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Bekanntgabe der Nominierungen für den Deutschen Science Fiction Preis 2011


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353 Antworten in diesem Thema

#91 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:03

Man sieht: Kein Wort verliere ich über Stil oder Sprache.



Und kein Wort darüber, um was es in der Geschichte eigentlich geht. Du hast an anderer Stelle mal geschrieben, es ginge
in der Story um Femizid, alles andere sei zweitrangig. Mir ist das unbegreiflich, weil die Geschichte sogar journalistische
Passagen enthält, in denen das eigentliche Thema noch einmal expliziet gemacht wird. Die entscheidenden Passagen
der Story schildern - und ziemlich intensiv und tiefgehend, meine ich - psychische Zustände und Pervertierungen (z.B.
S.110ff, S.126ff). Deswegen wurde die Story geschrieben, darauf läuft alles hinaus. Wie gut diese Schilderungen gelungen
sind, ist eine andere Frage, über die man diskutieren kann. Aber wenn die entscheidenden Passagen, deren Gewichtung
in der Geschichte nicht zu übersehen sind, überhaupt nicht erwähnt werden, darf ich schon fragen, ob die Story
gelesen wurde.

Aber ich wäre nicht der erste, der die Erfahrung macht, daß man sich mit solchen Dingen geradewegs aus der SF
herausschreibt. Einige der besten Autoren der amerikanischen SF, Barry Malzberg oder John Sladek, sind angefeindet
worden, weil dem durchschnittlichen SF-Leser offenbar nicht einmal die einfachsten stream-of-conscious-Techniken
oder moderne Erzöhlstrategien geläufig sind - literarische Techniken, die teilweise schon über 100 Jahre alt sind.
Es ist schon eine Kunst für sich, ein komplettes Jahrhundert zu verpennen und sich am Anfang des 21. die Augen
zu reiben, weil man die Welt nicht mehr versteht.

Ich bin ein erklärter Freund von "knackigen" Geschichten, die trotz (oder gerade wegen) fehlender Länge nachhaltig in meinem
Gedächtnis bleiben, denn das ist die hohe Kunst der Kurzgeschichte.


Tja, das ist Deine persönliche Vorliebe, aber kein Qualitätskriterium für einen Literaturpreis. Eine Kurzgeschichte schreibt man,
wenn man das Konzept für eine Kurzgeschichte hat. Eine Novelle schreibt man, wenn der Stoff es erfordert. Eine Novelle mit den
Erwartungen an eine Kurzgeschichte zu messen, ist ungefähr so sinnvoll, als wenn man einem Flugzeug vorwirft, daß man damit
nicht Motorrad fahren klann.

Es ist ein seltsames Phänomen, das ich bei SF-Lesern immer wieder antreffe: Die Leute lesen, um Erwartungshaltungen bestätigt
zu finden, und alles, was diesen Erwatungen nicht entspricht, ruft bestenfalls Irritation hervor. Ich finde diese Haltung völlig
absurd. Ich lese nicht, um mich bestätigt zu finden, sondern um meine Erfahrungen und Sensibilitäten zu erweitern. Ansonsten
könnte ich gleich immer wieder dieselben Bücher lesen (was ja viele SF-Leser de facto tun, siehe die Zyklen- und Serien-Manie).
Ein vernünftiges Stück zwingt den Leser, sich nach ihm zu richten. Literatur, die sich nach den Lesererwartungen richtet, ist das
Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde.

Grundsätzlich denke ich, dass das Urteil der DSFP-Jury den Geschmack der gesamten SF-Leserschaft einigermaßen widerspiegelt. Und der beschränkt sich eben nicht nur auf Sprachempfinden. Denn bei aller Liebe zu sparchlich gehobenen Geschichten: Die Sprache ist nicht alles.


Du scheinst unter Stil ausschließlich Schnörkel und verbale Schönfärberei zu verstehen. Es gibt noch tausend andere Dinge, die durch
Stil hergestellt werden: Ton, Textur, Tönung, Farbe, Atmosphäre, Stimmungen, psychische Zustände. Für jedem Leser einigermaßenj
moderner Literatur sind das völlig geläufige Dinge, aber die SF-Leser scheinen darüber hinwegzulesen, als existiere alk das gar nicht.
Das heißt: die entscheidenden Dinge werden gar nicht wahrgenommen. Hast Du jemals "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad
gelesen? Eine Erzählung, deren Plot banal ist, wenn man ihn nachzuerzählen versucht, und trotzdem eine der größten Erzählungen
der Weltliteratur.

Inhalt, Plot, Figuren - dass die ebenso wichtig sind (und manchen Lesern sogar wichtiger), müssen wir doch wohl nicht diskutieren.


Doch, genau das. Das ist der entscheidende Punkt. "Sense of Wonder" ist ein Konzept von gestern, ein Kriterium aus der Teenagerzeit
der SF. Wir befinden uns inzwischen im 21. Jahrhundert. Zeit, geistig endlich mal die Windeln abzulegen. No offence intented, Uwe.
Mir geht's um das Schicksal unseres geliebten Genres. Nicht umsonst beginnt sich die anspruchsvolle SF allmählich in den Mainstream
zu veflüchtigen. In den Siebzigern wurde die beste SF von Alice Sheldon geschrieben. Heute zeigen uns Mainstream-Autoren wie Richard
Powers, wie es geht. Nicht mehr lang, und wir tummeln uns wieder in der literarischen Krabbelstube.

