Bekanntgabe der Nominierungen für den Deutschen Science Fiction Preis 2011
#121
Geschrieben 26 Juni 2011 - 12:44
#122
Geschrieben 26 Juni 2011 - 14:43
#123
Geschrieben 26 Juni 2011 - 15:38
Die Kritik trifft nicht. Indem MKI ebenso "daß" schreibt, zeigt er lediglich, daß er sich von einer Horde Germanisten, die von ihm (und auch von mir) nicht berufen worden ist, seine (und auch meine) Schriftsprache zu verändern, nichts sagen läßt.P.S.: Und nebenbei, Michael, nachdem du auf der Thematik Rechtschreibung, Orthografie, Korrektoratsfähigkeiten usw. schon herumgeritten bist: Es heißt nicht "potentiell", sondern "potenziell".
#124
Geschrieben 26 Juni 2011 - 15:39
Schade, ausgerechnet jetzt, wo Du endlich Geschichten schreibst, die mir gefallen. :(Leider kam es aber wie erwartet, und deshalb wird es ab 2012 keine SF-Kurzgeschichten aus meiner Feder mehr geben, es sei denn, sie würden angemessen honoriert.
Andererseits: Jetzt kannst Du im DSFP-Komitee mitmachen, ohne daß Die dabei ein Interessenkonflikt entstehen kann. Ja, das ist ernstgemeint!
Das geht verfahrenstechnisch nicht. Bei der Endbewertung muß jedes in einer Kategorie abstimmende Komiteemitglied *allen* nominierten Werken eine Punktzahl zwischen 0 (schlechteste) und 15 (beste) geben, wobei 0 und 15 zwingend je mindestens einmal vergeben werden müssen (relative Benotung, keine absolute) und mehrfach dieselbe Punktzahl vergeben werden kann. Wenn ein Komiteemitglied also aufgrund eines Interessenkonflikts eins der nominierten Werke nicht bepunktet, käme das in der Auswertung 0 Punkten gleich, würde das Ergebnis also erheblich verfälschen.Bedeutet das, daß Du dich wegen des Interessenskonfliktes in beiden Kategorien der Stimme enthältst oder wirst Du in beiden Fällen für etwas anderes stimmen?
Noch kurz zum Nominierungsverfahren, da die auf der alten DSFP-Homepage zu findende Geschäftsordnung nicht die aktuelle ist und sich das Verfahren der Nominierungen geändert hat: Alle Komiteemitglieder sind aufgerufen, eine vom Komiteevorsitzenden vorher festgelegte Maximalzahl (es dürfen also auch weniger sein) von Werken in den beiden Kategorien Roman und Kurzgeschichte (es gibt immer wieder Überlegungen für weitere Kategorien wie Novelle oder Jugendbuch, in beiden Fällen reicht nach meiner Meinung die Zahl der erscheinenden Werke für eine eigenständige Kategorie nicht aus) zur Nominierung vorzuschlagen. Diese werden dann gesammelt, und alle nur von einem Komiteemitglied vorgeschlagenen Werke fallen heraus. Das waren in diesem Jahr 5 Romane und 18 Kurzgeschichten (darunter auch die von mir vorgeschlagene Kurzgeschichte "Die Gänse des Kapitols"), die von nur einem Komiteemitglied vorgeschlagen wurden und es daher nicht auf die Nominierungsliste geschafft haben. Es gibt dann die Möglichkeit, komiteeintern über die Nominierungen zu diskutieren, um eventuell noch Werke, die nach Meinung von weiteren Komiteemitgliedern auf die Nominierungsliste gehören, nachnominieren zu können. In der Kategorie Roman kam es in diesem Jahr zu einer Nachnominierung, bei den Kurzgeschichten nicht. Bei den Kurzgeschichten wurden wowohl Nachnominierungen diskutiert als auch Möglichkeiten, die Zahl der Nominierungen weiter zu reduzieren.
Wir arbeiten seit vielen Jahren daran, das Nominierungsverfahren so zu gestalten, daß möglichst alle preiswürdigen Werke auf der Nominierungsliste landen und möglichst keine nichtpreiswürdigen Werke hineinkommen. Ob dies gelungen ist, hängt stark vom jeweiligen Betrachter ab - persönlich habe ich in jedem Jahr Werke, die aus meiner Sich hätten nominiert werden sollen, es aber nicht wurden, und manchmal sind auch Werke auf der Nominierungsliste, die ich nicht für preiswürdig erachte. Andere Komiteemitglieder sehen das anders, denn sonst sähe die Nominierungsliste nicht so aus. Für die Verbesserung des Nominierungsverfahrens waren Anregungen und konstruktive Kritik, z. B. von Helmuth W. Mommers und Frank W. Haubold, sehr wichtig. Wenn also jemand einen guten Vorschlag hat, wie sich das Nominierungsverfahren verbessern läßt, bitte ich darum, ihn hier oder per PM an mich mitzuteilen. Vielen Dank!
Kungeleien sind auch ohne Autoren, Herausgeber oder Verleger im Komitee möglich, denn sie entstehen immer dann, wenn jemand seine persönlichen Ziele, beispielsweise seinem Lieblingsautor den Preis zuzuschustern, wichtiger genommen werden als die möglichst korrekte Komiteearbeit. Das liefe dann nach dem Motto "Wenn du meinen Lieblingsautor gut bewertest, bewerte ich auch deinen Lieblingsautor gut". Verhindern läßt sich so etwas nicht, man kann alledings Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, und eine recht gute Vorsichtsmaßnahme ist es, möglichst viele und möglichst verschieden an die Aufgabe herangehende Komiteemitglieder zu haben. Solange die meisten Komiteemitglieder ihre Aufgabe ernst nehmen und nicht schummeln, kungeln oder taktieren, fallen die möglicherweise vorhandenen wenigen Schummler nicht ins Gewicht, außerdem würden sie, wenn enttarnt, aus dem Komitee fliegen. Das garantiert natürlich nicht, daß irgendwann die Schummler den Laden übernehmen können, daher ist auch eine kritische Betrachtung von außen notwendig. Um gekehrt liegt in der Mitgliedschaft weniger Autoren, Herausgeber oder Verleger für das Komitee auch ein großer Vorteil, denn diese Mitglieder erweitern die Sichtweisen mit denen das Komitee die relevanten Werke betrachtet. Daher bin ich persönlich der Meinung, daß ein paar weitere Autoren, Herausgeber oder Verleger dem DSFP-Komitee guttun würden, insbesondere wenn es gelänge, auch noch einige weitere passionierte Leser mit hinzuzugewinnen. Daher meine ausdrückliche Einladung an Euch: Werdet Komiteemitglied! Das ist zwar eine Heidenarbeit, die überhaupt nicht adäquat gewertschätzt wird, aber das Gefühl kennt Ihr ja. Auch brauchen wir dringend einige weibliche Komiteemitglieder, da uns als reiner Männerclub eine wichtige Perspektive völlig fehlt!Ich halte es generell für fragwürdig, wenn im Genre tätige Autoren gleichzeitig als Juroren tätig sind.
