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Der Letzte seiner Art


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28 Antworten in diesem Thema

#1 Jürgen

Jürgen

    CyberPunk

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Geschrieben 02 Oktober 2003 - 23:20

Als ich Eschbachs neuestes Werk erwarb, erwartete ich vielleicht etwas in Richtung Jesus-Video, vielleicht etwas in Richtung Haarteppichknüpfer, etwas Thriller oder Hard-SF ... aber bestimmt nicht das, was nun vor mir lag ... eine Erzählung.Was von der kurzen Inhaltsbeschreibung her wie eine Neuauflage von Universal Soldiers klingt, ist in Wirklichkeit ein eindrucksvolles Buch über einen Menschen, der das geworden ist, was er schon immer sein wollte... und mit den Folgen nicht zurecht kommt. Es ist auch ein mahnendes Beispiel für unseren unerschütterlichen Glauben an die Technik und deren Funktionalität.Es ist ein Blick in die Persönlichkeit eines Mannes, der, mit Hilfe des altrömischen Philosophen Seneca , versucht, sein Dasein auch unter schwierigsten Bedingungen noch lebenswert zu gestalten. Er ist Soldat, aber kein Mensch mehr. Er ist abhängig vom Wohlwollen der Militärs, die ihn erschaffen haben. Und er weiss, dass sein Leben ein Verfallsdatum hat.Eschbach erzählt die Geschichte des ehemaligen Elitesoldaten Duane Fitzgerald, der zu einem Cyborg verändert wurde und nie einen Einsatz hatte, in einer leisen und unaufdringlichen Sprache. Der Leser empfindet auf den ersten Seiten Mitleid mit dem von Fehlfunktionen geplagten Cyborg, bis er im Laufe der Geschichte den Hintergrund von dessen Motiven erfährt, die keineswegs edel, sondern allein in egoistischen Gründen zu finden sind.Amerikanische Militärs haben in den 80er Jahren mit dem Projekt "Steel Man" mehrere Supersoldaten erschaffen. Vollgepackt mit biomechanischen Komponenten sind diese Männer Kampfmaschinen, die es mit jedem Feind aufnehmen können. Als sich die politische Lage nach dem ersten Golfkrieg ändert, werden diese Soldaten nicht mehr gebraucht. Duane Fitzgerald ist einer von ihnen.Nach seiner Ausmusterung vor zehn Jahren hat er sich in einem kleinen und idyllischen Dorf in Irland niedergelassen.Als seine mechanischen Komponenten langsam den Dienst versagen und er sich unter strengster Geheimhaltung einem Dorfarzt anvertraut, ahnt er noch nicht, dass ein Anwalt aus den USA Unterlagen über das militärische Geheimprojekt "Steel Man" besitzt. Das Militär und der amerikanische Geheimdienst geraten in Panik, als dieser Anwalt im Dorf auftaucht und zielbewusst nach Duane Fitzgerald sucht.Andreas Eschbach schafft es mühelos, eine Erzählung so spannend auf Papier zu bringen, dass sogar ich als bekennender SF- und Thriller Fan das Buch nur äusserst ungern zur Seite legte."Der Letzte seiner Art" ist eine leise Geschichte, melancholisch und ein wenig schwermütig, hier und da mit Action gewürzt. Sie weckt Betroffenheit und Mitleid, erzeugt Hass und die Forderung nach Gerechtigkeit. Selten war ich von einer Erzählung so angetan und so gefesselt."Der Letzte seiner Art" ist auf jeden Fall ein Buch, dass ich jedem Leser, egal, was er sonst gerne liesst, uneingeschränkt empfehlen kann.
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#2 eRDe7

eRDe7

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Geschrieben 05 Oktober 2003 - 22:06

Hallo Jürgen.Ich hatte das Buch schon längere zeit hier rumliegen und las vor einem Monat oder länger die ersten Seiten, aber es war irgendwie die falsche Zeit.Jetzt habe ich eben noch einmal begonnen und bis zur Seite 50 gelesen und bin sauer, dass mein Urlaub vorbei ist, weil ich lieber heute und morgen weiterlesen würde.Was ich nicht ganz an Deiner Einleitung verstehe ist, was Du mit "Erzählung" meinst. Erst einmal ist bei mir bis jetzt der Eindruck vorhanden, dass es sich um eine Art SF-Thriller handelt, in dem der Protagonist irgendwann gejagt wird und mit der schönen Rothaarigen (die mich irgendwie sehr an meine Nachbarin erinnert :blink: ) zusammenkommt.Aber abwarten.Momentan habe ich mich über einen Absatz geärgert, in dem er Beckett und Joyce für zu kompliziert für sich ansieht und es mit angeblich modernen Philosophen versucht - und doch nur in der Mitte des letztens Jahrhunderts steckenbleibt und sich auch für Wittgenstein und Russell zu blöd hält. Schade. (Das gleiche Phänomen wie in der Musik: Gegenwart scheint da immer so 1950-1960 zu sein, zumindest wenn man den Musik- und Philosophie-Lexika Glauben schenken will...).Aber das klingt schon wieder so negativ. Bis jetzt finde ich das Buch sehr gut. Sprachlich auch sehr gut ausgewogen, obwohl ich mir etwas mehr Reflektion gegenüber "Handlung" (Tat) wünschen würde. Andererseits treibt es so natürlich voran. Bei der ersten (?) Arzt-Szene dachte ich: Wenn jetzt noch ein klein wenig mehr Umfeld und Verwicklungen (oder was auch immer) beschrieben werden würden, dann wäre ich an King erinnert. Und das ist aus meiner Sicht ein großes Lob, denn King ist in der Exposition ein Meister, wenn nicht DER Meister!Gut, jetzt will ich aber meine restliche Wachzeit damit verbringen, weiterzulesen! ;)Zwei Dinge fallen mir noch negativ am Buch auf: Der Titel. Ich finde ihn etwas unglücklich. Erstens muss ich dauernd an D. Adams denken und zweitens klingt er ein wenig zu pathetisch zumindest mit dem 2. negativen Punkt: Die Aufmachung. Dem Titelbild nach sieht es aus wie ein billiger Mystery-Thriller, in dem jeden Augenblick John Sinclair um die Ecke kommen könnte...Gute Nacht,Ralph

