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Odyssee 2001 (´10 - ´61 - 3001)


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44 Antworten in diesem Thema

#31 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

    Interstellargestein

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Geschrieben 28 April 2004 - 11:06

Sehenswerte Stanley-Kubrick-Filmausstellung in FFM... (Link führt zu offizieller Website)

Da ich nicht wusste woanders ich so etwas hinstellen soll (außer vielleicht in den Kalender?), folgt hier eine kurze Beschreibung der aktuellen Ausstellung in den Frankfurter Film- und Architektur-Museen (nebeneinander am Schaumainkai 41, noch bis Anfang Juli zu sehen) zu den Filmen von Stanley Kubrick (natürlich auch 2001), mit vielen Exponaten aus den Filmen die Kubrick nach Filmende behalten hatte, und die jetzt aus seinem Nachlass von seiner Frau bereitgestellt wurden.

Die Ausstellung ist sehr groß; man sollte sich also mindestens 2 Stunden oder mehr Zeit dafür nehmen. (Öffnungszeit: 10h00! <_<)

Sie ist sehr liebevoll gestaltet worden. Man sieht viele Bilder natürlich (Kubrick war immer auch Fotograf, sein erster Beruf), und oft ein oder 2 Räume die einem Film gewidmet sind, mit entspr. Ausstattung und Beleuchtung und Ton-/Bild-Effekten (z.B. ein Spiegelraum inkl. Atemgeräusch, der dem "Inneren" von HAL aus 2001 nachempfunden ist). Neben Kostümen gibt es auch viel Papiermaterial, also Briefe, Regie-Anweisungen, Zeitungsausschnitte, Set-Entwürfe. (Einige Entwürfe zu AI, zu dessen Verfilmung er ja nicht mehr kam, sind dort auch zu sehen.)

Es empfiehlt sich schon allein deswegen hinzugehen, weil man nach Durchsicht aller Film(material)e die ein oder andere Einsicht über Kubrick's Absichten bekommt, die man vorher nicht hatte. Mir z.B. fiel zum ersten Mal auf wie sehr Kubrick die Rolle des Zuschauers als bequemer Voyeur in jedem Film zitiert/entblößt. Auch ist das Thema Gewalt und dessen Folgen oft Bestandteil (bitte nicht den Wortfechtern im Gewaltverherrlichungs-Thread verraten!).

Last but not least wurde mir zu 2001 zum ersten Mal klar wie sehr wenig darin gesprochen/erklärt wird, z.B. im Gegensatz zur außerordentlichen Detailverliebtheit der Sets (Kubrick ließ als einziger Regisseur oft "komplette" Sets bauen, also nicht nur Facaden, damit er nachher entscheiden konnte wo er die Kamera platzieren würde und er schoss dann oft Takes aus mehreren Positionen - seine Filme wurden praktisch nur auf dem Schneidetisch gestaltet, und daher kann man mit einiger Sicherheit behaupten, er sei der Erfinder des "director's cut"). Ich habe mir zuhause dann nochmal 2001 und 2010 in Folge angesehen, und mir fällt schon auf, dass Letzterer Ersteren "erklärt", und dass das den Möchtegern-Wissenschaftler in mir beruhigt. 2001 ist eben eher ein Gefühls-/Erfahrungs-Film; Kubrick wollte dass er Zuschauer "direkt filosofisch" anregt.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 22 Januar 2005 - 23:00.

/KB

Yay! Fantasy-Reimerei Mitte August...
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Da ergriff eins der kleinsten das Wort:

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Sie befolgten den Rat und von Stund an war

wieder spannend das Leben und heiter.

Die Kinder war'n froh wie vor Tag und Jahr

und vielleicht gar ein wenig gescheiter.

(BewohnerInnen der Stadt der Kinder, aus der "Geschichte vom Wunsch aller Wünsche", aus Die Zauberschule & andere Geschichten, Neuauflage im Thienemann-Verlag, S. 93, von Ende)


#32 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 29 April 2004 - 22:05

hi yippieda sind natürlich alle die jenigen zu beneiden welche in der nähge daheim sind und die zeit finden sich das anzusehenerst kürzlich war ja eine doku im TV (vor einem halben jahr :D ) - da konnte man schon einiges über SK in erfahrung bringenauffallend ist bei ihm auch dass die qualität vor der quantität kommter hat nämlich sehr wenige filme gedreht - dafür aber sehr gutelg joe -_- - der das auch gern anschauen tät :bigcry:
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#33 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 29 April 2004 - 22:25

auffallend ist bei ihm auch dass die qualität vor der quantität kommt

er hat nämlich sehr wenige filme gedreht - dafür aber sehr gute

Auf jeden Fall hat er sich immer sehr viel Zeit mit Vorbereitung und Recherche genommen. In der Ausstellung wird dokumentiert dass er 3 große Filmprojekte nicht verwirklicht hat - ein Film über den Holocaust, über Napoleon und eben AI...

