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Herr aller Dinge


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12 Antworten in diesem Thema

#1 Kopernikus

Kopernikus

    Temponaut

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Geschrieben 18 September 2011 - 11:38

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Herr aller Dinge
Andreas Eschbach

Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal: Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen und die Welt damit in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was mit einer bahnbrechenden Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen ...


Der neue Eschbach ist als Hardcover bei Bastei-Lübbe erschienen, ich bin schon auf eure Eindrücke gespannt.

#2 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 12 Dezember 2011 - 17:35

Nach längerer Zeit habe ich mal wieder in eine Leseprobe eines neuen Romans von Andreas Eschbach reingelesen, und das hat auch schon genügt. Hat's Andreas wirklich nötig, sich auf ein solches Niveau anspruchsloser Kommerzschreiberei herunterzuarbeiten? In der Prosa steckt nicht mehr genug Reiz, um die Aufmerksamkeit eines einigermaßen anspruchsvollen Lesers länger als zwei Seiten wachzuhalten. Ausgesprochen furchtbar.

#3 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 09:15

Anlesen ist diesmal die falsche Vorgehensweise, um den Roman zu bewerten, denn er nimmt ab Mitte der Story enorm Fahrt auf und hält das Tempo tatsächlich durch. Ob ein "so langer Anlauf" notwendig war, bleibt letztendlich Geschmacksache. Ich stimme aber Michael zu, dass Eschbachs Stilistik und Sprache gegenüber seinen früheren Werken nachgelassen hat und dieser Fakt wird gerade in der ersten Hälfte der Geschichte sehr deutlich. Geblieben ist sein fast einmaliges Talent, Geschwafel so unterhaltsam dem Leser unterzujubeln, dass man es nicht als Zeilenschinderei empfindet. Zum Thema Kommerzschreiberei - nun da habe ich ja bekanntlich eine ganz andere, eher bejahende Ansicht, und deshalb halte ich mich aus Grabenkämpfen zu diesem Thema raus. Jeder Autor sucht (und findet) "sein" Publikum und wenn Eschbachs "Stammleser" immer weniger werden, muß er es irgendwie kompensieren, denn schließlich lebt er von seiner Schreiberei.
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#4 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 12:56

Anlesen ist diesmal die falsche Vorgehensweise, um den Roman zu bewerten, denn er nimmt ab Mitte der Story enorm Fahrt auf und hält das Tempo tatsächlich durch. Ob ein "so langer Anlauf" notwendig war, bleibt letztendlich Geschmacksache.


Die Story mag sein, wie sie will. Schlechte Prosa läßt sich dadurch nicht ausgleichen.

Zum Thema Kommerzschreiberei - nun da habe ich ja bekanntlich eine ganz andere, eher bejahende Ansicht, und deshalb halte ich mich aus Grabenkämpfen zu diesem Thema raus. Jeder Autor sucht (und findet) "sein" Publikum und wenn Eschbachs "Stammleser" immer weniger werden, muß er es irgendwie kompensieren, denn schließlich lebt er von seiner Schreiberei.


Bei einem Autor, der wahrscheinlich genug Geld verdient hat, um notfalls für den Rest seiner Tage Däumchen zu drehen, sehe ich keinerlei existentielle Notwendigkeit, erzählerisch derart abzubauen. Außerdem könnte ich spontan Dutzende Schriftsteller nennen, die kompromißlos ihren Weg gegangen sind und dabei noch wesentlich erfolgreicher waren als Andreas Eschbach. Ich finde, von einem erfahrenen Autor muß man erwarten können, daß er sich weiterentwickelt und verbessert, nicht daß er Rückschritte gemacht. Oder meinst Du, Leute wie Richard Powers oder David Mitchell sind international geachtete Autoren geworden, weil sie faule Kompromisse eingegangen sind? Bücher wie der neue Eschbach bekrätigen mich nur darin, daß meine Aversion gegen das Schreiben aus reinem Marktkalkül berechtigt ist.

Gruß
MKI

#5 leibowitz

leibowitz

    Giganaut

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 13:27


Die Story mag sein, wie sie will. Schlechte Prosa läßt sich dadurch nicht ausgleichen.



Bei einem Autor, der wahrscheinlich genug Geld verdient hat, um notfalls für den Rest seiner Tage Däumchen zu drehen, sehe ich keinerlei existentielle Notwendigkeit, erzählerisch derart abzubauen. Außerdem könnte ich spontan Dutzende Schriftsteller nennen, die kompromißlos ihren Weg gegangen sind und dabei noch wesentlich erfolgreicher waren als Andreas Eschbach. Ich finde, von einem erfahrenen Autor muß man erwarten können, daß er sich weiterentwickelt und verbessert, nicht daß er Rückschritte gemacht. Oder meinst Du, Leute wie Richard Powers oder David Mitchell sind international geachtete Autoren geworden, weil sie faule Kompromisse eingegangen sind? Bücher wie der neue Eschbach bekrätigen mich nur darin, daß meine Aversion gegen das Schreiben aus reinem Marktkalkül berechtigt ist.

