um eines gleich vorweg zu nehmen: ich bin nicht überzeugt davon, dass in diesem Forum jemand versucht hat, rechtes Gedankengut zu verbreiten (ich fände es unhöflich, hier einen Namen zu nennen).
Ich glaube eher, dass das Problem ganz woanders liegt - nämlich, dass in unserer Gesellschaft die Meinung auf dem Vormarsch ist, dass sich die Welt und die Menschen, die auf ihr leben, sowieso nicht ändern lassen. Ich denke, deshalb wurde an anderer Stelle von jemandem die These vertreten, man solle Konflikte sich selbst überlassen. Da dabei an einer gefährlichen Grenze entlangspaziert wurde, habe ich versucht, möglichst sachlich Argumente gegen diese Meinung vorzubringen.
Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, dabei möglichst objektiv zu bleiben - aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben, dass zu sein.
Ich glaube, das Problem ist, dass sich heutzutage viele Menschen nicht mehr um ihre Mitmenschen scheren. Um mal eine gewagte These in den Raum zu werfen: Ich finde, dass seit dem Ende des Kalten Krieges die Weltgemeinschaft nahezu keinen Schritt nach vorn gemacht hat (höchstens in den Cyberspace). Dieselben Konflikte und Probleme, die schon vor zwanzig Jahren geherrscht haben, herrschen heute immer noch. Manchmal verändern sie sich minimal, manchmal wechseln sie auch nur den Schauplatz. In so einer Welt bin ich seit 1984 aufgewachsen und ich habe in meinem Leben genug Leute kennengelernt, die deshalb der Meinung sind, dass jeder sich selbst überlassen sein sollte.
Man brauch doch nur die Kommentare unter Katastrophen-, Anschlags- und Unfallmeldungen bei GMX oder Web.de lesen, damit einem vor Gefühlskälte schlecht wird. Die meisten dort können ihre Meinung nicht einmal begründen, sie sind da schlicht rein gewachsen. In einem anderen Thread wurde wenigstens noch der Versuch unternommen, das mit der Evolution zu erklären.
Ich weiß, das klingt jetzt wie eine Plattitüde: Aber die Welt, in der wir leben, ist das, was wir daraus machen. Und dabei spielt es nicht den Hauch einer Rolle, was Darwin, Mendel oder Freud irgendwann einmal über unsere Ursprünge, Gene oder unser Verhaltens postuliert haben. Außerdem fällt die Alternative, auf den Mars, nach Europa (dem Mond) oder zu Kepler 22b auszuwandern, vorerst flach.
Um es mal ganz non-evolutionär auf die Population in unserem Habitat zu beziehen: Wenn man an der Bushaltestelle einen besoffenen Löwen sieht, der sich an eine grazile Antilope heranpirscht, dann sollte man den Kopf nicht in den Sand stecken. Und wenn man in der U-Bahn ein Rudel bekiffter Hyänen sieht, die über ein altes Zebra herfallen, dann sollte man verdammt nochmal eine grüngekleidete Elefantenstampede herbeirufen.
Meine Meinung,
Seti
Edit: Nachdem ich nochmal eine Nacht darüber geschlafen habe, habe ich den Namen des anderen Threads entfernt und den zweiten Absatz etwas umformuliert, da der Querverweis mMn nichts fruchtbares zur Diskussion beitragen würde. Und ich habe das nicht im ersten Satz unterstrichen.
Bearbeitet von Seti, 20 Dezember 2011 - 13:27.