R. C. Doege: Ende der Nacht. Erzählungen (2010)

R. C. Doege: YUME. Träumen in Tokio (2020)

 


#3 Jürgen

Jürgen

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Geschrieben 06 Oktober 2003 - 12:22

Hallo Ralph

Was ich nicht ganz an Deiner Einleitung verstehe ist, was Du mit "Erzählung" meinst. Erst einmal ist bei mir bis jetzt der Eindruck vorhanden, dass es sich um eine Art SF-Thriller handelt, in dem der Protagonist irgendwann gejagt wird und mit der schönen Rothaarigen (die mich irgendwie sehr an meine Nachbarin erinnert wink.gif ) zusammenkommt. Aber abwarten

Eben...abwarten. Den gleichen Eindruck hatte ich am Anfang auch. Das hat Eschbach sehr geschickt gemacht. :blink: Ich bin auf dein abschliessendes Urteil sehr gespannt. Jürgen
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#4 ghostwriter

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Geschrieben 08 Oktober 2003 - 17:55

Ihr macht mich ja schon wieder neugierig! ;)Ich hab auch schon woanders gelesen, dass Eschbach sich schriftstellerisch wieder etwas weiterentwickelt habe. Allerdings (wie das halt so ist) fanden einige das Buch auch langweilig...Eigentlich wollte ich mir das Buch vorerst nicht kaufen, weil das HC halt etwas mehr kostet und ich noch genügend Taschenbücher von Eschbach zu lesen hab.Andererseits weiß ich nicht, ob ich Samstag auf der Buchmesse widerstehen kann - noch dazu, wenn ich Eschbach dort live sehe ;) Die Aufmachung jedenfalls spricht wirklich eine deutliche Sprache. Das sieht stark nach Action-Thriller aus. Man erhofft sich wohl, daß es verkaufsfördernd wirkt.Tilo

#5 eRDe7

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Geschrieben 11 Oktober 2003 - 07:48

Hallo.Ich bin nun auf Seite 211.Nach wie vor bin ich recht angetan, aber mir fällt eine Schwäche des Buches auf,die mich wirklich ein wenig ärgert.++++SPOILER-GEFAHR++++Und zwar wie Duane auf einige Dinge reagiert - auch auch andere Leute.Man fragt sich, ob denen ein Anti-Gefühls-Chip implantiert wurde.Es begann damit, als Duane das erste Mal merkte, dass er verfolgt wurde. Wie reagiert er? Er geht nach Hause und legt sich schlafen.Nach dem Mord an dem japanischen Amerikaner kommen die ersten Polizisten scheinbar nicht einmal auf die Idee zu fragen, in welcher Beziehung dieser zu Duane stand.Nach dem Tod des Doktors fühlt Duane scheinbar gar nichts, weder Bedauern, Trauer, noch rationale Sorge, da nun der einzige Mensch, der ihm helfen kann bei Problemen, weg ist.Aber der Höhepunkt war bis jetzt: Er erfuhr, dass seine Eltern (und die Verwandten der anderen Soldaten) von dem amerikanischen Geheimdienst getötet wurden kann kann sinngemäß nicht mehr als ein verwundertes "Na sowas?" aufbringen.Er ist weder sauer, noch traurig noch irgendwas. Stattdessen beginnt er 2 Seiten später seiner toten Kameraden zu gedenken, die bei den Operationen drauf gegangen sind.Amerikaner neigen manchmal zu einer seltsamen Weltsicht, aber solche emotionalen Krüppel sind nicht gerade sehr interessant.Aber abgesehen von diesen "Fehlern" gefällt mir das Buch weiterhin recht gut.Ralph

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#6 eRDe7

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Geschrieben 11 Oktober 2003 - 09:45

