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[Kurzgeschichte] Der Trick


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29 Antworten in diesem Thema

#1 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 31 August 2011 - 10:10

Ich bin ja kein Vielschreiber, aber ein bisschen Angriffsfläche für Kritik habe ich auch zu bieten: Beim Kauf einer Gebrauchtplattform nicht übers Ohr gehauen zu werden, war eine Kunst. Bevor nicht ein Jahr vorüber war und man jedes Teil aus- und wieder eingebaut hatte, war man vor Überraschungen kaum sicher. Um diese Dinge kümmerte sich zum Glück ihr Vater. Die kürzlich erworbene Plattform, mit der sie sich in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der ersten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen. Doch das Geld, das eine Sumpfmuräne brachte, konnte Sumer dringend brauchen, wenn sie jemals Priderman's Paradise verlassen und auf ein anständiges College gehen wollte. Vater wusste von alldem natürlich nichts. Weder von der Jagd, noch von den Collegeplänen. Vernünftig mit ihm zu reden war so aussichtslos wie mit einem gewöhnlichen Boot auf Jagd zu gehen. Wenn man eine Muräne an die Oberfläche locken wollte, brauchte man eine Schwebeplattform, die den Sumpf nicht berührte. Eine Berührung des Sumpfes war auch nicht ratsam. Das Leben darin, selbst in seinen kleinsten Formen, war für Menschen tödlich. Wer mit seiner Plattform havarierte, hieß es, war so gut wie verloren. Sumer trug einen Schutzanzug, aber damit bei dem Versuch, eine Muräne aus dem Sumpf zu ziehen, über Bord zu gehen, war keine Option. Seit zwei Stunden lauerte sie im Schatten eines Baumes. Einige Minuten noch, dann musste sie, wenn ihr Vater keinen Verdacht schöpfen sollte, umkehren. Die Verhältnisse waren günstig. Zu grelles Licht verscheuchte Muränen. Der Trick war, die Aggregate geschickt so zu schalten, dass das Schwerefeld auf eine für die Muränen charakteristische Weise vibrierte. Es hieß, dass dadurch ein Verhalten ausgelöst wurde, wie man es von Lachsen auf der Erde kannte. Dadurch, dass man die Aggregate vibrieren ließ, erhöhte man selbstverständlich die Gefahr eines Absturzes. Gelernt hatte sie den Trick von einem Jungen, der hoffentlich zu betrunken gewesen war, um sich noch an das Gespräch zu erinnern, aber nicht zu betrunken, um ihr die Details korrekt zu schildern. Da, plötzlich das erste eindeutige Zeichen! Für den Bruchteil einer Sekunde war die Rückenflosse einer Muräne zu sehen. Sumer, am Rand der Plattform kniend, krampfte die Hände um die Stange mit dem Greifer. Ein graues Biest von drei Metern Länge wuchs innerhalb einer Sekunde aus dem Sumpf, drehte sich in der Luft und peitschte mit dem Schwanz. Sumer stieß mit dem Greifer zu und wäre fast von der Plattform gefallen. Gerade noch so hielt sie sich mit einem Arm, den sie sich dabei fast auskugelte, und suchte mit den Füßen nach Halt. Ihr Herz raste. Die Muräne tauchte abermals auf und griff an. Diesmal schnappte sie mit dem Maul nach Sumers Gesicht und verbiss sich in das billige Plastik des Helms. Sumer ließ los und ging über Bord. Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, auf weichen Boden zu fallen, doch dann wälzte sich Schlamm über sie, was sie kaum registrierte, da all ihr Empfinden, ein nacktes Entsetzen, von dem unglaublichen Anblick des weit geöffneten Mauls dicht vor ihrem Gesicht ausging. Irgendetwas riss die Muräne, an der Sumer hing, mit einem harten Ruck in die Höhe, bevor der Sumpf sie beide verschlang. Plötzlich lag Sumer auf dem Rücken und sah in gespenstischer Zeitlupe, wie das Leben aus der Muräne entwich. Jemand nahm Sumer den Helm ab. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie ihren Schock so weit überwunden hatte, dass sie ihre Umgebung wahrnehmen und einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie sah Morrison, der ihr diesen Scheißtrick gezeigt hatte. Offensichtlich besaß er eine Plattform mit Tarnvorrichtung und eine bessere Ausrüstung. Lässig hielt er einen Sprühkanister zum Desinfizieren. „Du kriegst die Hälfte vom Geld“, sagte er mit einem kurzen Nicken in Richtung der leblosen Muräne, die er in einen Sack verpackt hatte. „Und wenn du mir schöne Augen machst, sag' ich auch nichts deinem Vater.“ So ein Arschloch, dachte sie. Aber was sollte sie tun?

Bearbeitet von Tiff, 17 Oktober 2011 - 19:13.


#2 Naut

Naut

    Semantomorph

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Geschrieben 31 August 2011 - 11:27

Die komische, dicke Taste mit dem geknickten Pfeil darauf dient übrigens dazu, Zeilenumbrüche zu erzeugen. Nur so für den Fall, dass Du das nicht wusstest :band:
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#3 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 31 August 2011 - 11:41

Die komische, dicke Taste mit dem geknickten Pfeil darauf dient übrigens dazu, Zeilenumbrüche zu erzeugen. Nur so für den Fall, dass Du das nicht wusstest :band:

Man kann auch einfach die Breite des Browserfensters verkleinern und so durch den automatischen Zeilenumbruch eine Textspalte erzeugen, die angenehm zu lesen ist.

#4 ShockWaveRider

ShockWaveRider

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Geschrieben 31 August 2011 - 11:47

Die komische, dicke Taste mit dem geknickten Pfeil darauf dient übrigens dazu, Zeilenumbrüche zu erzeugen. Nur so für den Fall, dass Du das nicht wusstest :band:

Du meinst die Taste, die auf jedem Keyboard falsch benannt wird?
Die ENTER-Taste?
Wo doch jeder weiß, dass das ERPEL heißt...

Kalaurienreicher Gruß
Ralf

Verwarnungscounter: 2 (klick!, klick!)

ShockWaveRiders Kritiken aus München
möchten viele Autor'n übertünchen.
Denn er tut sich verbitten
Aliens, UFOs und Titten -
einen Kerl wie den sollte man lynchen!

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  • (Buch) als nächstes geplant:I. Zelezny (Hg.) "Neue Sterne"
  • • (Buch) Neuerwerbung: R. Erler "Das blaue Palais"

#5 Naut

Naut

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Geschrieben 31 August 2011 - 13:31

Man kann auch einfach die Breite des Browserfensters verkleinern und so durch den automatischen Zeilenumbruch eine Textspalte erzeugen, die angenehm zu lesen ist.

Nein, sorry für die Ironie.
Es geht nicht um Zeilenlängen.
Was ich meinte war, dass es beim Schreiben so etwas wie eine Leseführung durch Szenen und Einstellungen gibt (genau wie die Kameraarbeit beim Film). Deine Geschichte besteht aus einem massiven Block, was einem Film ohne Schnitt entspricht. Das kann man so machen, ist aber oft sehr anstrengend zu lesen. Unterteile den Textfluss an sinnvollen Stellen durch Zeilenumbrüche.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#6 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 31 August 2011 - 16:06

Hallo Tiff :band:

Okay, jetzt sitze ich mal auf der anderen Seite des Schreibtisches :happy:
Keine Angst, tut bestimmt nicht weh;)

Beim Kauf einer Gebrauchtplattform nicht übers Ohr gehauen zu werden, war eine Kunst. Bevor nicht ein Jahr vorüber war und man jedes Teil aus- und wieder eingebaut hatte, war man vor Überraschungen kaum sicher.