Gruß
MKI


Das Buch ist super. Ein klasse Science-Fiction pageturner. Dass er dem Herrn Reich-Ranitzky des SF-Netzwerks nicht zusagen mag, spricht eher für den Roman als für den Literaturkritiker.
Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben. (P.K.Dick)

#6 Amtranik

Amtranik

    Hordenführer

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 13:43

Ich kenne den aktuellen Roman von Eschbach noch nicht. Dafür aber tatsächlich mal einen der zitierten Autoren welche die Welt kennen muss. Und in einem muß ich MKI recht geben. Das Buch des Herrn Powers das ich las, war kompromißlos. Kompromißlos darin, mich zu Tode zu langweilen und das wurde tatsächlich bis zum Ende durchgehalten. Aber wie ich aus sicherer Quelle gehört habe schliessen sich gute Prosa und Spaß am Lesen ja gegenseitig aus. Von daher würde ich es auf die alte Geschmacksfrage zurückbrechen. Leider nehmen sich einige und Ihren Geschmack immer etwas wichtiger als andere.

#7 Gast_Michael Iwoleit_*

Gast_Michael Iwoleit_*
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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 14:52

Aber wie ich aus sicherer Quelle gehört habe schliessen sich gute Prosa und Spaß am Lesen ja gegenseitig aus.


Aus welch sicherer Quelle Du das hast, würde ich gern wissen. Aus eigener Leseerfahrung kann ich nur sagen, daß gute Prosa und Lesespaß einander nicht ausschließen sondern bedingen.

Von daher würde ich es auf die alte Geschmacksfrage zurückbrechen. Leider nehmen sich einige und Ihren Geschmack immer etwas wichtiger als andere.


Mit Geschmack hat das nichts, aber auch nicht das Geringste zu tun. Daß typische SF-Leser, die schon mit Erzähltechniken Schwierigkeiten haben, die es seit 150 Jahren gibt, mit einem Richard-Powers-Roman überfordert sind, wundert mich nicht. Aber die Welt dreht sich weiter, auch wenn ein Großteil der SF-Leserschaft mit dem Kopf im frühen 19. Jahrhundert stehengeblieben ist. Kein Wunder, daß die beste SF inzwischen außerhalb der SF-Szene geschrieben wird. Das SF-Publikum ist Literatur aus dem mittlerweile 21. Jahrhundert überhaupt nicht gewachsen.

Übrigens: Wenn man ein Buch kritisiert, sollte man wenigstens in der Lage sein, seinen Titel zu nennen.

Das Buch ist super. Ein klasse Science-Fiction pageturner. Dass er dem Herrn Reich-Ranitzky des SF-Netzwerks nicht zusagen mag, spricht eher für den Roman als für den Literaturkritiker.


Es spricht eher für die völlig Degeneration des Leserschaft, wenn sie nicht mehr erkennt, was ihr da vorgesetzt wird. Ich kenne mindestens ein Dutzend Autoren in der deutschen SF-Szene, die wesentlich besser schreiben als Andreas Eschbach in diesem Roman. Daß solche Bücher in hoher Auflage gedruckt werden, aber weit bessere Leute wie Marcus Hammerschmitt oder Frank Hebben Schwierigkeiten haben, ihre Bücher unterzubringen, ist ein Witz.

#8 leibowitz

leibowitz

    Giganaut

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 15:28

Es spricht eher für die völlig Degeneration des Leserschaft, wenn sie nicht mehr erkennt, was ihr da vorgesetzt wird. Ich kenne mindestens ein Dutzend Autoren in der deutschen SF-Szene, die wesentlich besser schreiben als Andreas Eschbach in diesem Roman. Daß solche Bücher in hoher Auflage gedruckt werden, aber weit bessere Leute wie Marcus Hammerschmitt oder Frank Hebben Schwierigkeiten haben, ihre Bücher unterzubringen, ist ein Witz.


Wenn du meinst. Bezeichne mich ruhig als degeneriert, das bedeutet mir nichts. Du kennst mich nicht und kannst dir da kein Urteil erlauben. Im Zweifel sind halt alle anderen dumm und degeneriert, nur du natürlich nicht, du bist total clever und siehst auch noch super aus.
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#9 MoiN

MoiN

    Galaktonaut

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 15:57

Bei einem Autor, der wahrscheinlich genug Geld verdient hat, um notfalls für den Rest seiner Tage Däumchen zu drehen, ...


