühten Abgrenzungsmerkmale verschwimmen im Film oft viel stärker als in der Literatur, bzw. treffen auf widersprüchlichere Weise aufeinander.

#5 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 13:12

Danke für den Link zur Rezension, hab sie gerade mit Interesse gelesen. Eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem phantastischen bzw. Fantasy-Film fände ich ja auch deshalb lohnenswert, weil im Film – sage ich jetzt mal grob verkürzt – die Trennung zwischen einer „französischen“ Definition von Phantastik und einer „angelsächsischen“ Definition von High Fantasy/Mythopoeia m.E. schwieriger aufrecht zu erhalten ist: Es gibt einfach jede Menge Filme, in denen phantastische Elemente nicht gerade einen Riss in der Wirklichkeit o.ä. konstituieren (sondern eher als selbstverständlich erscheinen), die andererseits aber auch nicht in einer Sekundärwelt oder in einem möglichst kohärent ausgearbeiteten mythologischen Rahmen spielen. Die in den beiden Definitionslinien jeweils bemühten Abgrenzungsmerkmale verschwimmen im Film oft viel stärker als in der Literatur, bzw. treffen auf widersprüchlichere Weise aufeinander.



Ich musste gerade den Beitrag neu schreiben, weil ich gemerkt habe, dass ich Dich zu erst falsch verstanden habe. ;) Du würdest also sagen, dass im Film Mischformen üblicher sind, bei denen das wunderbare Element weder ein Bruch ist, noch eine komplette Fantasy-Welt entworfen wird. Hmm.

Keine Ahnung, ob das einer empirischen Überprüfung standhalten würde (mal ganz davon abgesehen, dass das schwierig zu überprüfen wäre …). Ich weiss auch nicht, ob sich Film und Literatur diesbezüglich wirklich unterschieden. Die unterschiedlichen Phantastik-Traditionen betreffen ja nur theoretische Positionen. Inwieweit diese Typen beschreiben, die in der Literatur häufiger sind als im Film, kann ich nicht sagen. Nur mal so eine Idee: Es gibt doch x Kinderbücher und Comics, in denen irgendein verrückter Professor wilde Erfindungen macht, die auch weder ein Bruch noch eine Secondary World sind.

Also wirklich keine Ahnung. Beim Film habe ich zumindest den Eindruck, dass tolkiensche Fantasy insgesamt eine neuere Angelegenheit ist. Zumindest im Kino, bei den Blockbustern, dominierte lange Zeit klar die SF. Es gab immer wieder Fantasy, aber das Wenigste war — in Sachen Aufwand, Qualität, kommerziellem oder kritischem Erfolg — gleich prägend wie Filme wie Alien, Blade Runner, Terminator oder Total Recall.

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#6 Anubizz

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 14:55

Es ist natürlich mehr eine starke Vermutung, als dass ich es wirklich beweisen könnte. Zu den unterschiedlichen Phantastik-Traditionen: Selbstverständlich sind das »nur« theoretische Positionen, aber sie beeinflussen doch erheblich wenn nicht die Produktion, dann zumindest die Rezeption von Literatur. Dass hierzulande so gerne herumgerätselt wird, wie Phantastik und Fantasy voneinander abzugrenzen sind, liegt doch vor allem an der gleichzeitigen Präsenz zweier Theoriestränge. Und da denke ich mir, dass Filme ein wenig von diesen Definitionsschwierigkeiten ausgenommen sind, weil die Theorien anhand von und für die Interpretation von Literatur entwickelt wurden. Ein Film wie Groundhog Day wird oft als Fantasy eingestuft, ohne das groß zu problematisieren. Gäbe es eine Literaturvorlage dazu, würde diese in Deutschland wohl kaum als Fantasy rezipiert werden.

An Comics und Kinderbücher hatte ich gar nicht gedacht, aber würden die meine Vermutung nicht eher bestätigen? Als Beispiele für literaturtheoretische Abgrenzungen werden sie selten herangezogen (vermute ich zumindest), dafür aber sehr häufig filmisch verarbeitet.

Wie gesagt, empirisch erhärten kann ich das nicht (und mit der Empirie ist es ja in der Tat eher schwierig als einfach), äußere insofern also gern Zweifel oder widersprich mir. Eingefügtes Bild

#7 simifilm

simifilm

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 15:12

Es ist natürlich mehr eine starke Vermutung, als dass ich es wirklich beweisen könnte. Zu den unterschiedlichen Phantastik-Traditionen: Selbstverständlich sind das »nur« theoretische Positionen, aber sie beeinflussen doch erheblich wenn nicht die Produktion, dann zumindest die Rezeption von Literatur. Dass hierzulande so gerne herumgerätselt wird, wie Phantastik und Fantasy voneinander abzugrenzen sind, liegt doch vor allem an der gleichzeitigen Präsenz zweier Theoriestränge. Und da denke ich mir, dass Filme ein wenig von diesen Definitionsschwierigkeiten ausgenommen sind, weil die Theorien anhand von und für die Interpretation von Literatur entwickelt wurden.