Einerseits ein guter Einstieg, da sehr direkt.
Aber andererseits beginnt er mit einem Begriff, der heutzutage leicht zu verwechseln ist.
"Gebrauchtplattform"
Mein erster Gedanke war, dass sich da jemand ein Forum oder einen Onlinemarktplatz gekauft hat.
Kein Gag jetzt, das hat mich im Einstieg wirklich ins Holpern gebracht!

Um diese Dinge kümmerte sich zum Glück ihr Vater. Die kürzlich erworbene Plattform, mit der sie sich in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der ersten sich bietenden (?)Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen.


Hier kommt (erst) die Erklärung, was für eine Plattform du meinst. Trotzdem bleiben das Vehikel und der Ort des Geschehens in meinen Kopfbildern sehr verschwommen.

Doch das Geld, das eine Sumpfmuräne brachte, konnte Sumer dringend brauchen, wenn sie jemals Priderman's Paradise verlassen und auf ein anständiges College gehen wollte. Vater wusste von alldem natürlich nichts. Weder von der Jagd, noch von den Collegeplänen. Vernünftig mit ihm zu reden war so aussichtslos wie mit einem gewöhnlichen Boot auf Jagd zu gehen. Wenn man eine Muräne an die Oberfläche locken wollte, brauchte man eine Schwebeplattform, die den Sumpf nicht berührte. Eine Berührung des Sumpfes war auch nicht ratsam. Das denn das Leben darin, war selbst in seinen kleinsten Formen, war für Menschen tödlich.


Hier habe ich nur ein paar Anmerkungen gemacht, die meinen ganz persönlichen Lesefluss flüssiger machen würden.
Wahrscheinlich keine nobelpreisverdächtigen Vorschläge, aber sonst klingen die entsprechenden Sätze irgendwie ... klinisch und kalt?

Wer mit seiner Plattform havarierte, hieß es, war so gut wie verloren. Sumer trug zwar einen Schutzanzug, aber damit bei dem Versuch, eine Muräne aus dem Sumpf zu ziehen, über Bord zu gehen, war trotzdem keine Option erstrebenswerte Situation. Seit zwei Stunden lauerte sie im Schatten eines Baumes. Einige Minuten noch, dann musste sie, wenn ihr Vater keinen Verdacht schöpfen sollte, umkehren. Der Satz holperte für mich. Ich kann da schwer den Finger drauf legen´, aber wenn du ihn mal laut liest (und vielleicht sogar aufnummst und ihn idr anhörst, wirst du es vielleicht auch spüren?Die Verhältnisse waren günstig. Zu grelles Licht verscheuchte Muränen. Der Trick war, die Aggregate geschickt so zu schalten, dass das Schwerefeld auf eine für die Muränen charakteristische Weise vibrierte. Es hieß, dass dadurch ein Verhalten ausgelöst wurde, wie man es von Lachsen auf der Erde kannte. Dadurch, dass man die Aggregate vibrieren ließ, erhöhte man selbstverständlich die Gefahr eines Absturzes. Gelernt hatte sie den Trick von einem Jungen, der hoffentlich zu betrunken gewesen war, um sich noch an das Gespräch zu erinnern, aber nicht zu betrunken, um ihr die Details korrekt zu schildern. Einerseits eine Gebrauchsanweisung, aber kein Porsatext, andererseits auch sehr infolastig. Zudem stellt sich mir die Frage, warum der Junge wohl betrunken sein sollte? Ein Geheimnis der Muränenjagd? Kennt der Junge Sumers Vater? Da, plötzlich das erste eindeutige Zeichen! Für den Bruchteil einer Sekunde war die Rückenflosse einer Muräne zu sehen. Sumer, am Rand der Plattform kniend, krampfte die Hände um die Stange mit dem Greifer. Auch hier wieder ein wenig umständlich formuliert. Schreiben ist ein wenig wie verführen. Man muss mit dem Leser balzen, damit man ihn am Ende auch dahin bekommt, wo man ihn haben will :) So ganz hat mich dieser Satz nicht überzeugt. Ein graues Biest von drei Metern Länge wuchs innerhalb einer Sekunde aus dem Sumpf, drehte sich in der Luft und peitschte mit dem Schwanz. Sumer stieß mit dem Greifer zu und wäre fast von der Plattform gefallen. Gerade noch so hielt sie sich mit einem Arm, den sie sich dabei fast auskugelte, und suchte mit den Füßen nach Halt. :) Tststs ... zwei "Und"-Konstruktionen? :lol: Ihr Herz raste. Die Muräne tauchte abermals auf und griff an. Diesmal schnappte sie mit dem Maul nach Sumers Gesicht und verbiss sich in das billige Plastik des Helms. Sumer ließ los und ging über Bord. Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, auf weichen Boden zu fallen, doch dann wälzte sich Schlamm über sie, was sie kaum registrierte, da all ihr Empfinden, ein nacktes Entsetzen, von dem unglaublichen Anblick des weit geöffneten Mauls dicht vor ihrem Gesicht ausging. Den Satz habe ich nicht verstanden. Ich weiß was du sagen willst, aber du scheinst dich hier zu verhaspeln? Zerlege den mal in mehrere Einzelgedanken, wie bei einem Videorekorder eine Szene in Einzelbilder. Setze sie dann Bild für Bild wider zusammen. Kurz und schnell ist nicht immer gut. Aber lang und am Ende nciht mehr wissen wo man zu Beginn eigentlich hin wollte ist tödlich! Mit beiden Händen riss sie am Hals der Muräne. Wie das? sie hat doch irgendwaqs losgelassen (die Stange?) Aber wann hat sie die Muräne gepackt? Sie war doch voller Entsetzen?Irgendetwas riss den Körper der Muräne, an dem sie hing, mit einem harten Ruck in die Höhe, bevor der Sumpf sie verschlang. Plötzlich lag sie auf dem Rücken und sah in gespenstischer Zeitlupe, wie das Leben aus der Muräne entwich. Jemand nahm ihr den Helm ab. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Sumer ihren Schock so weit überwunden hatte, dass sie ihre Umgebung wahrnehmen und einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie sah Morrison, der ihr diesen Scheißtrick gezeigt hatte. Offensichtlich besaß er eine Plattform mit Tarnvorrichtung und eine bessere Ausrüstung. Lässig hielt er einen Sprühkanister zum Desinfizieren. „Du kriegst die Hälfte vom Geld“, sagte er mit einem kurzen Nicken in Richtung der leblosen Muräne, die er in einen Sack verpackt hatte. Die Muräne ist drei Meter lang, passt aber in Sekundenbruchteilen in einen Sack? Wow, David Copperfield live ;)„Und wenn du mir schöne Augen machst, sag' ich auch nichts deinem Vater.“ So ein Arschloch, dachte sie. Aber was sollte sie tun?


Mein Fazit:

Die Idee ist gut, wenn auch als eigenständige Kurzgeschichte schwer vorstellbar.
Auch weite Teile der Ausführung sind gelungen, wobei mich aber die fehlenden Absätze auch störten.
Dieses Blockformat gibt dem Text etwas gedrängtes, das keine Zeit zum Luftholen lässt. Und dieses atemlose Gefühl schimmert auch bei einigen deiner Formulierungen durch.
Prosatexte sollten nach meinem ganz persönlichen Lesegefühl viel lockerer wirken. Teilweise hast du aber in dieser Fassung deines Textes den trockenen, und auch ein wenig verwirrenden, Tonfall und Satzbau eines britischen Abgeordneten, der vor einer Versammlung von Finanzexperten über eine neue Steuer referiert ;)
Very bürokratisch ;)
Der Einstieg hat mir aufgrund der fehlenden Beschreibungen Probleme bereitet.
Wo und wann bin ich?
Wie sieht es hier gerade aus?

Ich würde sehr gerne eine Überarbeitung deines Textes lesen, wobei du auch gerne mal ein wenig abschweifen darfst.
Ein paar Tipps (hoffentlich ohne jetzt überheblich oder besserwisserisch zu wirken!)