KLP-Verhältnisse sind dann vorprogrammiert.
Der täuscht. Frank W. Haubold hat den DSFP gewonnen, weil er Werke verfaßt hat, die im entsprechenden Jahr der Mehrheit der Komiteemitglieder am besten gefallen haben. Nicht daß jetzt jeder Autor meint, durch genügend Gemeckere bekäme er irgendwann den DSFP - es muß schon eine gute Geschichte sein, die den Geschmack des Komitees trifft. Ja, das Komitee vergibt den Preis nicht auf rein objektiber Basis. Erschütternd? Keineswegs, Literatur (wie wohl jede Form von Kunst) läßt sich nicht rein objektiv bewerten, denn sonst könnten auch Computer Kunst verstehen, und alle Menschen wären sich einig darüber, was gut ist und was nicht.Hast du nicht so lange am DSFP rumgemeckert bis du ihn gewonnen hast? Das ist doch auch eine Beeinflussung und die scheint gewirkt zu haben. Oder täuscht der Eindruck?
Beides falsche Reaktionen. Die einzig richtige Reaktion ist, daß Du Komiteemitglied wirst. Das meine ich absolut ernst!Irgendwie fällt mir bei dieser Wendung der Diskussion auf, daß Frauen in der Jury eklatant untervertreten sind. Soll ich jetzt rumheulen und einen Gleichstellungsbeauftragten fordern?
Oder mich lieber freuen, daß wir es trotzdem zu dritt auf die Liste geschafft haben? Das sind 25 % Frauen und damit mehr als der Anteil der Frauen an der Gesamtproduktion. Cool.
Zu beiden Geschichten kann ich mich nicht äußern, da es mir leider nicht gelungen ist, Nova 17 (und 16) in meinen Besitz zu bringen. Eine zugegeben provokante Frage möchte ich mir aber doch erlauben: Beide Erzählungen sind in Nova 17 veröffentlicht worden. Wenn die eine so schlecht sein soll, wieso habt Ihr sie dann in Nova veröffentlicht?Übrigens geht's hier nicht um die Prämierung, sondern um die Tatsache der Nichtnominierung. Wem
der eklatante Niveauunterschied zwischen Florian Hellers Geschichte und meiner nicht mit dem nackten Arsch
ins Gesicht springt, dem ist nicht zu helfen.
Damit hast Du das Problem vermutlich recht genau getroffen: Wie ist Literatur zu bewerten? Blöderweise gibt es da keine wirklich objektive Bewertungsmöglichkeit, sonst bräuchte über Kunst ja nicht diskutiert werden, da eh jeder objektiv zum gleichen Ergebnis kommen würde. Zum Problem der Beurteilung gehört auch, wie man die einzelnen Bereiche gewichtet. Eine Geschichte besteht ja nicht nur aus Stil, da gibt es noch Sprache, Handlung, Hintergrund sowie die Glaubwürdigkeit dieser zwei, Personencharakterisierung, Charakterentwicklung (die in kürzeren Geschichten fehlen darf), Spannungsbogen, Lesbarkeit, ob mich der Text fesselt, das Gefühl, das der Text bei mir erzeugt, ob ich den Text auch beim zweiten Lesen noch genießen kann, und weitere. Jeder dieser Bereiche wird von jedem Leser anders wahrgenommen, oft sogar durch die Leseumstände beeinflußt (wenn ich beim Lesen schlecht gelaunt bin, bin ich ergheblich kritischer und bewere den Text erheblich schlechter, einer der Gründe, weshalb ich möglichst viele Texte zweimal lese), und auch die Gewichtung zwischen den einzelnen Bereichen ist individuell unterschiedlich. Wenn ein Text in den meisten Bereichen gut ist, in ein paar jedoch schwächelt, bin ich bereit, das zu akzeptieren. Kann er jedoch nur in einem Bereich überzeugen und in allen anderen nicht, ist das für mich unzureichend. Würden Texte ausschließlich nach ihrem Schreibstil bewertet, hätte die eigentliche Erzähltechnik überhaupt keinen Wert mehr - viellleicht ein Grund, warum der von mir als sehr treffend erachtete Begriff Erzählung kaum noch verwendet wird. Stil um des Stils willen, Kunst um der Kunst willen halte ich für einen ungeeigneten Ansatz, da Kunst meiner Meinung erst durch ihre Wirkung beim Rezipienten zur Kunst wirkd, nicht Kunst aus sich selbst heraus sein kann. Da also die Kunst erst durch ihre Wirkung definiert wird, muß logischerweise (zugegeben, Logik auf Kunst anzuwenden ist eine Kunst ) bei der Bewertung der Kunst auch ihre Rezeption und Wirkung im Vordergrund stehen. Diese ist vom Konsumenten abhängig, was das Ganze so schwierig macht - hat der Rezipient das Werk nicht verstanden, weil das Werk zu unverständlich ist oder weil der Rezipient zu blöd ist? Auch das eine Frage, auf die es keine eindeutige, objektive Antwort gibt. Verfolgt man den statistischen Ansatz (die Ansicht der Mehrheit ist korrekt), gerät man in die Gefahr, das Niveau zu senken (zumal in einer verblödenden Gesellschaft), stellt man sich auf den Standpunkt, was der Künstler versteht, haben auch die Rezipienten zu verstehen, droht man den Kontakt zum Publikum zu verlieren, was letztlich dessen Niveau abrutschen lassen wird. Ich halte hier einen Mittelweg für sinnvoll: Der Autor sollte sich bemühen, dem Leser Brücken zum Verständnis zu bauen. Damit wäre die Verständnisschwelle ein weiterer Bewertungsbeich für Kunst.Das Problem sehe ich darin, daß Leute, die in einer Preisjury sitzen. mehr mitbringen sollten, als nur die oberflächliche
Handlung wahrzunehmen und sonst gar nichts. Die Rezeption von Frank Haubolds Geschichten krankt seit Ewigkeiten
daran, daß die meisten Leser außerstande sind zu erkennen, wie nebensächlich die Handlung und wie wichtig der Stil
ist (in den meisten Geschichten, von der einen oder anderen Bradbury-Hommage abgesehen, eine Tranformation romantischer
Lyrik in SF-Szenarios - Frank mag mir die Vereinfachung an dieser Stelle verzeihen).