Hallo.(Nachtrag)Ich muss ja zugeben, dass ich nun ein wenig genervt bin. Duanes Wohnung wurde verwüstet, die Verfolger zeigen sich nun offen... Aber er, er geht so vor, als würde er sie nicht bemerken.Warum geht er nicht auf Konfrontation? Nicht, weil ich "Action" will, sondern, weil das die einzig vernünftige Lösung ist. Die haben ja sicher die Schuld, dass er kein Essen mehr per Post bekommt und zudem könnten sie einige Fragen beantworten...Aber er irgnoriert sie weiterhin und kauft sich Fleisch, das er ohnehin nicht verdauen kann...Langsam verstehe ich, warum er "Die Welt ist alles, was der Fall ist" nicht verstehen konnte.Interessant finde ich Eschbachs Schreibstil. Er ist zugleich simpel und nichttrivial. Er hängt irgendwie in der Schwebe.Aber dass er die Konfrontation scheinbar vor sich hinschiebt (ich vermute, sie wird noch kommen), erscheintmir jetzt gerade wie eine Streckung des Textes (wollte Eschbach den Text etwas länger werden lassen?).Ich klinge hier ein wenig ungnädig, ich weiss, so ist das gar nicht gemeint. Obwohl ich gerade schon ein wenig unruhig bin und einfach ein paar Sachen überflüssig finde, finde ich das Buch nach wie vor gut.Wie ein Freund von mir sagte, als ich ihm die Story erzählte: Wieder ein deutscher Autor, der amerikanische Szenarien braucht, em etwas zu schreiben...Ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber das ist auch wieder so eine Sache, die mich ein wenig stört. (Ich habe nicht so lang geschlafen heute, da bin ich scheinbar leicht zu stören :D ).Wie auch immer, ich lese weiter, obwohl der Suchteffekt vom Anfang ein wenig weg ist.Ralph

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#7 eRDe7

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Geschrieben 11 Oktober 2003 - 15:15

Nachtrag. Der Suchteffekt kam dann wieder...Ich habs durch.Seufz. Da hätte ich noch beinahe eine Träne abgedrückt...Also, trotz der erwähnten "Fehler" ein schönes Buch.Ich war nur ein wenig ungnädig, da ich in dem Stoff, in der Handlung, einfach die Möglichkeit zu größerer Tiefe sehe...Aber ich sehe sie ja auch nur, weil das Buch an sich schon gut ist.Ralph

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#8 dyke

dyke

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Geschrieben 20 Oktober 2003 - 16:34

im aktuellen Spiegel gibt es ein Interview Science-Fiction: Interview mit Andreas Eschbach über sein Cyborg-Drama "Der Letzte seiner Art" Leider bisher nicht online nachzulesen. LG Dyke Jetzt auch für eine gewisse Zeit kostenlos online Eschbach-Interview im Spiegel LG Dyke

Bearbeitet von dyke, 28 Oktober 2003 - 18:00.


#9 Joe Chip

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Geschrieben 12 April 2004 - 10:08

hi leute

ich muss euch was erzählen ^_^

ralph war dabei - also wars in leipzig

wir waren also bei der leseung des genannten buches und ralph konnte mich natürlich davon überzeugen ein exemplar zu erwerben
AE hat mir dann, bevor ich ihm die hand schütteln durfte :( ) eine widmung reingeschrieben

ich wollte dass er was schreibt, das ihn bewegt - und so schrieb er:

In der Hoffnung, daß Menschen irgendwann lernen,
nicht alles zu tun, was sie tun können

Eschbach

26.3.04
Leipzig


hab wie immer eine riesenfreud´ und hoffe bald die zeit zu finden mein erstes buch von diesem hochgelobten autor zu lesen

lg joe ;)
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#10 Trurl

Trurl

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Geschrieben 22 Juni 2004 - 16:58

So ... jetzt hab ich das Buch auch durch und ich muß sagen ... irgendwie bin ich noch zwiegespalten.

Zunächst ... alles in allem ist Der Letzte seiner Art, wider Erwarten, ein schöner, stimmungsvoller Roman um einen Menschen mit einem ungewöhnlichen, tragischen Schicksal. Angekündigt als SF-Thriller wird Andreas Eschbach mit Sicherheit einige potentielle Leser enttäuschen, denn der Roman mag viele erzählerische Wurzeln haben, eines ist er mit Sicherheit nicht ... ein typischer Thriller. Dazu erzeugt er zu wenig von der atemlosen Spannung, die man von einem Thriller einfach erwartet und den Leser von Anfang bis Ende fesseln muß. Das Erzähltempo ist ruhig, fast betulich, kommt irgendwann einmal etwas Spannung auf, wird sie prompt wieder durch die zahlreichen Reflektionen des Helden aus der Geschichte herausgenommen. Man hat fast den Eindruck das Eschbach weniger an der Story selbst interessiert ist als an den Gedanken und Gefühlen seines Protagonisten, über den er seine ganz eigenen Vorstellungen über Tod, Schicksal, Lebensentscheidungen, sowie Moral und Ethik des technologischen Fortschritts transportiert.

Ich hatte den Roman schon vor Monaten angefangen und ihn zwischendurch weggelegt, weil mich die Story anfangs nicht so richtig gepackt hatte. Anlässlich des bevorstehenden Lesezirkels, der diesen Roman inzwischen gewählt hat, habe ich ihn nun zu Ende gelesen ... und es nicht bereut, obwohl ich nicht vollkommen begeistert bin.

