simifilm schrieb am 11.09.2011, 08:00:
Den Diskussionsverlauf hier finde ich ja lustig: Zuerst wird ein benevolenter Diktator à la PR herbeigesehnt, weil der ja so viel bessere wäre als die aktuellen Politiker, und wenn das dann jemand beim Wort nimmt und zeigt, wie problematisch dieser Wunsch ist, ist's auch nicht recht.
Schönwetterdemokraten gab es eben schon immer. Ich erinnere mich noch gut daran, wie einige vor Empörung hyperventiliert haben, weil Jean Paul Sartre Andreas Baader besuchen wollte - radikale Nachdenklichkeit ist eben nicht jedermanns Sache.
alexandermerow schrieb am 11.09.2011, 11:40:
Naja, die pöööhsen SF-Diktatoren gefallen eben vielen Menschen. Manche benennen sich sogar nach ihnen. Man denke an "Ming den Grausamen"... 
Ming der Grausame ist aber überhaupt kein Diktator, sondern ein Tyrann. Tyrann bezeichnete in der griechischen Antike den Inhaber einer Tyrannis, eine spezielle Herrschaftsform, die im Zeitraum zwischen 600 v. Chr. und 200 v. Chr., gehäuft vorkam, später allgemeiner einen Alleinherrscher, dem die Legitimität abgesprochen wurde, weil solche Staatsformen eigentlich nicht vorgesehen und mit den Gesetzen schwer oder gar nicht vereinbar waren. Und der Tyrann Ming der Grausame war eben der Antipode von Flash Gordon, dass schlicht die allererste Science-Fiction-Serie war, die ich im Fernsehen gesehen habe.
Konrad schrieb am 11.09.2011, 11:44:
simifilm schrieb am 11.09.2011, 08:00:
Den Diskussionsverlauf hier finde ich ja lustig: Zuerst wird ein benevolenter Diktator à la PR herbeigesehnt, weil der ja so viel bessere wäre als die aktuellen Politiker, und wenn das dann jemand beim Wort nimmt und zeigt, wie problematisch dieser Wunsch ist, ist's auch nicht recht.
Nur ging es nicht darum, wie problematisch ein gutwilliger Diktator ist, sondern welche Schlüsse man daraus zieht, daß jemand Spaß mit einer Fiktion hat, die einen solchen Diktator enthält.
Die kognitionswissenschaftliche Betrachtung fiktionaler Figuren lenkt aber nun einmal fundamental das Augenmerk auf die Dimensionen von Distanzierung und Involvierung gegenüber der Kunstfigur sowie das Phänomen der Empathie als emotional-kognitives Nachvollziehen von Figurenerleben. Und wenn sich sowohl Autoren als auch Lesern mit einem Diktator identifizieren, ist das ist in der Demokratie einfach immer eine problematische Entwicklung, da beißt die Maus keinen Faden ab.