[Vorstellung] Das ganzheitliche System
#1
Geschrieben 07 Februar 2003 - 13:35
...entstand zwischen Frühjahr 2000 und Frühjahr 2002 als Drehbuch zu einem nicht realisierten Filmprojekt. Der Autor änderte die Theaterstücken und Hörspielen verwandte Form nur geringfügig, um sie im Herbst 2002 im eigenen Verlag als "phantastische Filmerzählung" zu publizieren.
"Das ganzheitliche System" ist ein Drehbuch zu einem nicht existierenden Film, dessen Bilder erst im Kopf des Lesers entstehen - und ihn so zum Mitverschwörer und Weggefährten der Hauptfiguren macht, die sich in einer manipulierten, fortwährend verändernden Wirklichkeit bewegen.
Auf www.das-ganzheitliche-system.de finden sich in Form eines Hypertextes, der den Leser langsam in das System einführt, Bildergalerien, Hintergrundinformationen, Auszüge, Passagen, die nicht im Buch verwendet wurden, und Bezugsmöglichkeiten.
"Das ganzheitliche System", von Kritikern als "schweißtreibender Höllentrip" betitelt und u.a. mit David Lynchs "Lost Highway" verglichen, wurde in folgenden Publikationen bzw. auf Webseiten und Radiosendern vorgestellt: "Federwelt" 37, "Frankfurter Rundschau", "Quarber Merkur" 95/96, "SUBH" 39 (erscheint Feb./März 2003), "Radio X", "SF-Radio.de" (Aktuell: bis zum 15. Februar 2003 in der "Leseprobe"), "Buchkritik.at", "Kultura-Extra.de".
Die Geschichte:
Die von den Patienten der städtischen Klinik für Psychiatrie und Neurologie zusammengestellten Fotos, die auf Reklameflächen in Einkaufszentren und an Hauptverkehrsstraßen prangen, haben einen Eklat erster Güte ausgelöst. Die Weigerung von Klinikleiter Kendred, die Ausstellung zu beenden, veranlasst die Gegenseite zu drastischen Maßnahmen. Nach Verabreichung des verbotenen Medikaments "Anamnesol" findet er sich im System seines Stellvertreters und fanatischen Widersachers Harlan wieder. Mithilfe der jungen "Anamnesol"-abhängigen Kira flieht er zu dem Erfinder des Medikaments, Milchik, dem "Einzigen, der uns hier rausbringen kann".
Auszug:
Ein altes, zweistöckiges Herrenhaus erhebt sich auf einer Lichtung. In Rufweite bringt Kendred den Wagen zum Stehen, läuft zum Eingang, klingelt. Eine Frau Ende fünfzig öffnet ihm.
Frau Milchik: Ja, bitte?
Kendred: Ich möchte zu Professor Milchik. Ist er zu Hause?
Frau Milchik: Sie gehören nicht zu der Gruppe, oder?
Kendred: Nein, ich bin allein.
Frau Milchik: Dann wird er keine Zeit für Sie haben.
Kendred: Ich bin einen weiten Weg gefahren, um ihn zu sehen. Es ist sehr wichtig.
Frau Milchik: Wie ist Ihr Name?
Kendred: Mein Name ist ... ich heiße Kendred. Professor Kendred.
Frau Milchik: Warten Sie hier.
Sie schließt die Tür. Kendred späht über die Schulter. Die Dämmerung bricht herein, die Stille ringsherum ist vollkommen. Die Tür wird wieder geöffnet.
Frau Milchik: Kommen Sie herein.
Kendred folgt der Frau durchs Haus. Gerahmte Urkunden hängen an den Wänden, verunstaltet mit Obszönitäten in wilder, roter Schrift.
Frau Milchik: Er hat nur ein paar Minuten Zeit.
Sie führt ihn in ein gemütlich eingerichtetes Bücherzimmer. Vor dem Kaminfeuer sitzt ein Mann mit schlohweißem Haar, aber sonst durchschnittlichem Äußeren, dem weder etwas von einem Magier noch von einem „verrückten Wissenschaftler“ anhaftet.
Milchik: Die alten Stoiker pflegten unliebsame Passagen in Schriften anderer Autoren unleserlich zu machen. Ich mache es mir da einfacher. Wenn mich etwas aufregt, wandert es ohne Umwege vom Bücherregal in den Kamin. Bedauerlicherweise habe ich für Ärgernisse ein weitaus besseres Gedächtnis als für Erfreuliches. Setzen Sie sich, Kendred.