#92 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:14

Ich finde es immer wieder interessant, an mir zu beobachten, dass ich Deinen Posts inhaltlich oft durchaus zustimme (was Du hier zu Inhalt und Stil schreibst, kann ich 100% unterschreiben), dass mich der Tonfall aber schon fast reflexartig zu Widerspruch reizt. Oder polemischer: Da Dir Stil so wichtig ist, solltest Du vielleicht auch ein bisschen am Stil Deiner Forumsbeiträge arbeiten. Mit einem weniger herablassenden Tonfall käme vielleicht der Inhalt auch eher an.


Das wiederum erinnert mich an einen Leserbriefschreiber in der Emma, der nach einem Fernsehauftritt Alice Schwarzers
schrieb, "hätte sie ein hübsches Mödchen geschickt, hätte man ihr vielleicht zugehört". Das Wort "Stil" hat unterschiedliche
Bedeutungsnuancen, darunter eine literarische und eine soziale. Ich glaube, Du und ich benutzen gerade nicht dieselbe.
Der "Stil", den ich meine, muß nicht schön und artig sein. Es steht Dir frei, mich deswgen für einen Ar**** zu halten. Völlig
widersprechen würde ich Dir nicht. Frank Haubold und ich sind ganz schöne Landplagen. Der liebe Gott wird sich was dabei
gedacht, daß er Euch mit solchen arroganten Säcken nervt. Gell, Frank?

Salute
MKI

#93 Gast_muellermanfred_*

Gast_muellermanfred_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:41

Ein vernünftiges Stück zwingt den Leser, sich nach ihm zu richten.


Das scheint mir eine sehr deutsche Haltung zu sein. Verbiestert.

Dein Engagement für guten Stil kann ich nur unterschreiben. Nicht alles, was Mittel ist, ist überflüssig. Bauhaus-Prinzipien lassen sich auf Sprache nur bedingt anwenden, darum ist vieles, was als inhaltsleerer Schnörkel abgetan wird, in Wahrheit unverzichtbarer, integraler Bestandteil eines Textes.

Literatur ist Sprache und zum Sender gehören Empfänger - wie willst Du die zwingen, Dir zu folgen, wenn sie nicht wollen? Denen mußt Du was bieten. Klar, Du kannst dem Unwilligen noch was hinterherrufen, ihm Ignoranz vorwerfen, Dummheit, Desinteresse, aber wen schert's? Kunst braucht Betrachter, nicht umgekehrt.

Wofür brauchst Du einen DSFP? Der ist für Dich schon vom Modus her völlig uninteressant. Der KLP ist für Dich wichtig, weil er Dir sagt, was die Kollegen von deiner Arbeit halten, Leute, deren Urteil Du respektierst. Am DPP kannst Du einen Ausschnitt Deines Markterfolges ablesen. Aber der DSFP? Lesende Laien? Ich bitte Dich †¦

#94 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:41

Stil ist nicht unwichtig, aber nach Inhalt und Handlung ein eher tertiäres Qualitätskriterium. Nicht unwichtig, aber nachrangig.

Meine obige Bemerkung bezog sich auf die Stories von Frank Haubold, bei dem eindeutig ein Akzent auf den Stil vorliegt.

Und ich muß Dir widersprechen. Das ist ein grundsätzliches Mißverständnis, dem gerade viele junge Autoren erliegen. Nichts gegen guten Plot und Background. Aber es ist das "Wie", das einen Schriftsteller ausmacht. Das ist die primäre Ebene, auf der man einen Text wahrnimmt. Das ist auch in anderen Kunstformen so. Ein guter Jazzmusiker kann die banalsten Schlager spielen, und bei ihm wird Kunst daraus, weil er eine ganz andere Ausdrucksebene erreicht. (Man erinnere sich an an Miles Davis, der Songs von Madonna und Cindy Lauper nachgespielt hat). Für eine ausführlichere Argumentation, als ich sie keisten kann, empfehle ich Karlheinz Deschners Buch "Kitsch, Konvention und Kunst".

Keine Diskussion, wir sind uns bis zu einem gewissem Grad absolut einig.
Aber, und da unterscheiden wir uns, Du sprichst von einer handwerklichen Ebene der Kunst, während ich da eher die inspirative bevorzuge. Um ganz konkret bei Deinem Beispiel zu bleiben : Ich ziehe Cindy Laupers Interpretation von "Girls Just Wanna Have Fun" einer von Miles Davis vor. Warum ? Sicher nicht, weil Cindy Lauper künstlerisch besser ist als Miles Davis. Sondern weil ihr Song zu dem Zeitpunkt, als er erschien, mit der Intensität, mit der Cindy Lauper ihn vortrug, einen Nerv bei mir berührte. Und dieses Berühren ist deutlich wichtiger als eine ausgefeilte Stilistik.
Andererseits, und das erlebt man leider auch zuhauf, kann aus der besten Idee, dem genialsten Plot nix werden, wenn der Stil vollkommen daneben ist ...

