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Ein neues Projekt ...


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28 Antworten in diesem Thema

#1 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 28 August 2011 - 07:56

... nimmt seinen Anfang, während das Team vom Begedia Verlag und meinereiner an meiner Space Opera basteln bzw. Feinschleifen.

"Gottes letzte Kinder"

Es ist meine Variation des allgemein bekannten Zombiesujets, dessen Grundidee eine Agentur vor einigen Monaten als "Regionalhorror" einschätzte, und somit nicht wusste, wie sie das Konzept einzuordnen hätte.

Noch stehen weder die endgültige Länge des Projekts in Seitenzahlen (geplant ist eine längere Kurzgeschichte bzw. eine kurze Novelle), oder eine Veröffentlichungsform fest.
Es ist also ein reines "Bauchprojekt" ins Blaue hinein, bei dem einzig der Einstieg, drei bzw. vier bestimmte Ereignisse während des Verlaufs, und das Ende mehr oder weniger feststehen.
Alles andere ist, auch für mich, die große Überaschung aus der Wundertüte :rofl1:

Auf meinem Externblog unter ...
http://fernesterne.s...-letzte-kinder/
... stehen die ersten ca. 30 Normseiten, zum freien Lesen und kommentieren.

Bis ich etwa die Hälfte der Geschichte erreicht habe, werde ich dort auch den weiteren Verlauf der Geschichte bloggen.
Sobald ich diesen "Point of no Return" erreicht habe, werde ich mich auch festlegen, ob ich zum Beispiel einen Verleger mit diesem Werk "beglücke", oder es vielleicht sogar via amazon als e-book im Alleingang versuche unter die lesende Menschheit zu bringen.

Ich würde bis dahin sehr gerne mit euch, sofern das Thema dieser Idee überhaupt interessant genug ist, hier in der Autorenwerkstatt darüber diskutieren.
Was ist okay. wo klingt es holperig, ist das überhaupt ein lohnenswertes Thema, wo spürt man das Bauchschreiben, wo wirkt der Text durchgeplant, etc. pp.
Sehr gerne könnt ihr auch bestimmte Passagen hier zitieren, um den Finger auf offene Wunden zu legen :lol:

In gespannter Erwartung auf eure Reaktionen,

Dirk :o

#2 fictionality

fictionality

    Illuminaut

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Geschrieben 28 August 2011 - 08:22

Wünsche dir viel Erfolg! Mögliche Publikationsform wäre z. B. eine Horror-Anthologie.

#3 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 28 August 2011 - 08:38

Hi Sven :o Ja, der Gedanke ist tatsächlich da. Da ich ja nur bis zur Hälfte des Projekts den Text auch vorab zur Kritik freigebe, wäre es also eine Art Leseprobe. Für einen "richtigen" Roman, also um die 280 bis 300 Seiten, wird der Stoff definitiv nicht reichen. Das weiß ich bereits jetzt, da ich unnötiges Aufblähen auf keiner Seite des Schreibtisches mag. Bisher schätze ich die Länge des fertigen Rohtextes auf etwa 90 bis maximal 140 Normseiten ein, was beinahe schon eine Novelle ist, wenn man die Länge des Textes als Maßstab nimmt. Somit hätte ich bereits jetzt die Hälfte des zu veröffentlichenden Materials beinahe schon erreicht. Wenn also ein entsprechendes Projekt ausgeschrieben wird, bei dem ich mit der geschätzten Seitenzahl reinpassen könnte, würde ich mich sofort um eine Teilnahme bemühen. Oder ich schreibe eine weitere Story in etwa der gleichen Länge, und bekomme somit genug Material für einen kleinen Band, den ich komplett selber füllen könnte. Eine weitere Idee im Bereich Horror, mit ähnlichem Sujet, aber anderen Ereignissen / Vorgaben habe ich nämlich ebenfalls hier liegen. Ich lasse mich da aber mal selber überraschen, und stelle erstmal dieses Projekt hier fertig :lol: Oder frei nach Forrst Gump: Das Leben und das Schreiben sind wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man als nächstes geboten bekommt ;) LG Dirk :rofl1:

#4 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 28 August 2011 - 11:47

Ich würde bis dahin sehr gerne mit euch, sofern das Thema dieser Idee überhaupt interessant genug ist, hier in der Autorenwerkstatt darüber diskutieren.
Was ist okay. wo klingt es holperig, ist das überhaupt ein lohnenswertes Thema, wo spürt man das Bauchschreiben, wo wirkt der Text durchgeplant, etc. pp.
Sehr gerne könnt ihr auch bestimmte Passagen hier zitieren, um den Finger auf offene Wunden zu legen :rofl1:

Ich hatte Dir ja schon eine PN geschrieben, und auf Deine Antwort hin: Ich halte Dich für einen sehr ambitionierten Autor, der es weit bringen kann, aber ich sehe an Deinen Texten auch, was einen ambitionierten Autor von einem wirklich guten noch unterscheidet. Letztlich sind es einfach die Details, die einzelnen Worte, das mehr oder weniger geschickte Unterbringen von Informationen, der Satzbau, weniger die Geschichten selbst.

Zur Sache, der Anfang Deines neuen Projektes:
"Frank saß in seinem Auto und lauschte den weichen Klängen von Johann Sebastian Bachs “AIR†. Die Streicher des Orchesters webten einen sanften Teppich aus melancholischer Musik, der sich im Halbdunkel der Garage ausbreitete. Durch eine Reihe schmaler Fenster fielen Lichtstreifen in die staubige Luft. Metallplatten lehnten an den Wänden, und neben einer Treppe, die zum Wohnhaus führte, stand ein Rollwagen für Werkzeug. Drei längliche Druckflaschen und ein dazugehöriges Schweißgerät ragten aus dem Schatten neben dem Treppengeländer.
Der Wagen, in dem Frank saß, wirkte wie ein schlecht zusammengeschustertes Nascar. Metallplatten mit dem typischen Fischgrätenmuster von Bodenplatten bedeckten Dach und Außenseiten, Drahtgitter schütze die Scheiben und ein gewaltiger Rammschutz thronte vor dem Kühlergrill. Aber von innen sah man dem Wagen an, dass er einst ein Fahrzeug der gehobenen Klasse gewesen war."


Im letzten Satz gibt es ein "man". Ich glaube, dies ist kein guter Erzählstil, und wirklich gute Autoren vermeiden dieses Verlegenheits-"man". "man" kommt nur, wenn es nicht anders geht. Ansonsten ist diese "man"-Perspektive einfach problematisch.

Mal auseinandergenommen und neu zusammengesetzt, würde mir das so besser gefallen:
"Das Halbdunkel der geräumigen Garage war erfüllt von Johann Sebastian Bachs “AIR†. Die Streicher des Orchesters webten einen sanften Teppich melancholischer Klänge. Durch eine Reihe schmaler Fenster schnitten Lichtstreifen in die staubige Luft. Dünne Stahlplatten lehnten an den Wänden. Neben einer Treppe, die zum Wohnhaus führte, stand ein Rollwagen mit abgenutztem Werkzeug. Drei torpedoförmige Druckflaschen und ein Schweißgerät ragten aus dem Schatten neben dem Treppengeländer. Frank saß in seinem Wagen, der einmal zur gehobenen Klasse gezählt hatte, nunmehr aber wie ein schlecht zusammengeschustertes Nascar wirkte. Metallplatten mit Fischgrätenmuster bedeckten Dach und Außenseiten, Drahtgitter schützte die Scheiben und ein gewaltiger Rammschutz thronte vor dem Kühlergrill."

Eine andere Textstelle, als zweites Beispiel:
"90 Tage früher †¦
†¦Als es anfing, ahnte niemand was da auf die Menschheit zukam. Zuerst war es eine einfache Grippe, die überall auf der Welt zeitgleich auftrat. Dann begann das Virus zu mutieren. Schneller, als jemals ein anderes zuvor. Und es forderte erste Todesopfer, ohne das man die Chance hatte, erfolgreiche Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Expertenkommissionen wurden einberufen, die Pharmaindustrie forschte mit Hochdruck nach einem Impfstoff, und Politiker sprachen weltweit von einer globalen Pandemie."


Würde mir so besser gefallen:
"90 Tage zuvor †¦
Zuerst war es eine einfache Grippe, die überall auf der Welt zugleich auftrat. Als das Virus mutierte, schneller als jemals ein anderes zuvor, und immer mehr Todesopfer forderte, wurden auf höchster Ebene Expertenkommissionen einberufen. Die Pharmaindustrie forschte mit Hochdruck nach einem Impfstoff. Politiker im Kreuzfeuer aufgeregter Journalisten sprachen weltweit von einer globalen Pandemie. Doch dies war nur der Anfang. Niemand ahnte, was auf die Menschheit zukam."

Ich denke, Du musst Dich entscheiden, was Du sein willst. Autor oder Leser. Als Leser kannst Du weiterhin alles lesen. Für Autoren hingegen gilt die Faustregel: Man schreibt, was man liest. Wenn Du überwiegend Schlechtes liest, wirst Du auch überwiegend Schlechtes schreiben, und vieles ist einfach schlecht geschrieben.

#5 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 28 August 2011 - 12:13

Hallo Tiff :D

Dann hier auch nochmal ein Danke an dich, für die detailierte Kritik :rofl1:

Ja, da ist bestimmt noch Spielraum vorhanden, mit dem ich dem Text eine andere Melodie geben könnte.
Das sind auf alle Fälle Variationen, die bei folgenden Überarbeitungen eine wichtige Rolle spielen werden.

Das vorliegende Stück Text habe ich vor dem bloggen vier oder fünfmal umgebaut und umformuliert, da ich einen ganz bestimmten Sprachrhythmus haben wollte.
Er sollte weniger geschrieben wirken, sondern eher so, wie man sich vielleicht am Lagerfeuer eine Gespenstergeschichte erzählt. Eine Geschichte vielleicht, die jeder eigentlich schon kennt, die aber hier und da neue Aspekte durch den Erzähler bekommt, der ja seinen eigenen Worte und seinen eigenen Tonfall nutzt.
Also sind bestimmte Ecken und Kanten schon gewollt, auch wenn sie hier, für dich zumindest, zu eckig wirken, und dein Lesen nicht rund laufen lassen.
Bestes Beispiel ist dafür die "man"-Konstruktion, die bemängelst.

