Inhalt auf Userwunsch gelöscht.
Bearbeitet von Trace, 29 April 2021 - 18:06.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 08:46
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Geschrieben 02 Juli 2011 - 11:02
Eine bekannte amerikanische Autorin - ich glaube, es war Lorrie Moore, finde aber den Artikel nicht
mehr - berichtete einmal von ihren Erfahrungen mit Creative-Writing-Kursen und den Verheerungen,
die insbesondere ein Grundsatz bei ihr angerichtet hat: Erwähne niemals direkt, was eine Figur denkt.
Mache immer durch äußeres Geschehen sichtbar, was in ihr vorgeht. Was zur Folge hatte, daß in
Moores ersten Geschichten ständig Leute auf und ab gingen, mit den Fingern rangen, sich die Haare
rauften, hektoliterweise Kaffee in sich hineinschütteten, aber niemals jemand einfach mal dasaß und
nachdachte. Jungen Autoren, die in Schreibschulen oder dergleichen über besagten Grundsatz stolpern,
kann ich nur raten, ihn gleich wieder zu vergessen. Die Sache ist ein bißchen komplizierter.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 11:13
Interessanter Zusammenhang.Ich kenne mich mit Ratgebern für das Schreiben von Romanen nicht aus, kenne aber die Literatur für angehende Drehbuchautoren ganz gut.
Finde ich für eine Diskussion ganz sinnvoll, wenn es einen Über-Thread gibt, in dem alles verlinkt werden. Vor allem könnte man dann auf diesen Hauptthread verweisen.Allgemeine Frage: Warum für jeden Deiner kleinen Aufsätze einen eigenen Thread? Ist das nötig?
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 11:17
Eine bekannte amerikanische Autorin - ich glaube, es war Lorrie Moore, finde aber den Artikel nicht
mehr - berichtete einmal von ihren Erfahrungen mit Creative-Writing-Kursen und den Verheerungen,
die insbesondere ein Grundsatz bei ihr angerichtet hat: Erwähne niemals direkt, was eine Figur denkt.
Mache immer durch äußeres Geschehen sichtbar, was in ihr vorgeht. Was zur Folge hatte, daß in
Moores ersten Geschichten ständig Leute auf und ab gingen, mit den Fingern rangen, sich die Haare
rauften, hektoliterweise Kaffee in sich hineinschütteten, aber niemals jemand einfach mal dasaß und
nachdachte. Jungen Autoren, die in Schreibschulen oder dergleichen über besagten Grundsatz stolpern,
kann ich nur raten, ihn gleich wieder zu vergessen. Die Sache ist ein bißchen komplizierter.
Es ist für einen Leser praktisch unmöglich, eine Verbindung mit einer Hauptfigur herzustellen, wenn
der Autor ihm nicht auf irgendeine Weise Einblick in sein Innenleben gewährt. (Eine Ausnahme sind
Figuren, die absichtlich mystifiziert oder dämonisiert werden, z.B. ein Bösewicht, der so monströs
und unberechenbar dargestellt wird, daß er gerade dadurch an Präsenz gewinnt.) Die gesamte
Entwicklung der modernen Literatur, von den russischen Meistern des 19. Jahrhunderts angefangen,
läßt sich als ein Versuch auffassen, für dieses Problem neue darstellerische Mittel bereitzustellen. In
einem entsprechenden Artikel listet die deutsche Wikipedia drei grundsätzliche Verfahren auf, um
dem Leser das Innenleben eine Figur zu offenbaren: erlebte Rede, innerer Monolog und stream of
conscioussness.
Die häufigste und einfachste Technik, erlebte Rede, ist heute ein so geläufiges Verfahren, daß sie
kaum mehr als etwas Eigenes wahrgenommen wird und nur Experten nachvollziehen können, warum
sie für die moderne Literatur einen so enormen Veränderungsimpuls bedeutete. Die Wikipedia zitiert
als Beispiel einen Satz aus Gustave Flauberts Roman "Madame Bovary":
"Warum war ihr Gatte nicht wenigstens einer dieser stillen, aber ehrgeizigen Männer der Wissenschaft,
die die ganze Nacht über ihren Büchern sitzen (...)? Der Name Bovary, der ja auch der ihre war,
hätte berühmt sein, hätte in Büchern und Zeitungen stehen müssen, von ganz Frankreich gekannt.