- Schreibe so, wie du auch "im wahren Leben" außerhalb deines Jobs redest.
- Setze Akzente in deinem Text, durch Absätze.
- Zeig mir beim Einstieg deine Welt. Es muss keine Beschreibung einer Immobilie werden, und auch deine Personen müssen nicht frisch aus dem neuen Neckermann kommen. Gib mir einfach ein paar Orientierungspunkte.

Sorry, wenn ich deinen Text jetzt zerpflückt habe. Schließlich bin ich auch nur ein ordinärer Sünder und Wortkleckser :blush:
Aber ich bin mir sicher, dass du aus deinem Text noch eine ganze Menge herausholen kannst.

LG

Dirk (der jetzt selber wieder sündigen geht ;) )

#7 Guido Seifert

Guido Seifert

    Biblionaut

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Geschrieben 31 August 2011 - 17:05

Hallo Tiff, vielen Dank für die Einstellung Deiner Story. Es ist ja schon einiges - auch Kritisch-Zutreffendes - dazu gesagt worden. Sobald ich Zeit finde (im Augenblick ist alles etwas gedrängt), werde ich mich ebenfalls dazu äußern. Ich habe dem StF-Exposé-Redakteur Thomas Höhl den Link zu Deiner Story gemailt. Viele Grüße Guido

#8 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 31 August 2011 - 18:00

Ich fand's gut/lustig - wenn persönlich auch lieber mit Zeilenumbrüchen. :band: Ich hätte nur 2 Vorschläge: Den Namen Morrison schon beim ersten Erwähnen des "Jungens" einflechten, damit die Nennung am Ende nicht auch wie von der Tarnplattform her auftaucht. Und das Ende noch um 1-2 Sätze ausschmücken, damit es besser emotional ausklingt. Die Tarnplattform ist übrigens ein wenig der Gott aus der Maschine im Plot. Evtl. wäre Tarntechnologie schon früher mal erwähnenswert?

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
[..] Verzweiflung beschlich sie im Stillen.

Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

"Wenn sich all unsere Wünsche erfüllen,

dann wünschen wir einfach mit Willen

die Wünsche-Erfüllung fort!"

Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#9 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 31 August 2011 - 18:57

Danke Euch allen!

Was ich meinte war, dass es beim Schreiben so etwas wie eine Leseführung durch Szenen und Einstellungen gibt (genau wie die Kameraarbeit beim Film). Deine Geschichte besteht aus einem massiven Block, was einem Film ohne Schnitt entspricht. Das kann man so machen, ist aber oft sehr anstrengend zu lesen. Unterteile den Textfluss an sinnvollen Stellen durch Zeilenumbrüche.

Ich habe mal ein paar wenige Umbrüche reingesetzt, aber irgendwie gefällt es mir nicht so richtig. Ich glaube, ich werde das wieder zurückändern.

Okay, jetzt sitze ich mal auf der anderen Seite des Schreibtisches biggrin.gif

Ja, ja, Rache ist süß - jetzt darfst Du mal, so schnell geht so was!

Einerseits ein guter Einstieg, da sehr direkt.
Aber andererseits beginnt er mit einem Begriff, der heutzutage leicht zu verwechseln ist.
"Gebrauchtplattform"
Mein erster Gedanke war, dass sich da jemand ein Forum oder einen Onlinemarktplatz gekauft hat.
Kein Gag jetzt, das hat mich im Einstieg wirklich ins Holpern gebracht!

Ursprünglich lautete der erste Satz mal "Beim Kauf einer gebrauchten Antigravplattform nicht übers Ohr gehauen zu werden, war eine Kunst." Aber das musste dann irgendwie gekürzt werden.

Hier habe ich nur ein paar Anmerkungen gemacht, die meinen ganz persönlichen Lesefluss flüssiger machen würden.

Danke, so habe ich es gern.

Die Idee ist gut, wenn auch als eigenständige Kurzgeschichte schwer vorstellbar.
Auch weite Teile der Ausführung sind gelungen, wobei mich aber die fehlenden Absätze auch störten.
Dieses Blockformat gibt dem Text etwas gedrängtes, das keine Zeit zum Luftholen lässt. Und dieses atemlose Gefühl schimmert auch bei einigen deiner Formulierungen durch.
Prosatexte sollten nach meinem ganz persönlichen Lesegefühl viel lockerer wirken. Teilweise hast du aber in dieser Fassung deines Textes den trockenen, und auch ein wenig verwirrenden, Tonfall und Satzbau eines britischen Abgeordneten, der vor einer Versammlung von Finanzexperten über eine neue Steuer referiert wink.gif
Very bürokratisch wink.gif

Wenn Du so was mal für Deine eigenen Sachen brauchst, kann ich Dir ja aushelfen und die entsprechenden Teile schreiben. Wenigstens weiß ich jetzt schon mal, wo meine Stärken sind. Ich glaube, Du bist ein etwas lockererer Typ als ich. Das merkt man Deinen Texten auch an.

Ich würde sehr gerne eine Überarbeitung deines Textes lesen, wobei du auch gerne mal ein wenig abschweifen darfst.

Das Schwierige ist die Rahmenbedingung, dass die Geschichte nur 4000 Zeichen haben darf. Da ist nicht viel mit abschweifen und Exposition. Für die Rohform habe ich vielleicht eineinhalb Stunden gebraucht. Dann habe ich zwei Stunden daran gesessen, die Geschichte unter die Zahl von 4000 Zeichen zu bringen. Eine Kurzgeschichte mit weniger als 4000 Zeichen zu schreiben, ist einfach verdammt schwer. Zuerst dachte ich, das geht ganz leicht, wenig schreibt sich leichter als viel, aber dann gab es doch ein paar knifflige Probleme.

vielen Dank für die Einstellung Deiner Story. Es ist ja schon einiges - auch Kritisch-Zutreffendes - dazu gesagt worden. Sobald ich Zeit finde (im Augenblick ist alles etwas gedrängt), werde ich mich ebenfalls dazu äußern. Ich habe dem StF-Exposé-Redakteur Thomas Höhl den Link zu Deiner Story gemailt.

Danke. Zumindest hat sie (knapp) weniger als 4000 Zeichen. Noch kürzer und besser kann ich's nicht.

Ich fand's gut/lustig - wenn persönlich auch lieber mit Zeilenumbrüchen. biggrin.gif Ich hätte nur 2 Vorschläge: Den Namen Morrison schon beim ersten Erwähnen des "Jungens" einflechten, damit die Nennung am Ende nicht auch wie von der Tarnplattform her auftaucht. Und das Ende noch um 1-2 Sätze ausschmücken, damit es besser emotional ausklingt.

Danke. Auch hier ist wieder die Beschränkung der Zeichenzahl ein Problem. Aber ich kann mir ja trotzdem schon mal was ausdenken. Den Namen Morrison habe ich bewusst erst am Ende fallen lassen. In der Mitte ist er einfach nur irgendein Junge und unwichtig. Sumer interessiert sich nicht für ihn. Am Ende hat sich das etwas geändert, da hat er sich in ihr Leben gedrängt, so dass sie ihn nicht länger ignorieren kann. Den Namen habe ich auch bewusst relativ lang gewählt um noch einen letzten Puffer zu haben, falls ich ein paar Zeichen kürzen muss.

Die Tarnplattform ist übrigens ein wenig der Gott aus der Maschine im Plot. Evtl. wäre Tarntechnologie schon früher mal erwähnenswert?

Das stimmt schon, aber bei so einer kurzen Geschichte gelten vielleicht auch andere Gesetze. Bei einem Roman kann man die Tarntechnologie am Anfang erwähnen und dann 300 Seiten Gras über die Sache wachsen lassen. Hier geht das nicht.

