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Geistiges Eigentum


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6 Antworten in diesem Thema

#1 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 09 Oktober 2003 - 13:02

Auszug aus einer Danksagung von Jack McDevitt:Dank auch an Ben Bova für die Genehmigung, seine Version einer Mondbasis zu benutzen, deren Einzelheiten vor allem aus †šWelcome to Moonbase†™ stammen.So etwas liest man eigentlich eher selten. Kürzlich habe ich mich gefragt, ob die Wachowski†™s zumindest einen feuchten Händedruck für William Gibson übrig hatten, denn es ist fast schon dreist, wie tief sie für den Film MATRIX bei NEOROMANCER (huch, dieser Tippfehler ist so lustig, dass ich ihn stehen lasse) in die Ideenkiste gegriffen haben. Wobei Gibson natürlich auch wiederum nicht ohne Einfluss war.Ist dies alles eine Grauzone, und es gab ja sowieso schon alles bei Homer zu lesen?Einige Macher von großen TV-Serien und Kinoreihen schützen sich vor ungebetenen Manuskripten, um nicht später mit Klagen rechnen zu müssen (He Leute, das habt ihr von mir geklaut).Wie sieht es wirklich aus mit Klagen, ob so etwas unter Autoren vorkommt? Und kann es sein, dass Autoren gute (und ansonsten unveröffentlichte) Arbeiten nie ins Netz stellen würden, eben wegen des Copyrights?Könnte es passieren, dass ein bis dato unbekannter Heftromanautor plötzlich zu Ruhm und Ehre gelangt, weil sich herausstellt, das namhafte Autoren seit Jahren sein Gedankengut klauen?Ähnlich könnte es möglicherweise bei Philip K. Dick gewesen sein, obwohl ich annehme, dass man sich bei ihm erst bediente, als er als verkanntes Genie populär wurde. Oder war es doch umgekehrt? Würde ich ehrlichgesagt schöner finden.

Bearbeitet von Dave, 09 Oktober 2003 - 15:21.


#2 Ronni

Ronni

    Kürbisnaut

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Geschrieben 09 Oktober 2003 - 13:31

Grundlegend muß hier erst mal nach dem deutschen und dem amerikanischen Rechtssystem unterschieden werden. Das letzteres merkwürdige Blüten treibt wissen wir spätestens, seit der "Pudel in der Mikrowelle"-Geschichte (wobei diese evtl. auch nur ein Mem ist).Nach deutschem Recht sind Ideen erst mal nicht so einfach schützbar. Normalerweise bedient man sich Hilfskonstruktionen wie Patente, Geschmacksmuster oder Warenzeichen.Das amerikanische Rechtssystem, und hier vor allem das Zivilrecht, erlaubt eigentlich, jeden wegen allem zu verklagen. Dann kommt hinzu, daß die Anwälte Erfolgsabhängig bezahlt werden und die Schadensersatzsummen jedwedes Maß vermissen lassen. Die Prozesse sind sehr teuer, ziehen sich unter Umständen über Jahre hin und der Prozeßausgang ist nicht mal annähernd vorauszuahnen.Insofern kommt es in Amiland schon relativ häufig vor, daß ein erfolgloser Autor in Zusammenarbeit mit einem Karrieregeilen Anwalt jeden verklagt, der nicht schnell genug auf die Bäume kommt.
Die Schlauheit des Fuchses basiert zu 90% auf der Dummheit der Hühner.

epilog.de

#3 ghostwriter

ghostwriter

    Yoginaut

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Geschrieben 09 Oktober 2003 - 19:55