Tja, Joe, das hilft dir wohl zwar wenig, aber ein australischer Bekannter von mir schrieb den anderen Tag ich soll doch aufhören mit europäischen "Fernen" - in Australien sei eine Distanz von z.B. 400 km ein Weg locker das was eine normale Familie als Tagesausflug angeht; bei wirklich großen Distanzen wird (wesentlich billiger als bei uns) geflogen! -_-

/KB

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#34 Joe Chip

Joe Chip

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Geschrieben 30 April 2004 - 06:15

guten morgen yippie

ich soll doch aufhören mit europäischen "Fernen" - in Australien sei eine Distanz von z.B. 400 km ein Weg locker das was eine normale Familie als Tagesausflug angeht

stimmt - dein freund hat recht

was das angeht bin ich ohnehin kein langeweiler

aber ich hab heuer schon sehr viel aktivitäten geplant

VENEDIG und LEIPZIG war ich schon - und jetzt beginnt der autosommer ^_^

italien kommt auch noch mal dran - lepzig vielleicht im herbst (inkl. abstecher nach berlin - HI SKYDIVER :bigcry: )

einmal nach BAYERN
da kommen schon kilometer zusammen - na ja - und es ist fast kein platz mehr für andere dinge

schade eben

aber es ist ja immerhin möglich dass sich die ausstellung auch noch nach WIEN oder anderswo in ÖSTEREICH verirrt -_-

lg joe :D



schön - nicht wahr :mad:
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#35 Skydiver

Skydiver

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Geschrieben 30 April 2004 - 14:49

italien kommt auch noch mal dran - lepzig vielleicht im herbst (inkl. abstecher nach berlin - HI SKYDIVER :D )

hi joe, würde mich freuen. das ist dann die "ODYSSEE 2004" :bigcry: lg alex -_-

--------------------------------------------------------
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#36 yiyippeeyippeeyay

yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 22 Januar 2005 - 22:51

Yay! Dieselbe Kubrick-Ausstellung, die ich oben schon mal lobend erwähnte, ist seit letztem Donnerstag in Berlin angekommen! Der Link hinter dem dicken orangenen Titel oben gibt mehr Details, aber sie läuft noch bis zum 11. April im alt-ehrwürdigen Martin-Gropius-Bau. (Evtl. hat ja Ronni Lust diesen Endtermin in den Forum-Kalender einzubauen?) Seine Frau hat zum Auftakt der Ausstellung auch ein interessantes Interview in einem der letzten SPIEGEL gegeben. Ich wusste z.B. nicht dass er es arrangierte, dass alle Drehs seiner letzten Filme, die er selbst vornahm, in der Nähe seines Wohnsitzes in England statt fanden, damit er abends immer zu Hause sein konnte. Sympathisch! B-) P.S.: Dieser Beitrag ist insbes. Joe Chip gewidmet, von dem ich ja weiß dass er eh gelegentlich nach Berlin fährt (oder, Joe?). Jetzt hast du die Chance die Ausstellung zu sehen! Viel Spass dabei... :jumpgrin:


Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 24 Januar 2017 - 23:35.

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#37 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 09 August 2005 - 13:24

Mein guter Freund und K'stecher, Jueps, schreibt in seiner neuen Rezi zum Film in der Film-DB:

ABER: "2001" ist aus heutiger Sicht ein furchtbar langsames Meisterwerk. Sein Tempo liegtfür den modernen Zuschauer knapp an der Schmerzgrenze. Ich möchte mir zwar nicht die "Banausenkappe" aufsetzen, aber ich hatte öfter mal das Bedürfnis, den Vorlaufknopf der Fernbedienung zu drücken. 15 Minuten Affengekreische sind eben doch eine Odyssee für des Betrachters Geduld, die nicht unbedingt Spaß macht.

Ich glaube, die letzte Phrase dieser durchaus üblichen Reaktion auf diesen Film ist auch der Kern der Sache: Es soll auch nicht nur Spaß machen.