#95 Gast_muellermanfred_*

Gast_muellermanfred_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:53

Es war „Time After Time“ †¦ *klugscheiß*

#96 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 00:56

Wie : Cindy Lauper hat mehr als ein Lied gesungen ? *staun*

#97 Gast_muellermanfred_*

Gast_muellermanfred_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 01:20

Von Singen habe ich nichts gesagt, damit hast Du angefangen! Bleiben wir mal bei den Tatsachen †¦

#98 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 01:42

Um ganz konkret bei Deinem Beispiel zu bleiben : Ich ziehe Cindy Laupers Interpretation von "Girls Just Wanna Have Fun" einer von Miles Davis vor. Warum ? Sicher nicht, weil Cindy Lauper künstlerisch besser ist als Miles Davis. Sondern weil ihr Song zu dem Zeitpunkt, als er erschien, mit der Intensität, mit der Cindy Lauper ihn vortrug, einen Nerv bei mir berührte.


Dagegen ist auch nichts zu sagen. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Natürlich war Miles Davis' originäre Musik auch von
einem anderen Kaliber als diese spontan nachgespielten Popsongs.. Aber die Freude an diesem schließt die Freude an jenem
nicht aus.

Und was ich sagte, bitte ich, ungeachtet der polemischen Zuspitzung, graduell und nicht prinzipiell zu verstehen. Je höher-
stehend eine Kunst ist, desto mehr hat sie auch den Charakter eines Extrems, einer Ausnahmeerscheinung, und selbst
der hingebungsvollster Leser/Hörer/Zuschauer kann nicht sein ganzes Leben im Ausnahmezustand verbringen. Die letzten
fünf Seiten von James Joyces "The Dead" rühren mich regelmäßig zu Tränen, aber selbst ein gefühlsduseliger Mensch wie
ich kann nicht ununterbrochen seine Bibliothek vollflennen. Eine der großarstigen Kunstformen, die ich auf der Welt kenne,
ist die klassische japanische Musik, die aber derart tragisch und schicksalstrunken ist, daß man als Westmensch nach
zwei Stunden aus dem Fenster springen möchte, wenn man nichts anderes hört. Der indische Perkussionist Zakir Hussain
ist möglicherweise der technisch virtuoseste Musiker, den die Menschheit bis dato hervorgebracht hat. Die manuellen und
gestalterischen Fähigkeiten dieses Mannes sind derart ungeheuerlich, daß einem, wenn man Zakir mal zwei Stunden bei
einem Konzert mit seinen Musikerfreunden gehört hat, jede andere Musik erst einmal hohl und leer vorkommt. Solche Dinge
sind Highlights, Extreme: man wird an die Grenzen des Möglichen geführt, darf mal eine Stündchen am Tisch der Götter
sitzen, aber mehr verkraftet man vorläufig auch nicht, dann muß man wieder auf die Erde zurück und hört z.B. gerührt einen
alten Popsong von Cindy Lauper. Oder liest mal wieder ein paar gute alte Pointenstories von O. Henry. Oder was auch immer.

Verbissen waren meine Argumente nicht gemeint. Mir geht's um die Richtung, die ungefähre Einordnung der Dinge. Und
ich sehe Indizien dafür, daß in der SF-Szene/Leserschaft etwas schief läuft und sie insbesondere in Deutschland in Gefahr ist,
sich in ein Abseits zu manövrieren, in dem die SF keine Impulse mehr zur Weiterentwicklung empfangen kann.

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 26 Juni 2011 - 01:45.


#99 valgard

valgard

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 04:17

Möglicherweise hast Du auch wirklich etwas nicht verstanden, schon mal überlegt?


Klar!

Es kann aber auch sein das mir die Handlung/Konzept dieser Story nicht gefällt und ich sie nicht verstehen will.
und da Jeder anders ist, verstehen wir gewisse Sachen halt anders oder sehen sie von einem anderen Standpunkt.

Früher hab ich wirklich fast alles verschlungen. Heute lege ich Bücher die mir gar nicht in den Kopf reingehen bei Seite.
Möglich das ich sie dann zu einem späteren Zeitpunkt lesen kann.

Irgend wie kommt es bei mir bei einem Buch/Story auf die Grundstimmung an oder einen gewissen Funken der überspringen muß damit ich mich mit der Handlung identifizieren kann. Richtig erklären kann ich das nicht.

valgard
  • • (Film) als nächstes geplant: Equi

#100 valgard

valgard

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 04:23

Man sieht: Kein Wort verliere ich über Stil oder Sprache. Ich zähle doch nicht die sprachlichen Mittel pro Seite und errechne daraus eine Note! Es geht mir um die Wirkung, die eine Kurzgeschichte entfaltet. Freilich tut sie das über die Sprache. Aber eben nicht ausschließlich. Auch über Charakterzeichnung, Tempo, Thema, und nicht zuletzt die Handlung. Ich bin ein erklärter Freund von "knackigen" Geschichten, die trotz (oder gerade wegen) fehlender Länge nachhaltig in meinem Gedächtnis bleiben, denn das ist die hohe Kunst der Kurzgeschichte.


Diesen Effekt kenne ich auch. Und nicht nur von Storys sondern auch noch von Romanen.

Wenn ich mein Bücherregal mal wieder durchwühle, dann erinnern mich einige Bücher immer noch an ihren Inhalt der mich damals beeindruckt hat. Was bei manchen schon 30 Jahre her ist.