Ich glaube nicht, dass die entsprechenden Theorien die Rezeption von Literatur in nennenswerter Weise beeinflussen. Wirklich nicht. Dem "normalen Leser" (wer immer das auch ist), sind entsprechende Theorien völlig egal (ganz zurecht). Auch dem "wissenschaftlichen Leser" (der zahlenmässig im Buchmarkt gar nicht ins Gewicht fällt) dienen sie nicht als Vorgabe, was gelesen werden soll, sondern in erster Linie als analytisches Werkzeug, das ein besseres Verständnis von Literatur ermöglicht.

Ohnehin decken sich die theoretischen Traditionen nicht unbedingt mit der Produktion. Auch hier wieder: Keine Ahnung, ob das repräsentativ ist, aber literaturhistorisch gesehen, ist die "französische Phantastik" eine angelsächsische Erfindung. Die Gothic-Novel, der Inbegriff der "Riss-Literatur", stammt aus England, die beiden grossen "Spät-Gothen", Poe und Lovecraft, sind Amerikaner.

Ein Film wie Groundhog Day wird oft als Fantasy eingestuft, ohne das groß zu problematisieren. Gäbe es eine Literaturvorlage dazu, würde diese in Deutschland wohl kaum als Fantasy rezipiert werden.


Und schon sind wir mittendrin in einer Genrediskussion. :) Ich bin nicht sicher, ob wirklich die Mehrheit Groundhog Day als Fantasy einstuft. Der Eindruck einer romantischen Liebeskomödie herrscht da wohl vor. Natürlich schliessen sich diese Dinge nicht aus, aber die wenigsten dürften bei Fantasy spontan an etwas in der Art von Groundhog Day denken.

Das Problem ist ja, dass auch Fantasy ein schwieriger Begriff ist, weil er wie Phantastik zwei Bedeutungen hat — eine enge im Sinne von Tolkien, eine weite, die alles "Nicht-Realistische" umfasst. Und anders als bei der Phantastik, wo im deutschen Sprachraum die weite Bedeutung die landläufige ist, scheint es mir bei Fantasy eher umgekehrt. Fantasy, das sind für viele Geschichte wie Lord of the Rings.

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#8 Anubizz

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 16:07

Dem "normalen Leser" (wer immer das auch ist), sind entsprechende Theorien völlig egal (ganz zurecht).


Klar. Ich würde deshalb aber auch gar nicht erst von einer Mehrheit oder von einem »normalen Leser« ausgehen, sondern meinte eher die wissenschaftliche Rezeption und gewissermaßen den »informierten Genreleser«. (Vielleicht liegt hier auch ein Missverständnis vor: Mit Rezeption meinte ich nicht »was gelesen werden soll«, sondern so etwas wie kritische/wissenschaftliche Auseinandersetzung. Ich kenne mich nicht sonderlich gut aus mit literaturwissenschaftlichen Begriffen.)

Keine Ahnung, ob das repräsentativ ist, aber literaturhistorisch gesehen, ist die "französische Phantastik" eine angelsächsische Erfindung.


Und ebenso (oder noch mehr) der sogenannte »German terror« im Sinne von übernatürlicher Phantastik. An Landesgrenzen kann man solche Bezeichnungen nicht festmachen, da stimme ich zu.

Ich bin nicht sicher, ob wirklich die Mehrheit Groundhog Day als Fantasy einstuft. Der Eindruck einer romantischen Liebeskomödie herrscht da wohl vor.


Auf Mehrheiten will ich mich, wie gesagt, nicht berufen. Groundhog Day ist mir auch deshalb eingefallen, weil ich vor kurzem in einer nicht sehr umfangreichen Aufzählung von Beispielen für Fantasyfilme auf diesen Film gestoßen bin. Mir kommt allerdings gerade nicht in den Sinn, wo das war. Darüber hinaus spricht das ein häufiges Problem an, finde ich: Phantastische Elemente dienen in Filmen oft als reine Prämisse für die Handlung und werden nicht weiter thematisiert. Last Action Hero spielt in einer Parallelwelt, in die man durch eine magische Kinokarte Eintritt erhält. Die Handlung selber entspricht aber weitgehend der eines gewöhnlichen Actionfilms, in den durch das Parallelweltszenario ein wenig spielerische Distanz eingezogen ist.