Das Tolle an dem Film ist doch, spekuliere ich jetzt mal (denn ich bin der einzige Mensch, den ich kenne, der - leider? - das Buch ZUERST las und dann erst den Film sah), dass man sich am Anfang staunend/frustriert fragt, was soll das, wohin geht das? Während man versucht, sich auf das Geschehen im Fokus der Kamera zu konzentrieren, staut sich immer wieder extrem-detailliertes Unfassbares im Hintergrund (die Menschenaffen am Anfang sind da eher noch die stark reduzierte Einführung) - eine kleine (eigene) Stimme im Off ruft dauernd: "Warte! Halt! He, was war das denn? Was tun die denn gerade da, während sie reden?" Das wiegt m.E. das anscheinend Langsame/Lässige im Vordergrund auf.

Das graduelle ENTDECKEN der Wahrheit bzw. letztendlicher aufklärender Weisheit, und aller Stolpersteine dorthin, IST bei 2001 spannend, wenn auch nicht immer leicht.

"Nerven" (wie Sullivan in seiner Rezi auf Seite 1 der Film-DB-Rezis empfiehlt, mit zu bringen) brauche ich allerdings zugegebenermaßen immer bei der "Trip"-Sequenz; die Szenen die darauf folgen, sind auch kaum ohne das Buch zu verstehen, stimmt.

Natürlich sollte man dem Film aus heutiger Sicht mindestens 2 Vorschüsse geben: (i) Man gehe in sich und tue so als ob die Effekte/Makeup bahnbrechend echt wirken; ich denke das war in '69 der Fall. Dafür spricht alleine schon die "realistische" Beleuchtung in jeder Szene. (ii) Man gönne dem Film seinen langen Atem. Ältere Filme sind nun mal langsamer - keine MTV-Schnitt-Filosofie weit und breit zu sehen; der Film ist ein Gemälde, das sich gelegentlich bewegt, also eher eine Bilder-/Perspektiven-Studie.

P.S.: Ein wesentlicher Aspekt des Films ist m.E. auch die bombastische Musik. Ich glaube erst dieser Film hat uns beigebracht, dass ein Ritt ins All immer mit vielen Violinen oder zur Not auch Trompeten begleitet werden muss (John Williams war bestimmt auch beeindruckt! :D). Ich hörte gerade gestern einen Hit aus den Siebzigern, so ein SF-Film-Themen-Medley namens "I fell in love with a starship trooper", und der fängt an mit einem einzigen Violinenstrich, dann Stille und dann einer männl. (Astronauten-) Stimme im Radio. Seit Themen wie "Zarathrustra" und Waltzern aus 2001 weiß man sofort, WO das stattfindet - im All.

Bearbeitet von yiyippeeyippeeyay, 09 August 2005 - 13:32.

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#38 Jueps

Jueps

    Klabauternaut

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Geschrieben 15 August 2005 - 21:07

Hallo, Yip [ein hübsches "Look-At-Piktogramm" wies mir den Weg zum Thread http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png],

Ja, ja, das mit meiner Rezi war schon ein ganz schönes Hin und Her: Ich war kurz davor, den Film zu verreißen und seinen Durchschnitt zu ruinieren, doch da kam mein Vater dazwischen und erzählte mir allerhand über die Geschichte der SF, Kubrick und seine Innovationen ("Vor 2001 hatte kein Film frei schwebende Astronauten gezeigt. Bedenke, die Mondlandung war später!"). Ich gab mich geschlagen und änderte den Beitrag in eine nur leise kritisierende Fürsprache.

===
Nun finde ich deine Auffassung von "2001" ziemlich interessant: Du scheinst das Sehen des Films etwas mit dem stückweisen Auflösen eines Rätsels zu vergleichen. Ohne Zweifel ein nachvollziehbarer Gedanke: Als Zuschauer erlebt man sehr stark, wie sich nach und nach Irritation in Verständnis wandelt (wenngleich nicht völlig). Das ist sicher...hm...ein netter Effekt.

Aber ich kann irgendwie nicht so recht über meinen Schatten springen. So sehr ich mir auch einrede, man müsse auch mal Ruhe in Filmen und vor allem kluge Innovationen zu schätzen wissen oder über Stanley Kubricks Weitsicht [ohne Frage!] staunen, bleibe ich doch der 17-jährige MTV-Infizierte, der sich schnell furchtbar langweilt.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin keineswegs Verfechter hektischer Schnittfolgen oder lauten Kraches, aber das Medium Film ist für mich eben doch - zumindest hauptsächlich - zum Staunen (hier weder~) und zur flotten Unterhaltung (~noch) da.

