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"Gargoyle", von Susanne Wilhelm (mit Interview)


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#1 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 31 Juli 2011 - 08:48

Gargoyle
Ein Roman der "Larry Brent"-Reihe von Susanne Wilhelm

Verlag: Blitz Verlag, Ausgabe 2011, Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
ISBN-10: 3898403173
ISBN-13: 978-3898403177

Über die Autorin
Susanne Wilhelm wurde 1985 in Karlsruhe geboren. Sie hat Buchwissenschaft, Ägyptologie und Komparatistik studiert und arbeitet als freie Lektorin und Autorin.
(Quelle: Klappentext)

Über den Erfinder
Jürgen Grasmück (* 23. Januar 1940 in Hanau; †  7. August 2007) war ein deutscher Autor von Horror- und Science-Fiction-Romanen. Er schrieb unter den Pseudonymen Albert C. Bowles, Bert Floorman, J. A. Garett, J. A. Gorman, Jay Grams, Jürgen Grasse, J. A. Grouft, Jeff Hammon, Ron Kelly, Rolf Murat, Steve D. Rock, Dan Shocker, Owen L. Todd und Henri Vadim.
Sein Debüt gelang Grasmück 1956 mit der Kurzgeschichte Atomkrieg auf dem Mars im Andromeda-Magazin (Nr. 69) von Walter Ernsting. 1957 erschien dann sein erster Roman „Die Macht im Kosmos“ im Leihbuchverlag Bewin. Es folgten eine Reihe von Leihbüchern, bis ihn der Rückgang des Leihbücher-Geschäfts und das Aufkommen der Romanhefte zwang, sich neu zu orientieren. So schrieb er Heftromane im Zauberkreis Verlag und in den Serien „Ad Astra“ und „Rex Corda“. Darüber hinaus schrieb er für den Rolf Mauerhardt Verlag Gerry-Thook-Kriminalromane und einen Western.
Bereits in seinen ersten Büchern verband er Science-Fiction mit Horror-Elementen. Besonders auffällig war das Frankenstein-Thema in dem Leihbuchzweiteiler "Testament des Grauens" und "Die Angst geht um" bei Bewin 1962. In seinen bekanntesten Serien Larry Brent und Macabros, die er unter dem Pseudonym Dan Shocker verfasste, brachte er ebenfalls zahlreiche SF-Elemente unter, wobei er für Macabros noch dazu verstärkt auf Fantasy-Elemente in den Serienkosmos einführte. Unter demselben Pseudonym verfasste er auch die „Burg-Frankenstein“-Spannungsromane im Zauberkreis Verlag und schreib die ersten Jahre deren Reihe Silber Grusel Krimi allein.
Mitte der 1980er Jahre erschienen auch einige Hörspiele seiner Romanhelden Larry Brent und Macabros, 2005 kamen Folgen der Frankenstein-Bände hinzu. 1984/85 wurde der Zauberkreis-Verlag, in dem „Larry Brent“ und „Macabros“ erschienen, von Pabel-Moewig übernommen. Dort kam es zu verlagsinternen Umstrukturierungen und beide Serien wurden eingestellt. 1994 wurde „Larry Brent“ kurzzeitig durch den neu gegründeten Zaubermond-Verlag weitergeführt. Später übernahm der Blitz-Verlag die Serie.
Derzeit werden im Blitz-Verlag sowohl „Larry Brent“ als auch „Macabros“ neu aufgelegt, wobei jeweils zwei der früheren Heftromane in überarbeiteter Fassung in einem Taschenbuch wiederveröffentlicht werden. Die Serie „Larry Brent“ wird dort auch mit neuen Romanen weitergeführt, die von Fremdautoren (u. a. Manfred Weinland, Alfred Wallon, Martin Eisele, Dario Vandis) verfasst werden. Seit 2007 wird auch Macabros beim Zaubermond Verlag fortgeführt.
Ab Mitte der 1980er Jahre machte sich Grasmück mit seiner Frau als Buchhändler selbstständig. Später gründete Grasmück noch einen Verlag.
Am 7. August 2007 starb Jürgen Grasmück im Alter von 67 Jahren an den Folgen einer progressiven Muskelschwäche, die ihn seit dem 15. Lebensjahr an den Rollstuhl gefesselt hatte.
(Quelle:wikipedia.de)