Die ursprüngliche Version sah so aus:

"Die weichen Klängen von Johann Sebastian Bachs “AIR† webten einen sanften Teppich aus melancholischer Musik, der sich im Halbdunkel der Garage ausbreitete. Durch eine Reihe schmaler Fenster fielen Lichtstreifen in die staubige Luft. Metallplatten lehnten an den Wänden, und neben einer Treppe, die zum Wohnhaus führte, stand ein Rollwagen für Werkzeug. Drei längliche Druckflaschen und ein dazugehöriges Schweißgerät ragten aus dem Schatten neben dem Treppengeländer.
Ein Wagen stand im Halbdunkel. Metallplatten mit dem typischen Fischgrätenmuster von Bodenplatten bedeckten sein Dach und seine Außenseiten.
Ein Lichtreflex spiegelte sich auf einem Stern am vorderen Ende der Kühlerhaube, vor der ein gewaltiger Rammschutz thronte.
Frank saß auf dem Fahrersitz und lauschte der Musik."


Hier gefiel mir allerdings das Spiel mit dem Bild nicht so richtig.
Einerseits, weil Mercedes neuerdings viele Wagen nur noch mit einer Plakette ausliefert, und der Stern auf Kundenwunsch (ohne Aufpreis) erst nachträglich angebracht wird. (Laut Aussage eines Händlers, den ich danach fragte)
Andererseits klang mir der Tonfall doch ein wenig zu fern, ja beinahe schon zu sachlich, trotz des unterschwelligen Humors, und nicht so wie eine mündliche Erzählung.
Gleiches gilt auch für die Passagen aus dem Kapitel "Retropresktive", wo ich die Gefahr sah, durch ein eher sachliches Aufzählen der Fakten den Leser zu langweilen.
Auf die Idee den Tonfall so zu halten bin ich gekommen, weil ich einen zu "literarischen" Stil beim Thema Zombies irgendwie unpassend finde.

Etwas verwirrt hat mich nur deine Aussage mit dem Lesen von schlechten Texten, und dem jeweiligen Einfluss auf das eigene Schreiben.

Der Einfluss ist unwidersprochen bestimmt vorhanden.

Aber was ist schlechte Literatur, was ist gute, bzw. wo und wie kann ich da als Leser, der ich ja auch bin, die Grenze ziehen?

LG

Dirk :)

#6 Tiff

Tiff

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Geschrieben 28 August 2011 - 12:46

Dann hier auch nochmal ein Danke an dich, für die detailierte Kritik :rofl1:

So detailliert war sie ja nicht. Es gibt da einige Redundanzen: weiche Klänge - sanfter Teppich, und es wird zwei Mal geschrieben, dass Frank im Auto sitzt. Der Begriff Metallplatten fällt zwei Mal. Ein Teppich aus Musik breitet sich in einer Garage nicht aus. Dieses Ausbreiten passt eher zu Algenteppichen auf dem Meer. Länglich ist kein interessantes Adjektiv. Dann lieber torpedoförmig. "Ein Rollwagen für Werkzeug" - wo ist das Werkzeug? Zum Satzbau: Du benutzt häufig etwas in der Form "...., und". Diese Unds benutzt Du wie Klebstoff, während ein guter Text auch ohne Klebstoff hält.

Aber was ist schlechte Literatur, was ist gute, bzw. wo und wie kann ich da als Leser, der ich ja auch bin, die Grenze ziehen?

Gute Literatur: Du würdest selbst gerne so gut schreiben können. Wenn Du SF oder Horror schreiben willst, weil Dich das interessiert, ist es natürlich, dass Du viel SF und Horror liest. Aber es ist vielleicht besser, mal einen eher mäßig geschriebenen SF- oder Horrorroman, der Dich zwar inhaltlich sehr interessiert, liegen zu lassen und dafür einen besser geschriebenen Mainstream-Roman zu lesen. Was Inhalte angeht, hast Du über SF und Horror wahrscheinlich alles gelernt, was zu lernen ist. Deine Schwächen liegen im rein handwerklichen Schreiben.

#7 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 28 August 2011 - 13:10

Ah, okay. Jetzt sehe ich zum was du im Test selber meinst, Tiff. Ja, Redundanzen und der häufige Gebrauch von "und". Dieser Klebstoff erschien mir für den gewählten Tonfall irgendwie passend, so wie für viele Kochschinkenrezepte auch einiges an Phosphaten (Bindemittel) benutzt wird, damit der in feinste Scheiben geschnitten werden kann. (Ich weiß wovon ich rede, ich bin nämlich ursrpünglich gelernter Fleischveredler :D) Mir war nicht bewusst, dass der sich so stark den Geschmack auswirken kann! Okay, das ist auf alle Fälle zu ändern, und kommt auf die "to-do"-Liste. Beim eigenen Lesefutter wirds da schon schwieriger einen Weg zu finden. Ja, ich schreibe tatsächlich über das, was ich selber auch gerne lese(n würde). Aber was ist ein guter SF-/ Horrorroman, was ist ein schlechter? Bei den Massen die ich schon gelesen habe, ist mir beides schon unter die Augen gekommen. Allerdings war dann das "Urteil" über den jeweiligen Roman immer rein subjektiv. So habe ich zum Beispiel (ganz aktuell) mit Brian Kenee gar nichts anfangen können, King ist ein toller Erzähler und Unterhalter, aber oft zu ausufernd, Wellington fing gut an und ließ dann aber nach, und Lovecraft schrieb nach meinem Gefühl seiner Zeit angemessen orientalisch üppig, was heute aber eher abschrecken würde. Und das waren jetzt nur die rein phantastischen Romane, von Gegenwartsliteratur oder anderen Genres mal ganz abgesehen, in die auch immer wieder gerne hineinlese. Was ich mir von dort "mitnehmen" kann, gebrauche ich gerne. Bliebe also nur das Handwerk an sich. Kann man sich das "anlesen"? Ich glaube nicht, womit eben der einzig gangbare Weg bleibt zu schreiben, sich der Kritik zu stellen, zu lernen, nochmal zu schreiben ... :) Ich sehe da keinen anderen Weg. (Deswegen ja auch dieser Thread hier, in dem ich ein aktuelles Projekt direkt dem Schmiedefeuer von Testlesern preisgebe. So offen wird das Feuer eben heißer, als wenn es hinter den Kulissen brennt ;) ) Wie würdest du das angehen? LG Dirk :rofl1:

#8 Tiff

Tiff

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Geschrieben 28 August 2011 - 13:46

Das vorliegende Stück Text habe ich vor dem bloggen vier oder fünfmal umgebaut und umformuliert, da ich einen ganz bestimmten Sprachrhythmus haben wollte.
Er sollte weniger geschrieben wirken, sondern eher so, wie man sich vielleicht am Lagerfeuer eine Gespenstergeschichte erzählt. Eine Geschichte vielleicht, die jeder eigentlich schon kennt, die aber hier und da neue Aspekte durch den Erzähler bekommt, der ja seinen eigenen Worte und seinen eigenen Tonfall nutzt.
Also sind bestimmte Ecken und Kanten schon gewollt, auch wenn sie hier, für dich zumindest, zu eckig wirken, und dein Lesen nicht rund laufen lassen.

Wenn Du quasi ein Hörbuch schreibst und man sich beim Lesen die Stimme eines Lagerfeuer-Erzählers vorstellen soll, solltest Du vielleicht einen kleinen Hinweis geben. Manche Stellen hören sich besser an, wenn man sich das so vorstellt, aber andere Stellen passen nicht zu einem Lagerfeuer-Erzähler.

Bliebe also nur das Handwerk an sich.
Kann man sich das "anlesen"?

Lesen alleine reicht natürlich nicht. Schreib auch viel und stell Dich der Kritik.

Zum Teil sind es ja auch einfach nur Wortwiederholungen und Tippfehler, die auffallen. Ein paar sonstige Unebenheiten lassen sich auch schnell beseitigen.

"Ein anderer Mann trug einen Blaumann mit dem Emblem der Stadtwerke Köln auf der Brust. Dort, wo sich eigentlich die Brusttasche des Blaumanns befinden sollte,klaffte ein Loch, aus dem seine Därme wie dicke, graue Bratwürste heraushingen, eine Frau in einem blutverschmierten Hochzeitskleid wollte sich in die erste Reihe der Menge drängeln, als ginge es um den besten Platz an einem gerade eröffneten kalten Buffet.
†¦Dantes Kreaturen der Hölle hatten sich vor Franks Haus zu einem spontanen Happening versammelt. Er schluckte trocken, nahm den Fuß von der Bremse, und der Wagen raste durch die Menge. Dumpf prallten die Körper auf das Metall des Wagens, nasses Klatschen erklang als die Getroffenen auf den Asphalt schlugen. Eine Tasse zerbrach mit klarem Scheppern. Torkelnd wandte sich die Menge um, vereinzelt griffen Hände in verzweifelt wirkenden Gesten nach dem Wagen. Ein Mann in einem dunklen Geschäftsanzug hatte sich mit einer Hand an der hinteren Stoßstange des Wagens festhalten können. In der anderen hielt er immer noch seine Aktentasche. Der Wagen schleifte ihn über den Asphalt, bis einer seiner Füße, die in teuren Kalbslederschuhen steckten, an einem Kanaldeckel hängen blieb. Ein schmatzender Laut, dann hing der Ärmel des Jacketts wie ein dunkles Segel bei Windstille auf den Boden herab. Verblüfft blickte der Geschäftsmann seinem nackten Arm hinterher, der immer noch an der Stoßstange des Wagens hing. Unbeholfen versuchte er sich mit dem verbliebenen Arm aufzurichten, ohne dabei seine Aktentasche loszulassen. Ein letztes Souvenier, aus einer anderen Zeit, einem anderen Leben. Seine Krawatte saß perfekt, und die teure goldene Uhr funkelte an seinem verbliebenen Handgelenk. Ächzend und stöhnend wankte die restlichen Meute die Straße hinter dem Wagen her. Das Garagentor schloss sich hinter ihnen, ohne das sie es bemerkten.
†¦Frank ging auf Einkaufsbummel im zerstörten und entvölkerten Köln.
†¦Und die Toten wankten hinter seinem Wagen her."