Das Problem ist ja, dass auch Fantasy ein schwieriger Begriff ist, weil er wie Phantastik zwei Bedeutungen hat — eine enge im Sinne von Tolkien, eine weite, die alles "Nicht-Realistische" umfasst. Und anders als bei der Phantastik, wo im deutschen Sprachraum die weite Bedeutung die landläufige ist, scheint es mir bei Fantasy eher umgekehrt. Fantasy, das sind für viele Geschichte wie Lord of the Rings.


Diese Aufteilung der beiden Bedeutungen auf zwei Begriffe ist halt spezifisch für den deutschsprachigen Diskurs. Das meinte ich mit der gleichzeitigen Präsenz zweier Theorietraditionen. (Nicht sicher bin ich mir, was du mit den zwei Bedeutungen des Begriffs Phantastik meinst.) Es kann natürlich sein, dass im Alltagsverständnis die enge »tolkienische« Bedeutung von Fantasy auch im Bezug auf Filme vorherrscht.

#9 simifilm

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 16:28


Klar. Ich würde deshalb aber auch gar nicht erst von einer Mehrheit oder von einem »normalen Leser« ausgehen, sondern meinte eher die wissenschaftliche Rezeption und gewissermaßen den »informierten Genreleser«. (Vielleicht liegt hier auch ein Missverständnis vor: Mit Rezeption meinte ich nicht »was gelesen werden soll«, sondern so etwas wie kritische/wissenschaftliche Auseinandersetzung. Ich kenne mich nicht sonderlich gut aus mit literaturwissenschaftlichen Begriffen.)


Ah ok. Das habe ich missverstanden. Dann kannst Du einiges von dem streichen, was ich geschrieben habe.


Diese Aufteilung der beiden Bedeutungen auf zwei Begriffe ist halt spezifisch für den deutschsprachigen Diskurs. Das meinte ich mit der gleichzeitigen Präsenz zweier Theorietraditionen. (Nicht sicher bin ich mir, was du mit den zwei Bedeutungen des Begriffs Phantastik meinst.) Es kann natürlich sein, dass im Alltagsverständnis die enge »tolkienische« Bedeutung von Fantasy auch im Bezug auf Filme vorherrscht.


Ich glaube, jetzt ist gleich noch ein Missverständnis: Im Deutschen hat Phantastik grob gesagt zwei Bedeutungen. Die enge, "französische", die den Moment des Einbruchs eines wunderbaren Elements betont, und die landläufige weite, die alles "Nicht-Realistische" unter Phantastik fasst. Im literaturwissenschaftlichen Kontext dominiert wohl die enge. Im Englischen wird Fantasy ebenfalls in zweifachem Sinne verwendet †” für High Fantasy à la Tolkien (der allerdings nicht von Fantasy sprach, der Begriff taucht in dieser Bedeutung erst in den 70ern auf), und ebenfalls für alles Nicht-Realistische.

Es kommt übrigens auch im englischen Sprachraum sehr darauf an, welchen Theoretiker Du liest. Da kann die Bedeutung von "Fantasy" auch stark variieren (von der Frage, wie sich "Fantasy" zu "fantastic" verhält, ganz zu schweigen). Insgesamt zeichnet sich aber vor allem die englische Literatur durch eine lange "nicht-realistische" Tradition aus, die †” anders als im deutschsprachigen Raum †” nie mit dem Vorwurf des Trivialen zu kämpfen hatte. Lewis Carroll, William Morris, H. G. Wells, Aldous Huxley, C. S. Lewis, Conan Doyle etc. etc. †” das waren alles anerkannte Schriftsteller, Figuren des kulturellen und öffentlichen Lebens. Im deutschsprachigen Raum lief das anders; warum genau, weiss ich allerdings nicht. Schliesslich haben auch Goethe und Schiller allerlei "Nicht-Realistisches" geschrieben (man denke, an das deutsche Nationaldrama Faust). Es aber vor allem in England wahrscheinlich tatsächlich eine grössere Toleranz. Kommt hinzu, dass mystische Sagenwelten nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland ein schlechter Geruch anhaftete †¦ †” der langen Rede kurzer Sinn: Es gibt sicher unterschiedliche Theorietraditionen, aber da spielen sehr unterschiedliche Dinge mit hinein. Ich weiss beispielsweise nicht, warum Todorov im deutschsprachigen Raum überhaupt so wichtig wurde.

