Logoland
orig. Jeniffer Government
Heyne
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Logoland spielt zwar in der nahen Zukunft, dürfte aber auch Nicht-SF-Leser ansprechen. In jedem Fall aber passt der Roman in die Sammlung von SF-Freunden. Um es vorweg zu nehmen: Barry verzichtet gänzlich auf technische Details, vielmehr richtet sich sein Augenmerk auf ein Zukunftsszenario, das überspitzt eine globalisierte Welt skizziert, die nahezu frei von staatlicher Regulierung der Wirtschaft ist. Den Roman als Satire abzustempeln wird LOGOLAND hingegen keinesfalls gerecht.
Der Plot setzt sich aus mehreren parallelen Handlungssträngen zusammen, die gekonnt miteinander verknüpft werden, was Barry die Möglichkeit eröffnet, den Leser aus verschiedensten Perspektiven an die Umstände und Charaktere heranzuführen. Da wäre Hack Nike, ein kleiner Angestellter, der durch einen grotesken Vertrag von Nike genötigt wird, zehn Passanten zu erschießen. Der Broker Buy Mitsui, der die Morde miterleben muss, und seitdem an einem Burnout leidet. Bill NRA, der auf tragikomische Weise in eine fatale Verwechslung verwickelt wird und sich als Auftragsmörder wiederfindet. Und Jeniffer Government, die mit den beschränkten Mitteln einer privatisierten Regierung das skrupellose Vorgehen der Großkonzerne bekämpfen muss.
Max Barrys Charaktere verblassen auch nicht vor dem Hintergrund einer Welt in der sich Konzerne in einem rechtsfreien Raum mit Privatarmeen bekämpfen, und die Polizei Auftragsmorde an Subunternehmen vermittelt. Setzt man das Buch jedoch für einen Augenblick ab und reflektiert die angesprochenen Konzepte kann einem bisweilen mulmig werden.
Einige Beispiele:
- Der Zusammenschluss von Konzernen in branchenübergreifenden Treueprogrammen und daraus resultierende Blöcke, die mit der Eliminierung der letzten staatlichen Regulierung liebäugeln.
- Schulen, die von Konzernen wie McDonald's gesponsert werden.
- Völlige Aufgabe der Individualität Angestellter und Arbeiter (Hack Nike, Billy Bechtel, etc.).
Man beachte in diesem Zusammenhang die gelungene Gestaltung des Buchs: die geschlechtslosen Figuren auf dem Umschlag tragen das Heyne-Logo auf der Brust (!) und die Kapitel sind mit Strichcodes und der allgegenwärtigen ISBN-Nummer verziert.
Ich kann nur hoffen, dass der Titel seinen Weg in den Lesezirkel findet. Wenn nicht: trotzdem unbedingt reinlesen.