Las man damals anders?
Wahrscheinlich nahm das Lesen damals auch wegen des nicht vorhandenen Internets auch einen größeren Stellenwert ein.
Da arbeite ich aber auch wieder dran

valgard
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#101 simifilm

simifilm

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 07:12

Das wiederum erinnert mich an einen Leserbriefschreiber in der Emma, der nach einem Fernsehauftritt Alice Schwarzers
schrieb, "hätte sie ein hübsches Mödchen geschickt, hätte man ihr vielleicht zugehört". Das Wort "Stil" hat unterschiedliche
Bedeutungsnuancen, darunter eine literarische und eine soziale. Ich glaube, Du und ich benutzen gerade nicht dieselbe.


Und ich glaube, dass Du die ironische Note meines Beitrags nicht verstanden hast - oder nicht verstehen wolltest.

Der "Stil", den ich meine, muß nicht schön und artig sein. Es steht Dir frei, mich deswgen für einen Ar**** zu halten. Völlig
widersprechen würde ich Dir nicht. Frank Haubold und ich sind ganz schöne Landplagen. Der liebe Gott wird sich was dabei
gedacht, daß er Euch mit solchen arroganten Säcken nervt. Gell, Frank?


Ich war der Ansicht, dass Du mit Deinem Post zumindest im Ansatz zum Ziel, dass die Leute Verständnis für Deine Verärgerung haben. Das erreicht man erfahrungsgemäss aber eher, wenn man einen einigermassen freundlichen Ton anschlägt und die Leute nicht dauernd vor den Kopf stösst. Wenn Dein Ziel aber primär war, dass Du als arroganter Sack erscheinst, war die gewählte Tonlage natürlich goldrichtig.

Bearbeitet von simifilm, 26 Juni 2011 - 07:14.

Signatures sagen nie die Wahrheit.

Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.

Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.

Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
 

zfs40cover_klein.jpg ZFS16_Coverkleiner.jpg

  • (Buch) gerade am lesen:Samuel Butler: «Erewhon»
  • (Buch) als nächstes geplant:Samuel Butler: «Erewhon Revisited»
  • • (Film) gerade gesehen: «Suicide Squad»
  • • (Film) Neuerwerbung: Filme schaut man im Kino!

#102 Nadine

Nadine

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 08:32

Aber ich wäre nicht der erste, der die Erfahrung macht, daß man sich mit solchen Dingen geradewegs aus der SF herausschreibt. Einige der besten Autoren der amerikanischen SF, Barry Malzberg oder John Sladek, sind angefeindet worden, weil dem durchschnittlichen SF-Leser offenbar nicht einmal die einfachsten stream-of-conscious-Techniken oder moderne Erzöhlstrategien geläufig sind - literarische Techniken, die teilweise schon über 100 Jahre alt sind. Es ist schon eine Kunst für sich, ein komplettes Jahrhundert zu verpennen und sich am Anfang des 21. die Augen
zu reiben, weil man die Welt nicht mehr versteht.

Da sehe ich den eigentlichen Knackpunkt an dieser Diskussion: Die meisten Fachgebiete erfordern sowohl vom Autor als auch vom Leser ab einer gewissen Komplexität ein enormes Hintergrundwissen und jahrelange Beschäftigung. Auch wenn ich das Genre liebe, kann ich nicht in alles Zeit investieren und mir werden Gebiete verschlossen bleiben. Das Ende von Haubolds "Audienz" verstehe ich beispielsweise nicht, weil ich mich mit den unterschiedlichen Philosophen und deren Werken nicht auseinander gesetzt habe, sei es mangels persönlicher Interessen oder mangels Interesse meiner Lehrer (Unser Ethiklehrer in der Oberstufe sprang gern im Seitgalopp um uns herum und sang "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien", unser Deutschlehrer erklärte uns, "Herr der Fliegen" sei der zweite Teil der Trilogie, die mit "Herr der Ringe" beginnt). Eine Geschichte von mir fiel bei Testlesern durch, weil alle die Hauptfigur als zu naiv empfanden. Wer sich auch nur kurz in Entwicklungshilfe einliest, wird feststellen, dass die Realität des "Wir fliegen in ein anderes Land und tun Gutes" um vieles naiver ist als meine Darstellung. Die Frage ist jetzt, ob ich über den Rahmen einer Kurzgeschichte hinausgehe (Womit wir fast wieder bei der Diskussion um die Novellenkategorie sind, weil man Kurzgeschichte und Novelle eigentlich nicht mit einerlei Maß messen kann) und dieses Hintergrundwissen mitliefere oder ob ich mich damit abfinde, dass viele Leser nicht verstehen, was ich ausdrücken möchte.
Was ich damit sagen möchte: Die meisten SF-Leser sind Menschen, die sich höheren Künsten sicherlich nicht abgeneigt fühlen, die aber neben ihrem Alltagsleben weder die Lust, noch die Möglichkeit haben, sich mit einer gigantischen Bandbreite an Themen auseinander zu setzen, seien das Erzähltechniken, Naturwissenschaften, karnatische Musik oder Geschichte des frühen Mittelalters. Wenn ich nach 10 Stunden Arbeit und 2 Stunden Pendeln nach Hause komme, haue ich mich aufs Sofa und lese Justifiers. Eine Geschichte muss mich schon sehr mit Inhalt oder Sprache packen, dass ich mir die Mühe mache, sie verstehen zu wollen (Bei Aravind Adiga schlage ich beispielsweise gerne was nach).