Heutzutage wird ja fast ständig geklaut - hier ein bißchen, da ein wenig. Aber eben meist nur so einzelne Elemente, die alleine für eine erfolgversprechende Klage wohl noch nicht ausreichen, was es im Endeffekt aber nicht besser macht. Kommt mir jedenfalls so vor.Die Ähnlichkeiten zwischen Matrix und Neuromancer sind mir jetzt bei der Lektüre im Lesezirkel auch deutlich ins Auge gestochen. Das ist genau so ein Beispiel. In Matrix steckt viel Gibson, auch viel Dick, aber - bis auf die Bezeichnung Matrix (die aber im Englischen ein ganz normales Wort darstellt) - nichts handfestes.Die Sache mit McDevitt/Bova gefällt mir dagegen. Ist ja auch keine Schande, wenn man so eine Idee für z.B. eine Mondbasis für so überzeugend hält, dass man sie selbst aufgreifen mächte - nur bitte mit entsprechendem Hinweis.Tilo

#4 Henrik Fisch

Henrik Fisch

    Soeinnaut

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Geschrieben 09 Oktober 2003 - 20:39

Ich sehe keine großen Gemeinsamkeiten zwischen den Film "Matrix" und dem Buch "Neuromancer" (fast auch vertippt; das ist ja wie ein Virus). Bis auf das gehirnmäßige Einloggen in eine virtuelle Welt und die recht brutal direkte und schnelle Vermittlung der Story haben die beiden eigentlich wenig miteinander zu tun. Matrix ist eine Story um die Manipulation der Realität auf Sinnesebene (zumindest der erste Teil). Hier wir die recht philosophische Frage "Wie real ist die Realität" aufgeriffen. "Neuromancer" ist dagegen am ehesten ein High-Tech-Thriller, der uns unter anderem eine mögliche gesellschaftliche Entwicklung der nahen Zukunft vorführt.

Wenn ich "Matrix" dann mal vergleichen darf, dann vor allem mit Rainer Werner Faßbinders uralt Fernseh-Zweiteiler "Welt am Draht". Da kommen direkt folgende wohlbekannte Elemente vor:

    [*] die Personen der Scheinwelt wissen nichts von der Scheinwelt
    [*] die realen Personen loggen sich per Telefon in die Scheinwelt ein (das fand ich am verdächtigsten)
    [*] merkwürdige Geschehnisse und Fehler bringen die Scheinweltler Verdacht schöpfen
    [*] Wenn wir dann im dritten Teil von Matrix erfahren, dass "Zion" auch in einer Art Matrix existiert, dann ist der Vergleich komplett
    [/list]Der Streifen wurde übrigens von den Amis neu verfilmt, und zwar unter dem Titel "The 13th Floor".

    Bis dennen,
    Henrik Fisch
Gerade fertig gelesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Himmelsjäger"
Gerade am Lesen
Gregory Benford, Larry Niven, "Sternenflüge"
Gerade gesehen
Serie "Mad Men"

#5 Dave

Dave

    Hamannaut

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Geschrieben 09 Oktober 2003 - 20:47

Ich glaube, Du bist doch ein Faßbinder-Fan, Henrik, musst Du mich den schon wieder an diesen entsetzlichen Filmemacher erinnern? ;) Manche Autoren bedienen sich wohl wirklich üppig, und kaum einer bemerkt es, andere werden für kleinere Floskeln gleich schief angesehen.Bislang stutzte ich bei drei Begriffen aus †šNeuromancer†™ bezüglich des Films †šMatrix†™, zum einen natürlich Matrix selbst, dann die EMPs, vor allem aber Zion, das sich dort allerdings nicht im Erdinnern befindet sondern in der Erdumlaufbahn. Ansonsten natürlich Szenarien, die eindeutig sind.Gerade muss ich an einen Film denken, der bei mir für Gänsehaut sorgte, dessen Titel ich aber leider vergessen habe.Also, ein Literaturprofessor erlebt die täglichen Mühen und Qualen mit seinen Studenten, als ihm eines Tages ein schlaksiger, unscheinbarer junger Mann ein Stoss Papier vor die Nase hält. Dem Prof stockt der Atem, lässt sich aber nichts anmerken, in der festen Überzeugung, ein Meisterwerk in den Händen zu halten. Es kommt sogar zu einem Mord. Ein Buch wird mit großem Erfolg veröffentlicht, und die Begeisterung hält an, bis ein Nachfolgeband erscheinen muss. Wirr, dem Wahnsinn nahe, versucht der Professor an das Material zu kommen, das der Student noch verfasst hatte. Das mit den überbegabten Studenten kommt ja schon mal vor, ich entsinne mich da an ein schönes Vorwort zu dem Kurzgeschichtenband STYX, in dem Harlan Ellison Verblüffendes zu erzählen weiß (allerdings ohne Mord und Diebstahl).Der schlaksige junge Mann hieß dort übrigens Dan Simmons.