Das würde mir so besser gefallen:
"Ein anderer Mann trug einen Overall mit dem Emblem der Stadtwerke Köln. Aus einem riesigen Loch hingen blutig-graue Därme wie dicke rohe Bratwürste heraus. Eine Frau in einem blutverschmierten Hochzeitskleid wollte sich in die erste Reihe drängeln, als ginge es um den besten Platz an einem gerade eröffneten Buffet. Gestalten aus Dantes Hölle hatten sich vor Franks Haus zu einem Happening versammelt. Frank nahm den Fuß von der Bremse. Der Wagen raste durch die Menge. Dumpf prallten die Körper auf das Metall des Wagens. Mit einem nassen Klatschen schlugen die Weggeschleuderten auf den harten Asphalt. Torkelnd wandten sich die davon verschont Gebliebenen um. Vereinzelt griffen Hände in verzweifelt wirkenden Gesten nach dem Wagen.
Ein Mann in einem dunklen Geschäftsanzug hielt sich mit einer Hand an der hinteren Stoßstange fest. In der anderen Hand, an deren Gelenk eine teure goldene Uhr funkelte, hielt er immer noch seine Aktentasche. Der Wagen schleifte den Mann über den Boden, bis einer der Füße, die in teuren Kalbslederschuhen steckten, an einem Kanaldeckel hängen blieb. Ein schmatzender Laut, dann hing der Ärmel des Jacketts wie ein dunkles Segel bei Windstille auf den Boden herab. Verblüfft blickte der Geschäftsmann seinem Arm hinterher, der immer noch an der Stoßstange hing. Unbeholfen versuchte er sich mit dem verbliebenen Arm aufzurichten, ohne dabei seine Aktentasche, ein letztes Souvenir aus einer anderen Zeit und einem anderen Leben, loszulassen. Ächzend und stöhnend wankte die übrige Meute, in deren Rücken sich das Garagentor unbeachtet wieder schloss, hinter dem Wagen her.
†¦ Frank fuhr weiter, zu einem Einkaufsbummel im zerstörten und entvölkerten Köln."

Allerdings war dann das "Urteil" über den jeweiligen Roman immer rein subjektiv.
So habe ich zum Beispiel (ganz aktuell) mit Brian Kenee gar nichts anfangen können, King ist ein toller Erzähler und Unterhalter, aber oft zu ausufernd, Wellington fing gut an und ließ dann aber nach, und Lovecraft schrieb nach meinem Gefühl seiner Zeit angemessen orientalisch üppig, was heute aber eher abschrecken würde.

King oder Lovecraft nachzueifern ist auch nicht unbedingt sinnvoll.

Wie würdest du das angehen?

Erst einmal möglichst einfach, klar, präzise und fehlerfrei schreiben, Widersprüche, Wiederholungen und Stilblüten vermeiden.

Bearbeitet von Tiff, 28 August 2011 - 20:40.


#9 methom

methom

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Geschrieben 28 August 2011 - 16:07

Ich hab mir den Text mal aufs Kindle gebeamt und werde ihn in den nächsten Tagen lesen.

Biom Alpha ist im Sonnensystem angekommen. Jetzt auf eigener Seite und auf Twitter @BiomAlpha


#10 Vincent Voss

Vincent Voss

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Geschrieben 28 August 2011 - 21:33

Hallo Dirk,


ich habe gerade das erste Kapitel durchgelesen, weil ich mich gerade vor dem Schreiben drücke.

Meine Anmerkung: Das erste Kapitel funzt bei mir nicht, weil zu wenig Tempo entsteht. Der Prota sitzt in aufgetunten Karre mit Maschinengewehr, draußen taumeln Zombies umher und du verirrst dich m.E. in nebensächlichen Details. Sind die drei länglichen Druckflaschen wichtig? Das Fischgrätenmuster?

Er nickte er sich selber zu.

Klar, was ich hier meine. :devil:

Die Beine der Frau steckten in knielangen Nylonstrümpfen, die mehrere lange Laufmaschen hatten.

In meinen Augen ein Tempokiller für das Genre.

Er schluckte trocken, nahm den Fuß von der Bremse, und der Wagen raste durch die Menge. Dumpf prallten die Körper auf das Metall des Wagens, nasses Klatschen erklang als die Getroffenen auf den Asphalt schlugen. Eine Tasse zerbrach mit klarem Scheppern.


Hammertasse, die bei dem Krach scheppert. :P

#11 WortKuss

WortKuss

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Geschrieben 28 August 2011 - 21:42

Ich wünsche dir viel Erfolg, lieber Dirk. Zum Lesen und Kommentieren fehlt mir im Moment der Kopf. Nicht, weil ich kopflos bin ( :devil: ), sondern weil ich tagtäglich so viele Texte lese und bearbeite, dass mir für "Extras" der Sinn fehlt. In meiner Freizeit beschäftige ich mich lieber textlos.

#12 leibowitz

leibowitz

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Geschrieben 28 August 2011 - 22:16

Hi Dirk, also, ich fand es richtig gut. Hat Spaß gemacht zu lesen, von daher darf ich mal danke sagen :devil: Mensch, du solltest Science Fiction schreiben, und zwar was mit Extraterrestriern, weil es dir gelingt, durch meist richtig gute Beschreibungen lebendige Bilder im Kopf entstehen zu lassen! Ein paar Dinge daneben zum ersten Kapitel: Glückwunsch zu dem Titel, der ist sensationell. Habe mal gegoogelt, auch auf englisch, aber darauf scheint ja wirklich noch keiner gekommen zu sein. Echt originell! "Die Streicher des Orchesters webten einen sanften Teppich aus melancholischer Musik, der sich im Halbdunkel der Garage ausbreitete." - An so Sätzen gefällt mir das aus meiner Sicht arg konstruierte metaphorische Element des aus Musik gewebten Teppichs sowe der Kern nicht - der Teppich breitet sich im Halbdunkel der Garage aus? Die eben noch kritisierten Druckflaschen und das Fischgrätmuser finde ich gut, denn so entstehen detaillierte Bilder in meinem Kopf, und das lieben wir ja so am Lesen, diesen Kopfkinoeffekt - ich jedenfalls. Nur: Der Terminus Druckgasflaschen würde mir persönlich besser gefallen, mit "Druckflaschen" wissen viele nix anzufangen. Du weißt, was Fischgrätenmuster ist? Aus meiner Sicht haben Bodenplatten kein Fischgrätenmuster ?! Aber ich kann da auch irren, da gehe ich lieber mal davon aus, dass du ordentlich recherchiert hast. "Frank unterdrückte ob der würdigen, musikalischen Untermalung der Situation ein Schaudern." - Der Satz gefällt mir vom Sinn her nicht, ich würde die würdige musikalische Untermalung besser streichen. "und der Motor sprang mit einem dumpfen Grollen an, dass in der engen Garage wie das Röhren eines Urzeitmonsters klang. " - Hier das dass durch ein das ersetzen.
Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben. (P.K.Dick)

#13 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 29 August 2011 - 13:09

Hallo zusammen :)

Ich bin gestern leider nicht mehr dazu gekommen alles zu lesen, bzw. zu beantworten.

Ich versuche das jetzt via Netbook nachzuholen ;)

Allgemeine Punkte:
Ich hatte dich falsch verstanden, Tiff, als ich fragte, wie du das angehen würdest.
Mein Gedanke war, dass ich da was übersehen hätte.
Aber da bin ich ja auf dem richtigen Weg, selbt wenn der hier recht ungewöhnlich erscheint ;)

Ja, der Titel ... :)
Sollte zuerst "Gottes vergessene Kinder" lauten. Den gibt es aber schon.
Also das Ganze ein wenig "dramtisiert", und e voilá ... :)
Der hat auch seine Bedeutung, und ich hätte mit ihm (und einer Bemerkung etwas früher in diesem Thread) beinahe schon das Ende der Story verraten ;)

Handwerk und Textarbeit:
Ich habe übrigens gestern den bisherigen Text laut auf meinem MP3-Player eingelesen und ihn mir dann angehört.
Paradoxerweise sind mir die Doppelungen ("Menge" ist da ein gutes Beispiel) stärker aufgefallen, als bei der rein lesenden Kontrolle?
Auch andere Konstruktionen sind da viel holperiger rübergekommen, als sie am Bildschirm gewirkt haben.
Gerade einige der Bilder, die auch Leibowitz angemerkt hat, haben einen enorm schrägen Eindruck hinterlassen :blush:
Das sind eindeutig Punkte, die mir in den letzten drei Wochen (seit dieses Projekt läuft) trotz aller Umstellungen und anderer Arbeiten an dem Text gar nicht aufgefallen sind.

Einzig das Tempo des Einstiegs möchte ich ich nicht zu arg anziehen.
Durch weitere Überarbeitungen (meist Kürzungen) kann gerade das erste Kapitel zwar an Tempo gewinnen, aber ich bin der Meinung, dass ein zu hohes Tempo auch zuviel von der gewünschten Atmosphäre rausnehmen kann.
Klar, bei einer Hochgeschwindigkeitsverfolgung sollte die Kamera nicht unbedingt Panoramaaufnahmen der Landschaft im Visier haben ;)
Aber ein eher mittleres Tempo erscheint mir hier angemessen.

Folgende Punkte habe ich jetzt bereits gelernt / erkannt:

- Recherche ist wichtig. Aber sie gehört in den Hintergrund.
Zum Beispiel die Bodenplatten. Die werden oft für Imbisswagen benutzt, daher das Fischgrätenmuster. Aber Hand aufs Herz: Ist dieses Detail für den Leser wichtig?
Nein, also weg damit ;)

- Lautes Vorlesen des Textes allein genügt nicht. Erst die Aufnahme auf meinen MP3-Stick brachte mir da wirkliche Fortschritte. Meine eigene Stimme plötzlich auf Kopfhörer zu erleben war schon ein Erlebnis (bin das wirklich ich :o ? Gruselig :unsure: ) Aber nach dem dritten Hören merkte ich schnell, wo die Erzählstimme ins Stolpern geriet.
Das ist (für mich jedenfalls) enorm hilfreich gewesen, um meinen Text mal "verfremdet" zu erleben.