Inhalt
Grauenhafte Nachrichten für die PSA aus Frankreich: Kinder werden von fliegenden Kreaturen aus Wohnhäusern geraubt.
Larry Brent macht sich mit Iwan Kunaritschew auf den Weg nach Europa. Dort stoßen sie auf Monsterjäger, die ähnliche Ziele wie die beiden PSA-Agenten verfolgen.
(Quelle: amazon.de)

Das Lesen und ich †¦
†¦ sind zwei Dinge, die untrennbar miteinander verbunden sind. Ich konnte gerade einen Satz geradeaus lesen, als mich das Spiel mit Worten auch schon gefangen nahm. Dieses Eintauchen in fremde Welten voller Abenteuer, ist wohl eines der Dinge, dass ich niemals im Leben missen möchte.
So verwundert es auch nicht, dass ich schon recht früh auf die bunten Cover der Heftromane aufmerksam wurde, und mir statt Comics lieber den einen oder anderen Perry Rhodan, John Sinclair oder eben Larry Brent wünschte. Gerade letzterer hatte diese Mischung aus James Bond, Superheld und Grusel, die einen Knirps von 12 Jahren schwer beeindrucken kann.
Eher durch Zufall bin ich dann beinahe 32 Jahre später auf die Fortsetzung der "Larry Brent"-Reihe gestoßen, und kaufte mir, zum Teil aus nostalgischen Gründen, aber auch, um ein wenig Abstand vom nächsten Buch mit Zombie-Thematik" ein wenig Abstand zu gewinnen, "Gargoyle".

Mein Leseerlebnis †¦
†¦ war überraschend gut, denn Susanne Wilhelm haucht in diesem Band der Figur von Dan Shocker gekonnt Leben ein. Das Lesegefühl ist zwar ein wenig verschoben, was aber durchaus gut ist, denn einen Roman, der sich vollkommen am Wortlaut des Erfinders der Serie orientiert, würde ich eher für einen Abklatsch gehalten haben.
Die Story ist für einen, auf einer Heftromanserie aufgebauten Helden und Hintergrund, gut durchdacht, die Gargoyles lebten in meinem Kopfkino gut auf, und der Plot wird so flott erzählt, dass mich schon die ersten Seiten in die Geschichte eintauchen ließen.
Überrascht bin ich dabei, wie gefühlt locker die junge Autorin das große Erbe von Jürgen Grasmück, alias Dan Shocker, antritt, ohne dabei ins Stolpern zu geraten. Ein Heftroman, selbst wenn er nicht wöchentlich, sondern in einer Sammleredition quartalsweise erscheint, ist eine ganz eigene Herausforderung. Die Autorin geht dabei gekonnt mit dem bestehenden Universum um, bringt dabei auch sprachlich eigene Facetten ein, und schafft so den Balanceakt zwischen Altem und Neuem. Eine sehr gute Leistung, vor allem, wenn man den "Altersunterschied" zwischen der Autorin und Larry Brent bedenkt.
Diese Leistung, zusammen mit dem Hintergrund der Vita der Autorin, machten mich neugierig, und ich beschloss irgendwie ein paar Fragen an die Autorin loszuwerden. Herausgekommen ist ein Interview, bei einige Fragen bewusst so gestellt sind, dass die Autorin neuen (und mal wieder) Lesern, die Serie in ihren eigenen Worten vorstellen kann.

Mein Fazit
Eine spannende Lektüre über die Abenteuer eines alten Helden meiner Jugendzeit, die durch eine sensible Modernisierung einen ganz neuen Reiz gewonnen hat.
Die Aufmachung als kleines Hardcover ist sehr liebevoll gestaltet, wobei das Cover sehr schön auf die Heftromanwurzeln deutet, aus der diese neue Edition entstanden ist.
Für Sammler und Liebhaber der Romane von Dan Shocker ein Muss, aber auch für "Neulinge" in diesem Metier auf alle Fälle lohnenswert.
Der Heftroman ist tot.
Lang lebe der Heftroman.