Einerseits muß ich das Talent, nein, die schriftstellerische BEGABUNG Andreas Eschbachs ohne wenn und aber anerkennen. Stilistisch ist an dem Roman von meiner Seite nichts auszusetzen. Eschbach beweist auch hier wieder, dass er nicht ohne Grund, der derzeit erfolgreichste, wenn nicht, der beste deutsche SF(?)-Autor ist.

Allerdings hat es eine ganz Weile gebraucht bis mich das Schicksal der Hauptfigur auch gefühlsmässig interessiert hat, obwohl es immer wieder gute Momente gab. Aber wie es Eschbach zum Schluß doch noch geschafft hat mir den Held auch menschlich nahezubringen und das Drama seines Schicksals auch emotional zu verdichten, das war erzählerisch ganz große Klasse. Der Schluß war richtiggehend bewegend ...

Auf der anderen Seite frage ich mich, warum Eschbach dem Roman nicht mehr Action spendiert hat, bzw. wenn das nicht seine Intention war, warum er den Roman ausgerechnet in einem Thriller-Milieu angesiedelt hat? Einerseits werden Thriller-Element bedient, andererseits widersetzt sich Eschbach der genretypischen Thriller-Dramaturgie. Die Story wirkt dadurch stellenweise wie mit angezogener Handbremse erzählt. Der Roman zielt im Grunde nicht auf den typischen Leser von Thriller-Romanen, sondern braucht einen Leser der auch mit ruhigen reflektiven Erzählpassagen klarkommt. Enttäuschungen sind da fast zwangsläufig programmiert. Die Spannung entsteht weniger aus einer verzwickten unduchsichtigen Geschichte heraus, die mit unerwarteten Wendungen und einer großen Verschwörung aufwartet, sondern nur aus der Ungewissheit des endgültigen Schicksals seiner Hauptperson. Das ab einem bestimmten Punkt so ungewiss wiederum nicht ist ...
Andererseits hat mir dieser schnörkellose, nüchterne Realismus wiederum sehr gut gefallen.

Auch muß ich ein wenig Motzen wegen der grundsätzlichen technischen Machbarkeit menschlicher Cyborgs, bereits Ende der 80er Jahre. Das ist schon sehr erstaunlich und ein Beispiel extremer Unglaubwürdigkeit in dem Roman. Die anderen Motzereien verschiebe ich auf den Lesezirkel ... http://www.scifinet....tyle_emoticons/default/biggrin.png

Ich bin mal gespannt wie Andreas Eschbachs Roman im Lesezirkel ankommt und ob er tatsächlich dort mitdiskutieren wird ...

Trurl
»Schau dir diese Welt nur richtig an, wie durchsiebt mit riesigen, klaffenden Löchern sie ist, wie voll von Nichts, einem Nichts, das die gähnenden Abgründe zwischen den Sternen ausfüllt; wie alles um uns herum mit diesem Nichts gepolstert ist, das finster hinter jedem Stück Materie lauert.«

Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
  • (Buch) gerade am lesen:Jeff VanderMeer - Autorität
  • (Buch) als nächstes geplant:Jeff VanderMeer - Akzeptanz
  • • (Buch) Neuerwerbung: Ramez Naam - Crux, Joe R. Lansdale - Blutiges Echo
  • • (Film) gerade gesehen: Mission Impossible - Rogue Nation

#11 Gast_Ein Besucher_*

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Geschrieben 26 August 2005 - 11:50

Also ich habe das Buch von Andreas Eschenbach "Der letzte seiner Art" auch durchgelesen und war trotz der zu kurz gekommenen Action vollauf begeistert. Der Erzählstil ist grandios, wenn man berücksichtigt, dass die Hauptperson zwar das stärkste Wesen auf Erden ist, jedoch kaum noch als Mensch bezeichnet werden kann (auch nicht von sich selbst) und bei jedem Einsatz seiner Kräfte mit einem Versagen, wenn nicht sogar mit einer Zerstörung seiner Systeme rechnen muss. Die fehlenden Emotionen bezüglich seiner Familie sehe ich auch in dem Zusammenhang, dass die Hauptperson sich kaum noch als Mensch betrachtet.

Es war mein erster Eschenbach, aber wahrscheinlich nicht mein letzter.

PS:
Duane's Begeisterung für die Fernsehserie "Der 6-Millionen-Dollar-Mann" aus Kindertagen teile ich mit ihm. Ich habe als Kind diese Serie [I]verschlungen ;)

#12 Rusch

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Geschrieben 26 August 2005 - 13:00

Ich habe das Buch auch vor ein paar Wochen gelesen - als ich in Irland war. Schwerer Fehler, doch lest selbst:

