Nina schrieb am 03 März 2012 - 15:18:
Dass es jemand weiß, aber mit so einer Beziehung dennoch zufrieden ist, ist aber für mich durchaus denkbar.
Vor allem, da es bei Menschen durchaus vorkommt, dass Beziehungen nur und ausschließlich auf Sex basieren und sonst überhaupt keine Gefühle involviert sind. Es gibt also bereits genügend Menschen, die nichts anderes wollen.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
Das mit der Tierliebe ist natürlich eine extreme Variante fehlgeleiteter Liebe.
Womit du recht hättest, wenn es so etwas wie fehlgeleitete Liebe überhaupt geben würde. Tatsächlich existiert jedoch nur die Liebe, bekanntlich die stärkste Form der Zuneigung, die ein Mensch zu empfinden in der Lage ist. Die
Art des Liebesobjekts ist dagegen so vielfältig, wie es Menschen auf diesen Planeten gibt. Allein die Wikipedia listet 7 verschiedene Formen auf: Selbstliebe, Partnerliebe, Familiäre Liebe, Nächstenliebe, Objekt- und Ideenliebe, Gottesliebe und zuletzt die Objektlose Liebe. Welche diese Formen ist deiner Meinung nach fehlgeleitet? Und kann deine persönliche Präferenz überhaupt sich zur Grundlage eines kategorischen Imperativs aufschwingen?
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
Ich will es jetzt nicht rundweg verurteilen, aber verstehen kann ich es beim besten Willen nicht.
Niemand muss alles verstehen können, es genügt vollkommen, wenn man respektiert, dass andere es vollkommen anders sehen können.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
Allerdings ist es tatsächlich ein Indiz dafür, dass sich Menschen bereits mit reduzierten Ansprüchen an emotionaler Zuwendung zufrieden geben
Ja, so etwas soll es tatsächlich geben. Es gibt z.B. Menschen die Fernbeziehungen führen, was für mich überhaupt nicht in Frage käme, aber jeder soll nach seiner Façon selig werden. Es steht mir nicht zu, mir darüber ein Werturteil zu erlauben. Oder wie Theodor Geiger in
Ideologie und Wahrheit – Eine soziologische Kritik des Denkens aus dem Jahr 1968 sehr treffen hierzu feststellte: „Das Werturteil also objektiviert ein subjektives Verhältnis des Sprechenden zu einem Gegenstand und macht dieses Pseudo-Objektive zum Aussagebestandteil eines Satzes von der Form theoretischer Sachaussagen. Dies ist illegitim.“
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
und sich auch mit der Pseudoemotionalität einer menschenähnlichen Maschine abgeben werden.
Und wieder propagierst du etwas, was überhaupt nicht existiert. Es gibt nämlich überhaupt keine sogenannte Pseudoemotionalität, es gibt nur die menschliche Emotionalität und sonst gar nichts.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
Dass es Perversionen gibt und Menschen sich allerlei absonderlichen Leidenschaften hingeben, steht ja ausser Frage.
Was implizit unterstellt, dass eine romantische Mensch-Maschine-Liebe zwangsläufig eine Form der Perversion ist, was erst noch bewiesen werden müsste. Eine Perversion ist nämlich primär immer ein Ausdruck der vorherrschenden Moralvorstellungen und diese sind bekanntlich nicht aus Stein gemeißelt, sondern schlicht über Basis und Überbau rückkoppelnd wechselwirkend.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
Ich meine nur, dass solche Verhaltensweisen nicht die Norm sind
Und wer bestimmt was die Norm ist? Richtig, das sind wir alle. Die Norm ist nichts weiter als eine weitere gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit, wie z.B. die Mode.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
geht es nicht allein um die Befriedigung gymnastischer Bedürfnisse oder des Kuscheltierfaktors (was ich ebenfalls schon extrem finde)
Darf ich dich dabei an die behavioristischen Versuche mit jungen Affen erinnern, die vor der Wahl gestellt wurden, sich für eine Drahtgittermutter, die auch Nahrung gab und ein stoffbespannter Mutterersatz, dass außer einem Kuscheltierfaktor nichts anzubieten hatte? Rate mal, wofür sich alle Jungaffen entschieden haben: exakt, für den Kuscheltierfaktor.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 16:29:
sondern darum, dass ein robotischer Partner einem realen Menschen tatsächlich wie ein echter menschlicher Liebespartner erscheint, genauso wie im richtigen Leben. Und dass das funktioniert, halte ich aus meiner subjektiv menschlichen Perspektive für extrem unwahrscheinlich, egal wie perfekt der Roboter auch sein mag.