Es soll auch nicht nur Spaß machen.

Das mag wohl wirklich der Kern der Sache sein, aber dann erfüllt "2001" eben für mich nicht den Zweck, den ich mir erhoffe.
Vielmehr bin ich dankbar, dass Kubrick so viele tolle Maßstäbe gesetzt hat, deren Folgen ich heute im Kino genieße. Einmal kurz drüber gestaunt und zu den Akten gelegt.
*ich geh dann mal in die Banausenecke*

===
PS: Oh ja, was die Musik betrifft, so pflichte ich dir 200%ig bei. Während der Walzer-Sequenz von "2001" - eine wunderbare Idee, den Flug von Raumschiffen mit klassischer Musik zu verknüpfen, um sie tänzelnd wirken zu lassen - bemerkte ich, dass ich ebengleiches schon einmal (man lese und staune!) in einem Videospiel gesehen habe! Ja, einer meiner liebsten Rollenspielklassiker, Final Fantasy 8 beinhaltet auch eine Raumschiffs-Anflug-Sequenz, die mit einem Walzer unterlegt wurde.

Bearbeitet von Jueps, 15 August 2005 - 21:10.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#39 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 15 August 2005 - 22:03

Ach, ja, die Jugend, die wollen immer alles immer schneller; in unserer Zeit dagegen ...Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass dies so ist. Es gibt eine Art langsamen Filmerzählens mit langen Landschafts- und Gesichtsbildern, dazu Musik als zusätzlichen Stimmungsmacher. Es ist halt auch Geschmacksache, ob jemand so etwas mag oder nicht. "Spiel mir das Lied vom Tod" ist beispielsweise so ein Film. Gut erzählt, kommt die Geschichte trotz "Füllzeit" (welche die Stimmung, die Ambience macht) gut an. "2001" ist auch so ein Film. Es ist ja nicht nur die Primatenszene (die ich übrigens sehr liebe), die langezogen ist, sondern auch die Anflugszene, die Plauderei auf der Station, der Mondspaziergang, das Joggen durch das Jupiterraumfahrzeug, der Aussenbordspaziergang, der ... ach der ganze Film eigentlich. LEIDER gibt es ein paar Szenen, die superschnell vor sich gehen, nämlich die erklärenden Szenen (weshalb Monolithen, weshalb Jupiter). Es kann aber auch schief gehen, nämlich dann wenn die Geschichte löchrig ist oder wenn die Stimmungsszenen unnötig sind. Vor kurzem habe ich erstmals "The Right Stuff" gesehen. Gutes Thema: die frühe bemannte Raumfahrt. Schlechte Ausführung allerdings. Sehr unrealistisch. Aber lassen wir die vielen unwahrscheinlichen Szenen mal nicht durchdiskutieren. Sondern uns fragen: Was bringt in diesem Film eine stetige Reiterei und Sauferei einer Person, die nichts mit der Raumfahrt zu tun hatte? Hier wurde einfach versucht eine lange, stimmungsvolle Erzählweise aufzulegen, die allerdings völlig misslang, weil es nichts mit der Geschichte zu tun hatte. (Na ja, meine Meinung, gelle, alles ist Geschmackssache: Der patriotische Film war anscheinend sehr populär und gewann vier Oscars.)

#40 Jueps

Jueps

    Klabauternaut

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Geschrieben 15 August 2005 - 23:29

Hallo, rocky!

Ach, ja, die Jugend, die wollen immer alles immer schneller; in unserer Zeit dagegen ...

http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/laugh.png Ich steuere auf ein Image zu, dass ich vermeiden wollte!
Es geht nicht darum, dass ich langsame Filme nicht mag - ich erinnere mich gerade spontan an "Unbreakable", einen ziemlich 'lahm' erzählten Film, der aber trotzdem Spaß macht. Oder "Tiger&Dragon", der war auch sehr besinnlich und trotzdem schön (entspannend). Gehört definitiv zur

Art langsamen Filmerzählens mit langen Landschafts- und Gesichtsbildern, dazu Musik als zusätzlichen Stimmungsmacher.

und trotzdem oder vielleicht sogar deswegen fand ich's toll.