Vielleicht schreibe ich noch eine Reihe weiterer kleiner Geschichten mit Sumer als Heldin.

#10 Harald Giersche

Harald Giersche

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Geschrieben 31 August 2011 - 21:36

Mit den bereits genannten Punkten gehe ich zwar konform, aber ich muss gestehen, mir gefällt die Story. Gerade weil sie so kurz ist, und nichts bis wenig erklären kann, wirkt sie meiner Meinung nach. Kennst Du kurzgeschichten.de? Auch wenn hier echt gutes Feedback kommt, kannst Du die Story da richtig abschleifen lassen. Auch im Hinblick auf Deine Ankündigung, weitere KGs zu produzieren.
____________________________________
Harald Giersche
Verlag
Begedia @ fb

#11 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 01 September 2011 - 15:09

Hi Tiff :thumb:

Rache?
Wofür?
Für begründete und detailierte Kritik, die mir enorm geholfen hat?
:huh:
Meine Version 2.0 von "Gottes letzte Kinder" hat erst durch die Kritiken hier (auch durch deine!) enorme Verbesserungen erfahren!
http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/thumb.gif

Aber zurück zu deinem Text.
Was deine Story betrifft, bin ich gestern von falschen Voraussetzungen ausgegangen!
Ich hatte den Wettbewerb für Sternenfaust überhaupt nicht auf meinem Radar!

Dann hier schnell ein paar Tipps, so rein ad hoc, wie du deine Story feilen könntest:

- Absätze auf alle Fälle einfügen. Kosten nix an Zeichen, bringen aber besseren Lesefluss.
- Dein erster Satz so wie du ihn zuerst geplant hattest, ist gut! Rein damit! Hier ein paar Vorschläge zu einigen Passagen, wo Zeichen sparen kannst, die dann an anderer Stelle "frei Schnauze" verbraten kannst :D

Beim Kauf einer Gebrauchtplattform nicht übers Ohr gehauen zu werden, war eine Kunst.
Bevor nicht ein Jahr vorüber war und man jedes Teil aus- und wieder eingebaut hatte, war man vor Überraschungen kaum sicher. Um diese Dinge kümmerte sich zum Glück ihr Vater. Die kürzlich erworbene Plattform, mit der sie sich in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der ersten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen. (482 Zeichen)


Mein Vorschlag dazu:

Der Kauf eines gebrauchten Null-G-Boards war eine hohe Kunst.
Innerhalb eines Jahres sollte man jedes Teil aus- und wieder eingebaut haben, sonst waren böse Überaschungen garantiert. Das hatte glücklicherweise ihr Vater übernommen. Die Plattform, mit der sie sich jetzt in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der erstbesten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen.(444 Zeichen)


Ersetze zudem die Antigravplattform (17 Zeichen) durch Null-G-Board (12 Zeichen)
Klingt knackiger und ist kürzer ;)

Wenn man eine Muräne an die Oberfläche locken wollte, brauchte man eine Schwebeplattform, die den Sumpf nicht berührte. Eine Berührung des Sumpfes war auch nicht ratsam. Das Leben darin, selbst in seinen kleinsten Formen, war für Menschen tödlich. Wer mit seiner Plattform havarierte, hieß es, war so gut wie verloren. Sumer trug einen Schutzanzug, aber damit bei dem Versuch, eine Muräne aus dem Sumpf zu ziehen, über Bord zu gehen, war keine Option. (451 Zeichen)


Mein Vorschlag:

Um eine Muräne an die Oberfläche zu locken, brauchte man eine Plattform, weil die den Sumpf nicht berührte, denn ein Kontakt mit ihm war tödlich. Dafür sorgten schon die kleinsten Lebensformen in ihm. Wer mit seinem Board havarierte war so gut wie verloren. Sumer trug zwar einen Schutzanzug, aber damit bei dem Versuch, eine Muräne aus dem Sumpf zu ziehen, über Bord zu gehen, war dennoch keine gute Option. (408 Zeichen)


Einige Minuten noch, dann musste sie, wenn ihr Vater keinen Verdacht schöpfen sollte, umkehren. Die Verhältnisse waren günstig. Zu grelles Licht verscheuchte Muränen. Der Trick war, die Aggregate geschickt so zu schalten, dass das Schwerefeld auf eine für die Muränen charakteristische Weise vibrierte. Es hieß, dass dadurch ein Verhalten ausgelöst wurde, wie man es von Lachsen auf der Erde kannte. Dadurch, dass man die Aggregate vibrieren ließ, erhöhte man selbstverständlich die Gefahr eines Absturzes. Gelernt hatte sie den Trick von einem Jungen, der hoffentlich zu betrunken gewesen war, um sich noch an das Gespräch zu erinnern, aber nicht zu betrunken, um ihr die Details korrekt zu schildern. (702 Zeichen)


Mein Vorschlag:

Einige Minuten noch, dann musste sie umkehren, wenn ihr Vater keinen Verdacht schöpfen sollte. Die Verhältnisse waren günstig. Zu grelles Licht verscheuchte Muränen.
Der Trick war, die Aggregate des Schwerefelds auf eine charakteristische Weise vibrieren zu lassen. Es hieß, dass dadurch bei den Muränen ein Verhalten ausgelöst wurde, wie man es von Lachsen auf der Erde kannte. Indem man die Aggregate vibrieren ließ, erhöhte man aber die Gefahr eines Absturzes. Gelernt hatte sie den Trick von einem Jungen, der hoffentlich zu betrunken gewesen war, um sich noch an das Gespräch zu erinnern, aber nicht zu betrunken, um ihr die Details korrekt zu schildern. (651 Zeichen)


In diesem kurzen Passagen hast du 1635 Zeichen gebraucht.
Meine Vorschläge bringen es auf 1509 Zeichen.

Du hättest somit 129 Zeichen eingespart. Dazu die 5, mit denen du unter dem Maximum von 4.000 geblieben bist = 131 Zeichen.
Mach aus Vater ein "Dad", dann hast du weitere 4 Zeichen eingespart (wenn ich mich nicht irre?), sind wir bei 135 Zeichen.
"Priderman´s Paradise" ist ein schöner Name, aber verballert direkt 20 Zeichen. Meine Idee wäre "New Eden" mit gerade mal 7 Zeichen, was schon wieder 13 freie Zeichen ergibt. Bisher haben wir also schon 147 freie Zeichen!
Jetzt machen wir aus dem toten Frontmann der Doors, dem Herren "Morrsion" einen knackigen "Chap", und haben nochmal 4 Zeichen gewonnen :D

Insgesamt hättest du, wenn du alle meine Ideen für bare Münze nimmst, etwa 152 freie Zeichen.
Den einen oder anderen Satz kannst du bestimmt noch einfacher formulieren, und so das Eine oder Andere Zeichen einsparen.

Mit diesem "Gewinn" kannst du am Ende vielleicht doch noch ein bisschen mehr Atmosphäre oder Erklärung oder was auch immer du für richtig und wichtig genug erachtest, einbauen.

Zum Beispiel im Einstieg:
"Der Sumpf blubberte und stank nach alter Kloake, als Sumer auf dem alten Null-G-Board lauerte.
Der Kauf eines gebrauchten Null-G-Boards war eine hohe Kunst.
Innerhalb eines Jahres sollte man jedes Teil aus- und wieder eingebaut haben, sonst waren böse Überraschungen garantiert. Das hatte zum Glück ihr ahnungsloser Vater übernommen. Die Plattform, mit der sie sich jetzt in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der erstbesten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen.
Sumer brachte beides mit in dieses Unternehmen."

Das sind insgesamt 593 (meine Einstiegsversion) gegen 483 Zeichen (deine Einstiegsversion), also 90 der freien Zeichen hätte ich mit meiner Version verbraten.
Aber, so glaube ich zumindest, der Einstieg wäre runder.