Kendred setzt sich in den angebotenen Stuhl, Milchiks Frau gesellt sich zu ihrem Mann.
Milchik: Ich gestatte meinen Besuchern keine Titel. Für mich sind Sie nur Kendred.
Kendred: Ich vermute, Sie haben es in der Zeitung gelesen.
Milchik: Sagen wir, ich bin informiert. Um es gleich vorwegzunehmen, wir sind kein Aufnahmelager.
Kendred: Deswegen bin ich nicht hier. Doktor Harlan, mein Stellvertreter, hat mir das Serum verabreicht, das Sie entwickelt haben. Ein Mädchen, Kira, hat mir zur Flucht verholfen. Sie hat es auch genommen, ich glaube, sie ist davon abhängig. Harlan hat sie jetzt in der Gewalt. Auf irgendeine Weise kontrolliert er das Umfeld, in dem ich mich bewege. Von allen, die dieses Serum konsumieren.
Milchik: Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?
Kendred: Dieses Mädchen meinte, Sie könnten Harlan aufhalten.
Milchik: Ich? Warum sollte ich jemanden aufhalten, dem meine Erfindung zu ungeahnten Möglichkeiten verholfen hat?
Kendred: Sie sind meine einzige Hoffnung. Und Kiras.
Milchik: (nickt) Ich sollte Ihnen erklären, was Anamnesol ist, damit wir von derselben Sache reden.
Frau Milchik klebt drei Zigarettenblättchen aneinander und beginnt, einen Joint zu drehen.
Milchik: Das meiste, was an so genannten „bewusstseinserweiternden Substanzen“ auf den Markt kommt, ist irgendwelcher gepantschter Mist, dessen Erlös für geschmacklose Kleidung, Geheimdienstgehälter oder Anti-Drogen-Kampagnen ausgegeben wird. Ich habe versucht etwas zu schaffen, das den Menschen von der Last der Individualität befreit.
Kendred: Wozu das?
Milchik: Das größte Übel unserer Zivilisation ist das Bestreben, einzig und individuell zu sein. Was ist dabei herausgekommen? Es fängt damit an, dass wir den Nächsten übers Ohr hauen, nur um einen kleinen, eingebildeten Vorteil zu haben, und endet in Kriegen zwischen Völkern. Und warum? Weil wir in unserem grenzenlosen Egoismus jedes Maß für die Dinge verlieren. Manchmal wissen wir gar nicht mehr, was wir erreichen wollen. Aber wir machen trotzdem weiter. Einstecken hier, austeilen da. Alle gegen alle. Ich mache mir keine Sorgen darum, dass unser Planet zu klein für uns wird. Wir werden ins All auswandern. Der Weltraum wächst unermüdlich weiter, Platz ist genug. Aber wir nehmen das Problem mit. In ein paar tausend Jahren klopft Ihr Nachbar an Ihre Tür und meint, „He, Sie, Ihr Raumgleiter parkt auf meiner Umlaufbahn“.
Frau Milchik: (lacht) Er ist großartig, nicht?
Sie zündet ihren Joint an.
Milchik: Irgendwann erreicht die Ausdehnung ihren maximalen Punkt. Die Sonnen werden verlöschen, und wir treiben ziellos durch einen großen, schwarzen Kühlschrank. Aber wenn wir eins würden, Kendred, ein Wesen, ein Raum, eine Zeit, dann könnte uns selbst das Ende des Universums nichts anhaben. Ein Ding, in sich ruhend, ohne Gier, ohne Neid, das nichts will außer ... sein. Und immer sein wird. Über das Nichts hinaus.
Frau Milchik bietet ihrem Mann einen Zug an. Er verneint.
Milchik: Danke, meine Liebe.
Sie hält den Joint in Kendreds Richtung.
Kendred: Nein, danke.
Milchik: Uns retten keine von außen diktierten Imperative. Wir brauchen etwas, das von innen kommt. Das uns von Grund auf verändert. Also habe ich nach einer Substanz gesucht, die genau das bewirkt.
Kendred: Und?
Milchik: Es war ein Fehlschlag. Dennoch bot man mir Geld, denn gerade die unerwünschten Wirkungen machten es interessant.
Kendred: Ich hatte bereits das Vergnügen. Manipulationsfähigkeit. Man kann die Konsumenten in falsche Wirklichkeiten versetzen und sie damit gefügig machen.
