SKALPELL [lateinisch]: das, ein chirurgisches Messer mit feststehender, zweckmäßig gebogener Klinge (ein oder beidseitig schneidend, gebogen,spitz oder gekröpft, lanzett- oder sichelförmig)Eigentlich habe ich mich erst richtig für den Film zu interessieren begonnen, als ich las, wie sich Clive Barker in einem Interview lobend äußerte, immerhin selbst als pingeliger Filmemacher bekannt.“†¦There's a German movie called "Anatomy," which is on DVD, which is very cool and scary as hell. Especially the first ten minutes. The first ten minutes are probably some of the scariest shit I ever saw in a movie--just really unsettling†¦†Also die Vorurteile bezüglich einer deutschen Produktion einmal beiseite schieben und sich eine Meinung bilden.Als die Medizinstudentin Paula zu einem Anatomieseminar in Heidelberg erscheint, darf sie sogleich den Körper eines jungen Mannes sezieren. Zu ihrem Entsetzen ist es justamente die Person, die sie auf ihrer Hinreise reanimiert hat. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen, und wer allzu neugierig ist, gerät nicht selten in Schwierigkeiten. Sie kommt einem Geheimbund auf die Schliche.Ich denke, wenn man als Student auf Tuchfühlung mit dem Tod geht, dann ist Humor und eine gut dosierte Lässigkeit ein probates Mittel, um nicht aus dem seelischen Gleichgewicht zu geraten. So auch hier, subtiler Humor ist ein entscheidendes Stilmittel in dem Film. Der Streifen hat nichts gemein mit dem üblichen Horror-Thriller-Movie, der einen meist mehr zum Gähnen animiert. So manch ein Dialog weiß zu faszinieren, sodass man eigentlich die Pausetaste drücken müsste, um ein wenig zu sinnieren. Da wäre zum Beispiel der Rat der Antihippokraten, die forschen anstelle von heilen propagieren, denn geheilt will ein jeder werden, aber den Preis zahlen, der dafür nötig ist, das will niemand.Das größte Faszinosum des Films ist eine Substanz, die ins Blut injiziert zu jeder Zelle geschwemmt wird, um sie zu versiegeln. Zusehens wird der betroffene Körper gelähmt und ist bereit für die Präparation.Ich frage mich, wie oft der Plastinator Prof. Gunter von Hagens (Körperwelten) nach Erscheinen des Films schon gefragt wurde, ob er mit seinen Körpern ebenso verfahren ist...Außergewöhnlich die Musik, von naiv und deplaziert wirkendem Geplänkel bis hin zum melodramatischen Orchesterschlag, raffiniert.Wer übrigens bei dem Monolog des psychopathischen Hein über die Schönheit der menschlichen Anatomie eine Gänsehaut bekommen hat, der könnte sich eventuell bei dem Barockkomponisten Tomaso Albinoni (1671 -1751) und seinem wunderschönen †šAdagio†™ bedanken.Der Showdown des Films begibt sich allerdings auf ausgetretene Pfade, auch bleiben Frage offen. Aber nach kurzem Nachdenken geht einem auf: Wie könnte es anders sein?Es gibt eine Sonderausgabe im Schuber, welche mit 33€ zubuche schlägt, aber keine Panik, auch für 9.90€ ist sie in anderer Aufmachung zu haben, sogar mit diversem Bonusmaterial:Musikvideo von Anna Loos (My Truth)TrailerMaking ofRegiekommentarProfile, Interviewssowie einiges, was zwar vermerkt ist, ich aber nicht vorgefunden habe (?)
Bearbeitet von Dave, 04 Oktober 2003 - 19:38.