Ich hoffe, dass ich ein wenig von deiner Hilfe für mich zurückgeben konnte (ohne wie ein neumalkluger Besserwisser zu wirken), und würde wirklich sehr gerne eine Version 2.0 lesen.
Gerne auch per PN.

LG

Dirk :thumb:

Bearbeitet von Dirk, 01 September 2011 - 15:12.


#12 Iwen

Iwen

    Cybernaut

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Geschrieben 16 Oktober 2011 - 17:58

Oh, toll.Ich auch mal tippen bei andern Leut....

Beim Kauf einer Gebrauchtplattform nicht übers Ohr gehauen zu werden, war eine Kunst. Bevor nicht ein Jahr vorüber war und man jedes Teil aus- und wieder eingebaut hatte, war man vor Überraschungen kaum sicher. Um diese Dinge kümmerte sich zum Glück ihr Vater. Die kürzlich erworbene Plattform, mit der sie sich in die Sümpfe vorwagte, war zwar sorgfältig überprüft und gewartet worden, doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der ersten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen. Doch das Geld, das eine Sumpfmuräne brachte, konnte Sumer dringend brauchen, wenn sie jemals Priderman's Paradise verlassen und auf ein anständiges College gehen wollte.
Betrug war beim Einkauf einer gebrauchten Antigravplattform üblich. Vor Ablauf eines Jahres sollten normale Menschen jedes Teil des Boards ausgebaut und wieder eingebaut haben, sonst waren unangenehme Überraschungen sicher. Normalerweise kümmerte sich darum ihr Vater. Doch bei der ersten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen und sich in die Sümpfe zu begeben, brauchte die Portion Mut, die Sumer eigen war. Das Geld für eine Sumpfmuräne lockte sie. Damit würde sie Priderman's Paradise bald verlassen und auf ein anständiges College gehen können.

So, egal, was die anderen sagen: immer schreiben, worum es geht, also den Punkt treffen, dass kürzt Texte am meisten. Und!!! starke Verben verwenden. Unerfahrene Autoren neigen dazu, sich selbst im Geschriebenen zu verstecken: trau dich!Eingefügtes Bild

Bearbeitet von Iwen, 16 Oktober 2011 - 18:01.


#13 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 17 Oktober 2011 - 11:47

Mit beiden Händen riss sie am Hals der Muräne. Irgendetwas riss den Körper der Muräne, an dem sie hing, mit einem harten Ruck in die Höhe,

An der Stelle stand bei mir ein riesengroßes Fragezeichen. Sumer reißt am Körper der Muräne. Irgendetwas reißt am Körper der Muräne. He, Mädel - vermutlich bist du das! ... Nee, doch nicht. Das doppelte "riss" macht es nicht besser.
Dazu kommt, dass "sie" hier absolut unklar ist - die Muräne? Sumer? Vielleicht lieber einen Hecht nehmen? Der wäre nicht nur männlich, sondern auch noch kürzer!
"Hals der Muräne" ... "Körper der Muräne" - ist umständlich formuliert, zumal eine Muräne keinen Hals hat. Das ist ein Schlauch mit Maul vorn dran. Gibt es überhaupt Fische mit Hals???Eingefügtes Bild Und warum beim zweiten Mal nicht einfach "Fisch"? Soweit ich weiß, ist eine Muräne ein Fisch, und wenn man sie auf einem fremden Planeten so nennt, dann wird sie wohl so aussehen ...
Mein Tip wäre: laut vorlesen. Dann merkt man, wo es holpert.

Und dann frage ich mich noch, was man mit einem so hochgiftigen Braten eigentlich anfängt?
  • (Buch) gerade am lesen:Gene Wolfe "Sword and Citadel"

#14 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 17 Oktober 2011 - 17:48

@ Harald, Dirk, Iwen, Heidrun: Interessant, wie Ihr das seht, danke für Eure Anmerkungen.

Den Satz "Mit beiden Händen riss sie am Hals der Muräne." sollte ich besser ganz rausnehmen. Die Muräne wird nicht gebraten.

Unerfahrene Autoren neigen dazu, sich selbst im Geschriebenen zu verstecken: trau dich!

Was meinst Du damit?

Bearbeitet von Tiff, 17 Oktober 2011 - 17:51.


#15 Iwen

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    Cybernaut

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Geschrieben 17 Oktober 2011 - 19:08

@ Harald, Dirk, Iwen, Heidrun: Interessant, wie Ihr das seht, danke für Eure Anmerkungen.

Den Satz "Mit beiden Händen riss sie am Hals der Muräne." sollte ich besser ganz rausnehmen. Die Muräne wird nicht gebraten.


Was meinst Du damit?


Der wahre Gedanke ist dann nicht klar geschrieben und wird von Äußerlichkeiten verdeckt. Und da der Schreiber das entsprechend formuliert, kann es nur am Schreibenden liegen. - Dass Prägnante lernt jeder erst durch das Schreiben selbst, also worauf es ankommt und wie dann eine Passage geschrieben werden muss.
Schreibe einen langen Text, im Lauf des Schreibens lernst du an deinen eigenen Fehlern und an der "Länge" des Textes, besser zu schreiben. Nach ca. 300 Seiten an einem Thema bist du dann eventuell auf deinen Stil gestoßen.

Viel Glück, Schreiben kommt nicht von selbst, sondern muss erarbeitet werden!

Eingefügtes Bild Iwen

#16 Tiff

Tiff

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Geschrieben 17 Oktober 2011 - 19:54

Ich hoffe, dass ich ein wenig von deiner Hilfe für mich zurückgeben konnte (ohne wie ein neumalkluger Besserwisser zu wirken), und würde wirklich sehr gerne eine Version 2.0 lesen.

Danke Dirk, das war sehr interessant, ich schätze Deine Hilfe sehr, aber mir fällt es auch etwas schwer, eine Version 2.0 zu schreiben. Jeder würde wohl aus dem Ausgangsmaterial eine eigene Version 2.0 machen. Das finde ich faszinierend. Deine Version gefällt mir sehr gut.

Dazu kommt, dass "sie" hier absolut unklar ist - die Muräne? Sumer?

Es gibt ja nur diese zwei Möglichkeiten, die Du durchspielen kannst, indem Du "sie" durch "Sumer" oder "die Muräne" ersetzt. Dann wird relativ schnell klar, dass nur "Sumer" Sinn ergibt: "Mit beiden Händen riss sie [Sumer] am Hals der Muräne. Irgendetwas riss den Körper der Muräne, an dem sie [Sumer] hing, mit einem harten Ruck in die Höhe"

Vielleicht lieber einen Hecht nehmen? Der wäre nicht nur männlich, sondern auch noch kürzer!

Diese Tricks mag ich gar nicht. Es bleibt bei einer Muräne. Das fiel mir spontan ein, und es gefiel mir.

"Hals der Muräne" ... "Körper der Muräne" - ist umständlich formuliert, zumal eine Muräne keinen Hals hat. Das ist ein Schlauch mit Maul vorn dran. Gibt es überhaupt Fische mit Hals???Eingefügtes Bild

Nein.

Und warum beim zweiten Mal nicht einfach "Fisch"? Soweit ich weiß, ist eine Muräne ein Fisch, und wenn man sie auf einem fremden Planeten so nennt, dann wird sie wohl so aussehen ...

Über die von mir erdachte Welt "Priderman's Paradise" erfährt man in dem bisschen Text nur wenig. Diese Muränen sind Lebewesen, die sich auf einem fremden Planeten entwickelt und mit Muränen von der Erde eine gewisse Ähnlichkeit haben, aber sie sind keine Fische. Ich hatte sie mir so vorgestellt, dass sie rudimentäre Extremitäten besitzen, mit denen sie mit etwas Mühe auch einen Baum erklettern oder sich zumindest festhalten könnten.