Noch zur Filmtheorie: Wie ich in der Rezension ja auch schreibe, gibt es generell sehr wenig Literatur zum Fantasy-Film. Hier fehlt die Tradition weitgehend. Ich kann Dir noch nicht einmal sagen, ob Fowkes Einteilung von Groundhog Day in die Fantasy etwas "Neues" ist oder ob das andere auch so gemacht haben (oder ob sich überhaupt jemand unter diesem Gesichtspunkt schon ausführlicher mit dem Film beschäftigt hat).

Bearbeitet von simifilm, 20 Februar 2012 - 16:29.

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#10 Anubizz

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Geschrieben 20 Februar 2012 - 18:33

Ich glaube, jetzt ist gleich noch ein Missverständnis: Im Deutschen hat Phantastik grob gesagt zwei Bedeutungen. Die enge, "französische", die den Moment des Einbruchs eines wunderbaren Elements betont, und die landläufige weite, die alles "Nicht-Realistische" unter Phantastik fasst. Im literaturwissenschaftlichen Kontext dominiert wohl die enge. Im Englischen wird Fantasy ebenfalls in zweifachem Sinne verwendet — für High Fantasy à la Tolkien (der allerdings nicht von Fantasy sprach, der Begriff taucht in dieser Bedeutung erst in den 70ern auf), und ebenfalls für alles Nicht-Realistische.


Okay, jetzt verstehe ich. Mein Punkt war, dass der Begriff Fantasy im deutschsprachigen Raum weitgehend die Bedeutung von High Fantasy und Sword & Sorcery umfasst (also die engere englische Bedeutung ins Deutsche eingegangen ist), während mit Phantastik etwas anderes, weitläufigeres gemeint ist. Aber es stimmt natürlich, dass die Bedeutung von Phantastik auch noch mal erheblich schwankt. Ich bin implizit von dem Verständnis des Begriffes Phantastik ausgegangen, wie er meinem Eindruck nach von denen, die ich oben als »informierte Genreleser« bezeichnet habe, oft gebraucht wird – als Gegenbegriff zum Realismus oder als Dachbezeichnung für Fantasy, SF, Supernatural Horror etc.

Insgesamt zeichnet sich aber vor allem die englische Literatur durch eine lange "nicht-realistische" Tradition aus, die — anders als im deutschsprachigen Raum — nie mit dem Vorwurf des Trivialen zu kämpfen hatte. Lewis Carroll, William Morris, H. G. Wells, Aldous Huxley, C. S. Lewis, Conan Doyle etc. etc. — das waren alles anerkannte Schriftsteller, Figuren des kulturellen und öffentlichen Lebens. Im deutschsprachigen Raum lief das anders; warum genau, weiss ich allerdings nicht.


Ich bin mir nicht sicher, ob das Spezifische der von dir genannten Autoren ist, dass sie nicht-realistische Literatur geschrieben haben (was ansonsten natürlich zutrifft). Meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass sie einen Typ Schriftsteller repräsentieren, der in der deutschsprachigen Literaturgeschichte insgesamt nicht vorgesehen ist. Die genannten Autoren (ich würde spontan Kipling, Stevenson, Chesterton, Maugham, Conrad und Greene hinzufügen) haben allesamt Literatur geschrieben, die abenteuerlich-phantastische Handlungen mit stilistischer Vielfalt, relevanten Themen, psychologischer Beobachtungsgabe etc. kombiniert haben – also Dinge zusammengebracht haben, die im deutschsprachigen Raum noch immer gern unter den Schlagwörtern »Unterhaltung« und »Hochliteratur« fein säuberlich getrennt werden. Es gab m.E. in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts durchaus Schriftsteller, die diesem Typus der englischen Literatur entsprächen (z.B. Leo Perutz, Wolf von Niebelschütz, Carl Amery), aber weitgehend ignoriert werden. Die Ursache dessen muss jedoch nicht sein, dass sie nicht-realistische Literatur der einen oder anderen Form geschrieben haben. Gegen Kafka hat schließlich auch niemand etwas einzuwenden.

Eine Abneigung gegen die literarische Verwendung von Sagen und Mythen im Nachkriegsdeutschland spielt da sicherlich eine Rolle: Ein Anwärter für die Kategorie der Schriftsteller, die »Unterhaltung« und »Anspruch« auf nicht-realistische Weise verbinden, wäre ja z.B. Ernst Jünger.