Bei der Rowling würde ich das ohne nachzudenken unterschreiben.

πάντα ῥεῖ

 

Büchermarkt ...druckfrisch...dlr lit  ...Verena ... Dana ...swrwi ...brwi ..   .A I N


#10 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 16:00

Eigentlich stand hier ein anderer Text, aber irgendwie habe ich keinen Bock auf sinnlose Diskussionen, die mir die Zeit rauben, zu lesen. Und zu einer Diskussion hätte es mit Sicherheit geführt. Eine Frage habe ich aber noch: Was ist eigentlich aus der Diskussionskultur, die hier auf diesem Board gepflegt wurde, geworden?
Aus dem Weg! Ich bin Sys-Admin...

#11 Gen. Bully

Gen. Bully

    Perrynaut

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 16:42

[MOD]PEACE LEUTE![/MOD]
"Es gibt 5 Arten der Lüge: die gewöhnliche Lüge, den Wetterbericht, die Statistik, die diplomatische Note und das amtliche Kommuniqué" George Bernhard Shaw
"Bazinga!"

#12 Amtranik

Amtranik

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Geschrieben 28 Dezember 2011 - 16:59


Aus welch sicherer Quelle Du das hast, würde ich gern wissen. Aus eigener Leseerfahrung kann ich nur sagen, daß gute Prosa und Lesespaß einander nicht ausschließen sondern bedingen.



Mit Geschmack hat das nichts, aber auch nicht das Geringste zu tun. Daß typische SF-Leser, die schon mit Erzähltechniken Schwierigkeiten haben, die es seit 150 Jahren gibt, mit einem Richard-Powers-Roman überfordert sind, wundert mich nicht. Aber die Welt dreht sich weiter, auch wenn ein Großteil der SF-Leserschaft mit dem Kopf im frühen 19. Jahrhundert stehengeblieben ist. Kein Wunder, daß die beste SF inzwischen außerhalb der SF-Szene geschrieben wird. Das SF-Publikum ist Literatur aus dem mittlerweile 21. Jahrhundert überhaupt nicht gewachsen.

Übrigens: Wenn man ein Buch kritisiert, sollte man wenigstens in der Lage sein, seinen Titel zu nennen.



Es spricht eher für die völlig Degeneration des Leserschaft, wenn sie nicht mehr erkennt, was ihr da vorgesetzt wird. Ich kenne mindestens ein Dutzend Autoren in der deutschen SF-Szene, die wesentlich besser schreiben als Andreas Eschbach in diesem Roman. Daß solche Bücher in hoher Auflage gedruckt werden, aber weit bessere Leute wie Marcus Hammerschmitt oder Frank Hebben Schwierigkeiten haben, ihre Bücher unterzubringen, ist ein Witz.


1. Selbstverständlich sollte man meine erste Aussage nicht Bierernst nehmen aber Gedanken in diese Richtung kommen einem schon manchmal wenn man wieder einmal deine rohen provokanten Aussagen lesen muss.
2. War mir sicher wie das Amen in der Kirche das deine Antwort in die Richtung "wer meine Postulate nicht goutiert ist doof" gehen würde. Das macht es aber auch ein Stück weit einfacher es humorvoll zu nehmen.
3. Es ging mir nicht darum einen Roman zu kritisieren/rezensieren war aber einfach mal froh irgendeinen deiner manigfaltig in den Ring geworfenen
Autorennamen zumindest angelesen zu haben und was soll ich machen? Der Roman war einfach scheiß langweilig für mich. Ist eben so, ich kann es nicht ändern. Und wenn Du das darauf zurückführst das dies nur deshalb sein kann, weil ich überfordert und geistig zu minderbemittelt bin es gut zu finden..tja. Was solls? Auch die Doofen haben ein Recht gut unterhalten zu werden.Eingefügtes Bild

#13 Gast_Dirk_*

Gast_Dirk_*
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Geschrieben 07 Januar 2012 - 11:30

Verlag: Bastei Lübbe (Lübbe Hardcover)
Ich bespreche hier die gebundene Ausgabe, Auflage 1, 688 Seiten, Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3785724292
ISBN-13: 978-3785724293

Über den Autor:
Andreas Eschbach, geboren 1959, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete zunächst als Softwareentwickler, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er lebt als freier Schriftsteller mit seiner Frau an der französischen Atlantikküste.
(Quelle: amazon.de)

Inhalt:
Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal: Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen und die Welt damit in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was mit einer bahnbrechenden Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen ...
(Quelle: amazon.de)

Mein Leseerlebnis:
Gibt es DAS perfekte Buch?
Nein, denn dafür sind die Geschmäcker und die Erwartungen, die jeder Einzelne an ein Buch stellt, zu individuell und mannigfaltig.
Aber es gibt Bücher, in denen einfach alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, ein Zähnchen ins nächste greift und allmählich eine Maschinerie in Gang setzt, die ich selber gerne als 4-D-Kopfkino bezeichne.
„Herr aller Dinge“ ist für mich persönlich so ein Buch.
Es hat mir Tiefe (Personen), Breite (Erzählweise), Gefühle (Spannung und Mitfiebern) und jede Menge Spaß (Miträtseln und Überraschungen) geboten.