Da möchte ich Dir widersprechen. Die primäre Wahrnehmungsebene, ausschlaggebend für die Erinnerung an das Werk, ist die Emotion und deren Tiefe während der Rezeption. Die Musik eines Konzerts kann toll gewesen sein, wenn ich auf einem sehr unbequemen Stuhl gesennen habe, werde ich mich hauptsächlich an den Ärger darüber erinnern, da ich kaum Gelegenheit hatte, mich der Musik zu erfreuen. Wenn ich ein Buch mit tollem Stil und toller Sprache lese, ich aber vor Langeweile beim Lesen fast einschlafe, ist meine Erinnerung an das Buch vor allem die Langeweile. Daher reicht aus meiner Sicht der Stil alleine nicht aus, um eine Erzählung zu bewerten.Und ich muß Dir widersprechen. Das ist ein grundsätzliches Mißverstöndnis, dem gerade viele junge Autoren erliegen. Nichts
gegen guten Plot und Background. Aber es ist das "Wie", das einen Schriftsteller ausmacht. Das ist die primäre Ebene, auf
der man einen Text wahrnimmt. Das ist auch in anderen Kunstformen so. Ein guter Jazzmusiker kann die banalsten Schlager
spielen, und bei ihm wird Kunst daraus, weil er eine ganz andere Ausdrucksebene erreicht. (Man erinnere sich an an Miles
Davis, der Songs von Madonna und Cindy Lauper nachgespielt hat).
Da sprichst Du in der Tat einen wichtigen Punkt an: Viele Fans der Literaturgattung, in der es um die Zukunft geht und die somit logischerweise besonders fortschrittlich sein sollte, sind zielich konservativ und altmodisch. Das scheint auch für andere Untergenres der Phantastik zu gelten, ein Autor, der in so ziemlich allen Spielarten der Phantastik geschrieben hat, sagte mir, nur die Fantasyfans seien noch konservativer und phantasieloser als die SF-Fans. Schon widersprüchlich...Aber ich wäre nicht der erste, der die Erfahrung macht, daß man sich mit solchen Dingen geradewegs aus der SF
herausschreibt. Einige der besten Autoren der amerikanischen SF, Barry Malzberg oder John Sladek, sind angefeindet
worden, weil dem durchschnittlichen SF-Leser offenbar nicht einmal die einfachsten stream-of-conscious-Techniken
oder moderne Erzöhlstrategien geläufig sind - literarische Techniken, die teilweise schon über 100 Jahre alt sind.
Es ist schon eine Kunst für sich, ein komplettes Jahrhundert zu verpennen und sich am Anfang des 21. die Augen
zu reiben, weil man die Welt nicht mehr versteht.
Mir passiert es relativ häufig, daß ich den Eindruck habe, der Autor habe die falsche Erzählform gewählt. Es gibt Romane, die sich wie eine mit Unmengen unnützem Füllsel aufgeblasene Kurzgeschichten lesen oder zwar Romane sind, ihre Substanz aber nur für eine Kurzgeschichte gereicht hätte. Nur sehr selten sehe ich den umgekehrten Fall, in dem ich mir denke, aus dieser Kurzgeschichte oder Novelle hätte man einen guten Roman machen können. Die meisten dieser über größeres Potential verfügenden Kurztexte sind auch in dieser komprimierten Form, vielleicht sogar *wegen* der Konzentration auf das Wesentliche, hervorragende Werke. Um bei Deinem Bild zu bleiben: Wenn man vorsichtig genug ist, kann man mit einem Flugzeugmotor motorradfahren, ein Flugzeug mit einem Motorradmotor vom Boden zu bekommen, ist jedoch nur unter besonderen Bedingungen möglich.Tja, das ist Deine persönliche Vorliebe, aber kein Qualitätskriterium für einen Literaturpreis. Eine Kurzgeschichte schreibt man,
wenn man das Konzept für eine Kurzgeschichte hat. Eine Novelle schreibt man, wenn der Stoff es erfordert. Eine Novelle mit den
Erwartungen an eine Kurzgeschichte zu messen, ist ungefähr so sinnvoll, als wenn man einem Flugzeug vorwirft, daß man damit
nicht Motorrad fahren kann.