Und ich sehe Indizien dafür, daß in der SF-Szene/Leserschaft etwas schief läuft und sie insbesondere in Deutschland in Gefahr ist, sich in ein Abseits zu manövrieren, in dem die SF keine Impulse mehr zur Weiterentwicklung empfangen kann.

Das Problem sehe ich nicht innerhalb der Szene, sonder darin, den an moderner Literatur Interessierten außerhalb der Szene SF als Literatur zu vermitteln. "Corpus Delicti" oder Atwood wirst du in Buchhandlungen und Bibliotheken unter allem finden, nur nicht unter "SF" und dementsprechend wirst du zwangsläufig viel weniger Publikum erreichen als du möchtest. Daran würde auch ein DSFP nichts ändern, der sich in die Statuten schreibt, vor allem die Hochliteratur zu fördern (Und meines Wissens legt sich der DSFP gar nicht fest, ob er mehr Wert auf außergewöhnlichen Inhalt oder auf Sprache und Stil legt. Die Diskussion müsste eigentlich raus aus diesem Thread und eine Grundlagendiskussion werden, ob man solche Statuten schafft).
Es mangelt meiner Ansicht nach in Deutschland nicht an geeigneten Lesern, es mangelt an Engagement, ihnen die SF oder auch die Fantasy als hochwertiges Genre nahezubringen. Aber es geht. Ich hatte in der Bücherei mal ein Gespräch mit einer Literaturinteressierten, die nicht wusste, was sie in ihrem nächsten Literaturkreistreffen vorstellen sollte. Mit Engelszungen habe ich sie bis zum Regal mit den phantastischen Romanen lotsen können und ihr dort "Blumen für Algernon" untergeschoben, das ihr sehr gut gefallen und sie zu der "Aha, das ist also auch SF!"-Erkenntnis geführt hat. Ebenso gibt es jetzt Stück für Stück wieder mehr SF im Kinder- Jugendbereich, so dass man hier ansetzen kann, um das Genre und seine Möglichkeitenwieder im Bewusstsein zu verankern.
"Weiterentwicklung" der SF sehe ich also auch als Aufgabe, Leserkreise außerhalb des Fandoms zu erschließen und ihnen begreiflich zu machen, welche hochwertigen Werke es innerhalb der SF gibt. Der deutsche Sprachraum ist nunmal viel kleiner als der englischsprachige. Wir müssen uns mit weniger Lesern zufrieden geben und auch mit Lesern, die nicht jeden Tag Hochliteratur lesen können oder wollen. Nach "Herz der Finsternis" passen bei mir erstmal nur ein oder zwei Jugendthriller rein oder ein bisschen Ballern mit Chris Ryan. Und Harry Potter hat mehr Kinder überhaupt erstmal wieder zum lesen gebracht als Mirjam Pressler. Ohne Basis keine Hochliteratur.

Edit: Stichwort "Nachwuchsförderung". Es laufen im Forum ja schon Anstrengungen: http://www.scifinet....mp;#entry189903

Bearbeitet von Nadine, 26 Juni 2011 - 09:03.

Europa ist nicht nur ein Kontinent.

 


#103 Uwe Post

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 08:48

Da ich meine Zeit lieber ins Schreiben einer neuen (sprachlich weitgehend massentauglichen) Geschichte investiere als in diese fruchtlose Diskussion, melde ich mich nur kurz mit einer wichtigen Information.

Im Interesse der Integrität des Preises stimme ich als Komiteemitglied auch in der Kurzgeschichten-Kategorie nicht mit ab, weil meine Ehefrau darin nominiert ist.

Das müsst ihr jetzt weder bedauern noch sonstwie kommentieren, es dient nur eurer Information.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#104 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 09:08

Das wiederum erinnert mich an einen Leserbriefschreiber in der Emma, der nach einem Fernsehauftritt Alice Schwarzers
schrieb, "hätte sie ein hübsches Mödchen geschickt, hätte man ihr vielleicht zugehört". Das Wort "Stil" hat unterschiedliche
Bedeutungsnuancen, darunter eine literarische und eine soziale. Ich glaube, Du und ich benutzen gerade nicht dieselbe.
Der "Stil", den ich meine, muß nicht schön und artig sein. Es steht Dir frei, mich deswgen für einen Ar**** zu halten. Völlig
widersprechen würde ich Dir nicht. Frank Haubold und ich sind ganz schöne Landplagen. Der liebe Gott wird sich was dabei
gedacht, daß er Euch mit solchen arroganten Säcken nervt. Gell, Frank?

Salute
MKI

So ist es, auch wenn ich mich manchmal im Nachhinein ärgere, dieses und jenes nicht diplomatischer ausgedrückt zu haben. Allerdings würde sich durch die verbindlichere Formulierung auch nichts an der jeweiligen Kernaussage ändern.

Gruß
Frank

#105 ArnoE

ArnoE

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 09:21

So ist es, auch wenn ich mich manchmal im Nachhinein ärgere, dieses und jenes nicht diplomatischer ausgedrückt zu haben. Allerdings würde sich durch die verbindlichere Formulierung auch nichts an der jeweiligen Kernaussage ändern.