===
Bei "2001" hingegen, nun, ich denke einfach, das Staunen, das der Film früher durch seine wahnsinnig neuen Bilder erzeugen konnte, ist heute verpufft, weil fliegende Astronauten, Weltraumstationen und Mondspaziergänge im Kino zur Gewohnheit geworden sind. Oder denken wir mal an frühe "Star Trek"-Filme: Da gab's minutenlange Andocksequenzen der Enterprise zu sehen - und es störte niemand, denn die Art des Filmens, das Modell - alles war neu und erstaunlich.
Heute? "Öh, ätzend, kannste ma' umschalten?"

Als ich Kubricks Film sah, konnte ich mir toll vorstellen, wie die Leute einst im Kino saßen, überwältigt von dieser total neuen Welt, die dann auch eine ganz eigene Entwicklung (=SF) auslöste.
Aber wer die Entwicklung nicht miterlebt hat (=Ich, 'Jugend von heute'), dem fällt's schwer, noch über das Gemälde (um Yippees schönen Ausspruch beizubehalten) von damals zu staunen.

Ich kann es verstehen, wenn ihr diese zugegebenermaßen eher ignorante Haltung vielleicht nicht so ganz nachvollziehen könnt, aber zumindest will ich dieses Thema auch mal aus der Sicht beleuchten.

===
PS: Ich seh's schon vor mir...In zwanzig Jahren sitze ich mit meinen Kindern vorm TV, zeige ihnen "Matrix" und bekomme zu hören: "Oh mann, nur drei Explosionen und bis zu fünf Sekunden lange Shots? Wie grässlich, das fandet ihr früher toll?"

Bearbeitet von Jueps, 15 August 2005 - 23:40.

»Ich bin nicht besonders helle, und es dauert ein bißchen, bis ich etwas kapiere. Aber wenn du mir Zeit läßt, dann werde ich lernen, dich besser zu verstehen als irgend jemand sonst auf der Welt.«


#41 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 15 August 2005 - 23:51

Ich weiß, dass ihr diese ... Haltung vielleicht nicht so ganz nachvollziehen könnt

Weisst du, die Achtziger (meine Teenagerjahre) waren auch voller wilden, schnellen, actionreichen Filme und Videoclips. Und trotzdem finde ich '2001' (grösstenteils), 'Star Trek 1' und 'Spiel mir das Lied vom Tod' gut. Und auch du, ein Kind der Neuzeit http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png mag ruhig erzählte Filme, wie 'Unbreakable'. Daher wundere ich mich, ob deine Begründung (o, wir junge Leute sind zu sehr an Action gewöhnt) wirklich diese Langeweile hervorruft oder ob es vielleicht doch nur Geschmacksache ist. (Natürlich respektiere ich deine Meinung, aber es ist mal ein Gedanke wert.)

Nochmals zum Film. Die Primatenszene empfinde ich alles andere als zu lang. Es geht um eine Frage, die mich selbst beschäftigt: Weshalb wurden wir Menschen intelligent?
Wie zeigt man diese Frage im Film? Vielleicht mit einem Narrator, mit einem Text oder mit einer Dialogszene? Jedenfalls finde ich Kubricks Lösung, dies mit einer Szenerie zu zeigen, faszinierend. Und das gelingt ihm sehr, durch eine Gruppe Vormenschen, die sich tierisch dumm benehmen, zu zeigen. Und wie länger dies dauert, wie mehr man versteht, dass sie vor der Verwandlung dumm (und nach der Verwandlung klug) sind.
Natürlich ist die präsentierte Antwort auf die Frage "weshalb sind Menschen intelligent" völlig falsch: Ausserirdischer Kontakt macht klug. Aber Kubrick zeigte die Frage in einem Film auf, was ich ihm hoch anrechne.

Bearbeitet von rockmysoul67, 16 August 2005 - 00:13.


#42 sepia

sepia

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Geschrieben 16 August 2005 - 09:21

Nun, in 2001 geht es imo wesentlich auch um die Verbindung von Visuellem und Musik bzw. der Geräuschkulisse. Auch wenn man als moderner Zuschauer das Visuelle als veraltet empfinden mag, kann man nicht darüber hinweg die Verbindung mit der Musik als zeitlos zu beschreiben. Das hast du in der Walzer-Szene erkannt und es gilt genauso für die Ligeti-Sücke, die bei dem Kontakt mit dem Monolithen gespielt werden oder dieses Violinstück als Einführung der Discovery.