- Die Beschreibung der Garage und des Wagens im Inneren, nebst den Waffen ...
Das ist wie im Theater. Die Pistole, die im dritten Akt abgefeuert wird, sollte schon im ersten Akt für die Zuschauer sichtbar sein. Auch der Wagen und Franks Haus werden noch ihre Rollen spielen.
Im Moment dienen diese Beschreibungem erstmal dazu, dass wir uns ein Bild von Frank machen können (Ich als Autor ebenfalls. Frank kann mir viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Ich muss das aber auch nachvollziehen können, sonst lügt er mich nachher an, und ich stehe als Depp da ;) )
Trotzdem muss ich sehen, dass diese Bilder auch klar rüberkommen, denn Frank muss in seinem Wesen dem Leser klar vor Augen stehen:
> Ist ein wenig schludderig und steht auf klassische Musik (gezeigt).
> In Stresssituationen schützt er sich mit Albernheiten vor zu großem Druck (Erzählstimme, speziell im zweiten Kapitel).
> Frank ist kein Übermensch. Im Gegenteil, er handelt überlegt und teilweise sogar übervorsichtig (Rennanzug, Handschuhe, Helm)

- Bilder
Ich spiele unheimlich gerne mit konträren Eckpunkten, um mit Worten "Bilder zu malen".
Hier muss ich aber darauf achten, dass die Ecken des Bilderrahmens nicht zu weit weg voneinander entfernt sind, weil er sonst die Wirkung verzerrt.
Ebenso dürfen die Farben (Teppiche aus Musik) niciht zu stark aufgetragen sein, weil sie sonst die Details verdecken.


Das ist schon eine ganze Menge an Gedankenfutter, dass ich für mich ganz alleine hier ernten durfte :)
Meinen Dank an alle, die sich hier echte Arbeit gemacht haben :lol:
Gebt mir ein paar Tage (eine Woche?), dann kann ich vielleicht eine bessere Version des Einstiegs vorstellen, vielleicht sogar einen erweiterten, der schon näher an den Endpunkt des "offiziellen Arbeitens" reicht. Immerhin will ich dieses Projekt ja nur bis zur Hälfte so offen fertigstellen, bevor ich für den Rest in der Versenkung verschwinde ;)

Und vielleicht kann ja auch der Eine oder Andere sich hier aus diesem Thread etwas mitnehmen?

Ich fände das prima, denn dann wäre dieser Thread wenigstens nicht so egoistisch ;)

LG

Dirk :)

#14 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 29 August 2011 - 13:16

Ich wünsche dir viel Erfolg, lieber Dirk. Zum Lesen und Kommentieren fehlt mir im Moment der Kopf. Nicht, weil ich kopflos bin ( :) ), sondern weil ich tagtäglich so viele Texte lese und bearbeite, dass mir für "Extras" der Sinn fehlt. In meiner Freizeit beschäftige ich mich lieber textlos.


Hallo Simone :lol:

Glaub mir, das kann ich gut verstehen :)
Ein Jahr im Vertrieb mit Kaltakquise von "Neukunden" ... da sind abends keine Worte mehr fürs Schreiben übrig gewesen. Da fehlten mir teilweise sogar die Buchstaben für eine normale Konversation mit meiner Frau.
(Ja, ich weiß, dafür muss man sich nicht schämen. Manche Männer sind eben nie über das Entwicklungsstadium des Neandertalers hinausgekommen, und grunzen sich durchs Leben :))

LG

Dirk :)

#15 methom

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Geschrieben 29 August 2011 - 18:57

Hallo Dirk, ein paar erste (wie immer natürlich subjektive) Eindrücke: - Du machst es deinem Protagonisten zu einfachen: er hat viel Geld; konnte sich vorbereiten; hat sein Haus zur Festung ausgebaut, in die er sich zurückziehen kann; als Techniker kann er sich seinen Wagen entsprechend umbauen; automatische Waffen hat er; seine Gegner sind zu blöd, eine Autotür von innen zu öffnen (wozu braucht er dann die Querbalken vor der Tür? Ein Absperrband hätte doch gereicht? Und wie bekommt er die Balken denn wieder weg, wenn er die Tür öffnen will?) und dann bekommt er auch noch Gesellschaft von einer attraktiven, toughen Frau. Kann man machen. Klingt aber ein wenig wie eine pubertäre Vorstellung davon, der Held nach der Apokalypse zu sein, wenn ich ehrlich bin. (Außerdem erinnert mich vieles mehr als nur ein wenig an den Schmitz-Willy in "I am Legend". Fehlt nur der Schäferhund.) Ich denke das Mit(ge)fühl(en) für Frank wäre größer, wenn er nicht so gut dastehen würde. Wie heißt es so schön: überlege, was das Schlimmste sein könnte, dass deiner Figur in dieser Szene passieren könnte - und dann denk dir was Schlimmeres aus. Frank gehts doch eigentlich noch ganz gut. Ja, ok, die Batterien sind alle. So ein Ärger aber auch. Zombies? Ach, die sind ein bisschen lästig. Aber da wird sich schon ein Spray gegen finden. - Das zweite Kapitel kann weg. Ist nur ein völlig überflüssiger Infodump. Hilft mir das zum Verständnis der Figuren irgendwie weiter? Ich glaube nicht. Und ich persönlich hasse Texte und noch mehr Filmen und Serienfolgen, die mit einer Szene anfangen, und danach dann erzählen, wie es dazu gekommen ist. Also, wenn irgendetwas aus Kapitel zwei wert ist, erzählt zu werden, dann ist es auch wert, "echter" Teil der Geschichte zu sein. Aber nicht einfach nur aneinandergereihte Backstory, bitte. - Beim Aufeinandertreffen mit Sandra wirkt das ganze für mich etwas zu bemüht nach knackigen Hollywood-Einzeilern. Beide Figuren wirken für mich mit ihren flotten Sprüchen nicht glaubwürdig in einer postapokalyptischen Welt. Sandra finde ich recht klischeehaft. Kann sogar gleich mit einer automatischen Waffe umgehen. Frank kann ich nicht ganz greifen. Am Anfang wirkte er ein wenig gläubig, dann schwankt er in die komische Zwergenmetaphorik, als er niedergeschlagen wird. - Was mir gut gefällt ist die Stimmung die du aufbaust. Gerade durch so kleine beiläufige Beobachtungen wie die Laufmasche oder das Nagen am Bein der Enkelin. (Während Därme aus der Brusttasche zum Beispiel mich ins anatomische Grübeln und damit aus der Stimmung raus bringen.) Allerdings habe ich ein wenig den Eindruck, dass dir selbst noch nicht ganz klar ist, wo die Story genau hinlaufen soll. Irgendwie wirkt das wenig stringent, finde ich. - Die Idee, die Zombies mit Musik abzulenken, empfinde ich, so wie sie umgesetzt wurde, als albern. Sie kommt aus heiterem Himmel. Das hätte vorbereitet werden müssen. Zum Beispiel mit einer kleinen Szene im Supermarkt, wo Frank nach Essen sucht, auf Zombies stößt. Es kommt zu einem Kampf. Dabei fällt ein tanzender Spielzeugweihnachtsmann um und beginnt Jingle Bells zu singen. Der Zombie steht dann ganz fasziniert davor und lässt sich widerstandslos von Frank die Rübe abhauen. Und dann kommt Frank auf die Idee, das als Ablenkung zu nutzen. (Aber ohne dabei seinen Wagen zu riskieren, indem er ihn offen stehen lässt. Einem überlegt handelnden Mann wie ihm fällt doch bestimmt besseres ein.) Mein bisheriges Fazit: Stimmung gut, Plot und Figuren müssen noch geschärft werden. (Sprachlich kann ich nicht sagen, da habe ich jetzt noch nicht im Detail drauf geachtet.) Ich hoffe, mein Kommentar wirkt jetzt nicht zu negativ auf dich und hilft dir weiter.

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#16 Frank Lauenroth

Frank Lauenroth

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Geschrieben 29 August 2011 - 19:57

Hallo Dirk, natürlich kann man einen Text selbst nach dem 5ten oder 6ten Mal immer noch verbessern. Dessen ungeachtet bietet dein Beginn auch einige klassische Oneliner wie "das Leben konnte selbst nach dem Tod noch grausam sein". Damit hast du mich ... als Leser. Nur das Zombiethema ist meiner Meinung nach schon genug beackert. Rein subjektiv beschaut. Beste Grüße Frank

#17 Christian Günther

Christian Günther

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Geschrieben 29 August 2011 - 20:30

Hallo Dirk, ich habe mir die Leseprobe nun auch zu Gemüte geführt. Im Großen und Ganzen muss ich sagen, dass Methoms Meinung meine Eindrücke gut wiedergibt. Dadurch, dass es Frank so gut geht, fühlte ich nicht wirklich mit ihm mit, er geht ja mit dem ganzen recht lässig um. Und der gesmate Tonfall ist mir etwas zu humorig, soll das so sein? Für einen Zombie-Horror-Kracher ist es mir doch zu wenig Horror und mehr Klaumauk, ich meine hier z.B. die Zwerge, die launigen Bemerkungen, Tante Marthas Parfüm usw. Aber wenn das so gewünscht ist, ist das natürlich okay, wenn auch recht trashig :) Ansonsten muss ich hier ja mal sagen, dass es tolles und vielseitiges und zahlreiches Feedback zu deiner Leseprobe gibt, das finde ich sehr bemerkenswert.

#18 fictionality

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Geschrieben 29 August 2011 - 20:43

Im letzten Satz gibt es ein "man". Ich glaube, dies ist kein guter Erzählstil, und wirklich gute Autoren vermeiden dieses Verlegenheits-"man". "man" kommt nur, wenn es nicht anders geht. Ansonsten ist diese "man"-Perspektive einfach problematisch.


Also, ich habe kein Problem mit "man". Außer wenn "man" es zu häufig verwendet, was hier aber nicht geschehen ist.

#19 fictionality

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    Illuminaut

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Geschrieben 29 August 2011 - 20:45

Du benutzt häufig etwas in der Form "...., und". Diese Unds benutzt Du wie Klebstoff, während ein guter Text auch ohne Klebstoff hält.


Da geb ich dir Recht. Hatte mal eine Story von Hemmingway gelesen "und" mich nervte das ständige "und dann machte er dies und jenes und dann ..." - da merkt man den Alkohol.

EDIT: Aber so schlimm wie bei Hemmingway ist das hier bei Dirk nicht.

Bearbeitet von fictionality, 29 August 2011 - 20:46.


#20 fictionality

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    Illuminaut

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Geschrieben 29 August 2011 - 20:53

Zum Titel: Mir ist eigentlich egal ob es einen Titel schon gibt. Gut und originell ist natürlich ein neuartiger Titel, aber wenn zwei Storys oder Bücher zufälligerweise denselben Titel haben - es kommt doch auf die Story an, wenn mir die gefällt, ist mir der Titel relativ wurscht.