Es gibt Autoren, die können eher schnell erzählen.
Es gibt Autoren, die können eher ruhig und mit stillem Humor ihre Geschichten vor dem Leser ausbreiten.
Andreas Eschbach ist ein Meister des ruhigen, ab dafür einen nachhaltigen Eindruck hinterlassenden, Erzählens. So angenehm und tief habe ich lange nicht mehr zwei Protagonisten kennenlernen dürfen. Und anders hätte man diese Geschichte auch nicht erzählen können, da sie sonst ihre Wirkung nicht hätte entfalten können.
Was zuerst so sinnvoll wie ein geblümtes Sofakissen daherkommt, nämlich die Kindheit und Jugend von Hiroshi und Charlotte, wird mehr und mehr zu einer Aussaat, die Eschbach nach und nach als reiche Ernte einfährt.

Beginnend wie ein Jugendbuch, den Fokus ganz eng nur auf die zwei Menschen richtend, deren Leben in diesem Buch erzählt wird, erweitert sich das Blickfeld in dieser Geschichte langsam, erweitert sich erst allmählich und führt dabei weitere Leben und Nebenfiguren ein, die weit mehr sind, als nur zweidimensionale Stichwortgeber und bewegliche Hindernisse für die beiden Helden.
Der rote Faden, der wie ein straff gespanntes Stahlseil alle Einzelstücke und Szenen dieses Buches zusammenhält, ist aus den Gefühlen der beiden Helden, Hiroshi und Charlotte und aus einem Geheimnis gewebt, das sich erst später allmählich lüftet.
Ein Geheimnis, das dann aber auch von Andreas Eschbach in aller, letztendlich sogar bitteren, Konsequenz ausgebreitet wird.

Spalten wird dieser Roman vor allem diejenigen Leser, die von einem Buch ihre Erwartungen am liebsten immer und jederzeit erfüllt sähen.
Die Sci-Fi Fans wollen Science-Fiction, die Leser und Leserinnen von Leibesromanen wollen am liebsten von einer erfüllten Liebe erfahren und die Thrillerfans würden es bevorzugen, vom Kampf eines Einzelnen gegen ein übermächtiges System zu erfahren.
All das bietet „Herr aller Dinge“ und im Endeffekt eben doch wieder doch nicht.
Dieses Buch spielt mit Erwartungen und verlangt gleichzeitig, dass man ohne spezielle Erwartung an es herangeht.

Mein Fazit:
Ich verzichte in dieser Rezi bewusst auf alle Spoiler oder Hinweise, da sie den Spaß an diesem Buch wirklich trüben könnten.
Es ist einfach herrlich zu erleben, wie man sich einen Blickwinkel zurechtlegt, nur um einige Zeit später auf unterhaltsame Weise eines besseren belehrt zu werden.
Es unnötig zu erwähnen, dass auch in diesem Buch von Andreas Eschbach komplexe technische Zusammenhänge auftauchen.
Ebenso wäre es Eulen nach Athen tragen, wenn ich erwähnen würde, dass er diese komplexen Feinheiten mit leichter Feder und absolut verständlich dem Leser nahebringt.
Wenn einer das kann, dann er.
Auch wenn ich mich selber eher zu den gradlinigen Lesern zähle, die mit festen Erwartungen und Wünschen an ein Buch herangehen, muss ich gestehen, dass gerade das Unerwartete, das in diesem Buch fröhliche Urstände feiert, mir den größten Spaß bereitet hat.
Andreas Eschbach hat nach meiner Lesart nicht ein Wort umsonst oder als Lückenfüller eingefügt.
Im Gegenteil, alles, was er zeig fügt sich sozusagen auf nanotechnischer Ebene nahezu zwingend logisch zusammen.

Nach einem etwas enttäuschendem „Ein König für Deutschland“ ist Andreas Eschbach nach meiner persönlichen Meinung mit „Herr aller Dinge“ ein Buch gelungen, dass jeden Cent und jede Minute wert ist, die man in dieses Buch investiert.

10 von 10 Sternen gibt es dafür von mir.

Bearbeitet von Dirk, 07 Januar 2012 - 11:32.



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