Here comes the Nachzügler-Senf of the Shockwavian jury:
Nachdem ich Dirks ersten Tentakel-Band nach 50 Seiten angewidert weiterverschenkt habe (angewidert vor allem von der total unprofessionellen Sprachbeherrschung oder eben auch nicht), habe ich ihm mit "
Eobal" eine zweite Chance gegeben.
Was soll ich sagen? - Er hat die zweite Chance genutzt.
"
Eobal" ist ein spannender SF-Krimi konventioneller Bauart geworden. Daxxel fand ich interessant - ein junger terranischer Diplomat, der auf einen abgelegenen Randplaneten abgeschoben wurde, sich einen ruhigen Lenz machen will, aber durch den Mord an seinem vermeintlichen Turulianerfreund Dhloma zum Handeln gezwungen wird. Josefine Zant, die zu seinem Schutz abkommandiert wurde und überraschende Qualitäten offenbart - das starke weibliche Gegenstück zum eher schwächlich gezeichneten Daxxel. Auch der galaktopolitische Hintergrund (Pakt zwischen der Akte (Terra) und den Turulianern, ein kurz vorm kriegerischen Ausbruchs stehender Konflikt zwischen der Akte und dem Kalifat Meran, die Turulianer stoßen sich am Drogenhandeln mit den Meranern gesund) bietet genügend Reibeflächen.
Ich fand den Plotaufbau recht geschickt. Was wie ein typischer Whodunit beginnt, bekommt immer mehr Seitenarme (
Eobals korrupte, unfähige Polizei und die deutlich fähigeren Gangsterbanden), Daxxel findet sich schließlich zwischen allen Fronten wieder (vorübergehend turulianischer Botschafter, schließlich zwangsadoptierter Meraner), und kurz vor Ende hat man einiges gelernt über die ganzen Aktivitäten, die zwischen den großen und kleinen machtpolitischen Gruppen auf
Eobal abgelaufen sind - aber den Mörder Dhlomas, der posthum einige ungeahnte Eigenarten offenbart, kennt man immer noch nicht. Mich hat die Auflösung überrascht.
Gewiss, Dirk hat hier nichts neu erfunden. Die Typen und Plotmuster kennt man zur Genüge. Manche Figuren hätte man noch etwas deutlicher zeichnen können. Das sprachliche Niveau schwankt recht stark: manchmal gelingen ihm richtig schöne Sätze, einige Szenen sind wahnsinnig bildhaft und spannend (z.B. die erste Pokerrunde mit Josefine), aber dann gibt es auch immer wieder Teile, die dagegen abfallen. Aber Dirk spekuliert auch gar nicht auf den Pulitzer- oder den Nobelpreis.
Insgesamt habe ich "
Eobal" gerne gelesen. Dirk will nicht mehr und nicht weniger als den Leser auf konventionelle Art gut unterhalten. Das Ziel hat er bei mir erreicht.
Gruß
Ralf