Duane Fitzgerald erlebt einen furchtbaren Morgen. Während unsereins sich nur mit eingeschlafenen Armen oder schmerzenden Rücken herumschlagen darf, sind die Probleme von Duane wesentlich ernsthafter. Er ist halbseitig gelähmt und blind. Nur mühsam bekommt er seinen Körper wieder in Ordnung und während dieser Prozedur erfährt der Leser, dass er ein Cyborg ist, dessen künstliche Komponenten allmählich versagen. Als Teilnehmer am Projekt Steel Man sollte er zum Supersoldaten werden, doch zum Einsatz wurde er nie geschickt, denn sie wurden ausgemustert bevor es zum Ernstfall kam: Die Technik war zu teuer und zu störanfällig. Seit dem lebt Duane im Frühruhestand und ist nach Irland, dem Land seiner Vorfahren zurückgekehrt. Doch dann geschehen rätselhafte Morde und Duane muss um sein Leben bangen, gejagt von Leuten, die er weder kennt noch um deren Motivation er weiss. Der Einstieg in den Roman ist Andreas Eschbach wirklich hervorragend gelungen. Nahezu augenblicklich wird eine sehr dichte, düstere Atmosphäre erzeugt. Die Geschichte, die dann folgt, ist ein Thriller mit SF Elementen. Die Bedrohung für Duane Fitzgerald wächst, während seine Unwissenheit immer größer zu werden scheint. Dies ist ein gängiges Strickmuster für einen Thriller. Da ich selbst eher an den SF Elementen interessiert war und weniger einen Thriller lesen wollte, war ich am Ende ein wenig enttäuscht. Allerdings will ich nicht bestreiten, dass Andreas Eschbach einen wirklich gelungenen Thriller verfasst hatte, der Liebhabern dieses Genres durchaus gefallen dürfte. Der Titel des Romans, so gut er klingen mag, ist allerdings ein wenig unglücklich gewählt, denn er nimmt einen Teil der Handlung voraus. Letztendlich jedoch dürfte mein durchwachsener Eindruck dieses Romans von der Tatsache herrühren, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich den Roman las, gerade in Irland weilte und ich mich nicht so recht von den irischen Klischees, die in dem Roman verwendet wurden, mitreißen ließ. Besondern die kleinen Details, die falsch waren, ließen mich immer wieder während des Lesens stolpern. Doch ich will das in meine Wertung nicht einfließen lassen. Ich denke, wenn ich den Roman ein paar Monate später gelesen hätte, wäre ich wohl nicht über die Details gestolpert. Insgesamt hat Andreas Eschbach einen handwerklich guten und spannenden SF Thriller verfasst und wieder einmal seine Vielfältigkeit als Autor unter Beweis gestellt. 7 von 10 Punkten.



#13 Dave

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Geschrieben 26 August 2005 - 21:15

Hallo Rusch,wenn Du kleine Details erwähnst, die falsch sind, solltest Du auch ein Beispiel geben, finde ich.Ist eigentlich die Taschenbuch-Version schon raus?

#14 Gast_Guest_*

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Geschrieben 27 August 2005 - 03:45

Ja, ist es: http://www.amazon.de...8251817-5992840

#15 Rusch

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Geschrieben 27 August 2005 - 14:10

Hallo Rusch, wenn Du kleine Details erwähnst, die falsch sind, solltest Du auch ein Beispiel geben, finde ich. Ist eigentlich die Taschenbuch-Version schon raus?

Beispiele kann ich Dir geben: Vierblättrige Kleeblätter: Das hat nichts mit Glück zu tun. Die Kleeblätter sind Zeichen der Irischen Gläubigkeit. Die drei Blätter stehen für die Dreifaltigkeit Gottes. Oder Eschbach schreibt, dass Dolin 500 Pups hat. Ich glaube noch nicht einmal Dublin hat 500 Pubs. Außerdem wird Dolin als Touristenort beschrieben. Der Tourismus ist in Irland noch sehr unterentwickelt und in Dolin spielt er sich schon gar nicht ab. Die Stadt wird im Büch irgendwie abwechselnd als Touristenmetropole und als verschlafenes Nest beschrieben. Dann die Szene in der Duane zur Biblothekarin sagt, er müsse sich beeilen. Er habe einen Termin beim Arzt. Wenn Iren etwas nicht sind, dann eilig. Das Leben dort verläuft ungefähr halbsoschnell wie bei uns. Das nimmt man sofort wahr, wenn man in diesem Land ist. Hetze ist denen völlig fremd. Aber ich hatte ja geschrieben, dass ich nicht so sehr darauf herumreiten wollte, denn es ist nicht fair, wenn man den direkten Vergleich mit dem Land hat. Das kann man dem Autoren, wenn überhaupt, nur teilweise vorwerfen.

#16 Dave

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Geschrieben 27 August 2005 - 16:53

Danke, ich hätte die Beispiele mit rein genommen, es macht einen runderen Eindruck. Und wenn es an der Recherche ein wenig gehapert hat, dann ist das doch schon ein näher erwähnenswerter Punkt, finde ich.

Ja, ist es: http://www.amazon.de...8251817-5992840

Da werde ich demnächst dann doch noch einmal zuschlagen.

#17 Rusch

Rusch

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Geschrieben 27 August 2005 - 17:37

´Kleine Korrektur: Die Stadt heisst nicht Dolin sonder Dingel und liegt oberhalb von der Halbinsel Kerry. Das läuft wohl schon ein wenig Tourismus, aber nur in den Sommermonaten. Geschätzt würde ich sagen, Dingle hat 5000 Einwohner.