Und dann frage ich mich noch, was man mit einem so hochgiftigen Braten eigentlich anfängt?

Das wäre in einer der nachfolgenden Geschichten erklärt worden.

Der wahre Gedanke ist dann nicht klar geschrieben und wird von Äußerlichkeiten verdeckt.

Manche Dinge sollten wirklich klar geschrieben sein, z.B. worauf sich ein Pronomen wie "sie" bezieht, aber manchmal gibt es auch keinen wahren Gedanken, und manches möchte ich einem Leser auch gar nicht so klar vorgeben, dass es seinen Reiz verliert, selbst etwas hineininterpretieren zu können.

#17 Puh

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    Giganaut

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 09:38

Gut. Also ich stoße mich ja an der Schreibweise Gebrauchtpattform und zöge Gebrauchtsplattform. Bin mir aber nicht so sicher, ob ich alle Reformen der deutschen Rechtsschreibung mitbekommen habe. Ansonsten, so als KURZkurzgeschichte, finde ich es ziemlich gut. Davon eine ganze Reihe, die aufeinander bezogen sind, mehr dichte Beschreibungen und ließe sich eine moderne Geschichte erzählen. Was nun die äußere Form angeht, ich habe für mich die Absätze alle noch einmal raus genommen - kommt als ein einziger Absatz besser, weil die Gedrängtheit der Geschichte dadurch besser gespiegelt wird. Die Einheit von Inhalt und Form, soviel Schiller muss dann sein, ist dadurch einfach besser gewahrt. Den Puristen der absatztechnischen Unterteilung sei in diesem Zusammenhang dann einmal die UNIKLINIK von Jörg Uwe Sauer ans Herz gelegt: ein einziger, mehr als zweihundert Seiten umfassender Absatz. Kommt gut.

#18 Naut

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 09:57

Gut. Also ich stoße mich ja an der Schreibweise Gebrauchtpattform und zöge Gebrauchtsplattform [vor].

*lach* Vielleicht in Bayern, aber sonst wirst Du das Fugen-s sicher nirgends antreffen.

Den Puristen der absatztechnischen Unterteilung sei in diesem Zusammenhang dann einmal die UNIKLINIK von Jörg Uwe Sauer ans Herz gelegt: ein einziger, mehr als zweihundert Seiten umfassender Absatz. Kommt gut.

Mich als Puristen zu betiteln ist etwa so, als nenne man einen Blauwal ein Kleinstlebewesen. Aber ich finde, dass Absatzreduktion oft gut mit SoC-Techniken harmoniert, die hier nicht so prominent vorliegen. (Soweit ich das sehe, verfolgt Sauer in seinem Werk die Absicht, die Unübersichtlichkeit des Universitätsbetriebs in der Form zu reflektieren, außerdem hat er einen Ich-Erzähler; das kommt dem Weglassen von Absätzen schon eher entgegen.)
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#19 Puh

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 10:45

*lach* Vielleicht in Bayern, aber sonst wirst Du das Fugen-s sicher nirgends antreffen.

Nur so auf die Schnelle: das Fugen-s kenne ich aus Norddeutschland auch; ansonsten kenne ich es aus antiquarisch erworbenen Büchern in Fraktur, von denen ich eine ganz Menge habe.Eingefügtes Bild

(Soweit ich das sehe, verfolgt Sauer in seinem Werk die Absicht, die Unübersichtlichkeit des Universitätsbetriebs in der Form zu reflektieren, außerdem hat er einen Ich-Erzähler; das kommt dem Weglassen von Absätzen schon eher entgegen.)

Nun ja, das mit der Unübersichtlichkeit und das mit dem Ich-Erzähler gilt für Tiff allerdings auch. Eingefügtes Bild Für müssen uns da gar nicht drüber streiten, weil das jetzt u.U. wirklich eine Geschmacksfrage (Geschmackfrage?!?) ist, ich finde den geschlossenen Block einfach passender.

#20 Naut

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 11:51

Nur so auf die Schnelle: das Fugen-s kenne ich aus Norddeutschland auch; ansonsten kenne ich es aus antiquarisch erworbenen Büchern in Fraktur, von denen ich eine ganz Menge habe.Eingefügtes Bild

Erstaunlich! Ich hatte mir da eher die EAV oder so vorgestellt, die im besten Wiener Dialekt sagen: "Ja, brauchen's jetzt noch aan Gebrauchtsplattfoam?" :)

Nun ja, das mit der Unübersichtlichkeit und das mit dem Ich-Erzähler gilt für Tiff allerdings auch. Eingefügtes Bild

Stimmt auch wieder.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#21 Heidrun

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 16:10

Also "Gebrauchtwagen" schreibt sich auch ohne s. Ich würde allerdings eher "gebrauchte Plattform" schreiben, schon weil es dann nicht mehr so arg nach Software klingt (gebrauchte Software ist absurd, oder?).
Um noch mal auf die Muräne zu kommen: Der Leser bekommt ja nur das, was im Text steht. Nachträgliche Erklärungen der Art "ist aber kein Fisch, sondern hat Beine" gehen folglich nicht. Als Leser sehe ich, das Ding ist eine Muräne, also hat es keine Beine (die haben nicht einmal Flossen!), lebt im Wasser und ist etwas, das man im weitesten Sinne als Fisch bezeichnen würde. Die Siedler sind ja auch Menschen. Würden die ein vielfüßiges Amphibium als "Muräne" bezeichnen? Oder als Molch? Riesentausendfüßler? Wenn der Leser ein falsches Bild vor Augen hat, ist es meist nicht die Schuld des Lesers.
Eine Anmerkung zum Pronomen (sie - Sumer oder die Muräne?). Es gibt im Deutschen da eine Konvention: das Pronomen bezieht sich auf das nächste verfügbare Substantiv passenden Geschlechts. Das ist den meisten Leuten nicht bewußt, aber so lesen wir. Stimmt der Bezug nicht, stolpert der Leser. Mit ein bißchen Nachdenken wird zwar klar, wer Fisch und wer Angler ist, aber der Leser soll nicht nachdenken, jedenfalls nicht über den Satzbau. Das heißt, derart unklare Bezüge sollte man tunlichst vermeiden und den Satz irgendwie umformulieren.
Ich weiß, als Autor denkt man zuweilen, der Leser soll mal nicht so pingelig sein und sein Hirn einschalten. Das ist Feigheit vorm Feind. Wenn man Glück hat, hat man einen Lektor, der einem so lange in den Arsch tritt, bis man nicht mal mehr dran denkt. Ich kenne da einen ...
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#22 Tiff

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 19:01

Was nun die äußere Form angeht, ich habe für mich die Absätze alle noch einmal raus genommen - kommt als ein einziger Absatz besser, weil die Gedrängtheit der Geschichte dadurch besser gespiegelt wird. Die Einheit von Inhalt und Form, soviel Schiller muss dann sein, ist dadurch einfach besser gewahrt.

Ohne Absätze gefällt es mir auch besser. Was den meisten Lesern besser gefällt, weiß ich nicht.

Nun ja, das mit der Unübersichtlichkeit und das mit dem Ich-Erzähler gilt für Tiff allerdings auch. Eingefügtes Bild Für müssen uns da gar nicht drüber streiten, weil das jetzt u.U. wirklich eine Geschmacksfrage (Geschmackfrage?!?) ist, ich finde den geschlossenen Block einfach passender.

Den geschlossenen Block finde ich auch passender, aber wie meinst Du das mit dem Ich-Erzähler?

Also "Gebrauchtwagen" schreibt sich auch ohne s. Ich würde allerdings eher "gebrauchte Plattform" schreiben, schon weil es dann nicht mehr so arg nach Software klingt (gebrauchte Software ist absurd, oder?).