Wie heißt es so schön: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Du scheinst der Ansicht zu sein, Zyklen und Serien seien per se schlecht oder böten nichts neues. Auch hier möchte ich Dir widersprechen: Sie bieten im Gegenteil die besondere Chance, dem Leser neue Erkenntnisse in größerer Deutlichkeit nahezubringen als bei einem komplett neuen Setting, denn in der vertrauten Umgebung der Serie fällt eine Veränderung viel mehr auf als bei einem Text, an dem alles neu ist. Frank W. Haubold hat mir diese Möglichkeit sehr schön mit seinem in "Die Schatten des Mars" zusammengefaßten Mars-Kurzgeschchtenzyklus gezeigt. Daß leider nur wenige Serienautoren diese Möglichkeit nutzen, mag den gleichen Grund haben wie die Tatsache, daß auch nur wenige Nichtserienautoren sich bemühen, Neues in ihre Erzählungen einzubringen. Zu Deinem letzten Satz: Mag sein, daß ein vernünftiges Stück den Leser zwingt, sich nach ihm zu richten. Aber ein *gutes* Stück *hilft und unterstützt* den Leser dabei, sich nach ihm zu richten, idealerweise so, daß dem Leser gar nicht wirklich bewußt wird, daß ihm gerade etwas beigebracht wurde. Ich sehe hier einen Dualismus - klar hat der Leser sich zu bemühen, den Autor zu verstehen, aber genauso hat auch der Autor sich zu bemühen, seine Intention dem Leser verständlich zu machen. Gelingt dem Autor das nicht, hat er zumindest bei diesem Leser versagt. Betrift das einige wenige Leser, kann der Autor das verschmerzen, wird er jedoch von der Mehrheit der Leser nicht verstanden, sollte sich der Autor fragen, ob er vielleicht etwas falsch macht. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will damit nicht sagen, daß der Autor da zwangsläufig etwas falsch macht, aber er sollte darüber *nachdenken*, und ich will keinesfalls erreichen, daß der unverstandene Autor sein Niveau senkt, um dem Massengeschmack zu entsprechen, ganz im Gegenteil! Es wäre aber wünschenswert, wenn sich der Autor überlegt, wie er, ohne sein erzählerisches Niveau zu senken, seine Geschichten *verständlicher* gestalten kann, den Lesern also eine Hilfestellung gibt. Wenn sich das in der Erzählung selbst nicht realisieren läßt, gibt es auch noch die Möglichkeit, in Vor- oder Nachwort einige Dinge zu erklären. Durch die Hilfestellung bringt der Autor die Leserschaft letztlich auf sein hohes Niveau hinauf, und dmit ist dann beiden Seiten geholfen.Es ist ein seltsames Phänomen, das ich bei SF-Lesern immer wieder antreffe: Die Leute lesen, um Erwartungshaltungen bestätigt
zu finden, und alles, was diesen Erwatungen nicht entspricht, ruft bestenfalls Irritation hervor. Ich finde diese Haltung völlig
absurd. Ich lese nicht, um mich bestätigt zu finden, sondern um meine Erfahrungen und Sensibilitäten zu erweitern. Ansonsten
könnte ich gleich immer wieder dieselben Bücher lesen (was ja viele SF-Leser de facto tun, siehe die Zyklen- und Serien-Manie).
Ein vernünftiges Stück zwingt den Leser, sich nach ihm zu richten. Literatur, die sich nach den Lesererwartungen richtet, ist das
Papier nicht wert, auf dem es gedruckt wurde.
Hier geht es wieder um die Frage, ob der Künstler auf zu hohem Niveau, möglicherweise sogar abgehoben oder verdreht arbeitet, weil ihn das Publikum nicht versteht, oder ob das Publikum zu blöd ist. Du schriebst weiter oben, daß die guten Herausgeben und Verleger ihre Fähigkeiten auch nicht über Nacht hatten, sondern sie sich hart erarbeiten mußten - dasselbe gilt auch für Leser! Auch Leser müssen lernen, die Qualität von Erzählungen zu bewerten, und das funktioniert nicht, wenn man sie gleich zu Anfang mit Werken auf höchstem Niveau traktiert, die die Fähigkeiten des Lesers übersteigen, das Erzeugt nur Frustration auf beiden Seiten. Mit dieser methode ist es der Schule sehr erfolgreich gelungen, mein Interesse für Literatur systematisch zu zerstören - mag sein, daß es Lehrer gibt, die mir damals die verwendeten uralten, der heutigen Realität völlig entfremdeten Texte hätten nahebringen können, leider hatte ich keine solchen Deutschlehrer. Ich habe mir das später selbst erarbeiten müssen, und ich denke, ich habe eine ganz ordentliche Entwicklung zustandegebracht, was ich daran festmache, daß ich Texte, die ich vor 11 Jahren, als ich zum DSFP-Komitee gekommen bin, noch gut fand, heute oft deutlich schlechter einschätze. Inzwischen habe ich manchmal den Eindruck, daß ich *zu* kritisch geworden bin. Auf dem Weg zum besseren Literaturverständnis haben mir Diskussionen (wie diese), Rezensionen anderer und theoretische Texte sehr geholfen, aber die wichtigste Hilfe waren Erzählungen, die für mich erkennbar auf einem höheren Niveau geschrieben waren als das, was ich zu dem Zeitpunkt sicher verdauen konnte, aber so eingängig verfaßt waren, daß sie es mir ermöglicht haben, mich mit ihrer Hilfe eine Stufe hinaufzuarbeiten. *Solche* Geschichten gehören ausgezeichnet! Sinnvollerweise müßte man Literaturpreise in Kategorien, die das Niveau der Geschichten berücksichtigen, vergeben, und auf jeder Niveauebene diejenigen Werke auszeichnen, die es dem Leser erleichtern, die nächsthöhere Niveaustufe zu erklimmen, denn diese Werke sind es, die den Leser weiterentwickeln und ohne die der Leser kaum aus der "literarischen Krabbelstube", wie Du das unten so schön ausdrükst, herauskommt.Du scheinst unter Stil ausschließlich Schnörkel und verbale Schönfärberei zu verstehen. Es gibt noch tausend andere Dinge, die durch
Stil hergestellt werden: Ton, Textur, Tönung, Farbe, Atmosphäre, Stimmungen, psychische Zustände. Für jedem Leser einigermaßenj
moderner Literatur sind das völlig geläufige Dinge, aber die SF-Leser scheinen darüber hinwegzulesen, als existiere alk das gar nicht.
Das heißt: die entscheidenden Dinge werden gar nicht wahrgenommen.
Im Übrigen möchte ich mich gern weiterentwickeln. Wenn Du ein gutes, auch für Naturwissenschaftler verständliches Lehrbuch zur Literaturanalyse und -kritik kennst, bitte nenn mir die bibliographischen Daten, damit ich es lesen kann!
Eine banale Handlung ist an sich nichts schlechtes - fast unser ganzes Leben ist banal. Die Frage ist, was der Autor daraus macht, und ob sich am Schluß eine runde und stimmige Erzählung ergibt oder nicht.Hast Du jemals "Herz der Finsternis" von Joseph Conrad
gelesen? Eine Erzählung, deren Plot banal ist, wenn man ihn nachzuerzählen versucht, und trotzdem eine der größten Erzählungen
der Weltliteratur.