#18 Pirx

Pirx

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Geschrieben 28 August 2005 - 14:45

War Eschbach nicht in Irland? Ich meine hier im Forum gelesen zu haben, dass er seinen Urlaubaufenthalt in Irland verarbeitet hat. das bedeutet natürlich nicht, dass Eschbach (un)bewußt manches verändert oder überzogen dargestellt hat.Ferner möchte ich zu bedenken geben, dass jeder einen Urlaubsort (-land) anders wahrnimmt und beschreibt (das nennt man, glaube ich, "subjektive Wahrnehmung" - übrigens ein großes Problem für Historiker, welche sich mit alten Reisebeschreibungen auseinandersetzen. Ein Kollege von mir, der gerade seine Diss über einen Chinareisenden beendet, kann davon ein Lied singen :) ). Gleiches gilt natürlich auch für Schriftsteller, also Herrn Eschbach. Ich vermute auch die Iren werden nicht alle Deiner Eischätzungen teilen, Rush.Aber es stimmt schon, dass einem die "Freiheiten" eines Schriftstellers, der Irland beschreibt, besonders stark auffallen, wenn man sich dort aufhält.Vielleicht sollte ich das Buch vor einem Irland-Urlaub noch einmal lesen!
Gruß

Pirx
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#19 Lomax

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Geschrieben 28 August 2005 - 16:35

das nennt man, glaube ich, "subjektive Wahrnehmung"

Nun, ich hatte bei Ruschs Beispielen auch eher das Gefühl, dass es sich weniger um Fehler handelt als eher um Fragen der Interpretation. Zumal man ja auch vorsichtig sein muss: Ein Roman ist kein wissenschaftliches Sachbuch. Vor allem Aussagen von Figuren dürfen Fehler enthalten und sollten es sogar - es wäre schon recht unglaubwürdig, wenn jeder Protagonist immer zitatreifes Lexikonwissen anbringt. Typischer Mangel von "Trivialliteratur", übrigens. Und "Der Letzte seiner Art" hat sogar eine sehr ausgeprägte Erzählerstimme. Da muss man natürlich voraussetzen, dass die im Buch getätigten Aussehen durchgehend von der Interpretation und der Stimmung des Protagonisten gefärbt sind, und dass viele scheinbare Sachaussagen in Wahrheit sogar Wertungen sein können.
"Modern Economics differs mainly from old Political Economy in having produced no Adam Smith. The old 'Political Economy' made certain generalisations, and they were mostly wrong; new Economics evades generalisations, and seems to lack the intellectual power to make them." (H.G. Wells: Modern Utopia)

#20 Rusch

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Geschrieben 28 August 2005 - 20:56

Ich weiss nicht, ob Andreas in Irland war. Kann sein, kann auch nicht sein. Sicher ist, dass jeder ein fremdes Land auf seine eigene Weiße beurteilt und das muss sich auch nicht damit decken, wie sich die Einwohner selbst beurteilen. So gesehen ist es eine Schnappsidee, ein Buch über ein fremdes Land geschrieben in diesem Land von einem Autor zu lesen, der nicht aus diesem Land stammt. Äh, habt ihr das jetzt verstanden? :) Ich hatte das auch nicht so geplant und ich habe auch geschrieben, dass ist das nicht in meine Wertung einfließen ließ.

#21 Joe Chip

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Geschrieben 28 August 2005 - 22:11

So gesehen ist es eine Schnappsidee, ein Buch über ein fremdes Land geschrieben in diesem Land von einem Autor zu lesen, der nicht aus diesem Land stammt. Äh, habt ihr das jetzt verstanden?

verstanden schon - nur ist es stumpfsinnig ;)

Ich weiss nicht, ob Andreas in Irland war.


ich will das buch auch nicht überbwerten, doch...
...eschbach war in irland und legte die handlung aus diesem grund dort an

zitat von andreas eschbach hier im lesezirkel :Und bei einem Familienurlaub 1998 in Irland tauchte ausgerechnet diese Idee - plopp! - wieder auf zusammen mit der Frage, ob die Geschichte denn nicht hier spielen könnte, in Irland, in genau diesem Fischerstädtchen Dingle?

joe :)
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#22 Rusch

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Geschrieben 29 August 2005 - 07:46

So gesehen ist es eine Schnappsidee, ein Buch über ein fremdes Land geschrieben in diesem Land von einem Autor zu lesen, der nicht aus diesem Land stammt. Äh, habt ihr das jetzt verstanden?

verstanden schon - nur ist es stumpfsinnig ;)

Ich weiss nicht, ob Andreas in Irland war.


ich will das buch auch nicht überbwerten, doch...
...eschbach war in irland und legte die handlung aus diesem grund dort an

zitat von andreas eschbach hier im lesezirkel :Und bei einem Familienurlaub 1998 in Irland tauchte ausgerechnet diese Idee - plopp! - wieder auf zusammen mit der Frage, ob die Geschichte denn nicht hier spielen könnte, in Irland, in genau diesem Fischerstädtchen Dingle?

joe :)

Danke Joe, ich hielt es für durchaus möglich, dass Andreas in Irland war, aber sicher war ich mir nicht. Es ist wohl tatsächlich so, dass man ein Land unterschiedlich wahrnimmt und das hängt auch mit den Urlaubsereignissen zusammen.