Manchmal wundert mich allerdings schon, wie man es geschafft hat, etwa einen Autor wie Thomas Mann, dessen gesamtes Werk von Märchen- und Mythenelementen durchzogen ist, als rein psychologisch-realistischen Schriftsteller darzustellen. Da liegt der Gedanke schon nicht fern, dass das eine eben einer ungleich stärkeren Wertschätzung unterliegt als das andere – zumindest dann, wenn es um die Literatur des 20. Jahrhunderts geht.

#11 simifilm

simifilm

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Geschrieben 21 Februar 2012 - 13:17

Okay, jetzt verstehe ich. Mein Punkt war, dass der Begriff Fantasy im deutschsprachigen Raum weitgehend die Bedeutung von High Fantasy und Sword & Sorcery umfasst (also die engere englische Bedeutung ins Deutsche eingegangen ist), während mit Phantastik etwas anderes, weitläufigeres gemeint ist. Aber es stimmt natürlich, dass die Bedeutung von Phantastik auch noch mal erheblich schwankt. Ich bin implizit von dem Verständnis des Begriffes Phantastik ausgegangen, wie er meinem Eindruck nach von denen, die ich oben als »informierte Genreleser« bezeichnet habe, oft gebraucht wird – als Gegenbegriff zum Realismus oder als Dachbezeichnung für Fantasy, SF, Supernatural Horror etc.


Alles klar.

Ich bin mir nicht sicher, ob das Spezifische der von dir genannten Autoren ist, dass sie nicht-realistische Literatur geschrieben haben (was ansonsten natürlich zutrifft). Meine Vermutung geht eher in die Richtung, dass sie einen Typ Schriftsteller repräsentieren, der in der deutschsprachigen Literaturgeschichte insgesamt nicht vorgesehen ist. Die genannten Autoren (ich würde spontan Kipling, Stevenson, Chesterton, Maugham, Conrad und Greene hinzufügen) haben allesamt Literatur geschrieben, die abenteuerlich-phantastische Handlungen mit stilistischer Vielfalt, relevanten Themen, psychologischer Beobachtungsgabe etc. kombiniert haben – also Dinge zusammengebracht haben, die im deutschsprachigen Raum noch immer gern unter den Schlagwörtern »Unterhaltung« und »Hochliteratur« fein säuberlich getrennt werden. Es gab m.E. in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts durchaus Schriftsteller, die diesem Typus der englischen Literatur entsprächen (z.B. Leo Perutz, Wolf von Niebelschütz, Carl Amery), aber weitgehend ignoriert werden. Die Ursache dessen muss jedoch nicht sein, dass sie nicht-realistische Literatur der einen oder anderen Form geschrieben haben. Gegen Kafka hat schließlich auch niemand etwas einzuwenden.


Es ging mir auch nicht darum, dass das primär Autoren von nicht-realistischer Literatur waren. Eher andersrum — und eigentlich ähnlich wie Deine Argumentation: das waren angesehene Autoren, die sich u.a. in diesen Gebieten hervorgetan haben.

Eine Abneigung gegen die literarische Verwendung von Sagen und Mythen im Nachkriegsdeutschland spielt da sicherlich eine Rolle: Ein Anwärter für die Kategorie der Schriftsteller, die »Unterhaltung« und »Anspruch« auf nicht-realistische Weise verbinden, wäre ja z.B. Ernst Jünger.


Brrr. Jünger. <Mantel-des-Schweigens-ausbreit>

Manchmal wundert mich allerdings schon, wie man es geschafft hat, etwa einen Autor wie Thomas Mann, dessen gesamtes Werk von Märchen- und Mythenelementen durchzogen ist, als rein psychologisch-realistischen Schriftsteller darzustellen. Da liegt der Gedanke schon nicht fern, dass das eine eben einer ungleich stärkeren Wertschätzung unterliegt als das andere – zumindest dann, wenn es um die Literatur des 20. Jahrhunderts geht.


Also als rein "psychologisch-realistischer Schriftsteller" wurde Mann nun trotz allem nicht gesehen; aber es stimmt schon, dass die Schwerpunkte bei ihm nicht im Bereich des Nicht-Realistischen gesetzt wurden. So ist mein Phantastik-Buch meines Wissens die allererste Publikation, die Doktor Faustus im Kontext von Todorovs Phantastik-Theorie diskutiert (falls es dazu schon was gibt, ist es gut versteckt. Ich habe wirklich lange nach entsprechenden Arbeiten gesucht). Und das ist einigermassen erstaunlich, denn der Roman ist ein wunderbares "Testobjekt" für Todorovs Modell.

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