Milchik: Keine Wirklichkeit ist falsch, sie konkurriert nur mit anderen. Aber darauf habe ich keinen Einfluss. Das Mittel ist weder gut noch schlecht. Die Resultate sind abhängig von den Leuten, die es einsetzen.
Kendred: Von Leuten wie Harlan. Es heißt sogar, dass sich staatliche Einrichtungen dafür interessieren. Der Grund liegt auf der Hand. Es braucht nur noch jemand kommen und die Herde zusammentreiben.
Es klingelt. Kendred wird hellhörig.
Frau Milchik: (steht auf) Wir erwarten Gäste. Kein Grund zur Sorge.
Sie geht zum Eingang.
Kendred: Sie haben Ihr geistiges Kind verraten, Milchik. Sie lassen zu, dass die Leute, die Sie so vehement ablehnen, es zu ihren Zwecken missbrauchen. Und Sie lassen die Menschen im Stich, die an Ihre Erfindung glauben. Die an Sie glauben.
Milchik: (ungeduldig) Harlan wird scheitern. Wie alle Autokraten ist er durch und durch psychotisch.
Kendred: Das dachte Kira auch.
Im Flur schwatzen die Neuankömmlinge munter drauflos. Milchik erhebt sich.
Milchik: Kendred, ich muss mich um meinen Besuch kümmern.
Kendred: Wann war das, als Ihr Sohn an der Überdosis gestorben ist? Sein Tod machte Schlagzeilen. Vor drei Jahren? Vier?
Milchik: (eisig) Er beging Selbstmord.
Kendred: Er hatte so viel von Ihrem Allheilmittel in sich, dass man ihn darin hätte konservieren können. Dann schnitt er sich den Bauch auf. Der letzte Samurai.
Milchik: Er hatte sich nicht mehr im Griff.
Kendred: Ich habe mich auch nicht mehr im Griff. Aber es gibt andere, die sehr genau wissen, was sie tun.
Milchik: Was wollen Sie von mir?
Kendred: Sagen Sie mir, wie ich aus Harlans Konstruktion rauskomme.
Milchik: Gar nicht. Sein System hat Ihres assimiliert. Ihre Welt existiert nicht mehr. (schulterzuckend) Sie müssen ihn beseitigen.
Kendred: Beseitigen?
Milchik: Töten Sie Harlan. Töten Sie den Piloten und übernehmen Sie seine Maschine. Aber ohne Vorwarnung. Auf Wiedersehen, Kendred.
Kendred steht auf, drückt die zum Abschied gereichte Hand.
Milchik: Erwarten Sie etwa, dass ich Ihnen Glück wünsche?
Kendred: Die Maschine läuft mit Ihrem Treibstoff, Professor.
Milchik: Na, dann viel Glück. Und, Kendred, nennen Sie mich nicht Professor.
© 2002 Robert Kerber
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Das ganzheitliche System
#2
Geschrieben 16 Februar 2003 - 08:50
... alle nach Sichtung der Infos zu dem Eindruck gelangt sind, daß sich hinter der avantgardistischen und wohl auch etwas umständlichen Präsentation doch nur ein leidlich innovativer Medizin-Thriller verbirgt?
... man der Ansicht ist, daß es sinnvoller gewesen wäre, aus einem erfolglosen Drehbuch einen eventuell erfolgreicheren Roman zu machen, wenn man schon diesen Weg der Veröffentlichung erwägt?
... man nach Nennung des Titels bereits nicht weitergelesen hat, in der Befürchtung, die Absicht dahinter wäre die Missionierung zum anderen Glauben?
... der Autor recht damit hat, daß diese Thematik totgeschweigen wird?
Vielleicht erleichtern diese Möglichkeiten den Einstieg in eine Diskussion?
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#3
Geschrieben 16 Februar 2003 - 09:34
Hallo Martin, mir ist's einfach zu viel Dialog. Dieses "Drehbuch zu einem nicht existierenden Film, dessen Bilder erst im Kopf des Lesers entstehen" funktioniert bei mir nicht. Vermutlich mangelt's mir am dafür erforderlichen Phantasie-Level. Ad Astra, miscHm, ich frage mich, ob es hier keine Reaktionen gibt, weil ...