Und ich sehe es wie Lomax: Ein Roman ist kein Sachbuch. Ich will keinen Autor dazu verdammen authentisch zu schreiben. Wie gesagt: In meiner Rezis habe ich dies nur erwähnt. Auf meine Bewertung letztendlich hatte dies keine Auswirkung. Dass das Buch nur 7 Punkte bekam lag an der Supersoldier Geschichte, die nicht ganz mein Fall war. Aber die Schreibweise war super.

#23 Lomax

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Geschrieben 29 August 2005 - 10:52

So gesehen ist es eine Schnappsidee, ein Buch über ein fremdes Land geschrieben in diesem Land von einem Autor zu lesen, der nicht aus diesem Land stammt.

Hier ist es sogar noch komplizierter, weil der Erzähler ja Amerikaner ist. Im Prinzip müsste in dem Buch also eine amerikanische Perspektive über Irland zum Ausdruck kommen (wenn es so was überhaupt gibt :)); genau genommen sogar die Perspektive eines Amerikaners irischer Abstammung, der lange Zeit, aber letztlich doch als fremder Zuwanderer, dann doch wieder in Irland gelebt hat. Man könnte sagen, dass ein Ire das genauso wenig (oder genauso gut) authentisch wiedergeben könnte wie ein deutscher Autor. Ein deutscher Autor, der in Frankreich lebt, vielleicht sogar besser als ein Ire, der seine Heimat nie verlassen hat ... ;) Aber du siehst, Rusch, wo das Problem bei deiner oben genannten Einschätzung liegt? Es ist eben kein Roman über Irland, der von Iren erzählt. Sondern es ist ein Roman über einen Fremden in Irland, der Irland dementsprechend wahrnimmt. Ich wüsste nicht, welche Eigenschaften ein Autor haben müsste, um das jetzt "glaubwürdig" rüberzubringen - denn so gesehen dürfte jeder Autor nur noch autobiografisch schreiben. Wer könnte beispielsweise einen glaubwürdigen Roman über einen Amerikaner in Deutschland schreiben? Ein Deutscher, der dann seine Vorurteile über Amerikaner reproduziert? Ein Amerikaner, der sich einiges über Deutschland angelesen hat? Ein Autor ganz anderer Nationalität, der die Besonderheiten beider beschriebener Kulturen aus nüchterner Außensicht aufs Korn nehmen kann?
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#24 Rusch

Rusch

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Geschrieben 29 August 2005 - 11:40

Nun, ich lese gerne Zeilen von Ausländern über Deutsch, weil man dann gut über die Klischees (wenn sie nun welche sind und keine Schwächen, die einem sonst nie auffallen) reflektieren kann. Manchmal ist es aber auch Bockmist, was geschrieben wird. Das mit der amerikanischen Sichtweise ist korrekt. Das ganze wird erzählt aus Sicht eines Amerikaners und der kann das sehr wohl verzerrt sehen. So gesehen hätte Andreas alles schreiben dürfen. Interessant, von der Warte aus hatte ich das nicht betrachtet. Auf jeden Fall Dank Euch allen für die Kommentare. Zum einen zeigt dies mir, das meine Rezis gelesen werden (und das motiviert natürlich). Zum anderen lernt man ja daraus. Ich gebe mir in letzter Zeit größte Mühe, die konstruktive Ebene nicht zu verlassen. Man ist zu schnell versucht, etwas über einen Kamm zu scheren oder zu sehr auf seiner subjektiven Meinung zu bestehen. Will man aber eine gute, informative Rezi schreiben, muss man manchmal über seinen Schatten springen. Ich denke, die Zeilen über den irischen Bezug waren zu subjektiv. Ich habe den dritten Abschnitt überarbeitet:

Völlig unvorhergesehene Probleme bereitete mir die Tatsache, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich den Roman las, gerade in Irland weilte und ich mich nicht so recht von den irischen Klischees, die in dem Roman verwendet wurden, mitreißen ließ. Besondern die kleinen Details, die falsch waren, ließen mich immer wieder während des Lesens stolpern. Doch ich will das in meine Wertung nicht einfließen lassen, denn das Ganze wurde aus der Sicht eines Amerikaners geschrieben, der nach Irland gezogen ist. Und noch eines muss man bedenken: Andreas Eschbach nahm seinen Irland Aufenthalt sicherlich anders wahr als ich. Seine Wiedergabe der Eindrücke ist anders als meine eigene. Wie auch immer: Das Probleme wäre sicherlich nicht entstanden, wenn ich diesen Roman nicht in Irland gelesen hätte.

Jetzt ist es eher eine interessante Randnotiz als Kritik.

Bearbeitet von Rusch, 29 August 2005 - 11:52.