Was ist so schlimm daran, daß die SF endlich ihr Ghetto verläßt? Doch höchstens die traurige Tatsache, daß die meisten SFler den Schritt aus dem Ghetto nicht schaffen (wollen?). Jahrzehntelang haben SF-Autoren und SF-Fans sich bitterlich beklagt, daß die SF von der "richtigen" Literatur ignoriert wird. Nun geschieht das endlich (wenn auch leider nicht unter der Bezeichnung SF, was es schwer macht, die wenigen interessanten Titel aus dem Wust der allgemeinen Literaturerscheinunge herauszufischen), und nun beschert sich die SF-Szene darüber, daß ihnen ihr Genre "geklaut" wird? Das ist doch irrsinnig! Die SF "verflüchtigt" sich nicht im Mainstream, sie befruchtet ihn - nur leide weigert sich die S-Szene, sich im Gegenzug vom Mainstream befruchten zu lassen. *Das* gefährdet unser geliebtes Genre. Das Ganze ist ein wenig wie die Diskussion über die Globalisierung - man will zwar billige Fernseher aus Fernost, beklagt sich aber, wenn dadurch Abreitsplätze bei uns wegfallen, statt die Chancen zu nutzen und unser *Wissen* zum Nutzen aller einzusetzen. Dafür muß man natürlich über nützliches Wissen verfügen, auf die SF übertragen also müssen wir, Fans wie Autoren, fragen, ob wir die Fähigkeit und den Willen haben, uns mit der Mainstreamliteratur auseinanderzusetzen und daraus bessere, den Qualitätsanforderungen außerhalb unseres schützenden Ghettos entsprechende Texte zu erstellen. Wenn die dann auch noch so eingängig geschrieben sind, daß sie auch im Ghetto verstanden werden, *dann* hat die SF als Ganzes eine gute Zukunft, ansonsten wird sie zweigeteilt zwischen denen, die den Schritt aus dem Ghetto nicht geschafft haben und denen, die es geschafft haben.Doch, genau das. Das ist der entscheidende Punkt. "Sense of Wonder" ist ein Konzept von gestern, ein Kriterium aus der Teenagerzeit
der SF. Wir befinden uns inzwischen im 21. Jahrhundert. Zeit, geistig endlich mal die Windeln abzulegen. No offence intented, Uwe.
Mir geht's um das Schicksal unseres geliebten Genres. Nicht umsonst beginnt sich die anspruchsvolle SF allmählich in den Mainstream
zu veflüchtigen. In den Siebzigern wurde die beste SF von Alice Sheldon geschrieben. Heute zeigen uns Mainstream-Autoren wie Richard
Powers, wie es geht. Nicht mehr lang, und wir tummeln uns wieder in der literarischen Krabbelstube.
Gut, dann kam das falsch bei mir an, wohl aufgrund Deines recht polemischen, äh, Stils. In dieser Hinsicht sind wir uns im Grunde einig - solange die SF ihre Nase nicht aus ihrem kleinen, kuscheligen, geschützten Ghetto steckt, wird sie sich kaum weiterentwickeln (dazu paßt die Bezeichnung Inzucht recht gut), und solange das nicht passiert, wird die allgemeine Literatur die SF weiterhin als Genre ignorieren. Interessant ist dabei, daß die allgemeine Literatur sich nicht zu schade ist, das erzählerische Potential der SF zu nutzen, auch wenn es Jahrzehnte gedauert hat, um festzustellen, daß die Zukunft eigentlich ein viel interessanteres Feld ist als Vergangenheit und Gegenwart, man nennt es bloß anders, um nicht in den Ruch zu geraten, zum SF-Ghetto zu gehören. Im Gegenzug schafft es die ghettoisierte SF nicht, das erzählerische und stilistische Potential zu nutzen, das die hochkompetitive allgemeine Literatur in der Zwischenzeit erarbeitet hat. Das Ganze erinnert mich sehr an die biologische Evolution, wenn eine lange isolierte Population wieder mit dem Hauptteil in Kontakt kommt: Der hochkompetitive Hauptteil der Literatur hat die positiven Eigenschaften der SF aufgenommen und entwickelt sie bereits fleißig weiter, während die SF-Szene bloß über schwindende Fanzahlen und Verkaufszahlen lamentiert. Wenn die normalen, nicht im Fandom-Ghetto festsitzenden SF-Leser ersteinmal kapieren, daß sie an anderer Stelle in der Buchhandlung qualitativ viel bessere SF finden als in der SF-Ecke, werden sie der SF in Scharen davonlaufen. Die einzige Überlebenschance der SF ist nicht, sich einzuigeln und jeden Einfluß von außerhalb abzulehnen, sondern sich zu öffnen und unsere Stärke auszuspielen: Wir haben viele interessante und aktuelle Themen zu bieten, die dem Publikum nun in adäquater Qualität nahegebracht werden können. Wenn wir diese Qualität nicht liefern, tuns die anderen.Verbissen waren meine Argumente nicht gemeint. Mir geht's um die Richtung, die ungefähre Einordnung der Dinge. Und
ich sehe Indizien dafür, daß in der SF-Szene/Leserschaft etwas schief läuft und sie insbesondere in Deutschland in Gefahr ist,
sich in ein Abseits zu manövrieren, in dem die SF keine Impulse mehr zur Weiterentwicklung empfangen kann.
Wenn ich Dir einen Rat geben darf: Lies sie nicht nochmal. Ich zumindest bin mit der Zeit deutlich kritischer geworden, und als ich einige mich vor 10 bis 20 Jhren beeindruckt habende Bücher vor kurzen erneut gelesen habe, war ich mit einer Ausnahme ziemlich enttäuscht. Heute würde ich diese Bücher nur noch als Mittelmaß einstufen. Für mich bleiben es aber Empfehlungen für Neulinge.Wenn ich mein Bücherregal mal wieder durchwühle, dann erinnern mich einige Bücher immer noch an ihren Inhalt der mich damals beeindruckt hat. Was bei manchen schon 30 Jahre her ist.