Gruß
Frank


Ich finde es befremdlich, wenn du schreibst: Weil ich nicht nominiert wurde, schreibe ich keine Kurzgeschichten mehr, es sei denn ich werde dafür bezahlt.

Wie soll ich eine solche Aussage anders lesen, als "beleidigte Leberwurst"?

#106 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 09:51

Aber der DSFP? Lesende Laien? Ich bitte Dich †¦

Ich hab jetzt einfach mal bei diesen 3 bewusstseinsströmenden Sätzchen am Anfang statt "DSFP" in Gedanken "Hugo" eingesetzt, und habe so den Sonntag mit einem herzlich lauten Lacher begonnen. Dankeschön!

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#107 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 10:45

Ich finde es befremdlich, wenn du schreibst: Weil ich nicht nominiert wurde, schreibe ich keine Kurzgeschichten mehr, es sei denn ich werde dafür bezahlt.

Wie soll ich eine solche Aussage anders lesen, als "beleidigte Leberwurst"?

Das bleibt Dir überlassen.
Ich würde es allerdings anders formulieren: Es lohnt sich für mich nicht (mehr), 4, 8 oder 12 Wochen Arbeit in eine SF-Kurzgeschichte oder Erzählung zu stecken, wenn es am Ende höchstens noch ein Dutzend Leser gibt, die sich davon angesprochen fühlen. Das hat nichts mit "beleidigter Leberwurst" zu tun, sondern etwas mit Realitätssinn.

Lange Zeit hatte ich mir eingebildet, daß das Publikum den Unterschied zwischen Geschichten wie "Die Tänzerin" oder eben "Die Gänse des Kapitols" und der Majorität des heutzutage im SF-Bereich Veröffentlichten bemerken müsse, aber dem ist - wie eben auch die Nominierungslisten zeigen - offensichtlich nicht so. Das muß man als Autor akzeptieren, auch wenn es weht tut. Die Schlußfolgerung kann dann nur lauten: Für das, was ich schreibe, gibt es hierzulande keinen Markt, also muß ich die Konsequenzen ziehen. Die können lauten: Publikation im Ausland, Übergang zur längeren Form (Roman) und/oder Wechsel des Genres.

Ich denke, Michael und ein paar andere werden mich verstehen.

Gruß
Frank

#108 †  a3kHH

†  a3kHH

    Applicant for Minion status in the Evil League of Evil

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:09

Übergang zur längeren Form (Roman)

gekauft
*froi*

#109 ArnoE

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:16

Das bleibt Dir überlassen.
Ich würde es allerdings anders formulieren: Es lohnt sich für mich nicht (mehr), 4, 8 oder 12 Wochen Arbeit in eine SF-Kurzgeschichte oder Erzählung zu stecken, wenn es am Ende höchstens noch ein Dutzend Leser gibt, die sich davon angesprochen fühlen. Das hat nichts mit "beleidigter Leberwurst" zu tun, sondern etwas mit Realitätssinn.

Lange Zeit hatte ich mir eingebildet, daß das Publikum den Unterschied zwischen Geschichten wie "Die Tänzerin" oder eben "Die Gänse des Kapitols" und der Majorität des heutzutage im SF-Bereich Veröffentlichten bemerken müsse, aber dem ist - wie eben auch die Nominierungslisten zeigen - offensichtlich nicht so. Das muß man als Autor akzeptieren, auch wenn es weht tut. Die Schlußfolgerung kann dann nur lauten: Für das, was ich schreibe, gibt es hierzulande keinen Markt, also muß ich die Konsequenzen ziehen. Die können lauten: Publikation im Ausland, Übergang zur längeren Form (Roman) und/oder Wechsel des Genres.

Ich denke, Michael und ein paar andere werden mich verstehen.

Gruß
Frank


Oh, das verstehe ich nur allzugut. Die Konsequenzen, die du ziehst sind folgerichtig. Es gibt keinen Markt für SF-Kurzgeschichten und schon gar keine breite Leserschaft.
Die allermeisten Rückmeldungen, die ich für meine Stories erhalte, kommen per Mail, weil Menschen auf meine in der c't veröffentlichten Kurzgeschichten reagierten. In aller Regel beginnen sie mit dem Satz: Ich lese sonst keine Science Fiction ...
Daher stimme ich dir zu, dass die Publikation einer Story für die ich viel Arbeit investiert habe, ohne eine entsprechende Anerkennung, nicht sonderlich befriedigend ist.
Meine Reaktion darauf ist eher eine innerliche.
Sie aber auf diese Art und Weise, wie in diesem Thread, der eigentlich nur eine reine Information darstellt und der Freude der nominierten Autoren dienen sollte, publik zu machen, finde ich persönlich nicht gut. Denn du verbindest es gleichzeitig damit, Menschen, die ihre Zeit opfern, um etwas auf die Beine zu stellen, in die Schranken zu weisen. Und das finde ich nicht fair.