#21 Heidrun

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Geschrieben 30 August 2011 - 14:18

"Ein anderer Mann trug einen Blaumann mit dem Emblem der Stadtwerke Köln auf der Brust. Dort, wo sich eigentlich die Brusttasche des Blaumanns befinden sollte,klaffte ein Loch, aus dem seine Därme wie dicke, graue Bratwürste heraushingen,
Dirk, ich habe jetzt nur beim thread-Querschauen diese zwei Sätze entdeckt. Was stimmt da nicht? Brusttaschen sind auf der Höhe der der Brust. Da sind aber keine Därme. Die hängen viel weiter unten. Du meinst nicht wirklich, daß sich jemand die Mühe gemacht hat, die Dinger durch das Loch da oben zu fädeln, oder? Zumal dann eigentlich auch das Emblem auf der Brust stört ...
Davon abgesehen, würde ich mindestens die Hälfte der Adjektive und Bilder aus dem Text streichen, weil sie den Textfluß langsam und umständlich machen. Wenn es irgendwo kracht, möchte ich nacktes Entsetzen statt blumiger Formulierungen. Sonst geht das Ganze irgendwie emotional an mir vorüber.
Ich habe allerdings wirklich nicht mehr als diesen Happen gelesen.
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#22 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 30 August 2011 - 14:42

Hallo zusammen ;) Donnerwetter!!! Hier ist ja richtig was los *freufreufreu* :D Ich versuche mal die einzelnen Punkte aufzudröseln, die genannt wurden: Die Einfachheit von Franks Leben ... ... ist so gewollt. Vorsichtig ausgedrückt ist es für ihn doch eigentlich schlimmer aus einem kuscheligen Nest nach draußen zu müssen, als wenn er dort bleiben kann. Es wird für Frank aber auf alle Fälle noch dicker kommen ;) Die Balken vor der Tür bzw. die "Dummheit" der Zombies gehören ebenfalls dazu. Die Balken deuten schonmal an, dass er ein sehr vorsichtiger Mensch ist, der alles bis ins Letzte durchplant. Das wird im weiteren Verlauf noch deutlicher, und hier kommt auch ein Konflikt auf ihn zu, denn kein Plan überlebt den ersten Feind- bzw, Zombiekontakt :) Vielleicht wirkt das jetzt zu Beginn noch stark übertrieben, aber da muss ich wirklich auf Zeit spielen Ach, bevor ich das vergesse ... Frank hat seine Autortür aber (leise) geschlossen, bevor er zu der Schule schlich? Er hat den Wagen allerdings nicht abgeschlossen! Ein bewusst eingebautes Detail :) Das zweite Kapitel ... ist seit gestern übrigens mit einigen Änderungen das erste Kapitel :D Keine Ahnung wie ich darauf gekommen bin (ich habe deinen Post erst jetzt gelesen, Methom), aber das erschien mir nach den ersten Kritiken besser. Da stimme ich dir vollkommen zu, mit dem Stück habe ich keine Glanzleistung hingelegt :blush: Die Zombies und die Musik ... ... hielt ich selber eigentlich für eine nette Idee ;) Vor allem, weil sie noch eine konkrete Begründung bekommt. Frank hatte ja schon festgestellt, dass sie auf Bewegung, aber vor allem auf Geräusche reagieren. Musik ist in dem Sinne auch ein Geräusch (nur das "meine" Zombies eben etwas anders darauf reagieren ;) ), und dadurch ist Frank erst auf die Idee gekommen, die Reanimierten so auf falsche Fährten zu locken. Der Umgang mit automatischen Waffen und die knackigen Dialoge ... ... hielt ich eigentlich für okay? Bei den Waffen habe ich mit einigen Leuten gesprochen, die sich da auskennen (Polizei und Bundeswehr). Paradoxerweise sind die wirklich einfacher zu bedienen, als man vermuten mag. Allerdings liegt hier der Teufel im Detail, und da möchte ich noch nichts zu sagen, aber es wird noch deutlich werden, dass ballern einfacher ist, als der ganze Rest, der zur Bedienung einer solchen Waffe gehört ;) Es kann aber sein, dass dieser Aspekt zu spät kommt. Die Dialoge haben mir beim Schreiben großen Spaß gemacht, und erschienen mir auch okay. Wenn jemand die Ausläufer einer solchen Katastrophe überlebt, wird er schonmal ... hm ... anders als gewohnt? Viele flüchten sich da wirklich in Verhaltensweisen, die sie vorher an sich nie gekannt haben, und die teilweise wirklich wie Klischees wirken. Siehe das zunächst noch burschikose Auftreten Sandras, oder Franks Angewohnheit, seine Angst und seine Unsicherheit hinter albernen Sprüchen zu verstecken (da steckt übrigens eine tatsächlich lebende Person hinter, die ich schon sehr lange kenne. Manchmal nervt das Verhalten, aber er ist eben so *schulterzuck*). Wahrscheinlich sind die Dialoge tatsächlich Klischees, aber ich stehe Klischees nicht unbedingt ablehnend geegnüber. Manchmal können sie Orientierungspunkte für mich als Leser sein, etwa in der Art langer vermisster Freunde. Es ist gut möglich, dass ich da vielleicht zu stark auf "Wiedererkennung" oder "Situationskomik" gesetzt habe. Muss ich tatsächlich nochmal prüfen. - Frank ist nicht greifbar? Das hat mich jetzt doch ein wenig überrascht. Er wirkte auf mich wie ein Typ von der Stange (oder vielleicht auch wie der Typ, der mir morgens aus dem Spiegel entgegengrunzt :lol:) Nein, ernsthaft: Das hat mich jetzt wirklich überrascht, und ich versuche die Eigenheiten von Franks Charakter in der Überarbeitung etwas verständlicher zu machen. - Die Stimmung ... ... habe ich gestern nach dem Verschieben von Kapitel I und II auch nochmal unter die Lupe genommen, um ganz vorsichtig die Temposchraube anzuziehen. Nicht viel, nur ein oder zwei Km/h. Und ja,die Bratwürste hingen tatsächlich am falschen Platz ;) Die werden zurückgefummelt :lol: - Die Stringenz der Story, bzw. wo ich hinwill ... ... weiß ich schon ganz genau ;) Der Anfang, wichtige Stationen des Mittelteils und das Ende stehen fest. Nur die Wege dahin, die sind auch mir neu. Ich vermute aber, Methom und Christian spielen auf den saloppen Tonfall an, der (noch) in dem Text vorherrscht. Der ist wirklich bewusst gewählt, wird sich aber noch ändern und ... äh drängender (?) werden. Ich finde zum Beispiel Thriller toll, die von Anfang auf Geheimnis und Spannung machen. Dabei vermisse ich aber als Leser oft den Humor, egal ob schwarz, ironisch oder wie auch immer. Die Helden solcher Romane sehe ich dann durch die Erzählstimme immer als roborterhafte Maschinen an, die wie Arnie mit eisiger Miene durch den Plot stampfen. Alle kleineren Wehwechen die sie später vielleicht abbekommen sind da nach meinem Gefühl einfach nur platt(e Klischees), um dem Helden das Bild des Gebrochenen zu geben, der trotzdem weitermacht. Anders ist es nach meinem Gefühl aber, wenn der Erzähler beinahe schon wie der Held selber klingt, und sich auf ihn und seine Art einlässt. Wenn dann dem Helden die Frau wegläuft oder ein Vorschlaghammer auf den Zeh fällt, tut mir das auch weh. Sonst sage ich einfach: "Ach ja, Fleischwunde. Eine Narbe mehr", und zucke mit den Schultern,während ich umblättere. -Ganz wichtig vielleicht: Ein reiner Horrorkracher soll "Gottes letzte Kinder" nicht werden! Horror spielt eine wichtige Rolle, ganz klar. Aber ... hm ... es wird eher ein "Reisebericht", aus dem später in diesem Weltentwurf mal Legenden werden können. Die Zombiethematik habe ich zum Einen gewählt, weil reine Grippeviren (oder auch Masern) nicht so mein Fall sind. Zum Anderen, weil ich doch denke, dass man diesen Figuren und dem typischen Zombieplot vielleicht doch eine eigene und neue Nuance abgewinnen kann. Ist ein großes Vorhaben für einen kleinen Mann wie mich, ich weiß Aber meine Güte ... Napoleon hatte auch größenwahnsinnige Gedanken, und der wird heute noch in Frankreich gefeiert ;) (und sooo groß war der auch nicht, Ich glaube, der hat´s gerade mal auf ´nen Meter fuffzig "Kampfgröße" gebracht :lol:) Obwohl ich mich hier jetzt beinahe "verteidige" werde ich nochmal über die Punkte drüberschauen, die hier benannt wurden. Ausnahmlos alle Kritiken waren bisher klasse, weil sie nicht allgemein gehalten waren, sondern ins Detail gingen. So habe ich nämlich festgestellt, dass ich den Gegenspieler meines Helden ursprünglich wohl zu spät einführen wollte. Das muss ich in der Überarbeitung jetzt beachten, denn die Szenen, in denen er eingeführt sind, sind schon fertig, wenn auch nur als unbearbeitete Rohtexte. Die muss ich in der Version 2.0 einarbeiten, dann wird der humorige Tonfall sich vielleicht abmildern und das Ziel, auf das ich hinarbeite, wird sich vielleicht deutlicher abzeichnen. Hier muss ich nur aufpassen, dass ich nicht zuviel vorab verrate! Diese überarbeitete (und längere) Version 2.0 des Einstiegs ist seit gestern schon in Arbeit. Die genannten Punkte werde ich auf alle Fälle nochmal abklopfen, und die Danksagung, die ich gestern gebloggt habe, muss ich nachher noch gehörig erweitern :) Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ihr mir auch eure Meinung zu VErsion 2.0 sagen würdet, in der ich die Kritikpunkte soweit eingearbeitet habe. Und jetzt ... ab an die Tasten ;) Liebe Grüße und meinen herzlichen Dank an euch alle :D Dirk :)