Mein Reden seit vielen Jahren.Es mangelt meiner Ansicht nach in Deutschland nicht an geeigneten Lesern, es mangelt an Engagement, ihnen die SF oder auch die Fantasy als hochwertiges Genre nahezubringen. Aber es geht.[...]
"Weiterentwicklung" der SF sehe ich also auch als Aufgabe, Leserkreise außerhalb des Fandoms zu erschließen und ihnen begreiflich zu machen, welche hochwertigen Werke es innerhalb der SF gibt. [...] Ohne Basis keine Hochliteratur.
Bei der Kernaussage stimme ich Dir und Michael ja im Großen und Ganzen auch zu.So ist es, auch wenn ich mich manchmal im Nachhinein ärgere, dieses und jenes nicht diplomatischer ausgedrückt zu haben. Allerdings würde sich durch die verbindlichere Formulierung auch nichts an der jeweiligen Kernaussage ändern.
Ich verstehe Dich, aber es gefällt mir nicht. Damit fehlen dann nämlich Deine Werke als gute Beispiele. Ich gebe zu, daß ich mit Deinen melancholischen Geschichten relativ wenig anfangen kann, das ist so gar nicht meine Art. Seit Du auch Geschichten wie "Heimkehr" und "Die Gänse des Kapitols" schreibst ("Die Audienz" habe ich leider noch nicht gelesen), hat sich das geändert. Du bist gerade dabei, Dir eine neue Leserschicht zu erschließen (und dabei möglicherweise die alte abzustoßen). Wobei mich das Ende von "Die Gänse des Kapitols" etwas geärgert hat, denn für das Verschwinden der einen Hauptperson gibt es keine (mir erkennbare) Erklärung. Da hatte ich auf eine weitere Geschichte aus diesem Universum gehofft, die diese und andere Lücken füllt.Ich würde es allerdings anders formulieren: Es lohnt sich für mich nicht (mehr), 4, 8 oder 12 Wochen Arbeit in eine SF-Kurzgeschichte oder Erzählung zu stecken, wenn es am Ende höchstens noch ein Dutzend Leser gibt, die sich davon angesprochen fühlen. Das hat nichts mit "beleidigter Leberwurst" zu tun, sondern etwas mit Realitätssinn.
Lange Zeit hatte ich mir eingebildet, daß das Publikum den Unterschied zwischen Geschichten wie "Die Tänzerin" oder eben "Die Gänse des Kapitols" und der Majorität des heutzutage im SF-Bereich Veröffentlichten bemerken müsse, aber dem ist - wie eben auch die Nominierungslisten zeigen - offensichtlich nicht so. Das muß man als Autor akzeptieren, auch wenn es weht tut. Die Schlußfolgerung kann dann nur lauten: Für das, was ich schreibe, gibt es hierzulande keinen Markt, also muß ich die Konsequenzen ziehen. Die können lauten: Publikation im Ausland, Übergang zur längeren Form (Roman) und/oder Wechsel des Genres.
Ich denke, Michael und ein paar andere werden mich verstehen.
Ich würde mich auf einen Roman aus Deiner Feder *sehr* freuen!
Sehr schön formuliert. Danke!Du erwartest Respekt für deine Arbeit. Wir erwarten Respekt gegenüber dem (potentiellen) Publikum. Das ist alles.
Da stimme ich Dir zu. Das Problem ist, daß sich die SF-Szene selbst ghettoisiert. Sie mag irgendwann mal da reingedrängt worden sein, aber nun fühlt sie sich offenbar so wohl darin, daß sie gar nicht wieder rauskommen will. Das ist aus meiner Sicht das Problem der SF (nicht nur in Deutschland), und es ist selbstverschuldet.Von dem Begriff "Hochliteratur" halte ich übrigens nichts. Diesen Begriff gibt es meines Wissens
in keiner anderen Sprache der Welt. Die Literatur ist ein Kontinuum, und eine Aufgliederung in
irgendwie abgetrennte hohe oder niedrige Segmente kann ich nicht erkennen.
"Es gibt keine U- und keine E-Musik. Es gibt nur gute und schlechte Musik." (Leonard Bernstein)
Das Komitee besteht zur Zeit aus 13 Personen. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Zahl durch die Diskussion hier auf 15 oder mehr erhöhen würde!Nicht zu vergessen Respekt gegenüber der 15köpfigen Jury.
Martin Stricker
Mitglied im Science-Fiction-Club Deutschland e. V. (SFCD)
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Science-Fiction-Rezensionen
#125
Geschrieben 26 Juni 2011 - 15:40
Dem stimme ich nicht nur potentiell zu.Die Kritik trifft nicht. Indem MKI ebenso "daß" schreibt, zeigt er lediglich, daß er sich von einer Horde Germanisten, die von ihm (und auch von mir) nicht berufen worden ist, seine (und auch meine) Schriftsprache zu verändern, nichts sagen läßt.
Martin Stricker
Mitglied im Science-Fiction-Club Deutschland e. V. (SFCD)
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Science-Fiction-Rezensionen
#126 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:22
Das verstehe ich jetzt nicht. Wo und wann habe ich Dich denn angegriffen?Andererseits und wesentlich schlimmer noch fühle ich mich durchaus angegriffen in meiner Rolle als Kleinst- oder Kleinverleger, der genau das versucht, was v.a. Michael als weitgehend fehlend bemosert, nämlich, ein Publikum zu schaffen, und das mit nicht nur durchaus immensem finanziellen, sondern vor allem auch immensem zeitlichem Aufwand, mit Hirnschmalz und Herzblut und allem, was sonst noch dazu gehört. Michael kann ich das noch am ehesten verzeihen, der zuletzt eh nur beleidigende (Email-) Worte für mich übrig hatte, aber Frank nicht, für den ich immerhin ein Buch gemacht habe.
Und natürlich heißt es in richtigem Deutsch nach wie vor "potentiell".
Frank
#127
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:26
Hört, hört!Literatur (wie wohl jede Form von Kunst) läßt sich nicht rein objektiv bewerten
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
#128 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:29
Nur die Ruhe. Die Erklärung kommt schon noch, allerdings wohl erst im 2. Teil des "Götterdämmerung"-Roman-Projektes.Wobei mich das Ende von "Die Gänse des Kapitols" etwas geärgert hat, denn für das Verschwinden der einen Hauptperson gibt es keine (mir erkennbare) Erklärung. Da hatte ich auf eine weitere Geschichte aus diesem Universum gehofft, die diese und andere Lücken füllt.