#4
Geschrieben 16 Februar 2003 - 10:00
#5
Geschrieben 16 Februar 2003 - 13:37
Nachdem er vor geraumer Zeit einen leider wenig beachteten Beitrag im Forum ALLGEMEINES gepostet hat, habe ich ihn extra auf dieses neue Forum für Autoren hingewiesen. Hier war's ja zu Beginn ganz leer!
(Georg Christoph Lichtenberg)
#6 Gast_Robert Kerber_*
Geschrieben 16 Februar 2003 - 14:17
Ronni - (ich nehme an, du bist Ronald Hoppe, richtig?),
1. Das Internet ist ein Kommunikations- und Multiplikationsmedium. Der eine nutzt es, um auf seine Rollenspielseite hinzuweisen, der andere, um seine Buchpublikation anzukündigen. Wer ein Forum schafft, um Öffentlichkeit herzustellen, lädt dazu ein, diese zu nutzen.
2. Wenn sich jemand die Mühe machen will, z.B. die Diskussion einzusehen, die sich um mein Buch auf "SF-Fan.de" entsponnen hat, wird er sehen, dass die Reaktionen so gering nicht waren. Was meinen Beitrag in diesem Forum angeht: Ich bin namentlich von Holger per E-Mail gebeten worden, mich an diesem zu beteiligen. Mein von Holger erwähnter früherer Beitrag wurde ins Netz gestellt, nachdem ich die Redaktion gefragt hatte, ob an diesem Hinweis Interesse besteht. (Nicht, dass ich es nötig hätte, mich zu rechtfertigen, nur zur Information.)
3. Und jetzt plaudern wir aus dem Nähkästchen: Dass "Alien Contact" kein Interesse hat, auf mein Buch hinzuweisen, hast du/ihr bei unserem E-Mail-Austausch im vergangenen November deutlich genug zum Ausdruck gebracht. Genauer gesagt, die "UFO"-Buchhandlung, an die du mich seinerzeit weiterverwiesen hast, die sich aber nicht einmal zu einer negativen Antwort bequemte. Das scheint dir aber nicht zu genügen.
Richtig, wir sprechen hier von "Geschmackssachen", wie du im Eingangssatz deines Kommentars betonst. Oder wolltest du dir nur ein Hintertürchen für deine nachfolgende Polemik offenhalten?
Ich bin zwar kein Abonnent des "Alien Contact", aber zumindest belegt dieses, dass die Redaktion - du eingeschlossen - zu gehaltvolleren Aussagen fähig ist. Tu mir den Gefallen und halte es hier genauso. Ich diskutiere gern mein Buch, aber keine angeblich legitime oder illegitime Internetpräsenz.
Vielleicht magst du auf meiner Seite den Pressespiegel lesen - nur so als Einstieg für eine Diskussion zur Sache an sich. (Schon wieder Reklame. Der "Alien Contact"-Schriftzug unter deinem Namen zählt selbstredend nicht als solche.)
Grüße,
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
#7
Geschrieben 16 Februar 2003 - 14:46
#8
Geschrieben 16 Februar 2003 - 14:48
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#9 Gast_Robert Kerber_*
Geschrieben 16 Februar 2003 - 15:41
... Martins Diskussionsvorschläge (siehe oben) erneut aufgreifen:
Ich frage mich, ob es hier keine Reaktionen gibt, weil ...
... alle nach Sichtung der Infos zu dem Eindruck gelangt sind, dass sich hinter der avantgardistischen und wohl auch etwas umständlichen Präsentation doch nur ein leidlich innovativer Medizin-Thriller verbirgt?
Das Buch hat einen  - scheinbar - "naturalistischen" Einstieg, bis die Begebenheiten auf "rationale" Weise nicht mehr erklärbar sind und sich das Geschehen auf eine phantastische Ebene verlagert. Natürlich können die hier und auf meiner Webseite präsentierten Ausschnitte nur im Ansatz diese Entwicklung vermitteln. Vielleicht sind die Pressestimmen auf meiner Webseite hilfreicher, auch wenn diese u.U. schon zuviel verraten ...
... man der Ansicht ist, daß es sinnvoller gewesen wäre, aus einem erfolglosen Drehbuch einen eventuell erfolgreicheren Roman zu machen, wenn man schon diesen Weg der Veröffentlichung erwägt?