Zwölf Fragen an †¦

†¦ Susanne Wilhelm

D.G.
Zuerst einmal meinen Glückwunsch, zu diesem gelungenen Debut, Frau Wilhelm. Wie sind Sie zu der Mitarbeit an der Fortsetzung der "Larry Brent"-Reihe gekommen?
S.W.
Eher zufällig. Ich hatte zuvor ein paar Romane aus der Klassik-Reihe Korrektur gelesen und kannte außerdem Christian Montillon, der ja schon lange mit großer Begeisterung an verschiedenen Dan Shocker bezüglichen Projekten arbeitet. Irgendwann ist es ihm gelungen, mich mit dieser Begeisterung anzustecken, und er hat mir vorgeschlagen, mich auch mal an einem „Larry Brent“-Roman zu versuchen.
D.G.
Interessant, und zudem sehr unterhaltsam im Ergebnis, ist Ihre Umsetzung eines Stoffes bzw. eines Hintergrundes, der aus einer doch recht betagten Heftromanserie stammt. Auch wenn es sich bei Ihrem Debut um ein Hardcover handelt, mussten Sie doch bestimmt einige Dinge beachten, die bei einem Heftroman anders gehandhabt werden, als bei einem normalen Roman. Alleine schon den Druck innerhalb einer gewissen Zeichenbegrenzung zu arbeiten, stelle ich ich mir sehr hoch vor. Wie sind Sie dies angegangen, bzw. welche Probleme stellten sich Ihnen während Ihrer Arbeit an "Gargoyle"?
S.W.
Die Sache mit der Zeichenbegrenzung ist gar nicht so schwer, wie man am Anfang meint. Man muss einfach ein bisschen flexibel sein, vor allem im Bezug auf die Nebenhandlungen. Ich hatte ein paar Ideen und habe dann während dem Schreiben geschaut, was davon ich unterkriege und was nicht.
Meine größte Sorge war, den Stil richtig zu treffen. Ich habe mir genau angeschaut, wie Dan Shocker seine Charaktere darstellt, wie die miteinander umgehen und wie immer wiederkehrende Dinge wie die Laserstrahler eingesetzt und beschrieben werden. Wenn man sich als langjähriger Leser plötzlich fragen müsste „Seit wann macht Larry das denn?“, würde man ja komplett aus der Geschichte geworfen. Das wollte ich vermeiden.

D.G.
Wie haben Sie Ihre Recherche gestaltet? Haben Sie alle greifbaren Antiquariate nach Larry Brent durchstöbert, oder konnte Ihnen Christian Montilion da Material an die Hand geben?
S.W.
Ich hatte wie gesagt schon ein paar der Hefte Korrektur gelesen. Außerdem habe ich tatsächlich ein Paket mit alten Romanheften von Christian Montillon bekommen. Das war ein Erlebnis für sich. Wenn man so ein Heft in den Händen hält, merkt man erst richtig, wie alt die Reihe schon ist.
D.G.
Noch eine Frage zur Recherche und dem Schreiben an sich:
Zwischen Larry Brent und ihren ersten Gehversuchen als Schriftstellerin, liegen ja doch einige Jahrzehnte. Inwieweit konnten Sie da kleinere Modernisierungen in dieser alten Villa vornehmen, ohne die eigentliche, denkmalgeschützte Bausubstanz zu verändern? War da nicht manches Mal auch der Reiz, etwas vollkommen Neues einzufügen?
S.W.
Die Modernisierungen haben bereits Leute vor mir vorgenommen. Larry Brent wurde in die heutige Zeit versetzt, es gibt in der neuen Reihe Handys, das Internet und jegliche andere moderne Technik, die man sich nur wünschen kann.
Ansonsten habe ich mich bemüht, der alten Reihe treu zu bleiben. Wenn man versucht, in eine alte Idee etwas vollkommen Neues einzufügen, scheitert das öfter, als es gut geht. Das sieht man ja an den vielen missglückten Verfilmungen verschiedener Stoffe. Meistens passen die alten und die neuen Teile einfach nicht richtig zusammen, und so etwas wollte ich den alten „Larry Brent“-Fans nicht antun.