An eine gebrauchte Software habe ich nie gedacht, sondern an das Analogon zu "Gebrauchtwagen". Interessant, dass so viele an Software denken.

Um noch mal auf die Muräne zu kommen: Der Leser bekommt ja nur das, was im Text steht.

Da steht zunächst einmal "Sumpfmuräne". So ein Tier gibt es auf der Erde nicht. Das könnte jemanden stutzig machen. Grundsätzlich hast Du aber Recht.

Nachträgliche Erklärungen der Art "ist aber kein Fisch, sondern hat Beine" gehen folglich nicht. Als Leser sehe ich, das Ding ist eine Muräne, also hat es keine Beine (die haben nicht einmal Flossen!), lebt im Wasser und ist etwas, das man im weitesten Sinne als Fisch bezeichnen würde. Die Siedler sind ja auch Menschen. Würden die ein vielfüßiges Amphibium als "Muräne" bezeichnen? Oder als Molch? Riesentausendfüßler? Wenn der Leser ein falsches Bild vor Augen hat, ist es meist nicht die Schuld des Lesers.

Es gibt hier kein falsches Bild, sondern nur das, das sich der Leser macht. Ich habe mir ein Tier vorgestellt, das etwas weniger Fisch als ein Quastenflosser ist, aber auch kein Waran. In einem Roman hätte ich es etwas ausführlicher beschrieben. In der Kurzgeschichte habe ich die Passage geändert. Wie gefällt sie Dir jetzt?

Bearbeitet von Tiff, 18 Oktober 2011 - 19:03.


#23 Puh

Puh

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Geschrieben 18 Oktober 2011 - 19:19


Den geschlossenen Block finde ich auch passender, aber wie meinst Du das mit dem Ich-Erzähler?

Der auktoriale Erzähler ist jemand, der über jemand anderen erzählt, der Ich-Erzähler ist jemand, der über sich erzählt. Da diese junge Dame über sich erzählt...- Ansonsten schaust Du mal hier und hier und hier und recherchierst selber weiter. Spannendes Thema eigentlich.Eingefügtes Bild

#24 Heidrun

Heidrun

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Geschrieben 19 Oktober 2011 - 06:43

Hm, der Absatz ist eindeutig besser geworden. Wenn du jetzt die Muräne, aus der das Leben entweicht, noch durch "Tier", "Biest" oder etwas ähnliches ersetzen könntest? Du merkst, ich hab mich in diesen Absatz verbissen. Daran kann man eine Menge erklären :)
Ich finde übrigens Absätze sehr hilfreich, weil sie dem Leser die Orientierung erleichtern. Ich gehe davon aus, daß der Leser möglichst nicht merken soll, daß er gerade liest. Er soll sich auf die Story konzentrieren und auf nichts sonst.
Daß es einen Sumpfmuräne nicht gibt, stimmt zwar, aber es ist erstmal nicht so absurd, daß man etwas völlig anderes als eine Muräne erwarten würde. Bei einer Flugmuräne wäre das anders - da würde ich Flügel erwarten. Aber im Sumpf gibt es offenbar genug Wasser, daß es ein 08/15 Fisch sein kann.
Mit der Plattform - liegt vielleicht daran, daß Plattformen normalerweise keine Fahrzeuge sind. Mit einem Gebrauchtraumschiff hätte ich kein Problem. Bei Plattform stellt sich bei mir zunächst die Vorstellung von einem großen Stück Architektur ein. Aber so was kauft man nicht gebraucht. Ja, und da kommt der SF-Leser auf Software, die gebraucht auch wieder albern ist ... Ich habe tatsächlich erst im vierten Satz begriffen, was eigentlich das Objekt der Debatte ist. Wenn es flach ist und übers Wasser gleitet, hätte ich es eher ein Floß genannt.
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#25 Naut

Naut

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Geschrieben 19 Oktober 2011 - 07:01

Ich finde den Text mit Absätzen deutlich lesbarer. Immerhin konnte ich mich jetzt dazu durchringen, ihn überhaupt zu lesen, während er mich vorher sofort durch seine massive Anmutung abgeschreckt hat.

Die Idee fand ich nett, eine niedliche Variante von Mensch gegen Natur. Ich muss das vorweg sagen, denn ich habe mal meinen Textparser in "pedantic" geschaltet und alles kritisiert, was ich auf Kurzgeschichten.de auch ankreiden würde. Sieh es als konstruktiven Beitrag.

P.S.: Dein Text hat keinen Ich-Erzähler, lediglich eine personelle Perspektive (Sumer). Das ist ein Unterschied, und weil solche Texte sehr wohl eine Szenenschaltung haben - im Gegensatz zu vielen Stream-of-Conscienceness-Geschichten die wirklich in der 1. Person geschrieben sind - können sie sehr gut ein paar Absätze vertragen.
Mit "Plattform" habe ich gar keine Probleme, obwohl ich auch Informatiker bin, weil das ein SF-Universalwort ist. Ich habe gleich an eine Art Hovercraft gedacht.

Beste Grüße
Naut

doch es gehörte viel Mut oder Dummheit dazu, bei der ersten Gelegenheit damit auf Jagd zu gehen. Doch das Geld, das eine Sumpfmuräne brachte, konnte Sumer dringend brauchen, wenn sie jemals Priderman's Paradise verlassen und auf ein anständiges College gehen wollte.

Hier ist eine Wortwdh. von "doch" drin.

Wenn man eine Muräne an die Oberfläche locken wollte, brauchte man eine Schwebeplattform, die den Sumpf nicht berührte. Eine Berührung des Sumpfes war auch nicht ratsam.

Dass das nicht ratsam ist, steht schon im vorigen Satz. Du meinst eher "war außerdem nicht ratsam, weil ...".

Das Leben darin, selbst in seinen kleinsten Formen, war für Menschen tödlich. Wer mit seiner Plattform havarierte, hieß es, war so gut wie verloren.

Der zweite Satz ist redundant, denn dass man stirbt, wenn man reinfällt, steht schon davor. Bei aller Kürze wäre es interessanter, stattdessen etwas mehr zu erfahren, etwa, wie genau jemand zugrunde gehen kann, der ins Wasser fällt.

Sumer trug einen Schutzanzug, aber damit bei dem Versuch, eine Muräne aus dem Sumpf zu ziehen, über Bord zu gehen, war keine Option.

Wieso trägt sie dann überhaupt einen? Wenn er sie nur behindert und sonst keinen offensichtlichen Nutzen hat?

Es hieß, dass dadurch ein Verhalten ausgelöst wurde, wie man es von Lachsen auf der Erde kannte. Dadurch, dass man die Aggregate vibrieren ließ

Wortwdh. "dadurch".

Dadurch, dass man die Aggregate vibrieren ließ, erhöhte man selbstverständlich die Gefahr eines Absturzes.

Wieso eigentlich "selbstverständlich"? Solche Formulierungen sind zwiespältig, wenn es um nicht existente Technologien geht, da ist erstmal gar nichts "selbstverständlich".

Gelernt hatte sie den Trick von einem Jungen, der hoffentlich zu betrunken gewesen war, um sich noch an das Gespräch zu erinnern, aber nicht zu betrunken, um ihr die Details korrekt zu schildern.

Wieso, war ihr das Gespräch so peinlich? Dass der Typ betrunken sein muss, um solche Geheimnisse zu verraten ist klar, aber warum ist es wichtig, dass er das hinterher nicht mehr weiß? Ist doch sein Problem, oder?

Sumer, am Rand der Plattform kniend

Partizipien sind böse Eingefügtes Bild Hier aber wirklich, weil sie statisch sind, es hier aber um ACTION geht.

und wäre fast von der Plattform gefallen

Viel zu schwach. Besser wäre: ", verfehlte, taumelte und rutschte gefährlich nahe an den Rand der Plattform" oder so.