#110 Uwe Post

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:24

Dass man mit SF egal welcher Qualität kaum breite Leserschichten erreicht, ist unstrittig. Insofern, Frank, ist es in der Tat eine hinderliche Selbstbeschränkung, SF zu produzieren. Schreib Fantasy, Phantastik, oder einen Psychothriller, und schon hast Du zehn- oder hundertmal soviele Leser.
Herausgeber Future Fiction Magazine (deutsche Ausgabe) ||| Aktueller Roman: ERRUNGENSCHAFT FREIGESCHALTET ||| uwepost.de ||| deutsche-science-fiction.de

#111 Diboo

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:25

Übergang zur längeren Form (Roman)


Das ist überfällig.

"Alles, was es wert ist, getan zu werden, ist es auch wert, für Geld getan zu werden."
(13. Erwerbsregel)

"Anyone who doesn't fight for his own self-interest has volunteered to fight for someone else's."
(The Cynic's book of wisdom)

Mein Blog
 


#112 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:36

Ich finde es immer wieder interessant, an mir zu beobachten, dass ich Deinen Posts inhaltlich oft durchaus zustimme (was Du hier zu Inhalt und Stil schreibst, kann ich 100% unterschreiben), dass mich der Tonfall aber schon fast reflexartig zu Widerspruch reizt. Oder polemischer: Da Dir Stil so wichtig ist, solltest Du vielleicht auch ein bisschen am Stil Deiner Forumsbeiträge arbeiten. Mit einem weniger herablassenden Tonfall käme vielleicht der Inhalt auch eher an.

Mir geht es auch so. Bei mir ist der Effekt mittlerweile so groß, dass ich als potentieller Leser bereits einen Schritt zurückgetreten bin.
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Wer mal reinschauen will: http://www.goodreads.com/

#113 Lucardus

Lucardus

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 11:56

Der "Stil", den ich meine, muß nicht schön und artig sein. Es steht Dir frei, mich deswgen für einen Ar**** zu halten. Völlig
widersprechen würde ich Dir nicht. Frank Haubold und ich sind ganz schöne Landplagen. Der liebe Gott wird sich was dabei
gedacht, daß er Euch mit solchen arroganten Säcken nervt. Gell, Frank?

Du erwartest Respekt für deine Arbeit. Wir erwarten Respekt gegenüber dem (potentiellen) Publikum. Das ist alles.
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#114 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:06

unser Deutschlehrer erklärte uns, "Herr der Fliegen" sei der zweite Teil der Trilogie, die mit "Herr der Ringe" beginnt).


Den sollte man sich merken, der hat das Zeug zum Klassiker. Der schönste Blattschuß seit jenem
Verlagsmenschen, der einmal zu Karl Michael Armer sagte: "Der Julian Barnes doch nur wegen
seiner Frau so bekannt geworden." "Welcher Frau?" "Na, der Djuna Barnes." Woraus wir schließen
dürfen, daß die ehelichen Pflichten in diesem Fall nur durch ein spiritistisches Medium abgewickelt
werden konnten.

Was Du ansprichst, führt so weit, daß ich nur dreierlei anmerken möchte:

- Was jemand zur Entspannung liest, genießt oder konsumiert, ist seine Sache und ganz untadelig.
Ich finde nur, wenn jemand aus dem Status des nur den eigenen Launen folgenden Konsumenten
heraustritt, sei es, daß er als Autor veröffentlichen möchte oder daß er über die Vergabe eines
Literaturpreises miteinscheidet, sollte etwas verschärfte Ansprüche an sich stellen und ein bißchen
mehr über den Gegenstand Literatur wissen, als ihm mal hier und dort zugeflogen ist. Das ist
seinem Ansinnen geschuldet, zu dem er schließlich auch nicht geprügelt wird.

- Gerade wenn die Angehörigen der SF-Szene über die Grenzen der Szene hinaus etwas zur
Akzeptanz des Genres beitragen wollen, sollten sie sich um einen einigermaßen vernünftigen
Überblick der literarischen Leistungen in der SF bemühen. Schlimm genug, wenn außerhalb der
Szene Leute über die SF urteilen, die von, sagen wir, "The Fifth Head of Cerberus" oder "The Left
Hand of Darkness" noch nie etwas gehört haben. Noch schlimmer und quasi eine Selbstliquidierung
der Szene ist es aber, wenn es um die Kenntnisse und Beurteilungsmaßstäbe von Szene-Insidern
nahezu ebenso dürftig bestellt ist. Mein amerikanischer Kollege Carter Scholz hat sich seinerzeit
schimmelig darüber geärgert, daß er zwar für den John W. Campbell Award als bester neuer Autor
nominiert war, der Preis aber C.J. Cherryh verliehen wurde - an Blamagen dieser Art ist die
Geschichte der SF-Szene reich.

- Irgendjemand hat vor einigen Jahren geschrieben, daß Literatur wieder das geworden ist, was
sie einmal war: Die Sache einer Minderheit, eines kleinen Kreises von Liebhabern, die viel und
aufmerksam lesen, einander über ihre Entdeckungen informieren und so dafür sorgen, daß
zumindest in ihrem Kreis die Bücher kursieren, die es verdient haben. Ich bin dankbar, daß ich
auch einige solcher Spezies haben. Was mir Ralph Doege oder Michael Schneiberg empfehlen,
kann ich blind lesen. Bei dem, was in SF-Medien hochgejubelt wird, kann ich mit fast derselben
Sicherheit davon ausgehen, daß man mir Mist andrehen wil (rühmlicher Ausnahmen ungeachtet).