Warum nicht? Es funktioniert doch bereits bei Prostituierten, warum sollte es nicht bei einer Maschine funktionieren? Oder glaubst du etwa, dass eine Prostituierte tatsächlich Gefühle für ihre Freier empfindet? Nein, sie spielt es nur vor. Sie simuliert und eine Maschine sollte dazu auch in der Lage sein.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 17:09:
Bei romantischen Beziehungen bin ich mir nicht so sicher, jedenfalls würde mir fehlende Intelligenz bei einer Partnerin nicht ausreichen.
Für Romantik ist sogar überhaupt keine Intelligenz notwendig, dafür braucht man nämlich im Zweifelsfall nur die Fähigkeit zur Emotion. Emotionen haben nichts mit dem Intellekt am Hut.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 17:09:
die Entstehung der Illusion des Menschlichen. Wie wird etwas von dem ich weiß, dass es kein Mensch ist, zu der Vorstellung (die ja nur eine Illusion ist), es könne doch ein Mensch sein. Ich hoffe du verstehst was ich meine.
Ja, ich verstehe es durchaus und kann dir darauf sogar eine Antwort darauf geben: in dir selbst und ganz von selbst. Ein jeder von uns erzeugt beständig exakt die Illusionen, die er haben will.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 17:09:
Ich wollte das auch nicht als absolut geltende Aussage verstehen, aber ich mache zwischen einer Freundschaft und einer Liebesbeziehung doch noch einen kleinen Unterschied. Auch wenn dieser Unterschied möglicherweise kleiner als mir lieb ist.
Ich nicht. Eine Beziehung ist eine Beziehung, ob ich mit jemand befreundet bin oder besagte Person auch Liebe sind nur Abstufungen ein und derselben Emotion.
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 19:18:
Sobald ein Geschöpf, und sei es eine Maschine, einen eigenen Willen entwickelt, eventuell Personalität und man kann ja nicht grundsätzlich ausschließen, dass solche Maschinen diese Eigenschaften irgendwann besitzen werden, hört der Spaß auf und es wäre moralisch unverantwortlich sie beispielsweise für unsere emotionalen Defizite zu mißbrauchen.
Maschinen sind keine Lebewesen. Wenn eine Maschine nicht so funktioniert, wie ich es wünsche, dann wird sie einfach entsprechend gepatcht. Selbst ein noch so hochentwickelter Android hat keine größere Rechte als ein Toaster. Ansonsten möchte ich hier an Stanislaw Lem erinnern, der sagte: „Bevor wir instande sein werden, künstliche Intelligenz zu konstruieren, gelingt es uns nach großen Anstrengungen, ein System zu bauen, das mit beträchtlicher Dummheit versehen ist.“
Trurl schrieb am 03 März 2012 - 19:44:
Ich will nicht definieren was Liebe ist, oder Leuten vorschreiben wen oder was sie lieben sollen oder dürfen. Mir geht es auch nicht um richtige oder falsche Liebe (vielleicht ein ganz ganz kleines bischen), sondern ich habe in der Frage Liebe zwischen Mensch und Maschine nur mein Unbehagen ausdrücken wollen, inwieweit ausgerechnet diese Form der Liebe, die falls es sie geben sollte, wohl einmalig in der Geschichte der Menschheit sein dürfte, irgendeine rationale Basis hat.
Da Emotionen grundsätzlich keine rationale Basis haben, ist die Frage darauf nun wirklich trivial: überhaupt keine. Sie sind, wie alle psychophysiologische Prozesse, bestenfalls im Nachhinein interpretierbar.
Bearbeitet von Ming der Grausame, 03 M�rz 2012 - 22:05.