Im Moment hindert mich leider eine letzte Woche operierte Bandscheibe am Weiterschreiben. Und hinterher finde ich bestimmt eine andere Ausrede ...
Gruß
Frank
#129
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:51
Du und Michael, ihr beide kritisiert, daß für die deutsche SF-Kurzgeschichte nicht nur nicht genug getan wird - was wir eh alle wissen und verinnerlicht haben -, und daß die, die etwas dafür tun wollen, die Expertise nicht besitzen. Gleich, ob in einem Preiskomitee wie beim DSFP, oder in einem Klein(st)verlag. Und das trifft mich in beiderlei Hinsicht.Das verstehe ich jetzt nicht. Wo und wann habe ich Dich denn angegriffen?
My.
#130 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:53
Das ist Deine Interpretation, nicht aber meine Aussage. Um Verlage ging es gar nicht.Du und Michael, ihr beide kritisiert, daß für die deutsche SF-Kurzgeschichte nicht nur nicht genug getan wird - was wir eh alle wissen und verinnerlicht haben -, und daß die, die etwas dafür tun wollen, die Expertise nicht besitzen. Gleich, ob in einem Preiskomitee wie beim DSFP, oder in einem Klein(st)verlag. Und das trifft mich in beiderlei Hinsicht.
My.
FWH
#131
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:58
Und natürlich heißt es in richtigem Deutsch nach wie vor "potentiell".
Ich bin glücklich, nicht alleine zu sein.
#132
Geschrieben 26 Juni 2011 - 16:58
An dieser Stelle sollte man vielleicht der Jury zugute halten, daß sie die Storys erst sehen, wenn die Lektoren damit fertig sind. Jeder Autor hat irgendwo seine Macken. Ich weiß genau, welche Fehler Armin in meinen Texten findet und welche ich in seinen. Seit Jahren. Bei manchen lernt man mit der Zeit, bei anderen setzt irgendwann die Resignation ein, und man wartet einfach auf die Prügel vom Lektor.Selbst in den Texten von Leuten, die ich für überdurchschnittlich intelligent und talentiert halte, kommen nicht nur ab und
zu, sondern durchgängig Interpunktions-, Orthographie- und Stilfehler, Anglizismen etc. vor, die - eine durchschnittliche
sprachlich-literarische Schulbildung vorausgesetzt - absolut unerklärlich sind.
Es soll Bestseller-Autoren geben, die Legastheniker sind. Wenn sie eine gute Sekretärin oder einen guten Lektor haben, geht das in Ordnung. Gelegentlich, wenn hier eine Story gelobt wird, habe ich einen Anfall von Klugscheißerei und denke: "Wenn ihr die vor dem Lektorat gesehen hättet!" Dann verprügele ich einen Sandsack und halte die Klappe. Weil es reicht, wenn der Autor es weiß. Wenn er ein schlechtes Gewissen hat, gibt er mir vielleicht auf dem nächsten Con einen Tee aus.
Davon abgesehen, gebe ich Uwe recht: Wenn mich eine Story nachhaltig beeindruckt, dann war sie gut. Ich würde kühn vermuten, daß sie auch stilistisch nicht allzu schlecht war, weil mich das gestört hätte. Aber der DSFP wird nicht für korrekte Kommasetzung vergeben, denke ich.
Und - nein - ich mag nicht in der Roman-Jury mitarbeiten, weil ich Tage und Wochen meines Lebens in einen Roman namens "Galdäa" gesteckt habe (500 Seiten oder so ...). Ich kann das nicht mehr objektiv bewerten. Tut mir leid. Das mit der Frauenquote muß irgendwie anders gehen.
- • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"
#133
Geschrieben 26 Juni 2011 - 17:01
Literatur (wie wohl jede Form von Kunst) läßt sich nicht rein objektiv bewerten
Es gibt allerdings durchaus mathematische Ansätze, die Komplexität eines Kunstwerks zu messen.Hört, hört!
#134
Geschrieben 26 Juni 2011 - 17:03
Du kannst also wegen Deiner Arbeit nicht andere SF-Romane lesen und kritisch bewerten ?Und - nein - ich mag nicht in der Roman-Jury mitarbeiten, weil ich Tage und Wochen meines Lebens in einen Roman namens "Galdäa" gesteckt habe (500 Seiten oder so ...). Ich kann das nicht mehr objektiv bewerten.
#135
Geschrieben 26 Juni 2011 - 17:15
Das wichtige Wort war "objektiv". Ich würde auch nicht mitmachen, wenn ich einen eigenen Roman im Rennen hätte - das Problem hat Uwe gerade. Ich habe kein Problem, beim KLP Nominierungsvorschläge zu machen, wenn ich eine unserer Storys gut finde. Da wird in Runde 2 noch einmal gesiebt, und ich kann mich raushalten. Aber man kann nicht anderthalbes Jahr mit einem Autor an einem Roman feilen und dann so tun, als stünde man da drüber. Ich kann das nicht. An dem Ding klebt mein Herzblut.Du kannst also wegen Deiner Arbeit nicht andere SF-Romane lesen und kritisch bewerten ?
- • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"
#136 Gast_muellermanfred_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 17:52
#137
Geschrieben 26 Juni 2011 - 18:40
Dass man mit SF egal welcher Qualität kaum breite Leserschichten erreicht, ist unstrittig. Insofern, Frank, ist es in der Tat eine hinderliche Selbstbeschränkung, SF zu produzieren. Schreib Fantasy, Phantastik, oder einen Psychothriller, und schon hast Du zehn- oder hundertmal soviele Leser.
Da würde ich ein Wort ergänzen: Schreib gute Fantasy, Phantastik, oder einen Psychothriller, und schon hast Du zehn- oder hundertmal soviele Leser.
Das ist ja das Schwierige daran. Vor allem, wenn man sich für so toll hält und andere, die in echt Bücher verkaufen, für so schlecht.