Von dem Begriff "Hochliteratur" halte ich übrigens nichts. Diesen Begriff gibt es meines Wissens
in keiner anderen Sprache der Welt. Die Literatur ist ein Kontinuum, und eine Aufgliederung in
irgendwie abgetrennte hohe oder niedrige Segmente kann ich nicht erkennen.

"Es gibt keine U- und keine E-Musik. Es gibt nur gute und schlechte Musik." (Leonard Bernstein)

Gruß
MKI

Bearbeitet von Michael Iwoleit, 26 Juni 2011 - 12:21.


#115 Mammut

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:08

Dass man mit SF egal welcher Qualität kaum breite Leserschichten erreicht, ist unstrittig. Insofern, Frank, ist es in der Tat eine hinderliche Selbstbeschränkung, SF zu produzieren. Schreib Fantasy, Phantastik, oder einen Psychothriller, und schon hast Du zehn- oder hundertmal soviele Leser.


Das halte ich ehrlich gesagt für ein Gerücht. War "Der Schwarm" nicht erfolgreich? Oder "Perry Rhodan"?
Und gibt es nicht ebenso viele erfolglose Fantasy, Phantastik und Psycho Thriller?

Als Kurzgeschichtenautor der SF schreibt, hat man 2.5 Preise, bei denen man nominiert werden kann und auch die meisten Anthologien werden von einem Fachpublikum gelesen und kommentiert.

Schreib doch mal eine nichtphantastische Geschichte. Da ist es doch viel schwerer, ein geeignetes Publikum zu finden und sich einen Namen zu machen.

#116 Mammut

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:10

Du erwartest Respekt für deine Arbeit. Wir erwarten Respekt gegenüber dem (potentiellen) Publikum. Das ist alles.


Nicht zu vergessen Respekt gegenüber der 15köpfigen Jury.

#117 Pogopuschel

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:13

Das halte ich ehrlich gesagt für ein Gerücht. War "Der Schwarm" nicht erfolgreich? Oder "Perry Rhodan"?
Und gibt es nicht ebenso viele erfolglose Fantasy, Phantastik und Psycho Thriller?


Das sind aber Ausnahmen. Wenn man sich die Bestsellerlisten anschaut, ist der Anteil an SF doch verschwindend gering. Und "Der Schwarm" ist inzwischen auch schon zu alt, um noch als gutes Beispiel herzuhalten.

#118 Gast_Michael Iwoleit_*

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:19

Du erwartest Respekt für deine Arbeit. Wir erwarten Respekt gegenüber dem (potentiellen) Publikum.
Das ist alles.


Respekt, wem Respekt gebührt. Ein potentielles Publikum sehe ich hier eigentlich nicht. Was
ich schreibe, interessiert in der Szene, von einer Handvoll Leutchen abgesehen, keinen Menschen.
Das hat mir die Nichtnomierung wieder einmal gezeigt. Dazu liegt mein Kram viel zu weit außerhalb
der SF-Lesererwartungen. Was der Grund dafür ist, daß ich meine Romanprojekte gar nicht erst bei
großen Verlagen anbieten. Also gibt's hier auch kein Publikum, dem ich auf die Füße treten könnte.
Nicht mal ein potentielles.

#119 Gast_Frank W. Haubold_*

Gast_Frank W. Haubold_*
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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:38

Sie aber auf diese Art und Weise, wie in diesem Thread, der eigentlich nur eine reine Information darstellt und der Freude der nominierten Autoren dienen sollte, publik zu machen, finde ich persönlich nicht gut. Denn du verbindest es gleichzeitig damit, Menschen, die ihre Zeit opfern, um etwas auf die Beine zu stellen, in die Schranken zu weisen. Und das finde ich nicht fair.

Okay, das kann man so sehen, aber mir ist kein anderer Ort eingefallen, und einen extra Ordner wollte ich deswegen schon gar nicht aufmachen. Es liegt mir fern, die Institution DSFP zu kritisieren oder diejenigen, die sich als Juror (unbezahlt) die Mühe machen bzw. der Tortur unterziehen, all das Zeug zu lesen, das hierzulande als SF veröffentlicht wird. Das verdient Respekt und Anerkennung, auch wenn ich (als Autor und Leser) die eine oder andere Entscheidung nicht nachvollziehen kann. Für mich als Autor war und ist der DSFP immer Ziel und Ansporn. Ich muß allerdings auch konstatieren, daß die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zum Trivialen und Vordergründigen auch vor dem Genre SF und seinen Institutionen nicht haltmacht, so daß die Zahl Gleichgesinnter abnimmt und damit auch die Motivation, SF zu schreiben. Das wollte ich nur klarstellen, und nicht etwa anderen Leuten den Spaß an ihrem Hobby (oder ihrer Passion) verderben.

Gruß
Frank

Bearbeitet von Frank W. Haubold, 26 Juni 2011 - 12:41.


#120 †  a3kHH

†  a3kHH

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Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:42

Ich muß allerdings auch konstatieren, daß die gesamtgesellschaftliche Entwicklung zum Trivialen und Vordergründigen auch vor dem Genre SF und seinen Institutionen nicht haltmacht, so daß die Zahl Gleichgesinnter abnimmt und damit auch die Motivation, SF zu schreiben.

Nur zu wahr.
*Stoßseufzer*


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