Wenn man natürlich Filme lediglich als woah-entertainment haben will, kann 2001 einen unerfüllt lassen, denn eine weitere wesentliche Dimension, in der sich der Film bewegt, ist das die Geschichte auch über die Musik erläutert wird. Das ist eine sehr intuitive Art, die Story zu erzählen und verlangt von dem Zuschauer sehr viel, denn beim ersten Durchlauf können einem die Erwartungen und Sehgewohnheiten den Zugang zu 2001 sehr erschweren (gerade weil der Zahn der Zeit am meisten an der Primaten-Sequenz genagt hat). Den Film versteht man wahrscheinlich kaum, wenn man nur den Dialogen und dem was man sieht folgt, aber die Musik ausser acht lässt.

#43 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 16 August 2005 - 09:29

Hi JPS

Es geht MIR nicht um Jugend vs. Alter, oder Cool vs. Verstaubt. Es geht eher um verschiedene Film-Arten. Ich wehre mich zwar gegen Kategorisierungen wie "ernst" vs. "unterhaltend", weil beide Begriffe sehr schwammig sind, aber diesen Kubrickfilm (u.a.) im Kino zu sehen, ist ungefähr das Gleiche wie eine Viertelstunde vor Picassos Guernica gefesselt zu sein, und es angucken zu müssen.

Der Spaß ist auch etwas vergraben darin. Wann man woran Spaß hat, ist bei jedem eh unterschiedlich und ändert sich sicherlich auch mit dem Alter, Ok.

Die Frage ist evtl.: Wie geht man mit Kunst um? Was löst ein "Gemälde" für Reaktionen aus? Das Erstaunliche ist ja auch, dass einige SF-Filme inzwischen wirklich als Kunstwerke von der Allgemeinheit gesehen werden. (Berühmte SF-Gemälde gibt's eben in der klassischen Bedeutung des Wortes wenig! http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/wink.png)

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#44 Jueps

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Geschrieben 16 August 2005 - 11:40

Weisst du, die Achtziger (meine Teenagerjahre) waren auch voller wilden, schnellen, actionreichen Filme und Videoclips. Und trotzdem finde ich '2001' (grösstenteils), 'Star Trek 1' und 'Spiel mir das Lied vom Tod' gut. Und auch du, ein Kind der Neuzeit mag ruhig erzählte Filme, wie 'Unbreakable'. Daher wundere ich mich, ob deine Begründung (o, wir junge Leute sind zu sehr an Action gewöhnt) wirklich diese Langeweile hervorruft oder ob es vielleicht doch nur Geschmacksache ist.

Hm, die Frage ist gut. Ich kann das jetzt zu mir selbst schlecht beurteilen, ob ich "2001" geschmacklich einfach nicht mochte oder ob's eine Form der Ver-/Gewöhnung war. Aber an sich muss ich dir schon recht geben, das hatte ich nicht bedacht.

Wie geht man mit Kunst um?

Oh, da kann ich mich betreffend schnell drauf antworten: Ich bin eher der Typ, der durch Galerien tappt, die schönsten und buntesten Bilder bestaunt und sich vielleicht mal 3,4 Minuten Zeit für ein Gemälde nimmt. :lookaround: Irgendwie schaffe ich das nicht, wie viele anderen Menschen mit Kunst umgehen: Lange still vor einem Bild stehen und es wirken lassen, alles auffangen, ne, damit tu ich mich schwer.

Bearbeitet von Jueps, 16 August 2005 - 11:40.

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#45 yiyippeeyippeeyay

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Geschrieben 16 August 2005 - 12:34

Ich bin eher der Typ, der durch Galerien tappt, die schönsten und buntesten Bilder bestaunt und sich vielleicht mal 3,4 Minuten Zeit für ein Gemälde nimmt.  :lookaround:

Wegen den 3 oder 4 Minuten würde ich nicht "so" um mich sehen (mehr schaff ich auch meistens nicht), aber ich denke der Pfeffer liegt im "schönen und bunten".

Letztendlich ist es eben wirklich Geschmackssache, wie rocky schon vermutete.

@sepia: Ich denke man KANN 2001 nicht universal eindeutig verstehen. Kubrick hat ihn extra frei interpretierbar (u.a. deshalb auch mit wenig Dialog) gemacht. Der Film soll im jeweiligen Kopf die Interpretationsmaschine anwerfen, denke ich. Wenn er heute einige Zuschauer so sehr langweilt, dass sie ihn gar nicht erst zu Ende schauen, läuft dieser "Anlasser" natürlich heuer nicht mehr so gut wie Ende der Sechziger.

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