Gerade noch so hielt sie sich mit einem Arm

nach meinem Sprachgefühl fehlt da ein "fest", dann würde ich aber aufgrund der Lautähnlichkeit das folgende "fast" durch "beinahe" ersetzen.

doch dann wälzte sich Schlamm über sie, was sie kaum registrierte

Das ist ein Perspektivfehler und ein Reihenfolgeproblem: Sumer muss zuerst nicht kapieren, was sich da über sie wälzt, erst dann wird ihr klar, dass es Schlamm ist. Wenn Du das anders herum schreibst, wechselst Du von einer personalen in eine auktoriale Perspektive.

da all ihr Empfinden, ein nacktes Entsetzen, von dem unglaublichen Anblick des weit geöffneten Mauls dicht vor ihrem Gesicht ausging

Die Formulierung "da [...] ihr Empfinden [...] von dem [...] Anblick [...] ausging" kommt mir komisch vor. Wie kann ein Empfinden von etwas ausgehen? Es wird höchstens ausgelöst, was aber wieder eine umständliche Formulierung wäre.

Plötzlich lag Sumer auf dem Rücken

Sumer wurde von der Muräne im Gesicht attackiert und fiel dabei über Bord, also fiel sie rückwärts in den Matsch, daher lag sie bereits die ganze Zeit auf dem Rücken! Wenn sie jetzt schon wieder auf dem Rücken liegt, dann hast Du etwas vergessen.

und sah in gespenstischer Zeitlupe, wie das Leben aus der Muräne entwich

Ist mir nicht klar, wie so etwas aussieht. Außerdem hat der Sumpf sie doch beide verschlunge, wo und wie sieht sie das jetzt?

bis sie ihren Schock so weit überwunden hatte, dass sie ihre Umgebung wahrnehmen

Genaugenommen gehört die Muräne ja auch zu ihrer Umgebung, und die hat sie ja schon geraume Zeit beim Sterben beobachtet.

Offensichtlich besaß er eine Plattform mit Tarnvorrichtung

Deus ex machina. Dass es so etwas wie Tarnvorrichtungen gibt, musst Du irgendwo am Anfang erwähnen, sonst grenzt es an Irreführung.

Lässig hielt er einen Sprühkanister zum Desinfizieren.

Wovon? Plattform? Hände? Muräne? Und wieso überhaupt?

Bearbeitet von Naut, 19 Oktober 2011 - 07:06.

Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#26 Tiff

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Geschrieben 19 Oktober 2011 - 13:10

@ Heidrun, Naut: Vielen Dank für die ausführlichen und hilfreichen Anmerkungen. Zum Verständnis, auch wenn es im Text nicht erklärt wird: Die Sümpfe sind weit weniger gefährlich als Sumer glaubt. Viele Geschichten, die über die Sümpfe erzählt werden, sind übertrieben. Der Schutzanzug schützt vor kleinen Tieren oder Infektionen. Der Sprühkanister dient zum Desinfizieren der Plattform, Hände, was auch immer mit dem Sumpf in Berührung kommt. Morrison schützt sich damit vor Parasiten, Infektionen, usw. Sumer hoffte, dass Morrison sich nicht mehr an das Gespräch erinnerte, weil sie Angst hatte, ihr Vater könnte erfahren, dass sie sich für die Sümpfe interessiert.

Bearbeitet von Tiff, 19 Oktober 2011 - 13:56.


#27 Naut

Naut

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Geschrieben 19 Oktober 2011 - 18:54

Yea, gute und vor allem interessante Gründe! Das sollte eigentlich irgendwie in der Geschichte anklingen, daher sieht es danach aus, dass Du die Story später einmal zu einer etwas längeren Erzählung ausbauen könntest.
Liest gerade: Atwood - Die Zeuginnen

#28 Gast_Dirk_*

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Geschrieben 21 Oktober 2011 - 14:50

Danke Dirk, das war sehr interessant, ich schätze Deine Hilfe sehr, aber mir fällt es auch etwas schwer, eine Version 2.0 zu schreiben. Jeder würde wohl aus dem Ausgangsmaterial eine eigene Version 2.0 machen. Das finde ich faszinierend. Deine Version gefällt mir sehr gut.


Hallo Tiff.

Sorry für die späte Antwort.

Ja, frag drei Testleser und du erhältst sechs verschiedene Versionen deines Textes Eingefügtes Bild

Mach einfach so, wie du selber möchtest.
Das ist vielleicht das Wichtigste, wenn man schreibt und um Rat oder Meinung fragt.
Ich glaube Andreas Eschbach sagt dazu:
"Vorschläge sind gut und schön.
Aber eigentlich ist es doch meine Sache etwas anders zu machen, nicht die der Testleser"
Eingefügtes Bild

In dem Sinne sind meine Vorschläge auch wirklich nur ungefähre Richtungsangaben gewesen, die natürlich subjetkiv eingefärbt waren.
Aber deine Story hat mir immerhin so gut gefallen, dass ich mir Gedanken gemacht habe.
Also kann sie so übel nicht gewesen sein Eingefügtes Bild

LG

Dirk Eingefügtes Bild

#29 Tiff

Tiff

    Laionaut

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Geschrieben 21 Oktober 2011 - 15:59

Ich glaube Andreas Eschbach sagt dazu:
"Vorschläge sind gut und schön.
Aber eigentlich ist es doch meine Sache etwas anders zu machen, nicht die der Testleser"

So verbissen hänge ich nicht an meinem Text. Ich hatte eine Idee und habe versucht, eine Geschichte zu schreiben. Kritik und Vorschläge sind mir immer sehr willkommen. Die Meinung der Testleser ist mir wichtiger als was ich selbst über den Text denke. Manches habe ich auch schon geändert, und in einer längeren, nicht auf 4000 Zeichen beschränkten Version, wäre manches etwas einfacher umzusetzen.

In dem Sinne sind meine Vorschläge auch wirklich nur ungefähre Richtungsangaben gewesen, die natürlich subjetkiv eingefärbt waren.

Ich finde Deine Vorschläge sehr gut. Das Schwierige ist, dass sich mein Stil und Deiner so stark unterscheiden, dass es mit den von Dir vorgeschlagenen Änderungen alleine nicht getan wäre. Ich müsste mich noch stärker Deinem Duktus anpassen, sonst hätten wir ein sehr inhomogenes Ergebnis. Warum soll ich aber nicht auch mal die "Dirk-Version" schreiben?

#30 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 21 Oktober 2011 - 16:06

Ich finde Deine Vorschläge sehr gut. Das Schwierige ist, dass sich mein Stil und Deiner so stark unterscheiden, dass es mit den von Dir vorgeschlagenen Änderungen alleine nicht getan wäre. Ich müsste mich noch stärker Deinem Duktus anpassen, sonst hätten wir ein sehr inhomogenes Ergebnis. Warum soll ich aber nicht auch mal die "Dirk-Version" schreiben?


Eingefügtes Bild DAS wäre schriftstellerischer Selbstmord Eingefügtes Bild


Nein, ernsthaft:
Dein Stil, deine Worte, machen deine Geschichte aus.
So meinte das wohl auch Andreas Eschbach, und so meinte ich es auf jeden Fall Eingefügtes Bild

Wenn jeder, der mich irgendwann mal als Testleser um Rat gefragt hat, so schreiben würde wie ich ... WTF sollte ich mich denn da aus der Masse abheben? Eingefügtes Bild

Und deine Geschichte hat ja immerhin auf mich soviel Reiz ausgeübt, dass ich mir überlegte, wie ich sie schreiben würde, und wo du vielleicht etwas anders machen könntest.
Also ist da ja etwas, dass mich als Leser reizt.
Und das ist sind schon fast zwei Drittel der Miete Eingefügtes Bild

LG

Dirk


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