Aber Charles hatte keinen Ehrgeiz!"
Was passiert hier? Der Leser erfährt Gedanken der Hauptperson, dabei wird aber der Modus des
realistischen Erzählens aus einer neutralen Perspektive beibehalten. Es wird gewissermaßen etwas
Unsichtbares - die seelischen Regungen einer Figur - so dargestellt, als sei es etwas Sichtbares. In
den Kurzgeschichten von Anton Chechov kann man die Entwicklung dieser Technik (und vieler anderer)
gut nachvollzogen.
Der innere Monolog geht einen Schritt weiter. Wiedergegeben wird, was eine Figur in direkter Rede
zu sich selbst sagt. Der Leser erfährt etwas, das Außenstehende nicht mitbekommen. Im inneren
Monolog kann es zu freien Assoziationen oder plötzlichen Gedankensprüngen kommen, aber die
Sprache bleibt grammatisch korrekt und verständlich, es gibt klare Bezüge, Wirkliches kann von
Unwirklichem unterschieden werden usw. Der Bewußtseinsstrom bzw. „stream of consciousness“ hebt
dies alles auf und gibt die rohe und ungefiltere Abfolge von Wahrnehmungen, Gefühlen, Gedanken und
Assoziationen einer Figur wieder. Er stellt etwas dar, das nicht zur Übermittlung an andere gemacht ist,
und deshalb stellt diese Technik äußerste Anforderungen an den Leser. Im Bewußtseinsstrom lösen sich
Ordnung und Grammatik auf, Bezüge sind nicht mehr klar, es kommen Neologismen vor, umgedeutete
Begriffe, Alogisches, Absurdes usw. Der erste Roman, der die stream-of-consciousness-Technik
konsequent durchgeführt hat, ist "Ulysses" von James Joyce.
Natürlich gibt es zwischen diesen drei Techniken unzählige Abstufungen. Was ein heutiger Genre-
autor können muß, um auch einigermaßen anspruchsvolle Leser zu erreichen, dürfte zwischen der
erlebten Rede und einfachen Techniken des inneren Monologs anzusiedeln sein. Auch wenn er eher
zum naturalistischen Erzählen neigt, würde ich es als ratsamen Teil einer Autoren-Selbstausbildung
betrachten, wenn er sich ein wenig mit diesen Techniken vertraut macht.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 11:24
Das kommt auf die Perspektive an, die man einnimmt. Im konkreten Fall schreibe ich natürlich auch, dass ihr die Hitze spürt, die ihr bis an den Haaransatz hochschießt, das mische ich aber mit ihrer Innensicht, weil ihr in diesem Moment natürlich voll bewusst ist, dass sie rot wie eine Tomate ist.Rotwerden ist so eine Sache, denn das sieht die Protagonisten selber nicht. Ich schreib dann immer: "Ihr schoss das Blut in die Wangen" oder so ähnlich, das spürt man ja auch als Hitze.
Europa ist nicht nur ein Kontinent.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 12:09
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Bearbeitet von Trace, 29 April 2021 - 18:05.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 12:15
Geschrieben 02 Juli 2011 - 12:36
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Bearbeitet von Trace, 29 April 2021 - 18:04.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 12:42
Inhalt auf Userwunsch gelöscht.
Bearbeitet von Trace, 29 April 2021 - 18:04.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 16:47
Was mir dazu noch einfällt: Die beschriebenen literarischen Techniken werden gelegentlich
auch im Film eingesetzt, meist über eine Off-Stimme. Schönes Beispiel "The Dead" von John
Huston (Schlußszene).
Aber was Film angeht, bin ich wiederum ein Laie... ;-)
Signatures sagen nie die Wahrheit.
Filmkritiken und anderes gibt es auf simifilm.ch.
Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 16:53
Gegenbeispiel : Der Malteser FalkeVoice-over ist auch immer dann am effektivsten, wenn eine Spannung zu der Information im Bild entsteht.
Geschrieben 02 Juli 2011 - 17:14
Gegenbeispiel : Der Malteser Falke
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