#138 Gast_Frank W. Haubold_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 18:51
Es war eine kluge Entscheidung, Dich auf die Ignorierliste zu setzen und eine unkluge, diesen "Beitrag" dennoch anzuschauen. Kommt nicht wieder vor ...Da würde ich ein Wort ergänzen: Schreib gute Fantasy, Phantastik, oder einen Psychothriller, und schon hast Du zehn- oder hundertmal soviele Leser.
Das ist ja das Schwierige daran. Vor allem, wenn man sich für so toll hält und andere, die in echt Bücher verkaufen, für so schlecht.
#139
Geschrieben 26 Juni 2011 - 19:04
Überlicht und Beamen wird von Elfen verhindert.
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- • (Buch) gerade am lesen: Maxim Leo – Wir werden jung sein
#140
Geschrieben 26 Juni 2011 - 19:14
*grins* Ich habe daran seit zwei Tagen geschrieben, und immer wenn ich meinte fertigzusein, waren weitere Beiträge aufgelaufen, auf die ich noch antworten wollte. Die anderen waren einfach schneller als ich mit Denken und Schreiben...Ich glaube die #124 ist der längste Post, den wir je auf dem Board hatten (), und ich hab am Ende vom 1. Drittel erstmal aufgehört (hole das aber nach).
Habenwill! *sabber*Die Erklärung kommt schon noch, allerdings wohl erst im 2. Teil des "Götterdämmerung"-Roman-Projektes.
Da wünsche ich Dir gute Besserung! Sollten Dich fürderhin weiterhin Ausreden belästigen, sag bescheid, und ich komm Dich besuchen und betätige mich als Ausreden-Kammerjäger!Im Moment hindert mich leider eine letzte Woche operierte Bandscheibe am Weiterschreiben. Und hinterher finde ich bestimmt eine andere Ausrede ...
Im Moment nicht (die DSFP-Homepage ist in Überarbeitung), aber ich schau mal, ob sich das entweder kurzfristig lösen oder an einem anderen Platz unterbringen läßt.Wäre es möglich, die DSFP-Geschäftsordnung auf der DSFP-Seite zu veröffentlichen und so dem Publikum zugänglich zu machen? Dafür wäre ich sehr dankbar!
Martin Stricker
Mitglied im Science-Fiction-Club Deutschland e. V. (SFCD)
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Science-Fiction-Rezensionen
#141 Gast_muellermanfred_*
Geschrieben 26 Juni 2011 - 19:34
Ich hab jetzt einfach mal bei diesen 3 bewusstseinsströmenden Sätzchen am Anfang statt "DSFP" in Gedanken "Hugo" eingesetzt, und habe so den Sonntag mit einem herzlich lauten Lacher begonnen. Dankeschön!
Hoffentlich ist Dir die Ironie nicht entgangen.
Ich lege Wert auf die Feststellung, daß ich dem DSFP von den drei Preisen, um die es hier am häufigsten geht, noch am meisten Respekt entgegenbringe: nicht nur, daß die Laien in der Jury SF kaufen, sie LESEN sogar Sachen, die sie sonst nicht kaufen würden. Ich verzichte gern auf ein bißchen literarische Expertise, wenn ich gründlich reflektierte Rezeption erwarten kann von denen, auf die es ankommt: den Lesern.
#142
Geschrieben 26 Juni 2011 - 19:55
Du nimmst mir das Wort aus dem Munde.Habenwill! *sabber*
#143
Geschrieben 26 Juni 2011 - 20:29
who the hell took my roof and ceiling?
#144
Geschrieben 26 Juni 2011 - 20:33
#145
Geschrieben 26 Juni 2011 - 20:40
Vergebt mir naivem Neuautor, der immer noch versucht herauszufinden, ob hier nun die Qualität der nominierten Geschichten oder der Nominierenden in Frage stehen. Aber eine Aussage aus der spannenden Diskussion lässt mir keine Ruhe.
Michael K. Iwoleit ließ sich darüber aus, das die Qualität der Rechtschreibung eine große Rolle spielt. Das kann ich zwar nachvollziehen, hat aber für mich keinen irgendwie keinen Bezug zur Diskussion. Veröffentlichte Geschichten gehen idR durch ein Korrektorat und ein Lektorat. Die nominierten Geschichten sind also über dieses Qualitätskriterium nicht zu greifen, oder?
Frage zehn Leute hier und Du erhältst 10 gültige Definitionen, was Qualtiät ist. Jeder hat seine eigene Definition und jeder kann nach seinen eigenen Maßstab werten. Und für die SF gilt das ganz im besonderen.
#146
Geschrieben 26 Juni 2011 - 20:48
Mir würde eine Definition reichen.......10 gültige Definitionen, was Qualtiät ist...
Sorry Rusch aber die Vorlage war zu verlockend.
ps. Herzlichen Glückwunsch allen Nominierten !
Bearbeitet von Skydiver, 26 Juni 2011 - 20:53.
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It's all fun and game until someone loses an eye
- • (Buch) gerade am lesen:Robert B Parker
#147
Geschrieben 26 Juni 2011 - 21:21
Bearbeitet von Uwe Post, 26 Juni 2011 - 22:02.
#148
Geschrieben 26 Juni 2011 - 21:43
Qualität ist, wenn man trotzdem lacht.Mir würde eine Definition reichen...
#149
Geschrieben 26 Juni 2011 - 22:11
Mach' es doch einfach als Eintrag im Blog.Im Moment nicht (die DSFP-Homepage ist in Überarbeitung), aber ich schau mal, ob sich das entweder kurzfristig lösen oder an einem anderen Platz unterbringen läßt.
Kaffee-Charly
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#150
Geschrieben 26 Juni 2011 - 22:18
Ich paraphrasiere mal, was ich früher in diesem Thread schrieb: Ironie verlässt mich leider nie.Hoffentlich ist Dir die Ironie nicht entgangen.
/KB
Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.
Da ergriff eins der kleinsten das Wort:
"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,
dann wünschen wir einfach mit Willen
die Wünsche-Erfüllung fort!"
Sie befolgten den Rat und von Stund an war
wieder spannend das Leben und heiter.
Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr
und vielleicht gar ein wenig gescheiter.
(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)
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