Ich denke, in den letzten Jahren hat sich die Akzeptanz gegenüber dieser Erzählform stark gewandelt. Wir sind es nicht nur gewohnt, "Bücher zum Film" in Romanform präsentiert zu bekommen, sondern auch Drehbücher in ihrer ursprünglichen Form, man denke z.B. an Woody Allen, Fellini etc. bei Diogenes, Andrew Niccols Drehbuch zur "Truman Show" usw. Der Erfolg von "Anleitungen zum Drehbuchschreiben" oder die Bücher von William Goldman ("Das Hollywood-Geschäft") scheint mir auch zu belegen, wie sehr das Interesse diesbezüglich gestiegen ist, nicht nur, weil sich hoffnungsvolle Nachwuchs-Drehbuchschreiber hier versuchen wollen, sondern ebenso, weil "Durchschnitts-Leser" verstehen wollen, wie Drehbücher "funktionieren". Außerdem sind Drehbücher im Erzählstil Theaterstücken und Hörspielen sehr ähnlich, sind also kein völliges "Neuland".
... man nach Nennung des Titels bereits nicht weitergelesen hat, in der Befürchtung, die Absicht dahinter wäre die Missionierung zum anderen Glauben?
Zugegeben - einige Leute haben mich gefragt, ob ich ein Buch zum Thema "ganzheitliche Medizin" oder Esoterik allgemein verfasst hätte. Der Titel erklärt sich aus dem Inhalt: Die Protagonisten versuchen auf verschiedenste Weise,
a) ihre "Welt" , ihre Umgebung allumfassend zu kontrollieren und/oder
b) ihre psychische Konstitution vor dem Zerfall zu bewahren.
Dies versuchen sie mithilfe von Medikamenten, durch Suggestion und Selbstsuggestion, und durch autoritäre Kontrolle. Letztlich ist das "ganzheitliche System" ein Phantom, eine Utopie, der alle hinterherjagen, aber die in immer weitere Ferne rückt. Ähnlich dem mysteriösen "V" in Thomas Pynchons gleichnamigen Roman, in das jeder etwas anderes hineinprojiziert und das immer unerreichbar, unerklärbar bleibt.
... der Autor recht damit hat, daß diese Thematik totgeschweigen wird?
Huch - wo habe ich das behauptet?
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
#10
Geschrieben 16 Februar 2003 - 16:31
Verzeihung, das war mißverständlich ausgedrückt, zumal man Aussagen handelnder Figuren nicht mit denen des Autors gleichsetzen sollte. Ich bezog mich auf Äußerungen des Protagonisten Dr. Kendred bezüglich der mangelnden Bereitschaft der Masse, sich mit der Thematik auseinandersetzen, die schließlich zum Stoff des Buches wird. Was die anderen Fragen angeht, bist Du eigentlich nicht Derjenige, der sie beantworten könnte. Sie zielen eher darauf ab, wie "Das ganzheitliche System" von potentiellen Lesern wahrgenommen wird. Um ehrlich zu sein: Mein Interesse findet das Ganze - ausgehend von den verfügbaren Infos - nicht; weder vom Inhalt noch von der Form her. Um Deinen Vergleich aufzunehmen: Ich lese recht gern Dramendichtung. Nur erscheint mir die Dialogführung hier stellenweise eher unbeholfen, wie reiner Selbstzweck. Es passiert etwas, und es wird etwas gesagt, aber es führt nirgendwo hin. Wenn ich mir das filmisch verdichtet vorstelle, kommt dabei etwas heraus, das nur durch Bildgewalt aus der Belanglosigkeit gerissen werden könnte. Aber eigentlich mag ich auch keine Experimentalfilme; diese dienen viel zu häufig der Selbstverwirklichung der Ausführenden und kommen dabei ihrem "Unterhaltungsauftrag" nicht nach.... der Autor recht damit hat, daß diese Thematik totgeschweigen wird? Huch - wo habe ich das behauptet?
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)
#11
Geschrieben 16 Februar 2003 - 17:33
#12
Geschrieben 16 Februar 2003 - 18:37
Danke für dein Urteil zu den Dialogen.
Deinen Beobachtungen entnehme ich, dass du sehr genau hingesehen hast. Wo hören Manipulationen, Fälschungen auf, oder wo fangen sie an, oder gibt es überhaupt ein sicheres Terrain, von dem aus man urteilen kann? Du hast dich, glaube ich, nur kurz vor Schluss auf die falsche Spur leiten lassen. Ignorier das "System" nicht, sondern sieh nochmal hin.