D.G.
Haben Sie Ihre Sprache in irgendeiner Art an die "ungewohnte Umgebung" anpassen müssen? Immerhin spielt die "Larry Brent"-Reihe ja in einem nicht näher bestimmten Zeitraum, also sind nicht alle Begriffe, die wir heute im Alltag benutzen, dort auch schon bekannt bzw. angebracht.
S.W.
Wie gesagt, die Reihe wurde in die heutige Zeit versetzt, also musste ich da nicht sonderlich aufpassen, zumindest was irgendwelche technikbezüglichen Begriffe angeht. Trotzdem würde ich Larry nie so Worte wie „cool“ in den Mund nehmen lassen, auch wenn man das heutzutage ja auch als Erwachsener sagen darf.
D.G.
Wie fühlte es sich für Sie an, einem Helden Leben einzuhauchen, der schon die Welt rettete, als Sie und ich noch noch die Schulbank drücken mussten?
S.W.
Larry hat sogar schon die Welt gerettet, da war ich noch gar nicht geboren.
Ich finde das ziemlich aufregend. Es ist ein bisschen wie eine Reise in eine Zeit, die ich nie erlebt habe.

D.G.
Welches war die schwerste Passage in diesem Roman, für Sie?
S.W.
Für mich waren die Passagen mit Larry auf jeden Fall schwerer als die ohne ihn. Ich habe mir ständig Gedanken gemacht, ob ich ihn richtig darstelle, und jedes Wort auf die Goldwage gelegt.
D.G.
Welches war die leichteste?
S.W.
Die mit dem Obdachlosen George. Die haben mir auch am meisten Spaß gemacht.
D.G.
Werden Sie weitere Romane zur "Larry Brent"-Reihe schreiben?
S.W.
Auf jeden Fall. Im September wird mein nächster „Larry Brent“ erscheinen. Er trägt den Titel „Parasitentod“ und wird die Handlung aus „Zombie-Insekten“ von Christian Montillon fortführen.
D.G.
Sie haben ja Buchwissenschaft, Ägyptologie und Komparatistik studiert, arbeiten nun als freie Lektorin und Autorin †¦ wurden, oder werden Sie da von Ihrem (akademischen) Umfeld nicht ein wenig scheel angesehen, wenn Sie erwähnen, dass Sie an einer Heftromanserie mitwirken? Selbst wenn diese als Sammleredition und als Hardcover erscheint?
S.W.
In der Uni wurde ich vor allem vor den literaturwissenschaftlichen Vorlesungen auch schon scheel angesehen, wenn ich mit einem Fantasy-Roman vor der Nase auf meinem Platz saß, während wir auf den Professor gewartet haben. Aber mit den entsprechenden Leuten hatte ich nie viel Kontakt. Mein tatsächliches Umfeld reagiert meistens eher interessiert, wenn ich von meinen Heftromanen erzähle.
D.G.
Wenn sie "Gargoyle" noch einmal schreiben müssten / könnten, würden Sie irgendetwas anders angehen oder schreiben, bzw.
welche Erfahrungen haben Sie für Ihr Schreiben allgemein mitnehmen können?
S.W.
Ich denke, wenn ich „Gargoyle“ noch mal schreiben würde, ginge mir der Roman leichter von der Hand, weil ich inzwischen mehr Übung habe. Ich würde mir auch Gedanken darüber machen, wie ich die Kritikpunkte beseitigen könnte, die in einigen Rezensionen genannt wurden.
Durch das Schreiben von Heftromanen habe ich einiges darüber gelernt, wie ich allein mithilfe von Hinweisen und Action Spannung aufbaue. In meinen eigenen Romanen konzentriere ich mich viel auf den inneren Konflikt der Charaktere, obwohl auch da viel gekämpft wird. Aber Larry hat keinen inneren Konflikt. Bei ihm steht der Fall im Vordergrund. Mich voll und ganz auf den Plot und die Verkettung der Hinweise konzentrieren zu müssen, war eine gute Übung.

D.G.
Ich danke Ihnen für Ihre Zeit, Frau Wilhelm, und wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für Ihre Karriere.


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