#23 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 31 August 2011 - 15:13

Hallo zusammen :happy: Ich habe es schneller geschafft, als ich zunächst geglaubt hätte, aber Version 2.0 des Projekts "Gottes letzte Kinder" ist jetzt auf meinem Blog online gegangen :) (Eine geregelte Nachtruhe wird in meinen Augen sowieso überschätzt, also habe ich die Zeit besser genutzt, als nur zur Benutzung meines Bettes. Manchmal muss ein Mann eben tun, was ein Mann tun muss ;)) Ich habe in (auf?) meinem Externblog eine eigene Rubrik für dieses Projekt eingerichtet, und Version 1.0 stehen gelassen. So ist für jedermann nachvollziehbar, welche Änderungen ich dank eurer Kritik vorgenommen habe. Die Änderungen im Einzelenen: - Kapitel I und II haben die Plätze getauscht, sodass ich die lästige Infodumprückblende losgeworden bin - Der humorige Tonfall wird deutlicher erklärt, ändert sich aber gegen Ende des bisherigen Textes - Die "Und"-Konstruktionen sind soweit es mir in den Kram passte eliminiert, ebenso die "Man"-Haarnadelkurven ;) - Die prall gefüllten Bratwurstdärme sind jetzt anatomisch korrekter agelegt (bzw, heraushängend :lol:) - Wo möglich, habe ich mit den entsprechenden Medikamenten meine gallopierende Adjektivits behandelt. Ein paar Narben dürften aber ncioh vorhanden sein ;) - Der Antagonist von Frank wird am Ende des IV Kapitels eingeführt. Hier habe ich an meinem ursprünglichen Plan festgehalten, weil ich ja keinen Roman schreiben will und bereits jetzt ca. 57.000 Zeichen incl. Leerzeichen verbraten habe. Hätte ich ihn früher eingeführt, dabei auf das berühmte Show, don´t tell gesetzt, würde das ganze Projekt am Ende doch zu lang werden. Ich bin immer noch der Meinung, dass meine Ideen zu Zombies in Köln nicht genug Material für einen "richtigen" Roman liefern. Eine Novelle (längenbezogen gesprochen) ist da eher machbar. Allgemeine Informationen: Die Version 2.0 ist länger als Version 1.0. Sie endet im Moment kurz vor der geplanten Hälfte des Gesamtprojekts. Da kommt also schon noch etwas, bevor ich mich mit einer handvoll Testleser in Klausur begebe, um sie zu sollenden. Wie oben schon erwähnt, bin ich nach wie vor der Meinung, dass ein Gesamtumfang von 120 - 130 Manuskriptseiten (60*30 Zeichen) für die Idee und das Setting ausreichen. Ein Roman wird es also nicht, was eine eigenständige VÖ erschwert, und für eine Anthologie ist das Teil dann doch etwas zu lang. Aber egal, vielleicht kann ich ja beizeiten eine weitere Idee in eine Story mit etwa der gleichen Länge umsetzen, sodass sich da Möglichkeiten eröffnen. Ja, das war es soweit erstmal ;) Jetzt hoffe ich, dass auch die überarbeitete Fassung die Aufmerksamkeit eurer Kritikeraugen erweckt, denn die Hilfen in diesem Thread waren schon echte Knaller :band: Liebe (und jetzt doch etwas müde) Grüße Dirk :)

#24 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 03 September 2011 - 09:29

Hallo zusammen :blush:

Die Version 2.0 meines Novellenprojekts "Gottes letzte Kinder" steht ja kurz vor ihrem 50%igen offiziellem Teil, den ich auch ganz offen blogge.
Nun habe ich aber eine sehr spezielle Frage, die ich abgeklärt haben möchte, bevor ich die letzten öffentliche Teile dort veröffentliche, und würde mich sehr über eure Hilfe freuen.

Es geht um Rückblenden.

Eigentlich bin ich kein großer Freund dieses Stilmittels der "Handlungsverdichtung", aber da ich mir selber eine gewisse Zeichen- und / oder Umfangsbeschränkung auferlegt habe (ca. 130 Normseiten zu 30*60), kann ich nicht ständig mit Show, don´t tell arbeiten.
Einiges muss ich dann eben eher "nebenbei" abhandeln, wenn ich nicht ins Schwafeln, und somit in den Bereich des Romans geraten will.

Das habe ich schon in einigen Passagen der bereits gebloggten Version 2.0 getan, aber hier, zu Beginn des Kapitels V ist es doch recht viel gworden.

Meine Frage wäre nun, ob dieser Einstieg in das fünfte Kapitel dennoch (spannend) lesbar ist?

Dankbar für jede Hilfe

Dirk :lol:

V. Kapitel
"Der lange Weg"


...Sandra erwachte aus einem kurzen und unruhigen Schlaf. Orientierungslos blickte sie sich um. Dann sah sie Frank an einem der Fenster stehen, und in die Morgendämmerung hinausblicken. Die Sonne färbte einen breiten Streifen des Himmels in ein rötliches Glühen. Keine Wolke war zu sehen. Der Prolog des nahenden Tages versprach wunderbares Wetter.
...Helles Wetter.
...Sandra war froh darüber.
...Die da draußen mochten es nicht, wenn es zu hell war.
...Dieser Gedanke rief ihr ins Gedächtnis, was sie heute tun wollten, und er ließ die Ereignisse der vergangenen Nacht noch einmal in ihrem Geist Revue passieren.
...Franks Aktivität nach dem Funkgespräch mit den Kindern war nahezu unmenschlich gewesen. Im Licht der Propangaslampe hatte er auf die Tafel des ehemaligen Klassenzimmers eine Liste mit all den Dingen geschrieben, die sie dringend benötigen würden. Zu jeder einzelnen Position hatte er das geschätzte Gewicht und den Platzbedarf ermittelt. Dann hatten sie die Ausrüstungsstücke auf zwei Haufen verteilt, um abschätzen zu können, wie groß und stabil ihre improvisierten Rucksäcke sein mussten. Zwei Kopfkissenbezüge reichten tatsächlich aus, um alles auf zwei Personen zu verteilen, und ihnen trotz der Belastung noch ausreichend Bewegungsfreiheit zu gewähren.
...In diesem Moment war von unten ein dumpfes Pochen durch die Schule gehallt. Das musste einer der Zombies gewesen sein, der sich da am Haupteingang zu schaffen machte. Starr vor Schreck hatten Sandra und Frank in ihrem Tun innegehalten, darauf gewartet, dass die Tür mit einem Knall zuschlagen und schleppende Schritte den Hausflur hochkommen würden. Sandra war in diesem Moment ein Bild aus ihrer Kindheit durch den Kopf geschossen. Nur mit Mühe hatte sie ein Zittern und Tränen zurückhalten können.
...Das Monster kommt, war es ihr durch den Kopf geschossen. Er hat wieder seinen Lohnstreifen versoffen und eine Stinkwut auf alles und jeden. Ob Mama jetzt auch in ihrem Bett liegt und Angst hat?
...Sandra hatte ihr langes Fleischmesser in die Hand genommen. Die einzige Habe außer der Kleidung an ihrem Körper, die sie auf ihrer Flucht hatte retten können. Es war wie ein Anker der sie in Realität zurückholte. Nicht das die besonders schön war, aber immerhin würde es nicht ihr Vater sein, der da unten versuchte einzudringen. An diesem Gedanken hatte sie sich schließlich festgehalten.
...Das da unten war nicht ihr Vater, konnte es nicht sein, denn er war schon vor Jahren mit einer Leber gestorben, die fester und dichter gewesen war, als ein alter Wackerstein. Hoffentlich unter großen Schmerzen.
...Sandra hatte sich für ihren letzten Gedanken gehasst.
...Als das Pochen verstummt, und der Zombie offenbar abgezogen war, hatte sie mit ihrem Messer ein Laken in lange Streifen geschnitten, jeweils zwei dieser Streifen zu einem Gurt verwoben und diese durch zwei Löcher in den Bezügen geführt. Bequem waren die Rucksäcke nicht, aber sie erfüllten ihren Zweck. Vielleicht würden sie auf ihrem Weg ja die Möglichkeit bekommen sie gegen echte auszutauschen.
Danach hatte sie sich auf eines der Betten gesetzt und Frank dabei zugesehen, wie er auf der Tafel eine grobe Skizze ihres Weges zeichnete. Dabei waren ihre Gedanken immer weiter in die Vergangenheit abgeschweift, bevor sie schließlich in diesen unruhigen Schlaf gefallen war, indem sie schreckliche Albträume heimgesucht hatten.
...Sandra holte tief Luft.
...Sie hatten alles getan, um ihre kleine Rettungsexpedition so sicher wie möglich zu gestalten. Frank drehte sich um und lächelte sie an.
...»Morgen. Kaffee? Ist aber leider nur löslicher, und warm ist er auch nicht mehr.«
...»Danke, ja. Wie spät ist es?«
...»Kurz nach Sieben.«
...»Hast du schon was von den Kindern gehört?«
...»Nein. Und auch sonst herrscht im Äther Funkstille. Wir scheinen wirklich die Letzten zu sein.«
...Sandra sah etwas in Franks Augen. Etwas, dass sie beunruhigte.
...»Was hast du?«
...»Bitte?«
...»Du wirkst plötzlich so †¦ anders. Irgendwie gedämpfter als noch vor ein paar Stunden, wo du beinahe vor Aktivität explodiert bist.«
...Frank wandte sich wieder um. Sein Blick glitt aus dem Fenster, wo sich die schattenhaften Umrisse Kölns scharf gegen den Sonnenaufgang abhoben.
...»Das Ganze ist Wahnsinn. Und das weißt du auch.«
...»Willst du einen Rückzieher machen?«
...»Nein. Das kann ich nicht. Frag mich nicht warum, aber es geht einfach nicht.«
...»Du hast Angst.«
...»Ja. Auch. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das da noch mehr ist. Es ist, als würde da draußen etwas auf mich warten.«
...»Was meinst du?«
...Frank seufzte. Langsam drehte er sich wieder um. Sandra zuckte erschrocken zusammen, denn in dem dämmerigen Licht sah er wie einer von den Zombies aus. Nur dass aus seinen Augen Intelligenz blitzte.
...Intelligenz und †¦ Selbstaufgabe?
...Sandra schluckte. Frank wirkte in diesem Moment, als sei er einer dieser Selbstmordattentäter, die sich mit einem Gürtel voller Sprengstoff um den Bauch in eine Menschenmenge stürzten. Schweigend zuckte Frank mit den Schultern. Er konnte sein Empfinden offenbar ebenso wenig in Worte fassen, wie Sandra das unbestimmbare Gefühl des Unausweichlichen eindeutig benennen konnte, das sich plötzlich in ihrem Bauch eingenistet hatte.
...»Bist du sicher, dass wir das auch wirklich wagen sollen?«
...»Ja. Mach dich in Ruhe fertig und iss was. Es wird ein langer Weg.«

***


Bearbeitet von Dirk, 03 September 2011 - 09:33.