Bezüglich L. Ron: Mal so herum gefragt - ich kenne einen Autoren, der einen Roman über ein Terroristenpärchen aus deren subjektiver Sicht geschrieben hat. Macht ihn das zum Sympathisanten? Oder so rum: Was macht uns leichter zu folgsamen Jüngern: Ignoranz oder genaues Hinsehen?
Konstruktivistische Grüße,
Robert Kerber
#13
Geschrieben 16 Februar 2003 - 19:12
#14
Geschrieben 17 Februar 2003 - 11:37
#15
Geschrieben 17 Februar 2003 - 20:45
wegen der "werbewirksamen Präsentation" - ich höre mir gerne deine Kritik an. Schreib mir doch bitte eine persönliche Nachricht. Ich will vermeiden, dass Ronald Hoppe mit seinem Saalschützerauftritt mehr Aufmerksamkeit zukommt als er verdient, indem wir ihn zum Anlass nehmen, das Thema hier auszubreiten.
Zu deiner Kritik an der Form: Natürlich verkleinert sich der Kreis potenzieller Interessenten durch die Form der Geschichte. Die Crux des Ganzen hast du selbst richtig erkannt, als du "Hackers" und "Strange Days" anführtest. Diese Filme GIBT es schon, das heißt, wer die Drehbücher zu einem späteren Zeitpunkt liest, kann Szenerie und Mimik der Akteure aus dem Gedächtnis reproduzieren und muss sie nicht erst selbst erschaffen. Ich behaupte, wären diese als Drehbücher ohne einen existierenden Film publiziert worden, stünden sie vor dem gleichen Problem. Die Dialoge habe ich beabsichtigt über weite Strecken lakonisch, "alltäglich" gehalten, darüber kann man streiten, aber da geht es eben auch um Geschmacksfragen. Hier könnte man vergleichend Dirk van den Booms Rezension in der Büchersparte auf "Phantastik.de" gegenüberstellen.
Zur Gestaltung der Webseite: Die Antwort findet sich eigentlich bereits in der kurzen Diskussion zwischen mir und Dave. Da das Buch zum einen Manipulation, Kontrolle, Fälschungen thematisiert, zum anderen das Bestreben mehrerer Leute beobachtet, die versuchen, diese Manipulation total vorzunehmen, das heißt unter Zuhilfenahme aller Medien, durch Beeinflussung aller Sinne, würde ein "Kochen auf kleiner Flamme" (d.h. eine minimalistische, bescheidene Gestaltung) sogar das Thema verfehlen. Streng gesehen, ist die Webseite sogar zurückhaltend, da sie z.B. auf Toneffekte oder Flash-Animationen verzichtet. Der Wahrheit die Ehre: Das Erscheinungsbild wurde gescholten und gelobt. Wer hat nun Recht? Hat jemand Recht?
Beste Grüße,
Robert Kerber
#16
Geschrieben 17 Februar 2003 - 21:06
#17
Geschrieben 17 Februar 2003 - 22:45
#18
Geschrieben 17 Februar 2003 - 22:49
Bitte zeig mir die "Spam", die ich in der Vergangenheit "im Umfeld von Alien Contact und allen Kooperationspartnern (welchen außer scifiboard?)" hinterlassen habe. Ansonsten erinnere ich an meine Nachricht vom Feb. 16 2003,14:17:
Und, Ronald, bislang stehst du auch in der von dir behaupteten Freundlichkeit noch in der Nachweispflicht. DAS gehört zu deiner Aufgabe.Was meinen Beitrag in diesem Forum angeht: Ich bin namentlich von Holger per E-Mail gebeten worden, mich an diesem zu beteiligen. Mein von Holger erwähnter früherer Beitrag wurde ins Netz gestellt, nachdem ich die Redaktion gefragt hatte, ob an diesem Hinweis Interesse besteht.
dyke -
Hundertprozentig richtig. Das ist das Schlimme.
Martin -
Ich denke, du solltest als Forumsleiter in dieser Sache das letzte Wort haben. Damit will ich nicht die Moderatoren gegeneinander ausspielen, aber eine neutrale Instanz ist hier wohl hilfreicher. Ich bin es allmählich auch Leid, in einem willkürlich angezettelten Privatkrieg zu agieren. Dafür bin ich nicht Holgers Einladung nachgekommen, und ich denke, letztlich ist das in Niemandes Sinne.
