Wozu soll ein Dokumentarfilm-Filmrezensent im Kulturteil von Zeit Online die Perry-Rhodan-Serie überhaupt lesen oder gar mit deren Fans auseinandersetzen? Das ist doch für die Rezension vom Dokumentarfilm Perry Rhodan - Unser Mann im All überhaupt nicht nötig. Wer z.B. eine Literaturverfilmung besprechen will bzw. muss, muss ja auch nicht literarische Vorlage unbedingt kennen.Weil ich den Eindruck habe, ihr Verfasser hat den Dokumentarfilm rezensiert, um weder selbst Perry Rhodan lesen zu müssen noch sich nach halbwegs kritischen Fans umsehen zu müssen, die ihn Informationen über all die Berge an Romanen geben, die er selbst verständlicherweise nicht lesen kann.Warum sollte man die Rezension des Dokumentarfilmes nicht ernst nehmen?
Warum sollte sich jemand, der sich über Literatur informieren will, überhaupt bei einer Filmrezension über Literatur informieren wollen? Perry Rhodan - Unser Mann im All erkundet zwar das Groschenheftuniversum, dessen Retro-Groschenheft-Helden-Abenteuer BTW durchaus in literarisch fragwürdigem Stil verfasst sind, wie auch der Tagesspiegel schreibt, nicht jedoch die Serie an sich, sondern deren Macher im Kontext ihrer Zeit und da besteht durchaus eine partielle Kontinuität zwischen den Spießern der Fünfziger und den Hippies der Siebziger.Tut mir Leid, aber solche Artikel werden meines Erachtens geschrieben, um Menschen in ihren Vorurteilen zu bestärken. Jemand, der sich über Literatur informieren will, die er selbst nicht kennt und vielleicht auch gar nicht lesen will, ist nach so einem Artikel nicht schlauer als vorher.
Warum sollte man Schundliteratur nicht auch als Schundliteratur bezeichnen dürfen? Groschenhefte sind bereits per definitionem Schundliteratur und mehr muss man als Hochkultur-Rezensent dazu nun wirklich nicht mehr schreiben. Dass auch die Massen Hochkultur wählen würden, wenn sie nicht beständig durch die Produkte einer massenmedial verbreitete Popkultur-Kulturindustrie verdummt würden, haben schließlich schon Horkheimer und Adorno herausgearbeitet.Warum aber tun sich manche Journalisten so schwer, eine ordentliche Rezension über "Perry Rhodan" zu schreiben?
Weil andere Science-Fiction-Groschenhefte noch viel schlimmer sind, ist aber kein Argument dafür, die Perry-Rhodan-Serie nicht als beispielhaft für die Entwicklung des Groschenromans als eine schnöde Geschichte des Fehlerhaften, Trashigen und Verdrängten inmitten der bundesdeutschen Normalität darzustellen - vor allem, da es ja auch absolut korrekt ist. Die Perry-Rhodan-Serie kann IMHO sogar als beispielhaft für die Entwicklung der schlechten Science-Fiction gelten.Mängel in Form und Inhalt sehe ich zwar auch. Aber meines Erachtens kommt da nicht mehr Kritikwürdiges vor als in x-beliebiger anderer SF auch. Nur werde ich den Eindruck nicht los, dass sich eine bestimmte Sorte "Kritiker" ganz auf Perry Rhodan und seine Leser eingeschossen hat.