#25 Tiff

Tiff

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Geschrieben 04 September 2011 - 08:27

Meine Frage wäre nun, ob dieser Einstieg in das fünfte Kapitel dennoch (spannend) lesbar ist?

Es geht so. Eine Möglichkeit wäre, alles etwas kürzer und dichter zu schreiben. Besonders der Dialog ist etwas langatmig. (Sandra holt ja auch schon mal gleich tief Luft ...)

..Sandra holte tief Luft.
...Sie hatten alles getan, um ihre kleine Rettungsexpedition so sicher wie möglich zu gestalten. Frank drehte sich um und lächelte sie an.
...»Morgen. Kaffee? Ist aber leider nur löslicher, und warm ist er auch nicht mehr.«
...»Danke, ja. Wie spät ist es?«
...»Kurz nach Sieben.«

..»Hast du schon was von den Kindern gehört?«
...»Nein. Und auch sonst herrscht im Äther Funkstille. Wir scheinen wirklich die Letzten zu sein.«

Das Blaue könnte man rauskürzen und das Nachfolgende überarbeiten.

#26 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 04 September 2011 - 10:00

Hallo Tiff :(

Ja, es ging wirklich gerade eben so, mit der Lesbarkeit dieser ewig langen Rückblende. Da gebe ich dir vorbehaltlos Recht.
Zudem fehlte da mitten in dem Text eine Passage (ER, der im Dunkeln auf das warme Rote wartet), die ich zuerst ans Ende gesetzt hatte.
Das hat auch nicht gerade zur Stimmung beigetragen.

Ich habe deswegen den Einstieg umgestaltet, die Rückblende in die "Gegenwart" geholt, und zudem wegen der gewünschten Atmosphäre den Einstieg erweitert.
Das Fünfte Kapitel wird eines der längsten der Novelle werden, da sich hier einige Ergeignisse ... hm ... ballen, die den weiteren Verlauf der Geschichte maßgeblich mitbestimmen.
Die hier eingestellte Passage ist deswegen auch ungewöhnlich lang, obwohl sie wirklich nur den Einstieg in dieses Kapitel darstellt :(
Aber gerade hier kommt eben die gewünschte "Stimmungskurve", in der sich der humorige Tonfall langsam in einen eher bedrohlichen / paranoiden ändert.

Wichtig vielleicht:
Nach wie vor soll "Gottes letzte Kinder" kein Horrorkracher werden, sondern eher eine Postapokalyptische Abenteuernovelle, mit einem Touch Dark Fantasy.

Ist der Einstieg vor dem Hintergrund dieses Ziels so leichter, und atmosphärisch angenehmer zu lesen?

Vielen lieben Dank für alle Hilfen :o
So wie ich kann und ihr Hilfe benötigt, revanchiere ich mich natürlich!

Dirk :P


V. Kapitel
"Der lange Weg"


...Frank legte nach dem Funkgespräch eine nahezu unmenschliche Aktivität an den Tag. Im Licht der Propangaslampe schrieb er auf die Tafel des ehemaligen Klassenzimmers eine Liste mit all den Dingen, die sie dringend benötigten. Zu jeder einzelnen Position ermittelte er das geschätzte Gewicht und den Platzbedarf. Danach teilten sie gemeinsam die Ausrüstungsstücke auf zwei Haufen, um abschätzen zu können, wie groß und stabil ihre improvisierten Rucksäcke sein mussten. Zwei Kopfkissenbezüge reichten tatsächlich aus, um alles auf zwei Personen zu verteilen, und ihnen trotz der Belastung noch ausreichend Bewegungsfreiheit zu gewähren.
Frank und Sandra zogen gerade die Bezüge zweier Kopfkissen ab, als von unten ein dumpfes Pochen durch die Schule hallte. Starr vor Schreck hielten die beiden inne. Lauschten auf den Lärm, warteten darauf, dass die Tür mit einem Knall zufallen, und schlurfende Schritte die Treppen heraufkommen würden. Sandra schoss ein Bild aus ihrer Kindheit durch den Kopf. Nur mit Mühe konnte sie ein Zittern und Tränen zurückhalten.
...Das Monster kommt! Er hat wieder seinen Lohnstreifen versoffen und eine Stinkwut auf alles und jeden. Ob Mama jetzt auch in ihrem Bett liegt und Angst hat?
...Ihre Finger verkrampften sich um das lange Fleischmesser, dass sie als einzige Waffe auf ihrer Flucht von Daheim hatte retten können. Es war wie ein Anker der sie in Realität zurückholte. Nicht das die besonders schön war, aber immerhin würde es nicht ihr Vater sein, der da unten versuchte einzudringen. An diesem Gedanken hielt sie sich fest.
...Das da unten war nicht ihr Vater, konnte es nicht sein, denn er war schon vor Jahren mit einer Leber gestorben, die fester und dichter gewesen war, als ein alter Wackerstein. Hoffentlich unter großen Schmerzen.
...Sandra hasste sich für diesen boshaften Gedanken.
...Das Pochen verstummte nach einer Weile. Sie sah Frank an, dessen Gesicht wie ein bleicher Ballon im schwachen Licht der Propangaslampe über seinem bunten Rennanzug schwebte. Sie warteten noch einen Moment, dann machte sie sich schweigend wieder an die Arbeit. Sandra schnitt mit ihrem Messer ein Laken in lange Streifen, verwob jeweils zwei dieser Streifen zu einem Gurt und führte diese durch zwei Löcher in den Bezügen. Bequem waren die Rucksäcke nicht, aber sie erfüllten ihren Zweck. Vielleicht würden sie auf ihrem Weg ja die Möglichkeit bekommen sie gegen echte auszutauschen.
...Dann setzte sie sich auf eines der Betten, lehnte sich an die Wand am Kopfende, und sah Frank dabei zu, wie er auf der Tafel eine grobe Skizze ihres Weges zeichnete.
...Schließlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf.

***

...Er wartete in der Dunkelheit.
...Reglos.
...Selbst als von irgendwoher ein dumpfes Geräusch durch das Dunkel hallte, blickte er nur mäßig interessiert in die ungefähre Richtung. Die anderen, die so wie er waren, flüchteten sich in sinnlose Aktivität, huschten durch die Dunkelheit, klopften hier, stöhnten dort †¦ sie nervten ihn.
...Ein interessantes Gefühl.
...Nerven.
...Was war das?
...Er lauschte in sich hinein, und begutachtete die abstrakten Begriffe wie Auto, Ballon, Würstchen und genervt sein. Das schienen Dinge zu sein, die für ihn vor dem großen Schlaf von einiger Bedeutung gewesen sein mussten. Dabei fielen die drei Begriffe genervt sein, Ballon und Würstchen immer in einen Zusammenhang mit einem Bild von einem kleineren, warmen Roten, das ihn umarmte.
...Während er da stand und wartete, versuchte er dieses Bild irgendwie besser zu verstehen. Immer wenn das kleine, warme Rote in seinem Bewusstsein auftauchte, glaubte er zudem eine Stimme zu hören, was ihn enorm verwirrte.
...Nochmal, Papa. Bittebittebitte nochmal, Papa.
...Das Gefühl genervt zu sein vermischte sich in diesen Momenten mit einem anderen Gefühl, das ihn den bohrenden Hunger in seinem Inneren vergessen ließ.
...Liebe?
...Was war Liebe?
...Papa?
...War das sein Name?
...Mit diesem verwirrenden Gefühl kam zugleich auch Stolz in ihm hoch. Stolz und Trauer vermischten sich miteinander auf verwirrende Weise, und das diffuse Bild seines Autos schob sich immer wieder vor sein Sehen.
...Seines Autos?
...Hatte er vor dem großen Schlaf auch ein Auto gehabt?
...Wenn er das Bild seines Autos in sein Bewusstsein hervorholte, so wurde das Gefühl der Trauer in ihm so stark, dass er sogar laut aufstöhnte, was ihn aus seinem Nachdenken wieder zurückholte. Sein Blick klärte sich. Einer der anderen war an das Auto gekommen, und klopfte darauf herum. Das dunkle Heiße schoss mit aller Wucht in ihm nach oben. Er ging auf den Anderen zu, packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn zur Seite.
...Niemand durfte das Auto anfassen!
...Der Andere blickte ihm mit dumpfer Verständnislosigkeit ins Gesicht, bevor aufstand und seines Weges ging. Zufrieden zog er sich zurück in sein Versteck.
...Die angenehme Dunkelheit hüllte ihn und seine Gedanken wieder ein.
...Und er dachte von sich selber ab jetzt als Papa.
Irgendwie ein gutes Gefühl, egal wie abstrakt es auch sein mochte.

***

...Sandra erwachte aus einem kurzen und unruhigen Schlaf. Orientierungslos blickte sie sich um. Dann sah sie Frank an einem der Fenster stehen, und in die Morgendämmerung hinausblicken. Die Sonne färbte einen breiten Streifen des Himmels in ein rötliches Glühen. Keine Wolke war zu sehen. Der Prolog des nahenden Tages versprach wunderbares Wetter.
...Helles Wetter.
...Sandra war froh darüber.
...Die da draußen mochten es nicht, wenn es zu hell war.
...Dieser Gedanke rief ihr ins Gedächtnis, was sie heute tun wollten. Ihr Blick fiel auf die improvisierten Rucksäcke und die Wegskizze an der Tafel. Sie hatten alles getan, um ihre kleine Rettungsexpedition so sicher wie möglich zu gestalten. Frank drehte sich um und lächelte sie an.
...»Morgen. Kaffee? Ist aber leider nur löslicher, und warm ist er auch nicht mehr.«
...»Danke, ja. Wie spät ist es?«
...»Kurz vor Acht.«
...»Hast du schon was von den Kindern gehört?«
...»Nein. Und auch sonst herrscht im Äther Funkstille. Wir scheinen wirklich die Letzten zu sein.«
...Sandra sah etwas in Franks Augen. Etwas, dass sie beunruhigte.
...»Was hast du?«
...»Bitte?«
...»Du wirkst plötzlich so †¦ anders. Irgendwie gedämpfter als noch vor ein paar Stunden, wo du beinahe vor Aktivität explodiert bist.«
...Frank wandte sich wieder um. Sein Blick glitt aus dem Fenster, wo sich die schattenhaften Umrisse Kölns scharf gegen den Sonnenaufgang abhoben.
...»Das Ganze ist Wahnsinn. Und das weißt du auch.«
...»Willst du einen Rückzieher machen?«
...»Nein. Das kann ich nicht. Frag mich nicht warum, aber es geht einfach nicht.«
...»Du hast Angst.«
...»Ja. Auch. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das da noch mehr ist. Es ist, als würde da draußen etwas auf mich warten.«
...»Was meinst du?«
...Frank seufzte. Langsam drehte er sich wieder um. Sandra zuckte erschrocken zusammen, denn in dem dämmerigen Licht sah er wie einer von den Zombies aus. Nur dass aus seinen Augen Intelligenz blitzte.
Intelligenz und †¦ Selbstaufgabe? Sandra schluckte. Frank wirkte in diesem Moment, als sei er einer dieser Selbstmordattentäter, die sich mit einem Gürtel voller Sprengstoff um den Bauch in eine Menschenmenge stürzten. Schweigend zuckte Frank mit den Schultern. Er konnte sein Empfinden offenbar ebenso wenig in Worte fassen, wie Sandra das unbestimmbare Gefühl des Unausweichlichen eindeutig benennen konnte, das sich plötzlich in ihrem Bauch eingenistet hatte.
...»Bist du sicher, dass wir das auch wirklich wagen sollen?«
...»Ja. Mach dich in Ruhe fertig und iss was. Es wird ein langer Weg.«