Robert Kerber
#19
Geschrieben 17 Februar 2003 - 23:00
#20
Geschrieben 18 Februar 2003 - 08:42
#21
Geschrieben 18 Februar 2003 - 09:43
M.R.R. bleibt wenigstens beim Thema (aber er ist schon eine ziemliche Dreckschleuder, und ein Erzreaktionär dazu).
Ich kann dir übrigens aus langjähriger Erfahrung aus der Programmkino-/Kunstfilm-Branche sagen: Verrisse sind nur bereits bekannten Namen nützlich, unbekannte gehen meist kläglich mit diesen unter, die sind nämlich auf positive Besprechungen angewiesen.
R.'s Beschuss ist tatsächlich nach hinten losgegangen. (Nein, er wurde nicht von mir bestochen.) Ein Ansprung von Webseiten-Besuchen - so viele mehr waren es auch nicht - bedeutet aber noch keine Verkaufszahlen-Steigerung. (Wie viele der Gaffer bei Autounfällen bieten sich als Helfer an?)
Und: Eine Fetzerei mag man ja noch mit einem gewissen Ergötzen verfolgen, aber als Dauerzustand ...?
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
#22
Geschrieben 18 Februar 2003 - 11:58
Alsoooooo.... damit wir uns da nicht falsch verstehen. Ich bin nicht dazu da, um "Werbung" für dein Buch zu machen ! Darum sollen sich doch bitte diejenigen kümmern, die an deinem Buch verdienen... und ich bin der festen Überzeugung, dass es 99 % der hier eingetragenen User genauso sehen. Ich kenne jetzt Robert Kerber... hab also schon mal den Namen gehört. Das "das ganzheitliche System" bei mir nicht weit oben in der ToBuy-Liste steht, habe ich ja auch schon erläutert. Vielleicht ist ja das nächste Buch/Roman von dir interessanter.... und da mir dann der Name schon geläufig ist und mir einige Ansätze gefallen haben, schau ich evtl. nach. Das ist alles, was du mit dem Posting erreicht hast...und ich finde, dass ist eine Menge.Ein Ansprung von Webseiten-Besuchen - so viele mehr waren es auch nicht - bedeutet aber noch keine Verkaufszahlen-Steigerung. (Wie viele der Gaffer bei Autounfällen bieten sich als Helfer an?)
.... und er hat mehr für das Leseverhalten der Leute und für das Interesse an Büchern getan, als irgend jemand anderes in diesem Land. Viele haben vergessen, dass das literarische Quartett lange Zeit ein Nischendasein im Fernsehen erlebte..... als M. R. R. begann, mal "Klartext" zu reden, schauten sich Leute die Sendung an, die das Wort Bücher allenfalls noch als Ballast in ihren Schultaschen kannten. Dafür hat er mehr verdient, als ein Machwerk eines völlig überschätzten Autors.M.R.R. bleibt wenigstens beim Thema (aber er ist schon eine ziemliche Dreckschleuder, und ein Erzreaktionär dazu).
... aber ergötzen darf man sich doch, oder ? der CountUnd: Eine Fetzerei mag man ja noch mit einem gewissen Ergötzen verfolgen, aber als Dauerzustand ...?
#23
Geschrieben 18 Februar 2003 - 13:50
#24
Geschrieben 18 Februar 2003 - 21:36
Da hast du mich missverstanden, das habe ich auch mit keiner Silbe verlangt.Ich bin nicht dazu da, um "Werbung" für dein Buch zu machen !
Nochmal zum Thema M.R.R. (sage noch einer, dieser Thread wäre nicht abwechslungsreich) - ich glaube, der Mann war schon immer so. Dass er irgendwann größere Publikumsresonanz fand lag wohl weniger an seinen Auftritten, sondern an der lauten Debatte, die seine Journalistenkollegen um das Für und Wider von Ranickis päpstlicher Unfehlbarkeit führten. Und ich glaube nicht, dass seinetwegen das Interesse an Literatur allgemein wieder gestiegen ist - ein Kauf wegen einer Ranicki-Empfehlung oder -Schmähung kommt meines Erachtens in den meisten Fällen eher dem Erwerb von schicken Bucheditionen in Ledereinband mit Goldprägung gleich: man liest fünf Seiten darin und stellt sie ungelesen ins Regal.
Ah, dieser kurze Exkurs hat mich weitaus mehr ergötzt.
Grüße,
Robert Kerber
www.das-ganzheitliche-system.de
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