#25 Beverly

Beverly

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Geschrieben 17 September 2005 - 14:23

Ich bin im letzten Drittel von DER LETZTE SEINER ART und das Buch gehört zweifellos zu dem Besten, was es in der SF gibt. Der Anfang sorgt dafür, dass man weiterliest und die Verknüpfung von Ideen, Handlung, Charakteren und dem Ambiente ist trotz einiger Längen sehr gelungen. Der Einbau des Cyborg-Programmes in die Zeitgeschichte der 1980er und 1990er Jahre ist genial. Die Art, wie bürokratische Apparate ein Projekt starten und es in einer Art "führen", bei der das Desaster unausweichlich ist, erinnert mich an Wolfgang Jeschkes DER LETZTE TAG DER SCHÖPFUNG.Das Problem liegt für mich nicht so sehr in immer mehr Dingen, die technisch machbar sind, sondern eher in kaum noch nachvollziehbaren mentalen Zuständen auf der Entscheidungsebene und in der Manipulierbarkeit derjenigen, über die entschieden wird. So wäre ein klar denkender Mensch weder auf die Idee gekommen, Menschen mit GESUNDEN Augen ein extrem teures Kunstauge einzupflanzen noch hätte er ihren Verdauungstrakt entfernt, um da Geräte einzubauen. Der gesunde Menschenverstand hätte die Kunstaugen Blinden gegeben, die Super-Sehhilfe dem Elitesoldaten als Brille auf die Nase gesetzt und ihm die Geräte im Rucksack auf den Rücken geschnallt Diese Einwände tun dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, da DER LETZTE SEINER ART den Irrsinn im Projekt Steel Man sehr nüchtern und plausibel darstellt.

Bearbeitet von Beverly, 17 September 2005 - 14:25.


#26 TelmaVahey

TelmaVahey

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Geschrieben 17 September 2005 - 21:55

So wäre ein klar denkender Mensch weder auf die Idee gekommen, Menschen mit GESUNDEN Augen ein extrem teures Kunstauge einzupflanzen noch hätte er ihren Verdauungstrakt entfernt, um da Geräte einzubauen. Der gesunde Menschenverstand hätte die Kunstaugen Blinden gegeben, die Super-Sehhilfe dem Elitesoldaten als Brille auf die Nase gesetzt und ihm die Geräte im Rucksack auf den Rücken geschnallt

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Hi Beverly, Hi Ihr andern alle,

ich sehe das ähnlich - ich habe das Buch erst vor kurzem gelesen und vom Anfang bis zum Ende nicht wirklich verstehen können, weshalb es denn hätte sein müssen, diese ganzen Teile _einzubauen_ - man hätte sie, zumindest Sichtverstärker und eventuelle Kampf'elemente', auch 'anbauen', also entfernbar (und damit insgesamt unauffälliger oder so...) gestalten können.

Und ich fand einige überaus eklige Szenen. :( Wie seht Ihr das? Ich habs wirklich nicht so gern, wenn mir beim Lesen schlecht wird... könnte dem Buch schaden...

Ich war zwar auch schon mal in Irland, aber in Cork City, ganz 'unten'. Das ist zwar schon eine richtig große Stadt, in der mir sogar andere Deutsche begegnet sind, sprich: Es gibt da Touristen :angry: - aber trotzdem gilt auch da eher dieses "Komm ich heut nicht, komm ich halt morgen - vielleicht jedenfalls..." :huh: Von Hektik keine Spur.

Aber davon abgesehen, ist es ein wirklich fesselnder Roman, der Spaß gemacht hat.

Bis bisweilen dann mal!

Ciao,

Telma
"Wen bedauern Sie? Die Daltons oder die Apachen?"
(aus 'Lucky Luke')
  • (Buch) gerade am lesen:Zum Lesen habe ich zur Zeit leider keine Zeit.

#27 Aelita

Aelita

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Geschrieben 19 Juli 2006 - 12:27

Die Meinungen zu diesem Buch scheinen ja ziemlich auseinander zu gehen, wie ich das beim obeflächlichen Lesen des Threads festegestellt habe.Mir persönlich hat der Roman sehr gut gefallen und daran, ob es nun ein SF-Thriller ist oder nicht, würde ich mich nicht so hochziehen. Ist ja nicht so wichtig.Der Held Duane kommt im Buch sehr sympathisch und menschlich rüber, dem Autor ging es, mMn in erster Linie darum und nicht um die Action (von der ich nicht behaupten würde, sie käme zu kurz).Der Schluß ist so was von traurig :( . Ich habe die ganz leise Hoffnung auf eine Fortsetzung. Stehe ich damit alleine da?***Aelita

#28 rockmysoul67

rockmysoul67

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Geschrieben 19 Juli 2006 - 16:28

Nur so zur Info: Der Roman wurde auch im Lesezirkel besprochen. Kapitel 1-10 Kapitel 11-22

#29 Mammut

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Geschrieben 30 November 2023 - 10:47

Der Roman gewann übrigens den

 

Deutschen Phantastik Preis 2004: 

https://de.wikipedia...eis#Preisträger

 

Deutscher Science Fiction Preis 2004:

https://www.dsfp.de/...straeger/2004-2

 

Kurd Laßwitz Preis 2004:

http://www.kurd-lass..._2004_Roman.htm

 

Und hat sogar eine eigene Wikipediaseite:

https://de.wikipedia...tzte_seiner_Art

 

Ich fand den Roman damals auch großartig.

Interessanterweise ist die günstigste Variante auf Amazon das Hardcover :bighlaugh: :

https://amzn.to/49T6A3H


Bearbeitet von Mammut, 30 November 2023 - 10:48.



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