***

...Sandra sah in den Spiegel des Waschbeckens. Das Wasser lief nicht mehr, weil es keinen Strom mehr für die Pumpen im Keller der Schule gab. Also hatte sie wieder nur eine Katzenwäsche mit einer kleinen Wasserflasche aus dem Trinkwasservorrat der abgezogenen Einsatzkräfte und einer handvoll Seife aus dem Spender absolviert. Über den Flur hallte Franks Stimme, der mit Jonas wie vereinbart über Funk in Kontakt stand. Sie sah furchtbar aus, fand sie, selbst in der halbgaren Beleuchtung der Propangaslampe. Ungeschminkt, die Haare strähnig, und trotz aller Bemühungen roch sie wie ein Auerochse in der Brunft- und Paarungszeit.
...Aber sie lebte.
...Auch ohne all die angenehmen Dinge, die eine rasend schnelle Konsumgesellschaft so dringend benötigt hatte, um sich selber gut und wichtig und funktionierend zu fühlen.
...Keine Handys, keine Kriege, keine Dauerwerbesendungen, keine neuen Diäten, damit frau sich im kommenden Herbst auch weiterhin in das kleine Schwarze quetschen konnte. Lippenstifte, Haarpflegekuren und Deos waren in dieser neuen Welt ebenso unwichtig geworden, wie die aktuellsten Aktienkurse, hohle Politikerfloskeln über wachsende oder sinkende Arbeitslosenzahlen im Angesicht eines wirtschaftlichen Ab- oder Aufschwungs; und die Frage, ob sie sich lieber ein sündhaft teures Paar Schuhe kaufen sollte, wenn es ein anderes Paar zu einem wesentlich günstigeren Preis doch auch tat, hatte sich ebenfalls mit einem Schlag erledigt.
...Erstaunt schüttelte sie den Kopf.
...Das Leben war einfacher und komplizierter zugleich geworden. Die Katastrophe hatte gewisse Dinge des Lebens wieder in die jeweils richtige Perspektive gerückt, die Prioritätenliste einer von sich selbst und ihren Errungenschaften gelangweilten Menschheit einer brutalen Neustrukturierung unterzogen.
...Wie hatte Frank letzte Nacht so launig angemerkt?
...Die Menschheit hatte auf einem dahinrasenden Laufband gestanden und war im Begriff gewesen sich selber zu überholen, als der alte Mann da oben das Band abrupt zum Stehen gebracht hatte.
...Und das spürte man.
...Die Luft über Köln hatte früher immer einer Käseglocke aus Abgasen geglichen. Die Stimmen der Vögel waren unter dem Lärm unzähliger Autos, Busse und Menschen nicht mehr zu hören gewesen, und das Tosen des Kreislaufs der Zivilisation war für sie zu einem alltäglichen Hintergrundrauschen geworden, dass sie zwar gehört, aber nicht mehr bewusst wahrgenommen hatte.
Jetzt, nach †¦ wie lange war es her, dass die Menschheit vor die Hunde gegangen war? Zwei oder drei Monate? Schon nach dieser kurzen Zeit sangen die Vögel wieder ihre morgendlichen Begrüßungen in den Sonnenaufgang, der Himmel war klarer, selbst wenn es regnete und die Stille, die sie anfangs noch teilweise wie ein wildes Tier angesprungen hatte, war zu einem willkommenen Freund geworden, den sie jeden Tag aufs Neue begrüßte.
...Ja, das Leben war für Sandra einfacher geworden.
...Lebenswerter trotz, oder gerade wegen, dem täglichen Kampf ums Überleben, den die meisten ihrer Mitmenschen nicht geschafft hatten. Man begann die kleinen Dinge schätzen zu lernen, die einem den Tag retteten.
...Schritte erklangen im Hausflur. Sandra drehte sich mit einem Lächeln um. Frank stand in der Tür. Sein Blick war wach und konzentriert, aber nicht mehr so schicksalsergeben, wie noch vor knapp einer Stunde.
...»Bist du soweit?«
...»Noch vor ein paar Wochen hätte ich dich entweder aus dem Bad geworfen, oder dir mit unmissverständlichen Worten klar gemacht, dass eine Frau erst dann fertig ist, wen sie eben fertig ist.«
...Frank lächelte, runzelte aber gleichzeitig die Stirn. Es sah lachhaft aus, wie er versuchte klug, und nicht allzu verwirrt auszusehen.
...»Wie meinen?«
...»Du wirst mich so zu unserem Ausflug ausführen müssen, wie ich jetzt hier vor dir stehe.«
...Verstehen dämmerte in Franks Gesicht, und er grinste wie ein kleiner Junge.
...»Sandra, du siehst umwerfend aus. Es erfüllt mich mit Stolz, eine so schöne Frau an meiner Seite wissen zu dürfen.«
...»Schleimer.«
...Frank zwinkerte ihr zu. Dann wurde er ernst. Der ungezwungene Moment ihrer Witzeleien verflog wie ein Sonnenstrahl hinter einer Wolke.
...»Wir sollten uns beeilen. Jonas und die anderen Kinder halten nicht mehr lange aus. Wenn wir es schaffen, sollten wir auch eine Apotheke suchen. Wir brauchen dringend ein paar Aspirin, Antibiotika und Verbandszeug.«
...Sandras Lächeln erstarb auf ihrem Gesicht. Sie spürte, wie die Notwendigkeiten ihres neuen Lebens wie dicke Hagelkörner auf ihre ungeschützten Glücksgefühle einprasselten. Medikamente.
...Ja.
...Ärzte gab es wohl keine mehr. Ein Kratzer konnte schon zu einer Blutvergiftung führen, die wiederum zum Tod †¦ und anschließend zu noch viel Schlimmeren. Sie nickte.
...»Dann lass es uns hinter uns bringen.«

***


Bearbeitet von Dirk, 04 September 2011 - 10:08.


#27 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 04 September 2011 - 21:39

Ist der Einstieg vor dem Hintergrund dieses Ziels so leichter, und atmosphärisch angenehmer zu lesen?

Ja, so ist es besser. Ein paar Sätze finde ich noch nicht so gelungen, z.B. "Er konnte sein Empfinden offenbar ebenso wenig in Worte fassen, wie Sandra das unbestimmbare Gefühl des Unausweichlichen eindeutig benennen konnte, das sich plötzlich in ihrem Bauch eingenistet hatte."

" Sie spürte, wie die Notwendigkeiten ihres neuen Lebens wie dicke Hagelkörner auf ihre ungeschützten Glücksgefühle einprasselten."

Die Formulierungen sind irgendwie schwammig.

"Die Stimmen der Vögel waren unter dem Lärm unzähliger Autos, Busse und Menschen nicht mehr zu hören gewesen, und das Tosen des Kreislaufs der Zivilisation war für sie zu einem alltäglichen Hintergrundrauschen geworden, dass sie zwar gehört, aber nicht mehr bewusst wahrgenommen hatte."

Das blau Markierte ist unnötig. Das steckt schon im Begriff des alltäglichen Hintergrundrauschen mit drin.

#28 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
  • Guests

Geschrieben 05 September 2011 - 14:47

Hallo Tiff ;)

Ah, ja, okay. Sehe auch was du meinst.
Waren wieder eine handvoll schräge Bilder ;)

Die habe ich jetzt geradegerückt.
Die Erweiterung des Textes bis zur öffentlich einsehbaren 50%-Marke ist parallel dazu auch schon in Arbeit, und vieles von dem, was ich hier mitnehmen durfte, fließt dort bereits in der Rohform ein.
:o
Sobald ich die erreicht habe, werde ich die Version 3.0 bloggen, und versuche sie hier (wenn das mit der Datenmenge überhaupt klappt?) als Dateianhang zu posten.
Dürfte dann für e-book-Reader leichter zu formatieren sein, als sich den Text aus dem Blog per Copy&Paste auf den Rechner zu ziehen?

Nun aber zu etwas vollkommen anderem ... die Lärche4000er aus deiner Feder ;)
Tut sich da was?
Ich würde sehr gerne eine überarbeitete Fassung lesen!
Irgendwo lässt mich dein Text doch nicht los, was ein ziemlich gutes Zeichen für seine Wirkung ist :lol:
Gerne per PN.

LG

Dirk :)

#29 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
  • Guests

Geschrieben 05 September 2011 - 17:58

Okay, dann vermelde ich auch hier nun ganz offiziell, dass die ich die magische 50%-Grenze für die Leseprobe meines Novellenprojekts "Gottes letzte Kinder" erreicht habe, und zur weiteren Kritik freigebe ;) Da sie mit 59 Normseiten recht lang geworden ist, habe ich sie als Anhang im doc.-Format von Word zu meinem aktuellsten Blogeintrag hier im Forum "reingeschmuggelt" ;) Ich hoffe sie gefällt, und es gibt trotz all meiner Bemühungen nicht allzuviel zu kritteln :thumb: Jetzt gehts an die zweite Hälfte, und danach an die Suche nach einer Veröffentlichungsmöglichkeit. LG Dirk :D


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