#6 MartinHoyer

MartinHoyer

    Temponaut

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Geschrieben 10 Oktober 2003 - 09:16

Nun ja, Deine drei Hauptüberschneidungen sind als Argument ein wenig dünn, wenn Du mich fragst, Dave.

Die Tendenz (nicht nur, aber insbesondere) der Amis, alttestamentarische Motive zu verwursten, führt in zig Romanen und Filmen zu irgend einem Ressort, das "Zion" heißt.

EMP taucht in der SF schon lange vor Gibson auf, zumal man bereits seit dem ersten Atombombentests weiß, daß ein elektromagnetischer Impuls Elektronik lahmlegt.

Was "Matrix" als immer wieder zweckentfremdeten, mathematischer Begriff angeht, unterstelle ich einfach mal, daß schon Gibson keine richtige Ahnung hatte, wie der in seinen Plot paßt. Es hört sich halt prima an, so mit zwei klingenden Vokalen und dem coolen "x" am Ende, und irgendwo hat es ja doch mit IT zu tun. Aber davon hatte Gibson bekanntlich gar keine Ahnung, und die Wachowskis vermutlich auch nicht mehr als der durchschnittliche Anwender.

Erhöhen wir den Unterhaltungseffekt dadurch, daß wir nach Matritzen in Filmen suchen, die vor "The Matrix" (1999) entstanden. IMDB spuckt dazu aus:

Armitage III: Poly Matrix (1997)
Menno's Mind (1996)
Darkdrive - Verschollen in der Matrix (1996)
Virtual Matrix - Die tödliche Illusion (1995)
"Matrix" (1993), TV-Serie
M.A.N.: Matrix Adjusted Normal (1992)
Transformers: The Movie (1986)

Einige der Filme kenne ich, und die haben mit Neo..., arghhh, Neuromancer definitiv nichts zu tun. Aber manche weisen durchaus Parallelen zu "The Matrix" auf. :D

Es ist schon ein hartes Brot ...
Though my soul may set in darkness, it will rise in perfect light;
I have loved the stars too fondly to be fearful of the night.
(Sarah Williams: The Old Astronomer To His Pupil)

#7 Henrik Fisch

Henrik Fisch

    Soeinnaut

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Geschrieben 10 Oktober 2003 - 12:15

@Dave:

Ich glaube, Du bist doch ein Faßbinder-Fan, Henrik, musst Du mich den schon wieder an diesen entsetzlichen Filmemacher erinnern?

Ich bitte doch diese ungeheuerliche rufmordende Unterstellung nicht in einem öffentlichen Forum zu posten. :D

Im Ernst: Ich finde Fassbinder auch schrecklich. „Welt am Draht“ ist der einzige (!) Film, den ich von ihm mag. Aber das Buch war ja auch nicht von ihm. Hier übrigens noch eine etwas ausführlichere Kritik dazu:

filmkritik.org: Kritik - Welt am Draht

Die DVD würde ich mir übrigens sofort kaufen. Bezeichnenderweise ist von Fassbinders Werk eine ganze DVD-Sammlung erschienen. Dreimal darfst Du raten, welcher Film nicht dabei war.

Bis dennen,
Henrik Fisch
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