Hi Tobias.
Ah, okay.
Jetzt verstehe ich, was du mit Zeichensetzung meintest.
Sorry, da stand ich auf dem Schlauch
Ja, wie man einen Spannungsbogen spannt, einen Konflikt herstellt etc. habe ich in Ratgebern schon gelesen.
Aber so ganz glücklich war ich mit deren Ratschlägen irgendwie nie.
Die klangen alle so ... hm ... einheitlich nach Hollywood?
Klar, die Grundmechanismen sollte man schon kennen.
Aber das ist nach meinem Empfinden kein wirklicher Pluspunkt für die Ratgeber, noch einer für das (durch)geplante Schreiben.
Vielleicht wird das Bauchschreiben aber auch allgemein total falsch gesehen?
Ich kann nur von mir berichten, aber ich weiß schon, was wann wie passieren könnte (!), um die Daumenschrauben anzuziehen.
Schließlich kenne ich den Anfang, meine Protas und ihre Gegenspieler so halbwegs, und ich weiß wohin ich will / sie wollen.
Ich schreibe es nur nicht fest.
Und ich plane keine festen Konfliktverschärfungen ein, weil die aus dem Gesamtbild heraus kommen.
Beispiel:
Held will unbedingt die dralle Blondine haben, die er im Harem x gesehen hat. Bösewicht Z will das natülich verhindern, denn dies ist seine Lieblingskonkubine.(Anfang)
Held hat seine Blondine, bekommt einen Orden von Sheik Bin Sonderbar der Bösewicht schmort in der Hölle. (Ende)
Das Ding hat bereits jetzt Konflikpotential.
Auch ohne nur einen einzigen Satz an Planung verschwendet zu haben, lege ich los.
Und nach den ersten Seiten stelle ich fest, der Held ist ein Schluffen par excellence. Ein Pink Panther im Wüstengewand, und zu blöd um eine Tasse Kaffee umzukippen.
Aber die Blondine ... Oh Mann, wo die hinlangt wächst kein Barthaar mehr!
(Konflikt Nummer 1: Beim Schreiben festgestellt, dass Held und Blondine sind sich nicht grün sind , aber nach der geglückten Flucht aneinander festhängen.)
Es geht durch durch die wilde Sahara, der Böswicht ist hinter den beiden her. Unterwegs, bei einer Kaffeepause in einer kleinen Oase, kommt plötzlich ein Bote mit einer Eil-SMS für den Bösen. Der Sheik Bin Sonderbar wartet immer noch auf die Truppen die der Bösewicht ihm versprochen hat. "Shit!", denkt sich der. "Ich bin mit meinen Männern auf der Jadg nach meiner Konkubine (die, wie ich beim Schreiben gerade feststelle, angeblich als Geisel von den Generälen der Armee festgehalten wird, gegen die Sheik Bin Sonderbar kämpfen will. Konflikt 2 + 3 in einem Streich, samt Verschärfung.)
Du siehst, das meiste passiert während des Schreibens aus den Figuren und deren Handlungen heraus, es kommt aus den Umständen, die sich nach und nach in der Handlung ergeben.
Man spürt das als Bauchschreiber eher während die Sache rollt, und nicht vorher am Reißbrett, wo es für mich eher nach deux ex machina aussieht.
Der Held aus meinem Beispiel würde für den Planschreiber also von Anfang an als Tölpel feststehen. Ebenso die handfeste Blondine, der doppelzüngige Bösewicht, der dumpbackige Sheik Bin Sonderbar, das Treffen in der Oase ...
Der Bauchschreiber entdeckt das selber erst während er schreibt (und als erster Leser seine Story auch liest)
Der Planschreiber kann damit (vielleicht?) umgehen, und den Helden zuerst so beschreiben, dass sein wahres Ich eine Überraschung für den Leser bleibt.
Der Bauchschreiber entdeckt es aber ebenso wie der Leser erst während der Schöpfung und lacht (vielleicht?) genauso erstaunt auf, wie es der Leser später tun soll.
LG
Dirk